Sobald Julia wieder aufgewacht ist macht sie mit Winston den Ort des nächsten Treffens aus. Dabei geht sie emotionslos, geradezu geschäftsartig vor – man kann ihr ansehen, dass sie derartige Treffen schon öfter durchgeführt hat. Sie erläutert, dass man sich gewöhnlich etwa zweimal am selben Ort treffen kann, allerdings muss einige Zeit jeweils dazwischenliegen. Sonst würde es zu auffällig und damit risikoreich werden.
In den folgenden Wochen begegnen sie sich nur spärlich. Einzig kurze, versteckte Wortwechsel sind möglich und Winston staunt immer wieder darüber, wie gut Julia sprechen kann, ohne dabei die Lippen zu bewegen.
Es vergeht einige Zeit bis zum nächsten ernsthaften Treffen. Auch für dieses wählt Julia wieder den Ort aus: Es ist eine alte, weitestgehend zerstörte Kirche, irgendwo fernab von London in einem Gebiet, über dem einmal eine Atombombe abgeworfen worden sein soll.
Während dieser Zusammenkunft in der Kirche erzählt Julia mehr über sich selbst. Sie sei 26 Jahre alt und lebe zusammen mit einigen Dutzend anderen Frauen in einem Gebäude. Ein geradezu exzellenter Lebenslauf zeichne sie aus mit mehreren Führungspositionen in verschiedenen Vereinen. Sie arbeitet derzeit in der Romanabteilung an Kompositionsmaschinen, des Ministeriums für Wahrheit, muss also neue Geschichten oder Novellen für die Proles entwerfen. Zeitweise war sie sogar im pornographischen Bereich des Ministeriums tätig – ironischerweise eine Arbeitsstelle, die eigentlich nur den loyalsten Parteimitgliedern (und nur Frauen) zugeteilt wird.
Mit 16 Jahren habe sie bereits ihre erste versteckte sexuelle Beziehung gehabt. Der Mann sei ein hochgestelltes Parteimitglied gewesen, habe sich aber später selbst umgebracht. Julia ist glücklich darüber, denn sonst hätte der Mann sie vermutlich unter Folter verraten.
Julia kann sich nicht an die Zeit vor der Revolution erinnern. Sie hat anscheinend auch kein wirkliches Interesse daran. Vielmehr liebt sie es, sich einigermaßen mit der Partei zu arrangieren, das Spiel mitzuspielen und versteckt die Regeln so weit wie möglich zu brechen. Winstons idealistische Visionen vom Sturz der Partei teilt sie nicht. Die Bruderschaft ist ihr recht egal, sie hält diese ohnehin für erfunden.
Winston erzählt im Gegenzug mehr über seine Frau. Er beschreibt ihre Einstellung zu Sex und dass sie diesen als “Aufgabe gegenüber der Partei“ zum Zwecke der Kindererzeugung betrachtet habe. Julia klärt ihn darüber auf, dass dies allen Frauen so von der Partei beigebracht werde. Die Partei versuche auf diese Art und Weise sexuell frustrierte Bürger großzuziehen, die dann ihren Frust und ihre sexuelle Energie mangels Alternativen in Loyalität gegenüber der Partei und in Hass gegenüber dem Feinden umleiten.
Winston erinnert sich an einen Ausflug aufs Land, den er mit seiner Frau und einigen anderen Personen gemacht hat. Er und Katherine hätten sich dabei kurzfristig vom Rest der Gruppe entfernt und an den Rand einer Klippe begeben. Dabei habe er mit dem Gedanken gespielt, sie durch einen kurzen Schubs von der Klippe zu stürzen, es dann aber doch gelassen. Heute bereue er dies und auch Julia glaubt, dass sie Katherine hinuntergestoßen hätte.
Er wird nachdenklicher und spricht offen aus, dass sie beide verloren seien. Es sei nur noch eine Frage der Zeit bis man sie erwische und exekutiere. Anscheinend glaubt Julia zwar ebenfalls, dass ihre Gefangennahme schon mehr oder weniger feststeht, lenkt aber von diesem Thema ab und will offensichtlich nicht darüber reden. Sie versucht Winston etwas aufzuheitern und zeigt dabei deutlich größere Lebenslust und vor allem weniger Fatalismus als er.
Zuletzt stimmen sie den Ort des nächsten Treffens ab und legen sich wieder auf dem Platz im Wald fest, den sie schon bei ihrem ersten Treffen verwendet haben.