novelistas Rezension kann ich eigentlich nur zustimmen.
Rivers of London hat viel, das mir gefallen hat. Ich mochte den Stil, immer leicht augenzwinkernd, immer leicht ironisch. Ich mochte die vielen Einwürfe über britische Geschichte, britische Polizeiarbeit und all das, was London so liebenswert macht. Die Idee, Magie auf moderne Menschen in einem modernen Zeitalter und auf moderne Technik prallen zu lassen, ist zwar so neu nicht – Aaronovitch versteht es aber, sie schlüssig auszuführen. Die Geschichte selbst bringt Tempo mit und ist ganz clever inszeniert; die beiden Erzählstränge scheinen zunächst nichts miteinander zu tun zu haben, werden dann aber doch geschickt und angenehm unaufdringlich miteinander verwoben. Peter Grant als Ich-Erzähler ist leicht sarkastisch, ein bisschen oberflächlich, wenn es um Frauen und Autos geht, etwas von sich eingenommen, sich aber durchaus seiner Schwächen bewusst – also sympathisch und authentisch genug, um als Figur zu tragen.
Nur leider, leider merkt man Rivers of London auf beinahe jeder Seite an, dass man es mit dem ersten Teil einer Reihe zu tun hat. Viele magische Kreaturen werden vorgestellt, ohne irgendetwas mit der Handlung zu tun zu haben, da hat Aaronovitch seine kleine Geschichte fast etwas überfrachtet. Die Charaktere führt er lediglich ein, gönnt ihnen aber wenig Tiefe oder gar Persönlichkeit (außer vielleicht Toby). Viele Protagonisten erscheinen interessant, wie schon oft erwähnt vor allem Nightingale und Molly, wobei ich auch Lesley mochte; keiner wird aber wirklich zu Person, sie bleiben bloßes Zubehör. So ist mir auch alles, was mit ihnen im Verlauf der Handlung passiert, relativ egal geblieben, ich konnte keine emotionale Bindung zu ihnen aufbauen, einige Protagonisten erschienen mir recht ersetzbar. Ich hoffe, dass in den nächsten Büchern wenigstens Lesley, Nightingale und Molly mehr Persönlichkeit erhalten; verdient hätten sie es, gute, interessante Ansätze sind da.
Was mich dann wirklich gestört hat, war die Dynamik zwischen Peter Grant und Nightingale. Die gibt es nämlich schlicht nicht. Lehrer und Schüler, „klassischer“ Magier, verbunden mit einer unbestimmten Vergangenheit, und moderner junger Mensch, der sich erst in der Welt der Magie einfinden muss: Das hat doch Konfliktstoff, da muss doch irgendeine Art von Beziehung entstehen. Daran fehlt es in Rivers of London aber völligst. Es gibt keine persönliche Ebene zwischen den beiden, so rein überhaupt nichts. Das ist schade – aber auch hier hoffe ich noch auf Besserung in den Folgebänden. Der Stil gefällt mir nämlich gut genug, um mir auch noch die weiteren Teile zuzulegen.
Fazit:
Unterhaltsame Geschichte, toll und humorvoll geschrieben, aber mit deutlich Luft nach oben.
Ach, und eine Karte mit den historischen Flussverläufen hätte ich als echte Bereicherung empfunden. Klar, ich kann googeln, trotzdem wäre das noch nice to have.