Peter Kersken - Zechensterben

  • Klappentext:


    Wirtschaftswunderland


    Sommer 1966: Kohlenhalden im Ruhrgebiet, Zechen werden dichtgemacht, Bergleute gehen auf die Straße. Unter einer Brücke im Oberhausener Stadtteil Sterkrade liegt ein toter Junge. Die Mutter des Kindes glaubt an eine Strafe Gottes, Oberinspektor Manni Wagner hat daran seine Zweifel und stößt auf eine Geschichte, die bereits 1947 begann. Er ermittelt in einer Schrebergartenkolonie und einer Duisburger Hafenbar, stellt sich in der Eifel schrecklichen Erinnerungen und verpasst das Finale der Weltmeisterschaft. Während in Wembley ein Tor fällt, das keines ist, sitzt er einem Mörder gegenüber.

    Zitat

    "Ich bin nu ma Hauer. Wat anderes kann ich nich. Hab sonst nix gelernt.Wat soll ich den mit fast fuffzich noch machen, wenn se mich freisetzen? Ich hab schon geträumt, dat ich vor der Clemenskirche rumgesessen und meinen Hut aufgehalten hab. Und dann is einer auf mich zugekommen, und ich hab gedacht, jetzt schmeißt der mir en Groschen rein. Aber der hat nur seinen Hut genommen und sich neben mich gesetzt. Und dann sind immer mehr gekommen, bis der ganze Kirchplatz voll war. Alles Kumpels von e Zeche, und alle haben ihren Hut aufgehalten."



    Eigene Beurteilung:


    Dies ist ein sehr ruhiger und nachdenklicher Krimi, der eigentlich in erster Linie die Frage stellt, ob überhaupt ein Verbrechen vorliegt, wovor die Menschen Angst haben und wie sie dazu kommen schuldig zu werden und wie sie hinterher damit umgehen.


    Ich bin selbst zwei Jahre nach den Ereignissen dieses Romans in Duisburg geboren worden und einige Dinge,d ie hier beschrieben werden hatten in meiner Kindheit durchaus Relevanz, so dass ich mich hin und wieder zurückversetzt gesehen habe.


    Das, was Menschen Angst macht ist in der Presse oft laut und überraschend, während es für die Betroffenen - wie das Zechensterben - oft eher leise, langsam und unaufhaltsam kommt. Und auch die damit verbundenen Reaktionen fallen oft wenig filmreif aus - zum Glück. Dies zeigt dieser Roman - genau wie die Atmosphäre der damaligen Zeit - sehr überzeugend.

  • Danke für die schöne Rezension und dieses bemerkenswerte, nachdenklich stimmende Zitat.

    Da es der Gesundheit förderlich ist, habe ich beschlossen, ab heute glücklich zu sein (Voltaire)