Die Stimmlosen

Buch von Melanie Metzenthin

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Stimmlosen

Nach dem erfolgreichen BILD-Bestseller »Im Lautlosen« erschafft Melanie Metzenthin ein bewegendes Nachkriegsportrait über Menschlichkeit, Versöhnung und die Liebe zur Medizin. Hamburg, 1945: Der Krieg ist zu Ende und die Naziherrschaft endlich vorbei. Doch in der Familie von Richard und Paula Hellmer kommt an diesem ersten Weihnachtsfest im Frieden keine rechte Freude auf. Zu beengt sind die Wohnverhältnisse, zu groß der Mangel an Lebensmitteln und warmer Kleidung. Vor allem Richard macht sich Sorgen – nicht nur um seine Familie. Er, der im Dritten Reich als Psychiater immer wieder sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, um Menschen zu retten, muss feststellen, dass die alten Seilschaften sich nahtlos in die neuen Machtverhältnisse eingegliedert haben. Überzeugt, das Richtige zu tun, sagt er in einem Prozess gegen seinen Erzfeind Chefarzt Krüger aus und muss sich zu seinem Entsetzen plötzlich für sein eigenes Tun rechtfertigen. Unterdessen stellen seine Frau Paula und sein bester Freund Fritz eine medizinische Versorgung ganz eigener Art auf die Beine – gefährlich und nicht immer legal …
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Serieninfos zu Die Stimmlosen

Die Stimmlosen ist der 2. Band der Paula & Richard / Leise Helden Reihe. Diese umfasst 4 Teile und startete im Jahr 2017. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2023.

Bewertungen

Die Stimmlosen wurde insgesamt 19 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Stimmlosen

    Jede Menge Neuanfänge Das Buch:
    Es handelt sich bei diesem Buch um den quasi 3. Teil der Reihe Leise Helden. Quasi deshalb, weil er als 2. Band erschien, zeitlich betrachtet aber als 3. in die Reihe gehört. Das Buch kann zwar unabhängig von den anderen beiden Bänden gelesen werden, macht jedoch deutlich mehr Freude, wenn man zumindest den Vorgänger “Im Lautlosen” kennt.
    Der zeitliche Rahmen umfasst die Jahre 1945 bis 1953 - eine Zeit, die geprägt war von Neuanfängen.
    Worum geht’s?
    Hamburg 1945 - der Krieg ist vorbei, die Stadt ist nur noch ein Trümmerhaufen und von den Briten besetzt, die Menschen hungern und haben kein Dach über dem Kopf. Hamburg ist ein trostloser Ort, an dem jeder nur noch ums Überleben kämpft. Vor dieser Kulisse treten Fritz Ellerweg, Richard und Paula Hellmer und der Brite Arthur Grifford den Weg in eine neue, ihre Zukunft an. Dabei wird ihnen weiß Gott nichts geschenkt, aber niemals verlieren sie ihren Mut und ihre Lebenslust.
    Charaktere:
    Wenn es eine Figur in einem Roman gibt, in die ich mich verknallen würde, dann wäre das wohl Fritz Ellerweg. Neben Richard und Paula Hellmer und Arthur Grifford ist er die zentrale Figur dieser Geschichte.
    Fritz ist Chirurg. Nicht irgendein Chirurg, sondern ein richtig guter, der an der Front lernte unter den widrigsten Umständen Höchstleistungen zu erbringen, der es gelernt hat, mit den wenigen Dingen, die ihm zur Verfügung stehen, lebensrettende Maßnahmen zu erschaffen und der sich nicht zu fein ist um Hilfe zu bitten. Man könnte meinen, er sei ein Held! Ist er wohl auch, aber das ist es nicht, worauf die Autorin abhebt. Vielmehr zeigt sie den Menschen Fritz Ellerweg. Fritz hat Humor und brachte mich mit seiner Art, Dinge zu beschreiben und auf den Punkt zu bringen, immer wieder zum Lachen. Das Leben in Hamburg in der Nachkriegszeit ist alles andere als leicht, aber Fritz nimmt das Leben einfach nicht so ernst, sondern eben so, wie es kommt. Aus jeder Situation zieht er das Beste heraus - auch wenn es schwer ist. Um sein und das Überleben seiner Freunde zu sichern, übertritt er auch legale Grenzen, aber niemals wäre ich auf die Idee gekommen, ihn dafür zu verurteilen. Im Gegenteil ich bewunderte seinen Mut - immerhin hätte das auch nach hinten losgehen können.
    Sein bester Freund Richard und dessen Frau Paula sind die Personen, die ihm nicht erst seit dem Krieg am nächsten stehen. Alle 3 haben während des Krieges fürchterliche Verluste hinnehmen müssen, aber trotzdem geben sie nicht auf. Nie!
    Neben Fritz wirkt Richard sehr ruhig und bedacht. Dabei ist er jedoch nicht weniger mutig als Fritz und auch Richard beweist immer wieder, dass er Humor hat. Zusammen sind die beiden beinahe unschlagbar. Es gibt einige Szenen, in denen die Autorin die Unbeschwertheit des Lebens wieder auferstehen lässt, obwohl in dieser Zeit nichts unbeschwert ist, wenn man es genau bedenkt. Ich habe zeitweise herzlich gelacht, wenn ich mir das bildlich vorstellte.
    Gleichwohl hat mich Melanie Metzenthin aber auch wieder einmal gelehrt, dass es gut sein kann, genügend Taschentücher parat zu haben. Denn so herrlich diese beinahe friedlichen Szenen waren, so tief treffen den Leser auch die weniger schönen Szenen, wenn den Protagonisten Leid geschieht, wenn ihnen Unrecht widerfährt - und das passiert nicht nur einmal.
    Der Krieg hat alle Protagonisten gezeichnet und so versucht Richard mit der Vergangenheit aufzuräumen und seinem Erzfeind endlich zu seiner gerechten Strafe zu verhelfen. Hierbei ist ihm die Aufmerksamkeit des Lesers absolut sicher. Die Gerichtsverhandlungen sind so authentisch und bildlich. Ob er es schafft, müsst ihr selbst lesen!
    Der dritte Charakter, der mich sehr beeindruckt hat, ist Arthur Grifford. Am Anfang noch recht unscheinbar entwickelt er sich zu einem so liebenswerten Kerl, der seine eigenen Probleme hat, die durch den Krieg entstanden sind. Mit ihm zeigt die Autorin die andere Seite, denn immerhin ist Arthur Brite und damit eigentlich der Feind. Dass dies aber keineswegs so sein muss, beweist Melanie Metzenthin eindrucksvoll. Und sie tritt ebenfalls den Beweis an, dass Freundschaft über jedwede Nationalität erhaben ist. Mir lief öfter mal eine Gänsehaut über den Rücken, wenn eben diese Nationalitäten zum Stolperstein zu werden drohten.
    Alle Figuren in diesem Roman sprühen vor Leben, selbst kleinere Figuren am Rand bleiben nicht grau. Die Charaktere sind so verschieden und haben doch alle dasselbe Ziel - nämlich aus diesem Dilemma des Krieges zu einem würdigen Leben zurückzufinden. Die Autorin schenkt jedem Protagonisten seinen Raum und jeder Leser wird mit Sicherheit die eine oder die andere Figur mehr mögen als die anderen. Aber erst ihr Ensemble macht die Geschichte so rund.
    Schreibstil:
    Ich habe inzwischen einiges von Melanie Metzenthin gelesen und ich lese ihre Geschichten wirklich gerne. Ihr Schreibstil ist so herrlich gerade heraus. Es gibt keine komplizierten Schnörkel. Die Geschichte bewegt sich immer vorwärts und es wird nie langweilig. Die Autorin schreibt so, wie das Leben eben ist. Niemals geradlinig, aber immer voran. Niemals ohne Kanten, niemals ohne Probleme, aber nach jedem Regen scheint wieder die Sonne. Gerade das macht es wohl aus, dass ihre Geschichte so lebendig und authentisch wirkt.
    Melanie Metzenthin bewegt sich diesmal wieder im “Ärztemilieu”. Immerhin sind alle Protagonisten Ärzte. Allerdings versucht sie keineswegs zu erklären, wie Fritz operiert, sondern vielmehr zeigt sie die Umstände unter denen er das tut und unter welchen Umständen Richard und Paula in ihrer Hausarztpraxis zu dieser Zeit ihre Patienten behandeln müssen. Sie erklärt, was erklärt werden muss, nicht mehr! Das gefällt mir ausgesprochen gut, denn so bleibt das Krankenhaus- und Praxisleben für den Leser nachvollziehbar.
    Beeindruckend ist auch ihre Beschreibung des zerstörten Hamburg. Sie schafft es über die gesamte Länge des Romans die trübe Stimmung im zerstörten Hamburg latent hoch zu halten. Sie schiebt sie nicht in den Vordergrund, aber während man die Geschichte liest, fühlt man sie. Die Autorin lebt in Hamburg und hat über ihre Stadt intensiv recherchiert. Das merkt man in diesem Roman sehr deutlich, wenn sie Vergleiche zieht, wie Straßenzüge z.B. vor und nach dem Krieg aussahen. Auf diese Art und Weise wird der Roman nicht nur zu einer Geschichte über fiktive Figuren, sondern auch ein Zeugnis einer vergangenen Zeit. Geschichtsunterricht, wie er sein sollte!
    Fazit: Großartig! Ein echter Pageturner, der viel zu schnell zu Ende ist, wenn man erst einmal begonnen hat. 5 von 5 Sternen.
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  • Rezension zu Die Stimmlosen

    Es ist erschreckend, zu erleben, wie Richard, Paula und Fritz handeln, um ihren Familien das Überleben zu sichern. Melanie Metzenthin schildert sehr eindrucksvoll, wie wirklich gute Menschen dazu gezwungen werden, sich in illegale Machenschaften hinein ziehen zu lassen, um nicht zu verhungern. Die Autorin schafft es auch in diesem Band, das Grauen, dass die Bevölkerung im und nach dem Ende des zweiten Weltkriegs befallen hat, aufleben zu lassen, ohne dabei Effekthascherei zu betreiben. Sehr einfühlsam beschreibt sie, wie die Familien ums überleben kämpfen.
    Sehr gefallen hat mir dabei, wie sie auch die andere Seite beleuchtet. Durch die Freundschaft der Familien zu Arthur, einem Angehörigen der britischen Armee, der in diesem Band weiter eingeführt wird und eine immer größere Rolle im Freundes- und Familienkreis einnimmt, betrachtet sie beide Seiten der Medaille. Niemand wollte den Krieg, weder der Großteil des deutschen Volkes, noch der Großteil des britischen Volkes. Beide Völker, beide Gesellschaften, nehmen natürlich für dich in Anspruch, auf der richtigen Seite gestanden zu haben, und das Leid, dass der Krieg über sie gebracht hat, nicht zu verdienen. Haben sie auch alle nicht.
    Am Beispiel der beiden Familien schildert Melanie Metzenthin eindrucksvoll, dass es auch in derartigen Zeiten wichtig ist, seine Träume und Pläne zu behalten. Man braucht etwas, für das es sich am Morgen zum aufstehen lohnt. Wer keine Ziele im Leben hat, der hat nichts, worauf er hinarbeiten muss. Am Beispiel Arthurs zeigt die Autorin schön auf, wie Mutlosigkeit sich breit machen kann, wenn man nicht weiß, wo man im Leben hin will. Das hat mir an Paula, Richard und Fritz sehr gefallen. Egal, was sie erleben, auch wenn einer von ihnen mal niedergeschlagen und verzweifelt ist, letzten Endes ist aufgeben keine Option. Der Familienzusammenhalt macht natürlich Vieles einfacher. Wenn man weiß, dass es Menschen gibt, die man liebt, und die einen lieben, und die sich gegenseitig unterstützen, komme, was wolle, dann kann man sich auch schwierigen Aufgaben stellen.
    Krüger, der ehemalige Kollege bzw. Chef von Richard macht ihnen weiterhin das Leben schwer. Es ist so frustrierend, zu sehen, wie er mit seinen Taten durch kommt. Sei es, weil er behauptet, nichts gewusst zu haben, sei es, weil er sich im Rahmen der im Krieg geltenden Gesetze bewegt hat. Es ist zum Haare raufen.
    Der Schreibstil von Melanie Metzenthin ist gewohnt mitreißend, ohne reißerisch zu sein. Ich konnte der Geschichte gut folgen, sie hat absolut keine Längen, sondern zieht den Leser mit sich vorwärts. Jede Handlung baut auf die vorhergehende auf und der rote Faden wird niemals aus der Hand gegeben. So schaffte es die Autorin erneut, mich von der ersten bis zur letzten Seite an die Familien und ihre Geschichte zu fesseln.
    Von mir gibt es wieder 5 Sterne und eine Leseempfehlung für die gesamte Trilogie. Ich habe lange nicht mehr so tolle Bücher gelesen, die mich so stark packen konnten.
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  • Rezension zu Die Stimmlosen

    […]
    Dieser Empfehlung möchte ich mich anschließen und sie noch erweitern. Außer "Im Lautlosen" sollte man möglichst auch den kürzlich erschienenen Band "Die verstummte Liebe" über Helen Mandeville, die Mutter von Fritz, gelesen haben. Dann ist die Lektüre von "Die Stimmlosen" wie ein Wiedersehen mit alten Freunden und man behält in diesem komplexen Roman den Überblick über alle Handlungsstränge.
    Mir hat auch dieses Buch sehr gut gefallen. Erneut schildert die Autorin eine Epoche der jüngeren deutschen Geschichte, in diesem Fall die Nachkriegszeit und das Leben der deutschen Kriegsverlierer unter der britischen Besatzung (in Hamburg), sehr anschaulich und authentisch. Dabei gelingt es ihr, den Blick auf die Ereignisse des Krieges quasi "unparteiisch", bzw. ausgewogen aus deutscher und britischer Sicht zu richten.
    Die Rechtssprechung ist teilweise noch in den Händen von Richtern, die zu den Nationalsozialisten gehörten, so ist es schockierend, aber vielleicht nicht verwunderlich, dass nicht alle Nazi-Verbrecher im wünschenswerten Maße zur Rechenschaft gezogen werden. Sehr befremdlich ist die Tatsache, dass man in den unmittelbaren Nachkriegsjahren unter Umständen der Strafverfolgung entkommt, wenn man als Arzt behinderte Kinder getötet hat, während man strenge Strafen zu erwarten hat, wenn man(n) als Homosexueller "überführt" wird.
    Die hoffnungsvolle Aufbruchsstimmung in der jungen Bundesrepublik wird eindrücklich dargestellt, gegen Ende des Romans wird ein bisschen zu viel heile Welt präsentiert.
    "Die Stimmlosen" ist ein sehr lesenswerter Roman für Menschen, die sich für die jüngere deutsche Geschichte interessieren - niemand sollte sich von den leider etwas kitschigen Covern, die eher zu Liebes- und Frauenromanen zu passen scheinen, abschrecken lassen.
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  • Rezension zu Die Stimmlosen

    Mit „Die Stimmlosen“ hat Melanie Metzenthin einen weiteren ganz wunderbaren Roman um das Hamburger Ärztepaar Paula und Richard Hellmer sowie ihr Umfeld vorgelegt.
    Das Buch schließt nahtlos an das Geschehen und die schriftstellerische Qualität des ersten Bandes („Im Lautlosen“) an. Der Autorin ist es dabei auf herausragende Weise gelungen, mich in das oft düstere und beklemmende Leben der unmittelbaren Nachkriegszeit zu versetzen, die von heutzutage fast unvorstellbarem Mangel geprägt war.
    Aber auch die Frage nach den Werten, nach denen man angesichts solcher Umstände das Leben gestalten kann, spielt wieder eine wichtige Rolle in diesem Roman: Welche Gesetze muss man einhalten, welche darf oder muss man sich jedoch erlauben zu brechen, um zu überleben, um sich seine eigene Menschlichkeit zu bewahren und um andere Menschenleben retten zu können? Wie weit kann man gehen, ohne sich selbst in zu große Gefahr zu bringen? Auf wen kann man sich verlassen, wenn private Schicksalsschläge, schwierige bis unmögliche politische Verhältnisse oder Verrat, Intrigen und schreiende Ungerechtigkeit einen aus der Bahn zu werfen drohen? Ohne ständig mit dem moralischen Zeigefinger zu wedeln, sondern weil es den Romanfiguren schlicht ebenso eine Frage des Überlebens ist wie das Organisieren von Nahrung, Brennstoff oder Medikamenten, kreist der Roman also sowohl um die großen Themen des menschlichen Daseins – Leben, Sterben, Liebe, Hass, Vergebung, Hoffnung usw. – , als auch um das nötige und oft haarsträubende Kleinklein des alltäglichen Überlebenskampfes im zerbombten Nachkriegsdeutschland. Oft standen mir beim Lesen die Tränen in den Augen, z.B. beim Schicksal eines von Russen vergewaltigten Flüchtlingsmädchens und der kleinen Leni oder bei dem aus Trümmern geborgenen Puppenkopf…
    Dabei drückt Melanie Metzenthin gar nicht unnötig auf die Tränendrüse, sondern sie stellt nur Szenen dar, wie sie damals an der Tagesordnung gewesen sein müssen und von denen meine Großeltern nie berichten konnten, weil sie diese schrecklichen Erlebnisse einfach hinter sich lassen wollten. Der Autorin gelingt es jedoch darüber hinaus, immer wieder das Gute im Menschen zu bestärken und Hoffnung auf positive Wendungen zu schüren, wenn man sich dafür einsetzt, statt einfach aufzugeben.
    Mir tut es gut, das Geschehen um die Weltkriege herum nicht zu vergessen und mir immer wieder einmal bewusst zu machen, wie gut ich lebe und wie privilegiert meine Kinder aufwachsen. So sehe ich in Melanie Metzenthins Buch auch einen Appell an ihre Leserschaft, die eigenen Kräfte zu mobilisieren und mit dafür zu sorgen, dass es hierzulande nie wieder zu einem totalitären Regime, zu Krieg und zu einem derartigen gesellschaftlichen Zusammenbruch kommen kann.
    Es hat mir sehr viel Freude bereitet, dieses sprachlich gelungene, inhaltlich tiefgründige und bewegende und bei alledem auch noch immer wieder humorvolle Buch zu lesen, und ich hoffe, dass die Autorin noch mehr Romane dieser Art verfassen wird.
    (Rezi vom 18.09.2018)
    (Und P.S. @€nigma und @Emili Jaja, ich weiß, das Cover... )
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  • Rezension zu Die Stimmlosen

    Endlich ist der Krieg vorbei, Hamburg gleicht einem Trümmerhaufen. Das Ärzteehepaar Paula und Richard Hellmer leben mit dem gemeinsamen Freund Fritz Ellerweg und acht anderen in ihrem Elternhaus, das glücklicherweise intakt geblieben ist. Lebensmittel sind knapp, und der nahende Winter setzt ihnen allen zu, doch für die Versorgung ihrer Patienten nehmen sie allerlei Hürden auf sich. Wenigstens ist die Nazizeit vorbei und alle können aufatmen. Doch so einfach ist es dann doch nicht, denn Richard hat in seiner Funktion als Psychiater schon immer gegen das Regime gekämpft und versucht hat, Menschen zu retten, muss leider miterleben, dass sich Anhänger der alten Regierung mühelos unter den neuen Machthabern integrieren konnten. Als Richard als Zeuge gegen seinen früheren Vorgesetzten aussagen muss, wendet sich das Blatt und es sieht fast so aus, als wenn Richard der Angeklagte wäre…
    Melanie Metzenthin hat mit ihrem Buch „Die Stimmlosen“ den Nachfolgeband ihres historischen Romans „Die Lautlosen“ vorgelegt, der dem Vorgänger an Gefühl, Dichte und Atmosphäre in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, schnell wird der Leser in die Geschichte hineingesogen und kann sich der fesselnden Handlung bis zum Ende nicht entziehen. Die Autorin erzählt ihre Geschichte so packend und lebendig, dass der Leser die entbehrungsreiche und harte Zeit nach dem Krieg regelrecht vor Augen hat und die leeren Lebensmittelläden, das ausgebombte Hamburg und die obdachlosen Menschen während der Lektüre plastisch vor sich sieht. An der Seite von Paula, Richard und Fritz erlebt der Leser den Versuch eines Neuanfangs in einem zerstörten Land, wobei die Sorge für die Patienten genauso im Vordergrund steht wie der mühsam hochgehaltene Optimismus und die Hoffnung für ein besseres Leben nach dem Schreckensregime. Ebenso steht einem deutlich vor Augen, dass sich alte Schergen des Nazi-Regimes über Beziehungen, Lügen und Betrug in neue Positionen mogeln und ohne Reue ein normales Leben ohne Repressalien führen konnten, was einem ein angewidertes Kopfschütteln entlockt. Mit geschickten Wendungen gelingt es der Autorin, die Spannung innerhalb der Handlung immer weiter zu steigern.
    Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet und besitzen neben individuellen Eigenheiten vor allem Persönlichkeit. Sie wirken durchweg authentisch und sehr lebendig, wodurch es dem Leser leicht fällt, sich in sie hineinzuversetzen und sich ihnen verbunden zu fühlen. Richard ist ein sympathischer Mann, der mit Ruhe und Empathie seine Patienten versorgt und sich um seine Familie kümmert. Er ist allerdings auch ein Mann, der wohlüberlegt Missstände anprangert und Ungerechtigkeiten ans Licht bringt. Er kämpft für ein Recht auf Leben und lässt sich davon durch niemanden abbringen. Durch seine optimistische Art ist ihm der Rückhalt seiner Familie und seiner Freunde sicher. Ehefrau Paula hält alle zusammen und versucht, ihrem Mann eine Stütze zu sein. Freund Fritz ist ebenfalls ein Mann voller Hoffnung auf eine Zukunft. Gemeinsam mit Robert und Paula bildet er ein tolles und enges Team, die jederzeit zusammenhalten, welche Schwierigkeiten und Gefahren auch auf sie zukommen. Auch die weiteren Protagonisten wie z.B. Arthur tragen mit ihrem Erscheinen zur Bereicherung der Handlung bei.
    „Die Stimmlosen“ ist ein wunderbarer historischer Roman, der nicht nur ein Stück Zeitgeschichte wieder lebendig werden lässt, sondern den Leser hautnah daran teilhaben lässt. Absolute Leseempfehlung für eine fesselnde und spannende Geschichte!
    Wunderbare
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Ausgaben von Die Stimmlosen

E-Book

Seitenzahl: 529

Taschenbuch

Seitenzahl: 527

Hörbuch

Laufzeit: 00:14:46h

Besitzer des Buches 31

Update: