Originaltitel: Mörkertal ("mörker" heißt auf deutsch: finster)
Inhalt (von Amazon kopiert):
In den Wäldern des nordschwedischen Ångermanlands verschwindet die 14-jährige Emily. Einzige Hinweise für Kerstin Holm vom Stockholmer A-Team sind Fahrzeuge mit baltischen Kennzeichen – und die Information, dass drei verurteilte Pädophile ganz in der Nähe des Tatorts leben. Der Fall gewinnt an Brisanz, als ein Mann mit durchtrennter Kehle aufgefunden wird. Das Mordinstrument: eine Klaviersaite. Bald gibt es in Stockholm eine zweite Leiche mit ähnlichen Schnittwunden. Die Spuren führen ins Internet, mitten hinein in einen perfiden Kampf zwischen Gut und Böse, in dem die junge Emily ihre ganz eigene Rolle spielt. »Dunkelziffer« entführt in die finstersten Winkel der menschlichen Seele und präsentiert einen Racheengel der raffiniertesten Art.
Ein Mann findet bei Grabungen in Stockholm einen Sarg mit einem Skelett, das ihm merkwürdig erscheint - was genau, erfährt der Leser erst viel später.
Während einer Klassenfahrt verschwindet ein Mädchen: Eltern, Lehrer, Mitschüler machen sich auf, im Wald nach ihm zu suchen.
Nach bereits drei Stunden sind Mitglieder des A-Teams vor Ort, um mit den Ermittlungen zu beginnen.
Ein Mann, dem der kleine Finger der linken Hand fehlt, hat einen Auftrag zu erfüllen.
Das alles und noch ein paar kleinere Handlungsanfänge stürmen in den ersten 50 Seiten auf den Leser ein. Zunächst wird er durch die Geschichte rudern, versuchen alles zu sortieren und den Überblick über die Vielzahl von Personen zu behalten. Dann aber wird er hineingerissen in eine weit verzweigte Handlung und einen Tathintergrund, wie man ihn so noch nicht gelesen hat. Mitten hinein in das grausamste Verbrechen und seine ekelhaftesten Auswüchse: Pädophilie, die Netzwerke der Pädophilenkreise und die Ohnmacht der Behörden. Der Fall der verschwundenen Emily ist nur der Einstieg in einen wesentlich komplexeren, vielschichtigen Fall.
Jeder Ermittler des A-Teams, sogar Paul Hjelm, der inzwischen die Abteilung gewechselt hat, trägt seine Puzzlesteine bei zu dem großen unerwarteten Bild des Falls. Die Spannung des Buches entspringt weniger der Action als dem fesselnden Aneinanderknüpfen der Ermittlungsresultate und dem Verfolgen der Spuren. Geschickt setzt der Autor in seinem Sichtwechsel von einer Person zur anderen Cliffhanger ein.
Selten erlebt man es, dass lange philosophisch-psychologische Ausführungen zu einem Thema (hier: Thema Sexualität) den Erzählfluss nicht unterbrechen, sondern ihn im Gegenteil ergänzen und abrunden, denn für jedes Bild von Sexualität findet sich eine Entsprechung in der Handlung: Ehe- und Liebesgeschichten der Ermittler, ihre Erfahrungen mit lust- und liebevollem Vergnügen aneinander und mit den dunklen Seiten, die man sich nur schwer eingesteht, die dennoch etwas anderes sind als die Pervertierung der Sexualität und die Zerstörung von Menschen durch pädophile Machtausübung.
Auf der Zielgeraden der letzten 70, 80 Seiten nimmt das Buch Tempo auf - die Puzzlesteine sind an ihrem Platz, jetzt wirds Zeit für die Action.
Ob es ein glücklicher Griff des Autors war, ein Szenarium darzustellen, das man aus Verschwörungsfilmen kennt mitsamt Totem und Läuterungsritual? - Ich wundere mich, dass es mich eher wenig gestört hat.
Am Ende hat Dahl vor allem über das Privatleben der Ermittler so viele nicht beendete Motive zurückbehalten, dass man sofort in den nächsten Band einsteigen könnte.
Marie