Inhalt:
Wagemutig erkunden Pietro und Bruno als Kinder die verlassenen Häuser des Bergdorfs, streifen an endlosen Sommertagen durch schattige Täler, folgen dem Wildbach bis zu seiner Quelle. Als Männer schlagen die Freunde verschiedene Wege ein. Der eine wird sein Heimatdorf nie verlassen, der andere zieht als Dokumentarfilmer in die Welt hinaus. Doch immer wieder kehrt Pietro in die Berge zurück, zu diesem Dasein in Stille, Ausdauer und Maßhalten. Er ringt mit Bruno um die Frage, welcher Weg der richtige ist. Stadt oder Land? Gehen oder Bleiben? Was zählt wirklich im Leben? (Quelle: Verlagsseite)
Der Autor:
Paolo Cognetti, 1978 in Mailand geboren, verbringt die Sommermonate am liebsten in seiner Hütte im Aostatal auf 2000 Metern Höhe. Er hat Mathematik studiert, einen Abschluss an der Filmhochschule gemacht und Dokumentarfilme produziert, bevor er sich ganz dem Schreiben zuwandte. Auf Italienisch sind von ihm schon Erzählbände und zwei Romane veröffentlicht worden. »Acht Berge« stand über Monate auf Platz 1 der Bestseller in Italien; der Roman erhielt u.a. den renommiertesten italienischen Literaturpreis, den Premio Strega, und erscheint in rund 40 Ländern.(Quelle: Verlagsseite)
Mein Eindruck:
Vor der Kulisse des Monte-Rosa-Massivs schildert Paolo Cognetti die lebenslange Suche zweier Freunde nach dem Glück und den verschiedenen Lebenswegen.
Im Sommer lassen Pietro und seine Eltern ihr Mailänder Stadtleben hinter sich und verbringen die Ferien im Aostatal. Sein Vater ist ein begeisterter Bergsteiger, der allerdings nur das Erreichen des Gipfels im Sinn hat. Er macht nie Pausen, schaut nie nach rechts oder links.
Auch Pietro soll diese Begeisterung teilen und muss den Vater begleiten. Doch Pietro leidet unter Höhenangst, für ihn sind die Touren kein Vergnügen. Wäre seine Mutter nicht gewesen, der die Mitte reichte, die Bergdörfer und Wiesen liebt und sich gerne dort aufhält,so hätte er keine Zuneigung zu der Umgebung und den Bergen gefasst.
Pietro lernt Bruno, ein typisches Naturkind kennen. Mit ihm erkundet er die Umgebung, es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, die das ganze Leben anhalten wird.
Bruno lebt bei seinem Onkel und arbeitet als Hirtenjunge für ihn. Sein Vater ist ein Trinker und seine Mutter hat sich ganz in sich zurückgezogen.
Bruno und Pietro verbringen viel Zeit miteinander, brauchen nicht viele Worte und vertrauen einander, obwohl ihre Lebenswelten nicht unterschiedlicher sein könnten.
Pietro kehrt nach den Sommerferien mit seinen Eltern zurück nach Mailand, wissend, dass er Bruno im nächsten Sommer wiedersehen wird.
Doch wie das Leben so spielt, treibt es die beiden dennoch erst einmal auseinander. Während Bruno im Dorf bleibt und den familiären Traditionen folgt, bereist Pietro als Dokumentarfilmer die Welt und kommt sogar bis zum Himalaya. Dort lernt er die Legende von den acht Bergen kennen, welche Sinnbild für seine Freundschaft ist.
Alles anzeigen" Der Mann hob einen Stock auf, mit dem er einen Kreis auf den Boden zeichnete. (..) Dann zog er eine Achse hindurch und senkrecht dazu noch eine (...), bis ein Rad mit acht Speichen entstanden war. (....).
"Hast du dieses Symbol schon mal gesehen?" fragte er.
"Ja", erwiderte ich. "In Mandalas".
"Genau", sagte er. "Für uns ist der Mittelpunkt der Welt ein sehr hoher Berg, der wiederum von acht Bergen und acht Meeren umgeben ist. Das ist unsere Vorstellung von der Welt."
(....)
"Dann zeigte er mit dem Stock auf die Mitte und sagte: "Bei uns heißt es immer: Wer hat mehr gelernt? Derjenige, der alle Berge gesehen, oder derjenige, der den Gipfel des Sumeru bestiegen hat?" (Zitat S. 170)
Pietro, der zwischen Heim-und Fernweh schwankt, stellt sich Fragen nach dem Sinn des Lebens, welcher Lebensentwurf der richtige ist.
Der Roman beantwortet diese Frage zum Glück nicht. Jeder muss für sich selbst entscheiden und die Entscheidung des anderen akzeptieren.
Nicht zu vergessen sind die wunderbaren Naturbeschreibungen, die Beschreibungen der Landschaft, der Berge - wobei nicht vergessen wird, dass auch in dieser archaischen Welt Veränderungen stattfinden - Modernisierungen, wie Skilifte und Straßen entstehen.
Wenn ich mir die Biographie des Autoren ansehe, ist doch sicher eine autobiographische Färbung des Romanes nicht auszuschließen?