Stern des Nordens

Buch von D.B. John, Sabine Längsfeld, Karen Witthuhn

  • Kurzmeinung

    Bücherhuhn
    Hochspannender Thriller vor außergewöhnlicher Kulisse, fundiert recherchiert.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Stern des Nordens

Undercover in Nordkorea Washington D.C.: Niemand kennt das verbotene Land so gut wie Jenna Williams. Als die CIA sie für eine tödliche Mission in Nordkorea erwählt, will sie nur eins: Ihre Zwillingsschwester finden, die vor zwölf Jahren spurlos verschwand. Ein Dorf in der nordkoreanischen Provinz: Bäuerin Moon kämpft täglich ums Überleben. Sie hat schon alles gesehen, und sie hat nichts zu verlieren. Doch erst, als eine der Marktfrauen verhaftet wird, entwickelt sich Moon zur Stimme des Widerstands. Pjöngjang: Anlässlich einer Beförderung wird die Familiengeschichte des Parteifunktionärs Cho durchleuchtet. Was dabei ans Licht kommt, lässt den linientreuen Anhänger Kim Jong-Ils alles in Frage stellen, woran er jemals geglaubt hat. Drei Blickwinkel auf ein abgeschottetes Land. Drei Schicksale, die sich in einem explosiven Thriller verbinden.
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Bewertungen

Stern des Nordens wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Meinungen

  • Hochspannender Thriller vor außergewöhnlicher Kulisse, fundiert recherchiert.

    Bücherhuhn

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Stern des Nordens

    Die Amerikanerin Jenna (Jee-min) Williams hat ihr Leben aus sehr persönlichen Gründen dem Thema Nord-Korea gewidmet. Sie ist sogar eigens nach Nord-China gereist, um dort in der koreanischen Minderheit den nordkoreanischen Dialekt zu lernen. Als sie und ihre Zwillingsschwester 18 waren, ging Soo-min für ein Auslands-Jahr nach Süd-Korea. Beim Zelten auf einer Insel in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Nord-Korea verschwanden Soo-min und ihr einheimischer Freund. Obwohl den Eltern erklärt wurde, dass die jungen Leute vermutlich beim Schwimmen ertrunken wären, tauchten ihre Leichen nie wieder auf. Hunderte von ausländischen Familien, deren Kinder im Grenzgebiet zu Nord-Korea verschwanden, gehen inzwischen davon aus, dass die Verschwundenen vom Kim-Regime entführt wurden. Jenna fühlt noch immer eine enge Verbundenheit zu Soo-min und will sich nicht mit ihrem angeblichen Tod abfinden. Als die CIA sie 2010 mitten im Semester als Nord-Korea-Analytikerin aus ihrem Job abwirbt, scheint das der einzig denkbare Weg zu sein, um jemals Soo-mins Spur aufzunehmen. 2010 war das entscheidende Jahr, in dem die Atomverhandlungen mit Korea wieder aufgenommen wurden. Dass Jenna undercover in der am strengsten abgeschotteten Diktatur der Welt aktiv werden kann, scheint anfangs wenig wahrscheinlich; denn ihr Vater ist Afroamerikaner – sie würde auffallen wie ein bunter Hund. Während ihrer Ausbildung im Trainingslager Camp Peary auf der „Farm“ zeigt Jenna Fähigkeiten, die man der bescheidenen Frau nicht unbedingt zugetraut hätte. Sie interessiert sich z. B. für Bilder der Satellitenüberwachung und entwickelt einige bemerkenswerte Ideen für Verhandlungen mit Nord-Korea. Die Rolle der USA als Weltpolizei, deren Zweck stets die Mittel heiligt, stellt Jenna allerdings nicht infrage.
    In Pjöngjang gelingt den Brüdern Cho Sang-ko und Cho Yong-ho zur gleichen Zeit jeweils ein entscheidender Karriereschritt. Doch über ihnen schwebt wie ein Fallbeil die Tatsache, dass sie als Kinder adoptiert wurden und ihre Laufbahn beendet wäre, sollte ihre wahre Herkunft aufgedeckt werden.
    Hyesan liegt am Yalu-Fluss, der dort die Grenze zwischen Nord-Korea und China bildet. Hier hat die ältere Frau Moon mit erstaunlichem Talent eine florierende Garküche auf dem Bahnhofsvorplatz gegründet und sich damit erstaunlicherweise keine Feinde gemacht. So wie sie schwänzen viele Menschen In Nord-Korea die Arbeit, um sich in anderen Jobs etwas zu essen zu beschaffen. An Frau Moons Beispiel und der speziellen Lage der Stadt zeichnet D.B. John auf, wie ein selbst kriminelles Regime seine Bürger in Kriminalität, Drogenhandel und schließlich zur Flucht ins Ausland treiben kann.
    Wie sich die Wege der drei Familien kreuzen, verwebt John zu einem überzeugenden Agententhriller, mit dem er vorrangig Hunger als politisches Kontrollinstrument einer Diktatur zeigt und deren Konzentrationslager als Symbol eines Systems, in dem Reis auf dem schwarzen Markt für harte Auslandswährung gehandelt wird. Das Setting und die Lebensbedingungen im unwirtlichen Norden wirken auf mich ausgezeichnet recherchiert. Das sehr informative Nachwort informiert, an welche realen Ereignisse sich Johns Handlung anlehnt. Gerade für jene europäischen Leser finde ich den Schauplatz faszinierend, die - auf der anderen Seite des Flusses - schon in der Mandschurei gearbeitet und Flüchtlinge aus Nord-Korea getroffen haben. Die Kapitel in Hyesan und im Arbeitslager werden einige Leser vermutlich als Längen empfinden, ich fand sie besonders eindringlich. Seine in den USA sozialisierte Figur Jenna scheint John als Nicht-Asiate näher zu sein als Frau Moon und die Brüder Cho, deren Motive ich weniger überzeugend dargestellt fand. Beim Besuch der nordkoreanischen Delegation in den USA fand ich z. B. die Perspektive Chos, der sein Land noch nie verlassen noch nie einen Ausländer gesehen hat, zu stark westlich gefärbt.
    Fazit
    John füllt mit seinem psychologisch interessanten Agententhriller einen weißen Fleck auf der Thriller-Landkarte. Geduld, um einige Längen zu überstehen, lohnt sich hier.
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  • Rezension zu Stern des Nordens

    Vor etwa 20 Jahren verschwand Jenna Williams Zwillingsschwester an der südkoreanischen Küste, man dachte, sie sei ertrunken, doch nun scheint es eine ganz andere Erklärung zu geben, und Jenna will alles versuchen, ihre Schwester nach Hause zu holen, dazu muss sie allerdings nach Nordkorea – und das ist für eine US-Amerikanerin alles andere als einfach.
    In Nordkorea fristet die Bäuerin Moon ein kärgliches Leben, bis sie auf ein Carepaket stößt und ihr eine Idee kommt, eine Idee, die sich letztlich als nicht ungefährlich erweist.
    Auch Cho Sang-ho ist Nordkoreaner, jedoch gehört er als Funktionär zu den Priviligierten. Doch das kann unter einem Regime, wie es in Nordkorea herrscht, schneller zu Ende sein, als man denkt …
    Nordkorea ist ein Land, von dem man wenig weiß. Der Autor ist einer der wenigen, die die Möglichkeit hatten, das Land zu besuchen, und in Anmerkungen am Ende des Romans, die man auf jeden Fall erst nach dessen Lektüre lesen sollte, erfährt man, wie viel bzw. wie wenig Fiktion es in seiner Geschichte tatsächlich gibt. Der Roman ist somit spannende Lektüre, macht aber auch nachdenklich und wirkt lange nach.
    Von den drei Protagonisten sind die beiden Nordkoreaner die mit Abstand interessanteren Charaktere, beide machen beängstigende Erfahrungen, aber auch bemerkenswerte Entwicklungen durch, wirken dabei immer authentisch und rühren an den Emotionen der Leser. Jenna Williams dagegen bleibt blass und berührt emotional wesentlich weniger. Das einzige Bemerkenswerte an ihr scheint ihre afroamerikanisch-südkoreanische Abstammung zu sein.
    Der Autor erzählt atmosphärisch und sehr spannend, und die kurzen Kapitel sowie die Perspektivewechsel tragen das ihre dazu bei, dass man den Roman kaum aus der Hand legen kann. Mich hat der Roman bis zur letzten Seite gepackt, habe mitgehofft und mitgezittert, war entsetzt, was Menschen anderen antun können, aber auch beeindruckt, zu was Menschen in der Lage sind, die nichts mehr zu verlieren haben.
    Ganz sicher wird mancher Leser durch die Lektüre dazu angeregt werden, sich näher mit diesem unbekannten Land zu beschäftigen. Alleine deswegen ist dies schon ein wichtiges Buch, das möglichst von vielen gelesen werden sollte. Sicher sind Thriller nicht jedermanns Genre, aber dennoch eine gute Möglichkeit, aufmerksam zu machen.
    „Stern des Nordens“ ist ein spannender Roman, der aber auch nachdenklich macht, und lange nachhallt. Dass ein ernstes Thema in einem Unterhaltungsroman verarbeitet wird, schadet nicht, sondern schafft die Möglichkeit, viele Menschen zum Nachdenken zu bringen. Alleine deswegen kann ich den Roman nur empfehlen. Selbstverständlich vergebe ich hier die volle Punktzahl.
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  • Rezension zu Stern des Nordens

    Autor: D.B. John
    Titel: Stern des Nordens
    Seiten: 541
    ISBN: 978-3-8052-0032-5
    Verlag: Rowohlt/Wunderlich
    Übersetzer: Karen Witthuhn, Sabine Längsfeld
    Inhalt:
    Nordkorea, 2010. Niemand kennt das verbotene Land so gut wie sie.
    Die CIA erwählt sie für eine tödliche Mission.
    Doch Jenna Williams hat noch ein anderes Ziel: Sie muss ihre Zwillingsschwester finden.
    Und sich selbst retten.
    (Klappentext)
    Autor:
    D.B. John studierte zunächst Jura, verlegte sich jedoch in das Publizieren von Büchern und Editieren von Kinderliteratur. 2009 zog der in Wales geborene Schriftsteller nach Berlin und schrieb seinen ersten Roman. Zuvor hat John lange in Südkorea gelebt, eine Reise in den Norden inspirierte ihn schließlich zu diesen Roman.
    Rezension:
    Die meisten Thriller funktionieren nach Schemen, die sich bewährt haben, für gute und vor allem spannende Unterhaltung sorgen und daher immer wieder bemüht werden. Das beginnt schon bei den Handlungsorten, die sich fast gänzlich in Skandinavien, Amerika, in einer europäischen Großstadt oder, noch schlimmer, in der ländlichen Provinz befinden und so ist es wohltuend, wenn das eine oder andere Werk dann doch mal davon abweichen.
    Der „Stern des Nordens“ von D.B. John ist ein solches, welches gleich drei Handlungsorte und -stränge aufweist und damit von Anfang an eine Dynamik mit sich bringt, die die gesamte Lesezeit über anhalten wird. Zum einen haben wir zwar den in Amerika beginnenden Handlungsstrang um die Professorin Jenna Williams, die mit den Familienschicksal der verschwundenen Schwester hadert und später von der CIA für eine heikle Mission ausgewählt wird, aber wir haben eben auch zwei andere Erzählstränge, die in Nordkoreas Gefilden spielen.
    Da gibt es den der nordkoreanischen Landbewohnerin, die sich und ihren Mann mehr schlecht als recht durchs Leben bringt, ständig bedroht durch Hunger oder den Gängeleien der örtlichen staatlichen Kräfte und den anderen, in dem ein nordkoreanischer Diplomat genau so schnell aufsteigt, wie er später fallen wird. Heraus kommt dabei eine Erzählung, die an Spannung und Grusel kaum zu überbieten ist. Ein Politthriller, der sich von der auf den Büchertischen verfügbaren Masse abhebt.
    Das Unbekannte ist es, was reizt und so sind die zwei letztgenannten Handlungsstränge der Trumpf D.B. Johns, mit dessen Ausarbeitung der Autor in diesem Werk glänzt. Recherchearbeit und Hintergrundwissen merkt man ihm an. Tatsächlich hat der Schriftsteller selbst schon Nordkorea bereist. Anders kann man auch wohl kaum so authentisch Landschaft und das Gefühl beschreiben, welches einem schon als Außenstehenden umgeben muss.
    Wie mag es dann erst für die Bewohner Nordkoreas selbst sein, die sich täglich mit den Absurditäten und Differenzen auseinandersetzen müssen, die ihr Leben bestimmen? Für den Leser jedenfalls ergibt sich alleine daraus ein spannender Nervenkitzel, der es in sich hat. Abweichungen, die sich zur Realität ergeben, klärt der Autor in den hintenan gestellten Anmerkungen auf und sorgt für den nötigen Hintergrund bei seiner Leserschaft, auch das ein großes Plus. Wenn das nur alle Schreiberlinge machen würden.
    Nicht ganz so überzeugend ist der erste Handlungsstrang, was aber zumindest am Anfang an den fehlenden Spannungsmomenten liegt, die Zusammenführung ist auch nicht perfekt, was widerum jedoch Jammern auf hohem Niveau ist. Ansonsten liegt hier ein Werk vor, von jemanden, der schreiben kann, gut lektoriert und vorher recherchiert wurde, um die nötigen Hintergründe auch glaubwürdig einzuflechten. Das gelang D.B. John in „Stern des Nordens“ sehr gut und so ergibt sich ein Thriller, der sich wirklich von anderen Werken abhebt.
    Die Protagonisten sind scharfkantig und entwickeln sich im Laufe der Geschichte weiter. Nebencharaktere tragen zu Spannungsmomenten und der Dynamik des Werkes bei. Örtliche Beschreibungen gehen teilweise so unter die Haut, dass man glauben möchte, der Autor hätte all das tatsächlich gesehen, was man sich bei einigen Kapiteln jedoch für Niemanden wünschen mag.
    Hier wird vieles zusammengeführt. Die Sicht von Außen, aus dem Inneren dieses kuriosem Staates, politische Einflechtungen und eine darauf basierende Thrillebene, die nicht loslässt. Die Faszination des Bösen, komprimiert zwischen zwei Buchdeckeln. Den „Stern des Nordens“ wird man sich kaum entziehen können.
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Ausgaben von Stern des Nordens

Taschenbuch

Seitenzahl: 544

Hardcover

Seitenzahl: 560

E-Book

Seitenzahl: 531

Besitzer des Buches 20

Update: