Die zehn Lieben des Nishino

Buch von Hiromi Kawakami, Ursula Gräfe, Kimiko Nakayama-Ziegler

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die zehn Lieben des Nishino

Wenn Nishino küsst, bleibt die Welt stehen Nishino ist der perfekte Liebhaber, der die geheimen Wünsche jeder Frau errät. Aber warum hat keine seiner Lieben Bestand? Mal sucht Nishino selbst das Weite, mal wünscht er sich, dass die Geliebte bei ihm bliebe. Doch am Ende wartet immer schon die nächste Frau – und der zauberhafte Beginn einer neuen Begegnung. Poetisch und präzise erzählt Hiromi Kawakami von zehn Frauen und Nishino – und der Frage, wann aus Verliebtheit Liebe wird.
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Bewertungen

Die zehn Lieben des Nishino wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die zehn Lieben des Nishino

    Inhalt
    Nishino fragte schon als Schüler sehr direkt Frauen über Sex aus. Er hatte stets mehrere Beziehungen gleichzeitig. Seine Partnerinnen waren Mitschülerinnen, Kolleginnen, Nachbarinnen, verheiratete Frauen. Sie wussten voneinander, einige waren ebenso direkt an Sex interessiert wie Nishino. In kleinen japanischen Wohnungen mit dünnen Wänden hören die Nachbarn unweigerlich mit, wenn jemand ständig mit verschiedenen Frauen telefoniert. Nishino reizte offenbar die Zurschaustellung seiner parallelen Beziehungen; die Frauen sollten sich klar darüber sein, dass er nicht sie persönlich liebt, höchstens die Liebe an sich. Wenn eine Frau Schluss mit ihm macht, steht die nächste bereit. Er muss nichts entscheiden, keine Verantwortung für sein Handeln tragen.
    Erzählt wird das Liebesleben des N. in der Ichform von 10 Frauen, die in ihrem Bericht jeweils viel über sich selbst preisgeben. Durch die Ichform wirken die Stimmen anfangs austauschbar. Erst wenn Nishino die jeweilige Liebhaberin anspricht, taucht deren Vorname im Text auf. Während ich die Berichterstatterinnen für glaubwürdig gehalten habe, sät Hiromi Kawakami von Beginn an Zweifel an Nishino. Kann man ihm glauben? Kann ein gestresster japanischer Salaryman, der bis 23.00Uhr im Büro ist, so viel Zeit in seine parallelen Beziehungen investieren? Ist er ein Schwindler, ein Serienmörder? Seine Beziehung zu Natsumi, deren Tochter er offen anflirtet, wirkt verdächtig. Welche Mutter lässt sich auf so eine Beziehung ein, habe ich mich gefragt. Würde sich das Verhalten der Frauen Nishino gegenüber im Laufe des Romans ändern (die Handlung umfasst Nishinos Leben von der Schulzeit bis zum Tod)? Würde sich eine Frau in diesem Jahrtausend von einem Mann, deren Vorgesetzte sie ist, so grausam behandeln lassen, wie Manami? Würde eine Frau, die den Mechanismus durchschaut, heute dennoch auf den Herzensbrecher reagieren wie eine Marionette? Hoffnung scheint es zu geben; denn die 20-jährige Ai und ihre Freundin sind beide nicht begeistert vom 50-Jährigen Don Juan.
    Fazit
    Kawakami schildert in sachlichem Ton zum großen Teil Dreiecksbeziehungen: Liebhaber, Mutter und Tochter, Liebhaber und zwei seiner Geliebten, Liebhaber, Frau und Ehemann, Liebhaber, Frau und ihre zugelaufene Katze, aber auch eine vom Vater verlassene Icherzählerin oder den Liebhaber und seine verstorbene Schwester. Der Text ist selbst für konzentrierte Leser herausfordernd, weil die Ereignisse nicht chronologisch erzählt werden und man die Puzzlestücke selbst zusammensetzen muss. Wenn ich Nishinos Liebeleien als Spiegel meiner Erwartungen sehe, habe ich darin durchaus Neues erfahren.
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  • Rezension zu Die zehn Lieben des Nishino

    Poetischer Bilderbogen
    Dass man von Hiromi Kawakami keinen geradlinigen Roman erwarten durfte, war mir schon von vornherein klar. Und doch – obwohl es sich hier, bei „Herrn Nishino“, eher um zehn Kurzgeschichten handelte denn einen Roman, habe ich das Buch als stimmiger und als menschlich zugänglicher empfunden als manches ihrer vorigen Werke. Kawakami bedient sich generell eher einer experimentellen Schreibweise, bei der viel Symbolhaltiges und Traumnebelhaftes verwendet wird. Das ist auch bei „Nishino“ nicht ganz verschwunden; doch scheint sie in diesem Mittelding zwischen Anthologie und Roman zu ihrer optimalen Form gefunden zu haben.
    Es handelt sich um zehn Mosaikstücke, von verschiedenen Frauen aus dem Leben Nishinos erzählt. Sie alle schildern Nishino aus ihrer Sicht. Dabei sind die Erzählhaltungen durchaus unterschiedlich; die jobbende Studentin hat schlicht einen anderen Ton als die Hausfrau im gesetzteren Alter. Immer haben sie Nishino zunächst wie beiläufig kennengelernt, haben dann irgendwann ihr Herz für ihn entdeckt, bevor sie an seiner Unzugänglichkeit scheiterten.
    Die Chronologie ist dabei aufgebrochen: Es beginnt – kurioserweise – mit einer Episode vom Lebensende Nishinos; geht dann über seine Kindheit (Schulzeit, 8. Klasse) und seine mittleren Jahre, über sein – relatives – Alter von 50 Jahren wieder zu seinem Tod. Die Partnerinnen von Nishino sind dabei mindestens ebenso seltsam wie er selbst. Ein junges Mädchen vergräbt Erinnerungsstücke auf einem leeren Brachfeld; eine andere schläft auf dem Fußboden neben dem Kühlschrank; wiederum eine andere ist selber eher nymphoman veranlagt.
    Und auch die Bedeutung der Episoden liegt nicht immer in der Schilderung der eigentlichen Beziehung zu Nishino. Es sind eher die abwegigen Details, die Wichtiges verraten. Alle Episoden sind eher assoziativ miteinander verknüpft. Es sind Dinge wie ein Frosch, ein Goldfisch, Telefonanrufe, Namen, oder Lokale, die motivisch in den einzelnen Geschichten wiederkehren. Die Technik ist nicht ganz unähnlich Julian Barnes‘ „Geschichte der Welt in 10 ½ Kapiteln“. Oder Daniel Kehlmanns „Ruhm“.
    Ich persönlich war von dieser schwebenden und doch tiefgründigen Schreibweise schlicht hingerissen! Nach jeder Geschichte konnte man, wenn man wollte, pausieren, und sich seine Gedanken zu Nishino machen. Wie viele Facetten „Liebe“ doch hat: Freundschaft, Bekanntschaft, Sex, häufige Telefonate, Mitteilsamkeit, gemeinsame Depression, Suche nach Sinn. Dabei wird klar, dass noch längst nicht dasselbe gemeint ist, wenn zwei Personen von „Liebe“ sprechen. Über Nishino konnte man sich als Frau sicherlich aufregen. Doch steht er hier eher für eine Haltung, eine Strömung der Zeit. Und ganz am Ende steht vielleicht die – sehr japanische – Einsicht, dass im Fragmentarischen mehr Wahrheit zu finden ist als im Epos.
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Ausgaben von Die zehn Lieben des Nishino

Hardcover

Seitenzahl: 192

Taschenbuch

Seitenzahl: 192

E-Book

Seitenzahl: 192

Besitzer des Buches 12

Update: