Margaret Atwood - Hexensaat / Hag-Seed

  • Bei der Lektüre dieses Buches habe ich nur eines bereut: den "Sturm" so wenig zu kennen, dass ich mit Sicherheit viele Anspielungen überlesen habe.

    danke für diesen Satz - dann werde ich wohl erst den Sturm lesen, bevor ich Hagseed in die Finger nehme :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Das ist sicher hilfreich.


    Ganz andere Frage: wer hat sich eigentlich das bescheuerte Cover der am Threadanfang verlinkten Ausgabe ausgedacht? Das hat ja sowas von nichts mit dem Buch zu tun.

  • das bescheuerte Cover

    Dachte ich auch. Ich vermute, dass es zu den anderen Neuauflagen passen soll. Hier noch ein bescheuertes Cover, darüber hinaus gibt es zwei weitere, "Der Report der Magd" und "Lady Orakel".

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • SiriNYC : ja, ich habe auch die Augen-Ausgabe. Finde ich viel, viel passender.


    Marie : das sieht alles eher nach leichtem Gesellschaftsroman aus. Blöd.

  • ### Inhalt ###
    Felix Phillips ist Direktor des Theaters in Makeshiweg und bekannt für seine unkonventionellen Interpretationen von Shakespeare, insbesondere "Der Sturm" von ihm hat es ihm angetan. Einer seiner Assistenten, Tony, kommt eines Tages auf ihn zu, um ihm mitzuteilen, dass er von jetzt auf gleich als Direktor abgesetzt wird. An seine Stelle wird Tony selber treten. Felix ist wütend und außer sich, Tony hat den ganzen Coup jedoch von langer Hand geplant, in dem er die letzen Jahre in seinem Sinne an höchster Stelle geklüngelt hat. Von daher ist an dieser Sache nichts mehr zu rütteln und er fügt sich, indem er sich in eine einsame Hütte zurückzieht und erstmal seine Wunden leckt. In ihm lodert jedoch schnell der Geist der Rache auf und er will es Tony und seinen Freunden in der Regierung heimzahlen, er weiß nur noch nicht wie. Dann bekommt er eines Tages ein Angebot von der Justizvollzugsanstalt Fletcher, verurteilten Gefangenen Literatur und Theater näherzubringen. Es soll unter seiner Leitung ein Programm aufgesetzt werden, welches jedes Jahr einem ausgewählten Kreis von Häftlingen ermöglicht, sich an einer Art Theater AG zu beteiligen, um zu lernen und zu wachsen. Felix stürzt sich in die Arbeit, hat aber immer noch nicht aufgehört, an seinen Racheplänen zu werkeln. Und mit seiner Arbeit in der Fletchervollzugsanstalt kommt ihm diesbezüglich auf einmal eine zündende Idee...


    ### Meinung ###
    Der besondere Kniff dieser Geschichte ist das Shakespeare-Theaterstück "Der Sturm". Es ist nicht nur das Lieblingsstück von Felix, sondern auch in besonderer Weise mit ihm persönlich verbunden. Auch seine spätere Rache an Tony und seinen Klüngelfreunden stehen in engem Zusammenhang mit diesem Stück. Von daher spielt "der Sturm" in diesem Roman eine Hauptrolle. Als Leser erhalten wir recht tiefgehende Einblicke in die Protagonisten und die Handlung dieses Stückes und erleben gleichzeitig im Zuge der Rache Felix eine Verflechtung von Theater und Wirklichkeit. Für Theaterfreunde und Liebhaber von Shakespeare ist der Roman "Hexensaat" daher sicher ein Leckerbissen. Aus meiner Sicht abträglich für den Roman als Ganzes ist die Rahmenhandlung um Felix Phillips. Seine Entlassung beim Theater, sein Leben als Einsiedler, der Verlust seiner Tochter, den er nur verkraften kann, indem er sich einbildet, sie existiere noch, um mit ihr allabendlich Vater-Tochter-Gespräche zu führen. Der ganze Handlung, die dazu beiträgt, um seine Arbeit in der Justizvollzugsanstalt zu erklären und darzustellen und einen Zeitraum von einem Jahrzehnt umfasst und schließlich in seiner Rache gipfelt, wirkt auf mich nur als Mittel zum Zweck. Nicht besonders lesenswert, einfach nur ein Gerüst. Weder sprachlich, noch erzählerisch, noch von den Charakteren her interessant. Da ist Anne-Marie Greenhouse, eine ehemalige Schauspielerin an seinem Theater, die er wieder für die Rolle der Miranda begeistern kann. Es entwickelt sich zwischen den beiden schnell eine gute Beziehung und am Ende sagt Anne-Marie, Felix wäre oder ist sogar ihr Lieblingsvater geworden. Oder ihre Szenen mit ihrem Theaterstück-Verehrer Ferdinand, der sich laut "Sturm" in sie, Miranda, verliebt, sich aber auch in Wirklichkeit in sie verliebt, was aber ganz schnell egal ist, da sich ja kurze Zeit später in Frederik verliebt. Das alles wirkt auf mich so beliebig ohne zwingend zu sein, dass dadurch der Eindruck eines Gerüstes, einer losen Rahmenhandlung noch verstärkt wird. Ja, die Rahmenhandlung ist ein Spiegel des Theaterstückes, ist schon klar, aber einfach total langweilig erzählt. Die Arbeit am Theaterstück selber und später die Rache sind zwei Teile, über die man auch noch reden kann. Bei der Arbeit am Theaterstück musste ich ein bisschen an den Film "Mr Bill" mit Danny De Vito denken, der Soldaten eine Sinn für Literatur beibringen will. Gute Idee, gute Absicht und es ist zu wünschen, dass das was Felix dort im Gefängnis getan hat auch wirkliche Beispiele hat. Beim Arbeiten und proben wird viel geflucht, denn die Insassen sind zwar an Theater interessiert, da es besser ist als den ganzen Tag nichts zu tun, aber ihren Drang zu "hurensohnmäßigen" Kraftausdrücken muss natürlich Raum geschaffen werden, indem Felix ihnen eine Reihe von Schimpfwörtern erlaubt, von denen sich auch reichlich gebrauchen machen, etwas was mir persönlich auf den Senkel ging. Und schließlich die Rache: Ja, ich will jetzt nicht weiter darauf eingehen, da ich nicht spoilern will. Nur so viel: Wenn ein hoher Regierungsbeamter, der sich vorher intelligent nach oben geklüngelt hat, wirklich so blöd ist und Felix später auf einfachste Weise auf den Leim geht, dann passt das für mich einfach nicht zusammen. Ich weiß, "Der Sturm" ist hier wieder "schuld". Was soll ich sagen. "Der Sturm" als Theaterstück gefällt mir auch nicht besonders, die Handlung ist an den Haaren herbeigezogen und damit dann auch die Rahmenhandlung.


    ### Fazit ###
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:
    Für Theaterliebhaber und Liebhaber von Shakespeare. Nichts für Leute, die authentische Handlung und Charaktere bevorzugen.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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