Kurzbeschreibung (amazon)
Im Anfang war der Tod ... Julia Hamill gräbt gerade den Garten ihres kürzlich erworbenen Hauses um, als sie einen grausigen Fund macht: den skelettierten Schädel eines Menschen. Mit den Mitteln der modernen Gerichtsmedizin kann Dr. Maura Isles die harten Fakten schnell bestimmen: Die Leiche ist knapp zweihundert Jahre alt - eine Frau, die ganz offensichtlich einem Mord zum Opfer fiel. Doch wer ist die unbekannte Tote? Und wer hat sie im Garten des alten Hauses verscharrt? Diese Fragen lassen Julia Hamill keine Ruhe, und sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Eine alte Kassette voller
Dokumente führt sie dabei in die Vergangenheit Bostons - zu den ersten Versuchen, mithilfe von Forensik, Pathologie und Autopsien einen Kriminalfall zu lösen. Und zu dem Medizinstudenten Norris Marshall, der hofft, einen gefährlichen Frauenmörder zu stellen - und, vom Ehrgeiz verblendet, seine einzige Zeugin in höchste Gefahr bringt ...
Meine Meinung
Dieses Buch gehört nicht zur Reihe um Jane Rizzoli. Auch Maura Isles kommt nur ganz kurz vor.
Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen. Die Erzählung um Julia Hamill ist in der Gegenwart angesiedelt. Julia hat sich nach der Trennung von ihrem Mann, unter der sie noch sehr leidet, ein altes Haus gekauft und stößt beim Anlegen eines Gartens auf menschliche Knochen. Um sich abzulenken, beginnt sie mit der Erforschung der Geschichte des Hauses und versucht, über den 200 Jahre alten Mordfall Informationen zu bekommen.
Die Erzählung in der Vergangenheit spielt im Jahr 1830 und verbindet gekonnt Elemente eines Thrillers (der "reaper" geht um und schlachtet Menschen bestialisch mit einem Messer ab) mit denen eines medizinhistorischen Romans. Man erfährt viel über die medizinischen/hygienischen Verhältnisse in den Krankenhäusern des frühen 19.Jahrhunderts. Eine der Hauptfiguren, Oliver Wendell Holmes , ist eine historische Persönlichkeit. Als amerikanisches Pendant zu Ignaz Philipp Semmelweis hat er sich um die Bekämpfung des Kindbettfiebers verdient gemacht. Wie immer bei der MedizinerinTess Gerritsen werden Sektionen und Operationen genau und drastisch beschrieben, was für Interessenten der Medizingeschichte ein Genuss ist, für zart Besaitete jedoch manchmal etwas "magenbelastend sein kann... ;)
Das Buch ist sehr spannend geschrieben, die Mordnächte sind atmosphärisch dicht gestaltet, so dass sich Vergleiche zum Whitechapel der 1880er Jahre und Jack the Ripper aufdrängen. Die Lösung ist auch für geübte Krimileser nicht so schnell ersichtlich und sorgt für eine Überraschung.
Ich habe die Bücher der Rizzoli-Reihe gern gelesen, aber für mich persönlich ist dieses Buch bisher der beste Roman von Tess Gerritsen. Wenn man nicht auf das Gespann Rizzoli/Isles fixiert ist, gern Bücher mit verschiedenen Zeitebenen liest und sich außerdem für Medizingeschichte interessiert, sollte man "Leichenraub" unbedingt anschaffen!