Harlem Shuffle

Buch von Colson Whitehead, Nikolaus Stingl

  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Lesenswerter Milieu-Roman mit nüchternem Crime-Setting; kommt ohne viel Dramatik daher.
  • Kurzmeinung

    Marie
    Im Vergleich zu seinen anderen Büchern spannungsarm, wenig Engagement. Figuren mit geringer Identifikationsfläche

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Harlem Shuffle

Harlem, 60er Jahre: die Geschichte eines einfachen Mannes, der so ehrlich wie möglich versucht aufzusteigen. Der neue Roman des zweifachen Pulitzerpreisträgers und Bestsellerautors Colson Whitehead Eigentlich würde Ray Carney am liebsten ohne Betrügereien auskommen, doch die Einkünfte aus seinem Laden reichen nicht aus für den Standard, den die Schwiegereltern erwarten. Cousin Freddy bringt gelegentlich eine Goldkette vorbei, die Ray bei einem Juwelier versetzt. Doch was tun mit dem Raubgut aus dem Coup im legendären 'Hotel Theresa' im Herzen Harlems, nachdem Freddy sich verdünnisiert hat? Als Polizei und Gangster Ray in seinem Laden aufsuchen, steht sein waghalsiges Doppelleben auf der Kippe. Der mitreißende Roman des zweifachen Pulitzer-Preisträgers Colson Whitehead ist Familiensaga, Soziographie und Ganovenstück, vor allem aber eine Liebeserklärung an New Yorks berühmtestes Viertel.
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Serieninfos zu Harlem Shuffle

Harlem Shuffle ist der 1. Band der Ray Carney Reihe. Diese umfasst 2 Teile und startete im Jahr 2021. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2023.

Bewertungen

Harlem Shuffle wurde insgesamt 15 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Meinungen

  • Lesenswerter Milieu-Roman mit nüchternem Crime-Setting; kommt ohne viel Dramatik daher.

    Abroxas

  • Im Vergleich zu seinen anderen Büchern spannungsarm, wenig Engagement. Figuren mit geringer Identifikationsfläche

    Marie

  • absolut gelungen, aber viele Protagonisten und Möbelbeschreibungen

    Gaymax

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Harlem Shuffle

    Colson Whiteheads neuer Roman “Harlem Shuffle” ist ein Ganovenstück aus dem New York der 60er Jahre, das ganz Vieles ist: fragwürdige Aufsteigergeschichte, eine Liebeserklärung an Harlem und ein Eintauchen in die (klein)kriminellen Strukturen einer amerikanischen Großstadt. Der Leser lernt Raymond Carver kennen, einen Geschäftsinhaber, der sich vom Verkauf von Radios fragwürdigen Ursprungs zu luxuriösen Sitzgruppen hochgearbeitet hat. Trotzdem ist das Geld anfangs immer knapp - seine Wohnung jedoch schäbig und seine Frau mit dem zweiten Kind schwanger. Was also tun?
    Carver, der es eigentlich als ehrliche Haut schaffen will, hat trotzdem immer einen Fuß in der Tür zur New Yorker Unterwelt. Ob er als Zwischenhändler für gestohlene Diamanten agiert oder Ganoven sein Geschäft als Informationszentrum und zur Weitergabe von Nachrichten zur Verfügung stellt. Einerlei. Carver ist immer gleichzeitig legale Fassade und illegaler Nutznießer. Oft droht dieser Balanceakt, schiefzugehen. Doch Ray ist gewitzt und das Glück ist ihm hold.
    “Harlem Shuffle” ist ein nahezu perfekter Roman. Whitehead kennt sein Sujet (man erfährt mehr über amerikanische Möbel als man je wissen wollte), hat das Harlem der 60er bis in den letzten Straßenzug recherchiert und schildert sein Personal so lebensecht und schillernd, dass man sich mittendrin wähnt in all diesen fehlgeleiteten Coups und Jobs.
    Whitehead wäre nicht Whitehead, wenn “Harlem Shuffle” nicht auch ein Roman über (amerikanischen) Rassismus wäre. Schmiergelder wandern hin und her, Bürgerrechtsgruppen bilden sich, ein schwarzer Schüler wird von einem weißen Cop erschossen - und als Leser muss man leider konstatieren: Seit den 60er Jahren scheint sich in den USA nicht viel verändert zu haben. Und doch wirkt Whitehead nie pädagogisch oder belehrend. Ja, seine Geschichte transportiert auch eine Botschaft. Aber sie ist trotzdem in erster Linie das: eine gute Geschichte.
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  • Rezension zu Harlem Shuffle

    Tolle Milieustudie - ein Roman mit Längen
    Colson Whitehead kann meisterhaft erzählen. Er kann sich in eine Zeit einfühlen und darin schwelgen, unfassbar detailreich Zeitkolorit und Atmosphäre erschaffen. Leider macht Atmosphäre allein noch kein gutes Buch.
    Hier sind wir in Harlem in den 60er Jahren, wo eigene Regeln herrschen und sich Kleinkriminelle oder auch Größere tummeln und wo man sich behaupten muss.
    Carney hat ein Geschäft für Gebrauchtmöbel und ab und an auch andere Gebrauchtwaren. Er möchte ein rechtschaffener Geschäftsmann sein, aber das ist nicht so leicht, wie man meint. Immer wieder kommt sein Cousin Freddie mit Ideen oder heißer Ware. Schnell wird man in krumme Dinge hineingezogen, manchmal kann man sich auch freikaufen, bis man sich schließlich freikaufen muss.
    In Harlem ist es schwer, ein ehrlicher Mann zu sein und zu bleiben. Die Gesellschaft dort bildet ein kompliziertes Geflecht aus Abhängigkeiten, die sich nach Einfluss, Hautfarbe, Familie oder Muskelkraft richten. Da gibt es nicht nur schwarz und weiß, sondern auch kaffeebraun in allen Schattierungen.
    Das ist hoch interessant, so etwa 150 Seiten lang, dann hat man es verstanden, hat aber noch nicht einmal die Hälfte des Buches gelesen. Immer mehr zwielichtige Gestalten treten auf, deren Background beleuchtet wird, aber es passiert nicht so wirklich was.
    Es gibt zahlreiche Rückblenden, Hintergründe, familiäre Befindlichkeiten, historische und politische Analysen oder Anekdoten, nur Handlung gibt es kaum.
    Vielleicht muss man dieses Buch als Milieustudie betrachten. In dieser Hinsicht ist es grandios. Als Roman hat es Längen. Zu viel Drumherum verschleiern die sparsame Handlung und dem Helden kommt man nicht so recht nahe.
    Dieses Buch hat mich anfangs beeindruckt, dann aber sehr gelangweilt.
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  • Rezension zu Harlem Shuffle

    Milieustudie Harlems
    Colson Whitehead entführt uns nach Harlem, in das Leben des Möbelladenbesitzers Ray Carney: Durch seine Augen entfaltet sich das soziale Gefüge Harlems mit all seinen Sehnsüchten und Hoffnungen der sechziger, aber auch mit all seinen Problemen und Abgründen. Harlem als Ort im damaligen Zeitgefüge wurde sehr gut und lebendig beschrieben, die sozialen Ungerechtigkeiten springen einen direkt an.
    Ray ist im Grunde genommen ein bodenständiger Familienvater, der versucht Fuß in der Gesellschaft zu fassen und sich hochzuarbeiten. Sein Cousin verwickelt ihn immer wieder in krumme Dinger hinein und Ray nimmt den Profit daraus auch gerne mit. Doch er ist kein waschechter Gangster. In einer Welt voller Grauzonen verschieben sich oft die Grenzen der Legalität. In diesem Spannungsfeld zwischen Gut und Böse, zwischen Manhattan und Harlem, zwischen arm und reich bewegt sich Ray. Man fragt sich automatisch, wie weit man selbst gehen würde.
    Ein Großteil der Handlung spielt sich in Rückblenden ab und das ist ein Manko des Romans. Viele Protagonisten treten auf, deren Vorgeschichte wird erzählt. Familiären Verbindungen werden beschrieben, historische Gegebenheiten werden analysiert. Es bedarf einer gewissen Konzentration beim Lesen, will man den Überblick nicht verlieren. Viel passiert im originären Sinn nicht. Vielleicht eine wunderbare Milieustudie mit viel Lokalkolorit, wenn man so will, aber kein wirklich spannender oder temporeicher Roman.
    Von mir gibt es 3,5 Sterne, da ich den Roman trotz seiner Längen als lesenswert erachte.
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  • Rezension zu Harlem Shuffle

    Meine Meinung: Das Cover gefällt mir ein bisschen besser als das Original, aber ich finde das Original fängt die Szenerie im Buch schon richtig gut ein. Man sieht einfach die alten Autos von damals und eine Umgebung wo es einem schwer fällt zu leben oder aufzuwachsen, aber so kann ich mir die Zeit und das Leben im berühmten Stadtteil New Yorks, nämlich Harlem, gut vorstellen. Der Schreibstil ist gewohnt gut von Colson Whitehead und er kann diese damalige Atmosphäre, die in Harlem und bei den Menschen herrschte gut vermitteln. Das mit der Sympathie zu den Charakteren ist in diesem Buch ein wenig schwierig, weil sie zwar nette Züge haben, aber auch ihre düsteren Seiten und es gab natürlich auch zahlreiche Charaktere und ob sie sich authentisch verhalten haben kann ich schlecht verifizieren, da ich nie unter solchen Gegebenen Umständen aufgewachsen bin, aber ich denke im Groß und Ganzen war und ist es authentisch. Ich konnte mich am besten mit Ray Carney reinversetzen, aber auch andere Figuren teilweise verstehen und da möchte ich zumindest Linus mal benennen, aber auch Pepper und Cousin Freddie sind faszinierende Charaktere, die Whitehead tief und ausführlich beschreibt.
    Das Buch war interessant für mich, weil ich so ein Gefühl von Amerika, von New York und im Speziellen von Manhattan bzw. dem Stadtteil Harlem bekam und zwar zu der Zeit, wo es dort alles andere als rosig war. Colson Whitehead kann einfach gut schreiben, kann Atmosphäre vermitteln und braucht nicht lange um den Leser in seine Geschichte zu ziehen. Trotz der vielen guten Dinge im Buch habe ich auch Kritik, aber da liegt der Fehler bei mir, denn im Buch kommen halt sehr viele Protagonisten vor und da verliert man schnell den Überblick, auch etwas anstrengend waren so manche Beschreibungen, aber vielleicht sollte es auch so sein, wegen der Authentizität. Alles in allem kann ich das Buch, wie auch andere Werke des Autors empfehlen.
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  • Rezension zu Harlem Shuffle

    Tanz auf dem Vulkan in Harlem
    Colson Whitehead hat bereits für zwei seiner Romane den Pulitzerpreis erhalten (The Underground Railroad 2017, The Nickel Boys 2020), Harlem Shuffle ist mein erster Roman von ihm.
    Raymond Carney ist in Harlem zuhause, einem Viertel in Manhattan, nördlich vom Central Park gelegen und Zentrum der afroamerikanischen Kultur. Ray hat einen hübschen Möbelladen und versucht sich und seine kleine Familie über Wasser zu halten - auf ehrliche Art. Allerdings gelingt das nur bedingt, denn nicht nur war sein Vater ein allgemein bekannter Krimineller, sondern auch sein leichtlebiger Cousin Freddie hat es eher mit den Gangstern. So jongliert Ray einerseits mit schicken Couchgarnituren und Nierentischchen und andererseits mit kleinen Dingen unbekannter Herkunft. Sein Tanz auf dem Vulkan wird immer schwieriger, denn die Rassenunruhen der 1960er Jahre gefährden seine Existenz ebenso wie seine Sorge um Freddie.
    Wow, was für ein toller Roman. Whitehead läßt Harlem Stück für Stück, Straße für Straße lebendig werden. Gemeinsam mit Ray geht man die Wege entlang und immer mehr und neue Ecken des Viertels werden für die Leser lebendig und farbig. Die vielen kleinen Szenen machen einfach Spaß beim Lesen. Da steckt ganz viel spannende Stadt- und Kulturgeschichte in den Zeilen.
    Ray ist ein sympathischer Protagonist, der versucht, sich ein kleines privates Glück zu schaffen und zu erhalten. Alles Unheil, das auf ihn einbricht, scheint er mit angeborener Gelassenheit und Zuversicht auf sich zu nehmen, in dem Vertrauen, dass es schon gut werden wird. So hat er nicht nur Leichen zu entsorgen, sondern auch die eigenen Schwiegereltern gegen sich, die auf ihn herabsehen, da er nicht so hellhäutig ist wie sie. Bemerkenswert ist der Job von Rays Frau Elizabeth, die in einem Reisebüro arbeitet, das Afroamerikanern sichere Reiserouten, Hotels und Restaurants bucht - in den USA!
    Bei allem Ernst, den die Themen Rassentrennung, -unruhen, Polizeigewalt und Drogen vermitteln, empfinde ich den Schreibstil als sehr humorvoll. Die Einwürfe und Gedanken von Ray - an den unpassendstes Stellen - zu neuen Möbeln oder für einen Werbespruch sind echt witzig. Zahlreiche skurrile Gauner, alle mit einer eigenen Geschichte, bevölkern die Handlung. Da muss man manchmal schon aufpassen, dass man nicht die Übersicht verliert in dieser Geschichte, die sich über fünf Jahre erstreckt. Auch springt der Autor häufig in der Zeit zurück, um bestimmte Figuren, Beziehungen oder Szenen mit Hintergrundwissen zu unterfüttern
    Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Ein paar Seiten brauchte ich, bis ich mich in der Geschichte und in Harlem zurechtgefunden hatte, aber dann las sich die Geschichte wie von allein. Wie liebevoll und detailgenau hier Armseligkeit und kleines Glück beschrieben werden, ist wirklich groß. Ein Kaleidoskop voller Eindrücke, hervorragend in drei große Abschnitte mit passenden Überschriften eingeteilt. Vordergründig eine Story, die mich an "Der Clou" erinnert hat, mit einem überaus ernsten Hintergrund, von dem ich hier nur Teile nennen konnte. Für mich ein fünf-Sterne-Buch.
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  • Rezension zu Harlem Shuffle

    Mikrokosmos
    Harlem: der schwarze Teil des Big Apple, der eine Vielzahl von Assoziationen wachruft. Colson Whitehead engt diese Bandbreite an unterschiedlichen Vorstellungen ein. Im Zentrum steht Ray Carney, ein aufstiegsorientierter kleiner Geschäftsmann, der in seinem alltäglichen Leben laviert zwischen seiner Abkehr vom Kleinkriminellentum seines Vaters, um mit seinem festen Vorsatz, durch Ehrlichkeit zu einem geachteten Mitglied der Gesellschaft zu werden, und seinem Nachgeben gegenüber den vielfältigen Versuchungen und Anreizen, wodurch der Weg zu Ansehen und Besitz etwas abgekürzt werden kann.
    Whitehead kultiviert einen witzigen Tonfall, dessen lakonische Wortwahl das Geschehen zunächst als turbulente Gaunerkomödie erscheinen lässt. Dahinter verbirgt sich aber das viel ernstere Anliegen des Autors. Es sind drei Episoden, die den Blick öffnen auf die Veränderungen im American Way of Life.
    Während der erste Abschnitt noch burlesk ein Gaunerstück schildert, das für alle Beteiligten aus dem Ruder läuft, ist das zweite große Kapitel bereits auf einen weiteren Blickwinkel fokussiert: was an der Oberfläche sich als Rachefeldzug präsentiert, mit dem Ray eine persönliche Demütigung und Zurücksetzung quittiert, zeichnet sich in Wahrheit bereits die Unerbittlichkeit des gesellschaftlichen Überlebenskampfes ab. Der letzte Erzählstrang lässt den Leser bereits die Verbindung zur Jetztzeit knüpfen. Das Big Business rückt in den Fokus, repräsentiert durch den Bau des World Trade Center, in den sich unser unaufhaltbar aufgestiegene Ray sich als involviert erweist.
    Überschaubar und tiefgründig - kleinbürgerlich und kleinkriminell - traditionsverhaftet und aufstrebend: Harlem erscheint in Whiteheads neuem Roman als Mikrokosmos, in dem der Leser ethnographische, soziologische und historische Studien treiben kann. Ray erweist sich als prototypischer Vertreter einer lokalen Species, dessen Mutationen und Milieuanpassungen im Verlaufe des Romans atemlos verfolgt werden: schwarzer Sozialdarwinismus!
    Mein Urteil: 5 Sterne
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Ausgaben von Harlem Shuffle

Hardcover

Seitenzahl: 336

E-Book

Seitenzahl: 385

Taschenbuch

Seitenzahl: 384

Harlem Shuffle in anderen Sprachen

  • Deutsch: Harlem Shuffle (Details)
  • Englisch: Harlem Shuffle (Details)

Besitzer des Buches 19

Update: