Das Leben der Insekten

Buch von Viktor Pelewin

Bewertungen

Das Leben der Insekten wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Leben der Insekten

    @Marie, Danke für Deine Rezension - eine Rezension ist bei Herrn Pelewin ja nie einfach. Hast Du aber wirklich gut hingekriegt.
    Ich freue mich, dass Dir das Buch zugesagt hat, und zwar nicht, weil Du von mir auf den Autor aufmerksam geworden bist, sondern weil ich mich einfach für Herrn Pelewin freue, dass seine Geschichten wieder jemanden erreichen konnten.
    "Das Leben der Insekten" ist doch das mit der zerquetschten Natascha, mit den dunklen Punkten und dem Joint, oder? Und mit der Mistkugel, und den Gängen nach Amerika ...?
    Mich hat das Buch auch in Bezug auf den Wechsel und Übergang der Geschichten ineinander fasziniert, denn es hat mich an ein kleines Büchlein erinnert, das ein ehemaliger Zeichenlehrer mal herausgegeben hatte: in verschiedenen Bildern hat er sich immer näher an ein Detail einer Szene herangezoomt, und als er sich zeichnerisch wieder herausgezoomt hat, befand man sich als Betrachter in einer völlig neuen Szene, deren Wechsel er wieder mit genau der gleichen Technik erreicht hat. Es hat mich verblüfft, bei Pelewin eine gewisse literarische Analogie zu jenen Schwarz-weiß-Cartoons zu finden, wobei Pelewin außerdem Esoterik, östliche Kampfkünste, Philosophie, Kritik an der Konsumgesellschaft etc. etc hineinbringt, und es gleichzeitig auch noch schafft, extrem sauber aufgebaute und ordentlich geschriebene Geschichten zu erzählen.
    Der Mann verfügt definitiv über sehr viel Wissen, enorme Phantasie und ein tolles erzählerisches Talent. Ich glaube ganz ehrlich, dass er einer der richtig, richtig guten Schriftsteller unserer Zeit ist.
    […]
    Du findest Kafka tatsächlich leichter zu interpretieren? Ich beiße mir bei Kafka regelmäßig die Zähne aus, das habe ich ja schon öfter geschrieben - Kafka leichter? Nein, für mich zumindest nicht.
    Die Pelewin-Romane sind deutlicher und leichter zu interpretieren als seine Kurzgeschichten, aber je später geschrieben, desto gravierender und offener in ihrer Kritik (fast schon aggressiv), außerdem desto philosophisch anspruchsvoller scheinen sie.. Falls Du mal das Kurzgeschichtenbuch "Die Entstehung der Arten" in die Finger kriegen solltest, lass Dir die Kurzgeschichte "Sechszeh und Einsiedel" bitte nicht entgehen! (Auch "Die Ontologie der Kindheit" fand ich ganz toll, und und und ...)
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  • Rezension zu Das Leben der Insekten

    Klappentext:
    Die fünfzehn Episoden des Romans sind keine klassischen Allegorien, in denen Tiere für Menschen stehen, um "menschliche Schwächen" aufzuspießen (die übliche Präparationsform für Insekten, wie man weiß). Pelewin geht einen schwierigen Weg. Er lässt die Tierchen leben, wodurch auch der Mensch in ihnen richtig Mensch sein darf. Seine Protagonisten sind stets beides zugleich: Mensch und (Kerb-)Tier. Sie verpuppen und entpuppen sich immerzu als zutiefst animalische und höchst vergeistigte Wesen, was zu grotesken Zerreißproben führt. (Vorblatt)
    Zum Autor:
    Viktor Pelewin (*1962) lebt in Moskau und ist einer der wichtigsten und meistgelesenen lebenden Erzähler Russlands. Der studierte Elektrotechniker arbeitet seit 1990 als freischaffender Autor. Er wird in viele Sprachen übersetzt und genießt weltweit wachsende Anerkennung als kritischer Chronist der russischen Gesellschaft. 2001 erhielt Pelewin den Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire der Hamburgischen Kulturstiftung. (Amazon)
    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Жизнь насекомых
    Aus dem Russischen übersetzt von Andreas Tretner
    Episodenroman, erzählt von einem unbeteiligten Beobachter
    203 Seiten
    Persönliche Meinung:
    Wenn sich ein Mensch in ein Insekt verwandelt, ruft die literarische Welt: Klar! Kafka!
    Nimmt ein Autor dieses Motiv für ein eigenes Werk, ruft die literarische Welt: Unmöglich!
    Hätte ich vor drei Tagen auch noch gesagt. Bis zu diesem Buch.
    Es sind etwa 15 bis 20 „Wesen“, die in zum Teil übereinander lagernden Episoden eine Rolle spielen. Ameisen, Fliegen, Schaben, Nachtfalter, Stechmücken … kann sein … können aber auch Menschen sein … sind aber doch Insekten …
    Das ist das Großartige an diesem Buch: Man weiß es nicht. Man kann nicht sagen: Diese und jene Insekten-Eigenschaft deutet auf eine Ähnlichkeit mit diesem oder jenem Menschen. Man kann auch nicht sagen: Da sieht man, auf welcher Seinsstufe sich Menschen mitunter tummeln. Es ist kaum in Worten auszudrücken, was Pelewin hier macht.
    Und das ist auch völlig wurscht. Denn, ganz gleich, was er macht, er macht es großartig. Der Nachtfalter, der Entscheidungsprobleme hat, in welches Licht er fliegen soll, die Drohne, die nach Begattung der Ameisenkönigin stirbt (durch einen Treppensturz! – eine tolle Absurdität!), eine amerikanische Fliege, die gekommen ist, um Geschäfte mit russischen Fliegen zu machen und sich Hals über Kopf verliebt … Es sind vollends groteske Geschichten, die der Autor erzählt.
    Dazu kommen die Seitenhiebe auf die russische Politik; auch wird sich reichlich bei der russischen Literatur und Kultur bedient. – Manches davon habe ich einordnen, aber vermutlich einen Großteil der Anspielungen mangels Hintergrundwissen nicht erfassen können.
    Ich scheue mich, dieses Buch zu interpretieren, denn das hieße, ihm eine Erklärung und eine Eindeutigkeit aufzudrängen, die das Groteske, das Absurde und Bizarre zerstören würde. (Kafka lässt sich diesbezüglich leichter handhaben.)
    Das Einzige, was ich dem Leser zugestehen möchte, ist die Frage an sich selbst: Worin entdecke ich mich am ehesten?
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Ausgaben von Das Leben der Insekten

Taschenbuch

Seitenzahl: 203

Hardcover

Seitenzahl: 208

Besitzer des Buches 5

Update: