Leonie Swann - Glennkill

  • Hallo ihr Lieben
    Ich habe "Glennkill" gerade zum 3. (?, vielleicht auch 4.) Mal gelesen und bin nach wie vor total begeistert davon. Ein herrlicher Lesespaß! Eins der Bücher, die ich von Zeit zu Zeit immer wieder lesen muß :study:
    Habe direkt den "Garou" angefangen, den hatte ich erst einmal...


    Liebe Grüße


    Sylvia, Brownie, Pearly und Gimli
    :study::study::study:

    :study:Jack McDevitt: Hexenkessel




  • Othello weidete kühn vorbei.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Handlung:


    Die Schafe von George Glenn sind eine bunt zusammengewürfelte Herde ganz normaler und doch außergewöhnlicher Schafe, wie zum Beispiel Miss Maple, das vielleicht klügste Schaf der Welt, Mopple the Whale, der verfressene Widder mit dem perfekten Gedächtnis, oder Zora, die es liebt, todesmutig auf der Klippe zu sitzen und die Kräuter des Abgrunds zu fressen.


    Auch wenn sie nicht immer alles verstehen, lieben sie es, wenn Schäfer George ihnen vorliest. (Dumm ist nur, dass er den Krimi weggeworfen hat, bevor sie erfahren haben, wer der Mörder ist.) Doch eines Tages ist Schluss mit dem Vorlesen, denn George liegt tot auf der Wiese, mit einem Spaten in der Brust... Dieses Verbrechen können seine Schafe nicht ungesühnt lassen! Er war vielleicht nicht der beste Schäfer der Welt, aber er war IHR Schäfer! Und so machen sie sich auf, den Mord aufzuklären, mit ihrem begrenzten Wissen darüber, wie Menschen funktionieren.


    Meine Meinung:


    Die erste Frage, die ich mir bei einer Buchbesprechung immer stelle, ist diese: ist die Geschichte originell und einfallsreich? Sprich, bringt der Autor oder die Autorin etwas Neues, was man so noch nie gelesen hat? Nur selten fiel mir die Beantwortung dieser Frage so leicht wie bei diesem Buch, und die Antwort lautet: Himmel, ja!!! Ich habe lange nichts so Erstaunliches mehr gelesen.


    Es ist nicht nur die herrlich absurde Grundidee, dass diese Herde wolliger Möchtegern-Detektive fröhlich blökend losziehen, um ihrem Schäfer Gerechtigkeit zu verschaffen - die Geschichte setzt mit jedem Kapitel immer mal wieder einen drauf. Dabei fand ich unglaublich gut gelungen und glaubhaft, wie Leonie Swann ihren Lesern die Gefühlswelt, die Ansichten, sogar die Mythen und Aberglauben ihrer Schafe nahebringt. Denn natürlich sehen Schafe die Welt nicht so wie wir Menschen! Das ist oft zum Schreien komisch, hat aber auch Momente, die nachdenklich machen oder bestürzen, wenn zum Beispiel ein Schaf zum ersten Mal im Leben begreift, dass ein Metzger Schafe tötet, damit Menschen sie essen können...


    Die Autorin stellt Vorstellungen, die Menschen über Tiere haben, manchmal auch auf den Kopf:


    Zitat:
    »Menschen haben keine Seele. Keine Seele, kein Geist. So einfach ist das.« »Wie kannst du so etwas sagen«, protestierte Moppel. »Wir wissen doch gar nicht, ob Menschen auch eine Seele haben. Es ist vielleicht nicht wahrscheinlich, aber möglich ist es.«


    Ich habe die gesamte Herde schon nach kurzer Zeit fest ins Herz geschlossen, mit all ihren Stärken und Schwächen. Jedes Schaf ist ein liebenswertes Unikat, und ich war fast ein bisschen traurig, dass ich keine Miss Maple und keinen Mopple in meinem Garten grasen habe...


    Der Schreibstil hat mich ebenfalls voll überzeugt, denn er beherrscht viele Facetten. Nur weil es ein witziges Buch ist, heißt das nicht, dass es nicht manchmal auch ein dramatisches, trauriges oder philosophisches Buch sein kann, und Leonie Swann variiert Tonfall und Atmosphäre entsprechend.


    Zitat:
    »Wollt ihr denn gar nicht wissen, woran er gestorben ist?«
    Sir Ritchfield sah sie erstaunt an. »Er ist an dem Spaten gestorben. Du hättest das auch nicht überlebt, so ein schweres Eisending mitten durch den Leib. Kein Wunder, dass er tot ist.« Ritchfield schauderte ein bisschen. »Und woher der Spaten?«
    »Jemand hat ihn hineingesteckt.« Für Sir Ritchfield war die Sache damit erledigt (...).


    Besonders der Humor war genau mein Geschmack: oft trocken, oft zum laut Losprusten, manchmal böse, aber in meinen Augen nie platt. Aber ich vermute, dass der Humor der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen ist! Wer mit dem Humor nicht warm wird, für den ist das Buch wahrscheinlich nichts, aber das lässt sich ja durch Lesen der Leseprobe schnell feststellen.


    Der eigentliche Kriminalfall ist auf absonderliche Weise spannend. Denn die Schafe haben wirklich keine Ahnung, wie Menschen denken, und ziehen deswegen oft die völlig falschen Schlüsse! Dennoch kann sich der Leser so nach und nach zusammenreimen, was passiert ist, und dennoch kommen die Schafe mit ihren Ermittlungen immer irgendwie weiter. Das muss eine Autorin auch erstmal schaf(f)en: auf tausend falschen Wegen zum Ziel.


    Fazit:
    Ein Haufen Schafe zieht los, den Mord an ihrem Schäfer aufzuklären, und sie entdecken dabei Erstaunliches über die Menschen, die offensichtlich noch dümmer und merkwürdiger sind, als sie immer schon gewusst haben. Das Buch hat mich wunderbar unterhalten, ich habe oft gelacht - und dennoch hat es mich auch manchmal gerührt und zum Nachdenken angeregt.


    Das Buch stand lange Zeit ungelesen in meinem Regal - und das würden die Schafe von Glennkill sicher als weiteren Beweis für die Dummheit der Menschen sehen.

  • Dass Schafe sicher weiden können, wie es in der berühmten Bach-Kantate heißt, kann man hier nicht behaupten. Denn der Schäfer dieser friedlich-tranigen Herde wurde brutal gemeuchelt, Tatwaffe: ein Spaten. Mit dem wurde er aber nicht nach gutem alten Brauch erschlagen, sondern richtiggehend durchbohrt, offensichtlich von einem Mörder, der die Anstrengung nicht scheut. So etwas macht Laune, trotzdem habe ich das Buch auf Seite 74 abgebrochen.


    Die Geschichte hat einfach nicht mein Interesse wecken können, nicht die Handlung, nicht die Schafe, nicht einmal der Mörder und sein Motiv. Die Zeit ist knapp, ich muss meine Kräfte bündeln, und jeden Tag nur pflichtschuldigst ein paar Seiten weiter zu lesen, ist kostbare Verschwendung von Ressourcen. Einige auch nicht gerade enthusiastische Beiträge hier im Forum sprechen von ein paar hübschen Stellen im Buch, aber ich bin schließlich nicht auf einer Wüstenwanderung, bei der ich mich von Oase zu Oase schleppen muss. Schon die Attribute "zauberhaft" und "warmherzig" im Klappentext hätten mich misstrauisch machen sollen. Geschichten, in denen Tiere vermenschlicht werden, interessieren mich nur, wenn sie den Menschen ironisch einen Spiegel vorhalten, sonst gleiten sie schnell ins Drollige und Harmlose ab, was mich grundsätzlich anödet. Dieser Roman hat mir einfach zu wenig Biss (haha!), von dem Wortwitz und dem subtilen Humor, von dem einige Kritiken sprechen, habe ich zumindest im ersten Drittel nicht viel bemerkt, teilweise erschien er mir eher wie für Kinder geschrieben. Das Buch gehört wiederum auch nicht zu denen, über die man sich beim Lesen so ärgert, dass man es mit grimmigen Genuss immer weiter liest, bis man es am Ende in der Luft zerreißen kann. Ich glaube, für Schafshumor bin ich nicht sehr empfänglich.


    Übrigens: Wie der Zufall so spielt, hat mein des Kochens kundiger italienischer Ehemann am Abend des Abbruchs mit Fenchelsamen gewürzte Lammkoteletts in der Pfanne zubereitet und anschließend kurz unter den Grill gelegt, um das Fett auszubraten. Und da musste ich dann doch eingestehen: Schafe haben auch ihr Gutes. :wink:

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer

    :musik:Jussi Adler-Olsen - Verachtung
















  • Inhaltsangabe:


    Der Schäfer George Glennkill wird eines Tages tot aufgefunden, mit einem Spaten in der Brust! Seine Schafe, eine inzwischen seltene Rasse, stellen dies pragmatisch fest. Allen voran Miss Maple, das klügste Schaf der Herde, läßt dieses Ereignis nicht los, so hatte George sie doch liebevoll behandelt.


    Doch der Tot von George lockt plötzlich viele Menschen auf die Weide. Den Metzger, Gott, Georges Tochter und viele andere, die sie vorher noch nie gesehen hatten. Mit ihrem Erfindungsgeist und ihrem natürlichen Verständnis gehen sie den Dingen auf den Grund und entdecken dabei, das sie noch viel mehr können als nur grasen und blöken.


    Mein Fazit:


    Ein Buch der besonderen Art!


    Die einzelnen Schafe haben eine besondere Begabung, einen markanten Wesenszug und sind überaus menschlich in ihren Reaktionen. Das Verständnis der Schafe ist sehr leicht nachvollziehen, da es einfach und unkompliziert ist. Die beschriebenen Reaktionen laden zu köstlichen und humorvollen Momenten ein, machen sie sympathisch und man kann die Schafe einfach nur liebhaben.


    Zwar ist es als „Schafskrimi“ deklariert, ich würde es aber auch in die Sparte „Humor/ Satire“ packen. Denn der Krimi ist eigentlich eher nebensächlich. Stellenweise war das Buch etwas langatmig, wenn auf die einzelnen Lebensgeschichte der Schafe eingegangen wurde. Und die vielen Personen, die plötzlich auf der Weide auftauchten, konnten den Leser sehr schnell verwirren.


    Aber alles in allem ist es ein Buch, das ausschließlich zur Unterhaltung dient. Wer Tiere mag, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.


    Anmerkung: Die Rezension stammt aus März 2008.