Die Stadt der weißen Musiker

Buch von Bachtyar Ali, Peschawa Fatah, Hans-Ulrich Müller-Schwefe

Bewertungen

Die Stadt der weißen Musiker wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Stadt der weißen Musiker

    Zum Autor:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bachtyar_Ali
    Klappentext (Quelle: Verlag):
    Als man dem kleinen Dschaladat die Flöte zum ersten Mal in die Hand drückt, entlockt er ihr sofort Klänge, die alle verzaubern. Der alte Sufi Ishaki Lewzerin nimmt ihn und seinen Freund in die Berge mit, um sein geheimes Wissen weiterzugeben.
    Als der Krieg und die Bombardements beginnen, wandern die drei Flötisten von Dorf zu Dorf. In einer riesigen, namenlosen Stadt der Bordelle muss Dschaladat in einer Tanzkapelle seine ganze Kunst des Flötenspiels wieder verlernen, um nicht aufzufallen. Das rätselhafte Mädchen Dalia beschützt ihn, weiht ihn ein in ihre Geheimnisse und führt ihn auf einen Weg in die Tiefen seines Landes, der unsere Vorstellungskraft übersteigt.
    Der monumentale Roman einer Welt, in der der Tod allgegenwärtig ist und die Künste ungeahnte Rettung bringen.
    Mein Leseeindruck:
    Dieser Roman erzählt die Geschichte eines jungen Menschen, der als einziger ein Massaker Saddam Husseins an irakischen Kurden überlebt – und zwar wird er wegen seines berührenden Flötenspiels von dem Befehlshaber, einem überaus grausamen Schlächter, bewusst verschont. Um weiterhin zu überleben, versteckt er sich in einer Bordellstadt in der Wüste und tarnt seine außerordentliche musikalische Gabe mit banaler Unterhaltungsmusik. Die Macht der Musik – da liegt die Assoziation an Orpheus nahe, der mit seiner Musik sogar die Götter erweichen konnte.
    Will man diesen Roman etikettieren, tut man sich schwer. Er spielt mit Elementen des Magischen Realismus, wie man sie in vielen südamerikanischen Romanen findet, aber die magischen Elemente sind hier eher als Gleichnisse zu lesen, als symbolische Bilder, die die inneren Befindlichkeiten der Personen widerspiegeln. Und die wiederum spiegeln die Zerrissenheit Kurdistans wider, das von Verfolgungen, Diktatur, äußeren Angriffen (z. B. Golfkrieg) und Bürgerkrieg aufgerieben wird.
    Ständig verwischen sich die Grenzen zwischen der inneren und äußeren Realität, so wie sich auch die Grenzen zwischen Leben und Tod verwischen. Dies geschieht sehr sinnfällig bei Dschaladat, die Hauptfigur. Dschaladats Entwicklung erinnert an Wolfram von Eschenbachs Parzival, der als tumber tor seine Reise beginnt, während Dschaladat immer wieder als „Blödmann“ bezeichnet wird. Seine Entwicklungsreise endet auch ähnlich wie die Parzivals. So wie Parzival in die Artusrunde aufgenommen wird und den Heiligen Gral sieht, so wird Dschaladat in den auserwählten Kreis der „Wächter“ aufgenommen und mit dem Beinamen „Phönix“ bedacht. Und so wie sich der Phönix aus der Asche erhebt, überwindet Dschaladat den Tod und kehrt immer wieder aus dem Totenreich, der weißen Stadt, zurück, um seine Wächterfunktion zu erfüllen: den Schutz von kulturellen Werken bedrohter und verfolgter Musiker, um sie der Nachwelt zu erhalten.
    […]
    Kunst – Musik, Malerei, Bildhauerei, Poesie – ist allen Menschen gemeinsam und ist das, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Und so geht es in diesem Epos nicht nur um die Kunst und ihre Bedeutung in einer unmenschlichen Umgebung, sondern um viele andere Themen: Gerechtigkeit, Versöhnung, Erlösung, das Jenseits und das Diesseits, Rache und Verzeihung, Liebe und Hingabe.
    Die sprachliche Form dieses Epos‘ ist bestechend schön, und das trotz des oft schrecklichen Inhalts. Kann man hier von einer Ästhetisierung der Gewalt sprechen? So wie z. B. in dem Comic „Persepolis“ von Marjane Satrapi? Ein fast märchenhafter Ton durchzieht den Roman, und die Verästelungen der Geschichten erinnert an die Märchen aus 1001 Nacht. Hier wird mit Freude erzählt, und Assoziationen an die griechische Mythologie, an europäische Versepen des Mittelalters, an Heiligenlegenden, an Erlösungsgeschichten etc. machen das Leseerlebnis noch bunter und üppiger.  
    Fazit: ein beeindruckender Roman und zugleich ein Denkmal für die getöteten irakischen Kurden.
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Ausgaben von Die Stadt der weißen Musiker

Hardcover

Seitenzahl: 432

Besitzer des Buches 2

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