Ferdinand von Schirach - Verbrechen

  • Kurzmeinung

    Maesli
    Jede einzelne „Story“ fasziniert auf ihre eigene Art und Weise.
  • Kurzmeinung

    Pasghetti
    Lockerer Erzählstil, spannende und interessante Fälle
  • Titel: Verbrechen
    Autor: Ferdinand von Schirach
    ISBN: 3492053629


    Inhalt:
    Ferdinand von Schirach hat es in seinem Beruf alltäglich mit Menschen zu tun, die Extremes getan oder erlebt haben. Das Ungeheuerliche ist bei ihm der Normalfall. Er vertritt Unschuldige, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ebenso wie Schwerstkriminelle. Deren Geschichten erzählt er – lakonisch wie ein Raymond Carver und gerade deswegen mit unfassbarer Wucht.


    Meine Meinung:
    Ferdinand von Schirach schildert mehrere Verbrechen deren Täter er verteidigen musste. Diese Verbrechen werden recht detailiert beschrieben, vor allem aber aus zwischenmenschlicher Sicht und nicht trocken und voller Fakten heruntergerasselt. Schon beim lesen überlegt man wie man selbst gehandelt oder entschieden hätte. War es Recht oder Unrecht. Hätte hier die Strafe milder sein müssen und dort vielleicht härter???
    Ich habe dieses Buch innerhalb von 2 Tage gelesen, nein ich habe es regelrecht verschlungen. Ich habe mit gelitten und mich mit gefreut, mit den Tätern und den Opfern. Dieses Buch hängt mir noch immer ein wenig nach. Es beschäftigt den Leser.
    Der Schreibstil ist schlicht gehalten, man kann dieses Buch leicht lesen ohne Paragraphen und Fremdwörter.
    Ich empfehle dieses Buch jedem der sich ein wenig für zwischenmenschliche Kurzgeschichten und Gerichtsfälle interessiert.
    Dieses Buch ist nicht aus der Sicht der Opfer, sondern aus der Sicht der Täter geschildert. Waren am Ende womöglich einige Täter die Opfer?

  • Ein angesehener Arzt, der seiner Frau ewige Treue schwört und durch die selbst auferlegten Ketten zum Mörder wird. Ein Einbruch, der die Täter zu Opfern macht. Eine Schwester, die ihren Bruder aus Liebe ermordet. Ein hochintelligenter Junge, der von allen gehänselt wird und doch die Justiz austrickst. Ein Verbrechen das keines ist. Mord wegen eines Mißverständnisses. Ein anonymer Mörder, der wieder frei gelassen wird. Ein Schizophrener Schafsmörder. Gelbe Reißnägel, die einem Mann vor dem Wahnsinn bewahren. Ein Kannibale. Ein Banküberfall um nach Hause zu kommen. Dies sind die elf wahren Begebenheiten, die Ferdinand von Schirach in diesem Buch beschreibt.

    Ferdinand von Schirach, der als Anwalt und Strafverteidiger in Berlin arbeitet, erzählt in diesem Buch von wahren Begebenheiten. Fälle, die er selbst übernommen hatte. Die völlig verschiedenen Straftaten beschreibt er kurz und treffend, fast emotionslos. Und überraschenderweise begreift man die Handlungsweise vieler Straftäter. Mal empfindet man Mitleid, und mal fragt man sich warum der Täter sich nicht helfen ließ. Es passiert etwas, das man sich vorher nicht vorstellen konnte. Man sympathisiert mit dem einen oder anderen Verbrecher und fragt sich, ob man in der ein oder anderen Sache nicht genau so gehandelt hätte. Besonders bei der letzten Geschichte um Frank war ich sehr ergriffen. Auch ich hätte alles getan um zurück zu meiner Familie zu können. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten um die Vorfreude am Lesen nicht zu nehmen.
    Mit diesem Buch lernt man, nicht kopflos zu verurteilen. Man lernt die Geschichten der Straftäter zu verstehen. Aber man lernt auch, dass sich einige Personen gar nicht helfen lassen wollen.


    Ein Plus geht auch an die Aufmachung des Buches. Sehr schön finde ich den Schwarz-Weiß-Rot gehaltenen Umschlag. Für mich symbolisiert das Rote das Blut das bei den Verbrechen geflossen ist und das Schwarz-Weiße, das man nicht immer nur alles Schwarz oder Weiß (Gut oder Böse) sehen soll. Und es gab endlich mal wieder ein Lesebändchen in einem Buch. Das habe ich in letzter Zeit bei vielen Büchern vermisst.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich finde es toll mit welcher Einfachheit der Autor hier von den Verbrechen erzählt und uns mit in die geheimsten Gedanken der Täter nimmt. Allerdings hätte ich gerne noch gewusst ob auch alle Opfer und Täter mit der Veröffentlichung ihrer Geschichten einverstanden gewesen sind und ob die Namen alle zu den real existierenden Personen gehören. Dazu wäre ein kleines Vor- oder Nachwort schön gewesen. Empfehlenswert ist dieser Roman mit den kurzweiligen Geschichten aber auf alle Fälle!

  • "Stories" - Geschichten, die das Leben schreibt


    Ferdinand von Schirach hat ein Buch mit elf Geschichten veröffentlicht, die er selbst erlebt hat - als Verteidiger in Strafprozessen. Gebunden an seine Schweigepflicht, wird er die Ereignisse verändert haben, um den Schutz der realen Personen zu wahren. Als Verteidiger ist er parteiisch und steht auf der Seite seines Mandanten. Als Erzähler ist er frei.
    Von Schirach hat mit seiner Auswahl für den Leser ein Kaleidoskop unterschiedlichster Straffälle ausgewählt. Wir lesen von einer Ehe mit tödlichem Ende, von dem Diebstahl einer wertvollen Teeschale, einem Kannibalen, Kriminalität im Drogen- und Prostituiertenmilieu und anderen Taten.
    Gemeinsamkeiten aller dargestellten Fälle sind ihre absolut unerwarteten Verläufe, die psychischen Veränderungen der handelnden Personen und eine unbeschreibliche Brutalität.
    Manche Fälle verlaufen "im Sande". So entlastet ein Mann seinen angeklagten kriminellen Mitbruder durch eine geschickte Zeugenaussage. Ein anderer Mann mit eindeutigem Hang zum Kannibalismus entzieht von Schirach sein Mandat.
    Während man die meisten Geschichten mit Distanz lesen kann, sind andere dabei, denen man sich gefühlsmäßig nicht entziehen kann. Das Leid ist manchmal so stark, dass man es selbst spüren kann.
    Wir erleben die nach außen hin intakte Ehe eines anerkannten Mediziners, der nach 48 Jahren physischer und psychischer Demütigung seinen Lebenszustand nicht mehr aushält und seine "geliebte" Ingrid umbringt. Da von Schirach gemächlich und präsise beschreibt, wie es zu der Tat kommen konnte, wird sie zu einer zwingenden, nicht mehr abwendbaren Konsequenz. Auch diese überzeugende Erzählweise ist allen beschriebenen Fällen zu eigen.
    Furchtbar zu lesen ist, wie zwei Kinder in einer mutterlosen Familie aufwachsen: Ein liebloser, strenger Vater verlangt von ihnen bedingungslose Disziplin und Verzicht. Obwohl Vermögen vorhanden ist, müssen die Kinder sich ihr Taschengeld erarbeiten, z. B. indem sie Löwenzahn ausstechen.
    An manchen Stellen klärt von Schirach den Leser sehr kurz, aber ausreichend informativ über das deutsche Rechtssystem, insbesondere den Prozessverlauf auf.
    Auch die immer wieder diskutierte Frage nach dem Sinn von "Strafe" spricht er an und erörtert das rechtsphilosophische Problem (vgl. S. 17).
    Das Buch liest sich sehr schnell. Von Schirachs Sprachstil ist klar; seine Sätze sind meist kurz und einfach.
    Sicher lesen wir tagtäglich von neuen kriminellen Geschehnissen, aber so stark, wie von Schirach seine Erzählungen aufbereitet hat, indem er uns ins Innerste der Handelnden schauen lässt, bleibt Nachdenkenswertes hängen. Sind wir parteiisch geworden? Stehen wir mehr auf der Seite des Kriminellen als auf der der Opfer?
    Bilden Sie sich selbst ein Urteil, indem Sie dieses Buch lesen.

  • Mit "Verbrechen", dem Buch von Ferdinand von Schirach, gelingt ein kleiner Einblick in das Leben eines Strafverteidigers.


    Strafverteidigerin zu werden ist eine von vielen Alternativen, die sich für mich als Jura-Studentin nach meinem Studium bieten. Doch auf die Frage vieler Verwandten "Was willst du nach deinem Studium machen?" ist die Antwort "Strafverteidigerin werden" bislang noch nicht gefallen. Noch kann ich es mir nicht vorstellen, Menschen zu verteidigen, die ihre Schuld gestehen, die stolz auf ihre Taten sind oder sie schulterzuckend hinnehmen.


    Auch nach der Lektüre des vorliegenden Buches hat sich meine Einstellung zu dem Beruf des Strafverteidigers nicht geändert.


    Nüchtern und sachlich beschreibt der Autor in elf Episoden den jeweiligen Sachverhalt, der sich zugetragen hat und beschreibt den dahinter stehenden Täter, gibt kurze Einblicke in seine Verteidigungsstrategien. Der Stil ist emotionslos, distanziert, kühl. Doch ich als Leser nehme an jedem Schicksal, das mir geschildert wird, teil. Ich emfpinde Mitgefühl, Abscheu, Verständnis, Missfallen.


    Es sind Tötungsdelikte, Raubdelikte, Eifersuchts- und Verzweiflungstaten, die der Autor uns schildert. Manche Episoden konnten mich dabei mehr fesseln als andere. Insgesamt waren es alles sehr skurrile Fälle, was aber nicht davon abhält zu glauben, dass sie sich so tatsächlich zugetragen haben.


    Letztendlich hätte ich mir jedoch einen tieferen Einblick in die Verteidigungsstrategien gewünscht, wofür ich schließlich einen Stern abziehe.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Meine Meinung:
    Ferdinand von Schirach erzählt in elf Geschichten ungewöhnliche Fälle aus seinem Berufsleben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Hintergründen der Taten, den Motiven der Täter.
    Die Vielfalt der Taten ist groß, von Sachbeschädigung, Raub über Körperverletzung bis hin zu Totschlag und Mord. Genauso facettenreich sind die Gründe, die die Täter zu ihren Taten veranlasste. Manches lässt sich vom Leser nachvollziehen, manchmal schüttelt man ungläubig mit dem Kopf.


    Ferdinand von Schirachs Schreibstil ist knapp und klar. Er schreibt sachlich, formuliert deutlich. Emotionen lassen sich allenfalls an einigen Stellen bei ihm erahnen.
    Den Leser zieht dieser Stil jedoch in den Bann. Man ist erschrocken, schockiert, ist berührt und leidet auch manchmal mit dem Täter mit. Dieses Mitleiden oder Mitempfinden ist aber keine Wertung der Tat, kann eine solche niemals entschuldigen.


    Kurz wird am Ende der Geschichten auf den Prozess eingegangen, wobei die Urteile zum Teil verblüffend sind.


    „Verbrechen“ liest sich fesselnd wie ein fiktionaler Krimi. Ihre Leser bitten um mehr, Herr von Schirach!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von mir.

  • Der Berliner Strafverteidiger Ferdinand Schirach schickt den Leser in seinem Buch "Verbrechen" auf die Suche nach dem Sinn einer Bestrafung.

    In Deutschland wurde das im Mittelalter vorherschende System eine Tat mit einer immer gleichen Strafe zu belegen abgeschaft - warum sich dies als absolut notwendig erweist zeigt der Autor anhand von elf Fällen.

    Da wäre zum Einen ein angesehenen und Arzt aus Süddeutschland, der über Jahre hinweg von seiner Frau gedemütigt und beschimpft wird. Aufgrund eines für ihn bindenden Versprechens lässt er sich nicht scheiden, sondern staut die Aggressionen ihr gegenüber in sich

    auf. Bis es eines Tages zur Expolsion kommt...

    Desweiteren beschreibt der Autor die Geschichte eines gescheiteren Mannes, der nach mehreren Rückschlägen in Äthopien Fuß gefasst hat. Aufgrund eines Haftbefehls wird er jedoch zurück nach Deutschland geschickt und ist dort gezwungen ein weiteres Verbrechen

    zu begehen...

    Zum anderen wird der Fall eines Geschwisterpaares geschildert. Beide sind eng miteinander verbunden und als einer der beiden nach einem Unfall behindert ist greift der andere zum scheinbar letzten Mittel: der Erlösung.

    Dies sollen nur einige Beispiele aus der Verbrecherkartei sein. Klar ist, bei jeder der aufgezeigten Taten kann man sich in die Geschichte des Verbrechens einfühlen. Man erfährt die Hintergründe und bekommt somit einen ganz anderen Bezug zum Täter, als wenn man, zum Beispiel aus den Medien, lediglich Sätze wie "Verrückter Mann zerstückelt seine Frau" oder "Junges Mädchen verschwindet spurlos. Zur gleichen Zeit taucht ein junger Mann mit einem blutverschmierten Messer auf der Polizeiwache auf" hört. Dabei fällt es einem viel leichter den Täter zu verurteilen.

    Mit unerschrockener Sachlichkeit zeigt Schirach mit welchen Problemen sich Gerichte beschäftigen müssen. Dabei steht immer wieder die Frage nach dem Sinn der Strafe im Mittelpunkt. Natürlich soll sie andere Täter abschrecken und die Bevölkerung dadurch schützen, andererseits dürfen die Beweggründe eines Täters für eine Tat nicht außer Acht gelassen werden. Eine Gradwanderung, die nicht immer alle an einem Verfahren beteiligten Partein zufrieden stellen kann.


    Mein Fazit:

    Ein absolut lesenswertes Buch! Ich war total gefesselt und nicht selten schockiert. Es ist erschreckend, wie nahe manche fiktiven Krimis an der Realität liegen. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • In elf völlig unterschiedlichen Geschichten erzählt der Strafverteidiger Ferdinand von Schirach aus seinem Berufsleben. Im Gegensatz zu anderen Krimis werden hier die Straftaten aus Sicht der Täter geschildert, die oft - aber nicht immer - selber Opfer sind.


    Ein alter Arzt, der die Demütigungen seiner Frau einfach nicht mehr ertragen kann und sie mit der Axt erschlägt.
    Ein Mann, der in Notwehr zwei Skinheads umbringt. Aber warum verschweigt er seine Identität?
    Ein seltsamer junger Mann, der Schafe abschlachtet. Das ganze Dorf kennt ihn. Doch dann verschwindet ein junges Mädchen und er war der letzte, der sie gesehen hat.
    Ein Student, der seine Freundin vor lauter Liebe am liebsten aufessen möchte - und ihr mit dem Messer in den Rücken schneidet.


    Am meisten berührt hat mich aber "Das Cello". Die beiden Geschwister haben nach einer unglücklichen Kindheit gerade angefangen, ihr Leben zu genießen, als ein Unfall dazwischen kommt. Der Bruder überlebt den Unfall, aber mit schwersten Kopfverletzungen. Irgendwann sieht seine Schwester keine andere Wahl, als ihn zu töten. Bei dieser Geschichte habe ich mich immer wieder gefragt, was hätte ich wohl getan? Zu einem Ergebnis bin ich immer noch nicht gekommen.


    Der Schreibstil ist sehr knapp und direkt. Manchmal hätte ich mir mehr gewünscht, mehr über die Hintergründe der Fälle. Im Gegensatz zu vielen anderen konnte ich das Buch nur langsam lesen und musste jede einzelne Geschichte erst nachwirken lassen, bevor ich die nächste lesen konnte. Deshalb gibt es von mir auch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ferdinand von Schirach ist selbst ein angesehener Rechtsanwalt. In seinem Thriller/Krimi "Verbrechen" erzählt er in elf Erzählungen von elf Fällen, die sich wirklich ereignet haben und die er persönlich vertreten hat.


    DIe Täter sind alle Menschen wie wir. Auf der Straße erkennt man sie nicht als skrupellose Mörder oder Betrüger.
    Sie handeln aus Liebe, aus Schmerz, aus Angst, aus Freundschaft.
    Viele Fälle haben mit häuslicher Gewalt zu tun.


    Ein Mann kann nach Jahrzehnten Ehe seine Frau nicht mehr ertragen, geht dafür liebes ins Gefängnis - um aus dem inneren Gefängnis ausbrechen zu können.


    Ein junger Mann ermordet seine Freundin, da diese, um ihn aus den Schulden zu befreien, einmal die Woche Sex mit einem anderen Mann hat.


    Von Schirach erzählt in einem eher nüchternen, klaren Schreibstil, der dem Leser manchmal sogar gefühllos erscheint. Doch gerade das fasziniert seine Leser umso mehr. Die Tatsache, dass wohl jeder von uns zu solchen Taten fähig sein könnte, dass auch uns jemand aus Liebe ermorden könnte, gibt den gesamten Erzählungen eine zusätzliche Spannung.


    "Verbrechen" ist ganz klar kein klassicher Thriller und auch kein Krimi. Er ist nicht so, wie die anderen Bücher, die wir lesen und lieben. Diese sind zwar auch sehr gut, aber "Verbrechen" ist ganz klar "anderst" - und das macht das Buch zu einem hochgelobten Bestseller.

  • Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt. Es fängt schon mit dem Cover an, das total schlicht ist und mich sofort angezogen hat.


    Alle Geschichten sind von Ferdinand von Schirarch in kurzen Sätzen geschrieben. Vollkommen wertfrei erzählt er die Geschichten von Opfern und Tätern. Er zeigt kein großes Mitleid mit den Opfern aber er zeigt auch nicht anschuldigend auf die Täter. Er beschreibt alle Fälle fast schon sachlich. (Also auch sehr passend zum Cover!)


    Zum größten Teil haben die Taten mich total entsetzt, wie Menschen nur so handeln können. Ich habe mich gefragt, was einem Menschen passieren muss, damit er derart handelt. Das Buch zeigt: Es braucht nicht sehr viel - was besonders die Geschichte "Der Dorn" zeigt.


    "Der Igel" war die einzige skurrile Geschichte, die mich zum lachen gebracht hat. Alle anderen haben mich sehr betroffen gemacht, besonders die letzten beiden "Liebe" und "Der Äthiopier". Wenn ich an die anderen Fälle aber nochmal zurück denke, waren sie alle sehr hart.


    Insgesamt ein wirklich sehr lesenswertes Buch, das sich rasend schnell weg-lesen lässt aber noch sehr lange in Erinnerung bleibt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

  • Ferdinand von Schirach hat es in seinem Beruf alltäglich mit Menschen zu tun, die Extremes getan oder erlebt haben. Das Ungeheuerliche ist bei ihm der Normalfall. Er vertritt Unschuldige, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, ebenso wie Schwerstkriminelle. Deren Geschichten erzählt er ...Ein angesehener, freundlicher Herr, Doktor der Medizin, erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt. Er zerlegt sie förmlich, bevor er schließlich die Polizei informiert. Sein Geständnis ist ebenso außergewöhnlich wie seine Strafe. Ein Mann raubt eine Bank aus, und so unglaublich das klingt: er hat seine Gründe. Gegen jede Wahrscheinlichkeit wird er von der deutschen Justiz an Leib und Seele gerettet. Eine junge Frau tötet ihren Bruder. Aus Liebe. Lauter unglaubliche Geschichten, doch sie sind wahr.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich der Begeisterung für dieses Buch nicht so ganz anschließen kann. Das Buch zeigt Verbrechen mal von einer anderen Seite und es wird deutlich, wie schwierig es doch ist eine „gerechte“ Strafe für ein Verbrechen zu finden. Nicht ist immer alles so wie es scheint. Die elf Geschichten die Schirach hier erzählt haben mich schon zwischendurch schmunzeln lassen. Der nüchterne Schreibstil verhilft außerdem dazu, die Situationen aus einen anderen Blickwinkel zu betrachten. Aber mir fehlt das besondere etwas am Buch, sodass ich sagen kann, dass es mich besonders beeindruckt hat. Klar die ein oder andere Geschichte hat schon zum Nachdenken angeregt und man stellt sich die Frage, wessen Partei man selbst ergreifen würde. Die nüchterne, emotionslose Erzählweise wirft zwar ein anderes Licht auf die Taten, aber so konnte das Buch mich nicht so richtig erreichen. Ich fand es einfach nicht so ansprechend genug und finde, dass man „Verbrechen“ gut mal lesen kann, aber nicht unbedingt gelesen haben muss.

  • Verbrechen ist ein interessant geschriebenes Buch,weil es aus der Sicht der Täter geschrieben wurde und die Dinge wirklich genauso geschehen sind.In elf verschiedenen Kurzgeschichten erzählt Ferdinand von Schirach hier von den aussergewöhnlichsten Verbrechen.Dennoch fand ich es "nur" interessant,mehr nicht.Es geschehen natürlich einige schreckliche Dinge darin,aber wie so mancher Leser es getan hat,als grausam würde ich persönlich es nicht bezeichnen.Der einzige Fall,der mir in Erinnerung bleiben wird,ist gleich der erste Fall gewesen.In diesem Fall konnte ich tatsächlich sowas wie Mitleid und Verständnis mit dem Täter empfinden,was mich dann doch mehr als überrascht hat. Von Schirach zeigt hier schonungslos die Hintergründe auf,die zu den jeweiligen Verbrechen geführt haben und gibt tiefe Einblicke in die dunklen Winkel der menschlichen Seele.Das Buch ist durchaus empfehlenswert,da es einen unkomplizierten Schreibstil hat,man muss keine Paragraphen studiert haben,um es verstehen zu können.Aber mehr so ein Buch zum Zwischendurchlesen.Vielleicht bin ich zu abgehärtet,da ich zuviele Psychothriller lese,ich weiß es nicht,schocken konnte mich dieses Buch jedenfalls nicht.

  • Dieses Buch hat mich schon seit einiger Zeit gereizt, vor allem durch die interessanten Meinungen hier im Büchertreff. 16,95 € für 200 mit viel Freiraum versehene Seiten sind nicht gerade ein Spottpreis und so habe ich es immer ein bisschen aufgeschoben, beim letzten Einkauf aber dann doch mitgenommen. Und ich habe es wirklich nicht bereut.


    Schon nach kurzer Zeit merkt man als Leser, dass Ferdinand von Schirach hier nur ganz besondere Fälle zusammengetragen hat, von denen keiner einen geradlinigen Verlauf hat. Ich konnte des Öfteren manchmal nur ungläubig den Kopf schütteln und der Autor zwang mich, mit offenem Mund weiterzulesen. Der "Das-gibt's-doch-nicht-Effekt" war fast in jeder Geschichte allgegenwärtig. Absolut passend fand ich den nüchternen und faktenreichen Erzählstil, eine reisserische Aufmachung á la Bild-Zeitung wäre hier absolut unangebracht gewesen. Aber genau dieser Erzählstil, der im Übrigen keinerlei Wertungen für die Taten abgibt, war es, der mich bei "Verbrechen" so begeistern konnte. Aber trotz aller Nüchternheit hatte ich manchmal das Gefühl, dass der Autor dieses Buch mit einem verschmitzen Lächeln auf den Lippen niedergeschrieben hat.


    Die Geschichten besitzen alle guten "Eigenschaften", die Bücher haben sollten: Es war spannend, lustig, tragisch, verwirrend und traurig zugleich. Spannend, wenn man kaum erwarten kann, was ein langsam verrückt werdender Museumswärter wohl anstellen wird, damit er den Auftritt in diesem Buch rechtfertigt. Lustig, wenn ein Libanese mit acht fast identisch aussehenden Brüdern die Justiz narrt. Tragisch, wenn ein junger Kerl seine sich prostituierende Freundin um alles in der Welt schützen will. Verwirrend, wenn man plötzlich selbst erschrickt, da man Verständnis und Mitgefühl für einen pensionierten Arzt aufbringt, der seine Frau ermordet hat. Traurig, wenn ein in Deutschland gescheiterter Mann in Äthiopien sein Lebensglück findet, aus diesem aber wieder brutal herausgerissen wird.


    Nur eine einzige der 11 Geschichten konnte mich nicht begeistern, von allen anderen möchte ich keine einzige hervorheben. Jede war auf ihre Weise toll. Das Cover finde ich im Übrigen nicht mal so passend, da es eher den Eindruck von Mafioso oder Auftragskiller macht. Auf diese beiden Begriffe trifft man zwar auch in dem Buch, sie sind aber keinesfalls repräsentativ. Auch sollte man sich nicht abschrecken lassen von dem Wort "Anwalt". Es gibt zwar einige Ausflüge in das deutsche Rechtssystem, aber auch für Laien hervorragend erklärt und niemals verliert sich eine Geschichte im Paragraphenwust oder Anwaltsdeutsch.


    Ferdinand von Schirach ist erst 1964 geboren und somit bin ich guter Dinge, dass er noch so einiges erleben wird in seiner Tätigkeit als Anwalt und es irgendwann ein "Verbrechen Teil 2" geben wird :wink: . Fünf fette Sterne und meine Stimme für den Booke-Buchpreis in der Kategorie Krimi/Thriller: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich habe das Buch gerade ausgelesen und fand es toll :thumleft:


    Begeistert war ich besonders von der Vielseitigkeit der Geschichten. Dabei kann ich garnicht sagen, welche Geschichte mir besser oder schlechter gefallen hat. Jede war auf ihre eigene Art schön, vorallem schön skurril :). Die Tötungsdelikte selbst sind manchmal recht heftig, also nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Gemüter. Allgegenwärtig war, wie kapo00 schon schrieb der "das gibts doch nicht" Effekt, dennoch zweifelt man keineswegs an der Glaubwürdigkeit der Geschichten.
    Der Schreibstil ist einfach, verständlich und lässt sich flüssig lesen. Allerdings hätte ich mir ebenfalls bei der einen oder anderen Geschichte mehr Tiefgang gewünscht. Doch geschmälert hat dieser Kritikpunkt das Lesevergnügen auf keinen Fall.


    Von mir gibt es ebenfalls die volle Punktzahl :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • 16,95 € für 200 mit viel Freiraum versehene Seiten sind nicht gerade ein Spottpreis und so habe ich es immer ein bisschen aufgeschoben, beim letzten Einkauf aber dann doch mitgenommen.


    Habt Ihr keine Bücherei? Unsere Bücherei schafft so gut wie alles an, was gerade angesagt ist, sodass ich mir deutsche Bestseller dort holen kann. (Schließlich gibt man schon für englische Bücher genug Geld aus... :-, ) Dieses Buch gibt es bei uns auch, es ist derzeit allerdings mehrfach vorbestellt.
    Heute habe ich gerade mal wieder drei Bücher ins Wünschebuch unserer Bücherei eingetragen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • @ Suspiria: Schön, dass es Dir auch so gut gefallen hat! :D


    Habt Ihr keine Bücherei? Unsere Bücherei schafft so gut wie alles an, was gerade angesagt ist, sodass ich mir deutsche Bestseller dort holen kann. (Schließlich gibt man schon für englische Bücher genug Geld aus... :-, ) Dieses Buch gibt es bei uns auch, es ist derzeit allerdings mehrfach vorbestellt.
    Heute habe ich gerade mal wieder drei Bücher ins Wünschebuch unserer Bücherei eingetragen.

    Doch, es gibt schon ein paar kleinere Büchereien in meiner Nähe. Die Verfügbarkeit und Auswahl ist dort aber eher beschränkt. Ich bin aber sowieso jemand, der sich Bücher eigentlich ungern ausleiht und sie lieber besitzt. :) Und genauso geht's mir mit meinen anderen beiden Hobbys Filme und Musik.

  • Ich habe vor kurzer Zeit das Buch gelesen und habe jetzt eine Frage, da mich das Ende von "Summertime" etwas ratlos zurückgelassen hat:



    Kann sich irgendjemand noch daran erinnern oder weiß jemand von euch die Lösung? Über eure Hilfe würde ich mich sehr freuen. :friends:

  • Ich habe vor kurzer Zeit das Buch gelesen und habe jetzt eine Frage, da mich das Ende von "Summertime" etwas ratlos zurückgelassen hat:



    Kann sich irgendjemand noch daran erinnern oder weiß jemand von euch die Lösung? Über eure Hilfe würde ich mich sehr freuen. :friends:


    Kann sich wirklich niemand mehr daran erinnern? :(



    Meine Meinung:


    Der erfolgreiche Berliner Strafverteidiger Ferdinand von Schirach hat mit seinem Debüt „Verbrechen“ bei mir voll ins Schwarze getroffen.
    In seinem Debüt schildert Schirach auf eine sehr souveräne Weise teils unglaubliche, teils sehr brutale Geschichten, die aber alle eines gemeinsam haben – sie sind alle wahr.
    Schirach erzählt also Geschichten, die mit seinem Beruf zu tun haben, die er selbst erlebt hat.
    Jede Geschichte für sich ist interessant und spannend und man kann sich oft gar nicht vorstellen zu was Menschen letztendlich in der Lage sind.
    Aber so brutal und unglaublich es auch sein mag, „Verbrechen“ ist ein Fenster zur Realität.
    Ferdinand von Schirach benutzt eine sehr klare und ausgewählte Sprache. ER erzählt souverän, einfach und glaubwürdig.
    Für mich war „Verbrechen“ ein sehr gutes Buch, interessant und glaubhaft erzählt.
    Ich bin mir also definitiv sicher, dass ich weitere Bücher dieses Autors lesen werde!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :thumleft: :love:

  • Alles wurde bereits geschrieben, somit stimme ich allen meinen Vorschreiber zu.


    Die Kurzgeschichten lassen uns an die Rechtsprechung zweifeln, manche Urteile sind dermaßen hart, die Tatsachen und Aussagen werden so verdreht, dass einem schon mulmig wird.


    Vor allem die Aussage: "Unser Strafrecht ist Schuldstrafrecht...." Im Mittelalter wurde die Tat im Vorgerdrund gestellt, unabhängig wie und was die Ursache gewesen ist. Heute ist es umgekehrt "...es wird dem Leben gerchter...", man schaut auf die Täter und versucht deren Motive zu erklären.
    Tja, nichts für schwache Nerven, sag ich.


    Ein lesenswerter Einblick in die dunkle Seite des Strafrechts - Täter werden zum Opfer.


    Fazit: 200 Seiten die einfach nur verschlungen werden.

  • Ich habe vor kurzer Zeit das Buch gelesen und habe jetzt eine Frage, da mich das Ende von "Summertime" etwas ratlos zurückgelassen hat:


    @ hasewue,
    falls Deine Frage noch aktuell ist:


    Bei einem Krimi wär das nicht passiert :wink: .

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Zum Inhalt (Klappentext):
    Ein angesehener, freundlicher Herr, Doktor der Medizin, erschlägt nach vierzig Ehejahren seine Frau mit einer Axt. Er zerlegt sie, bevor er schließlich die Polizei informiert. Sein Geständnis ist ebenso außergewöhnlich wie seine Strafe. . .
    Ein Mann raubt eine Bank aus, und so unglaublich das klingt: Er hat gute Gründe. Gegen jede Wahrscheinlichkeit wird er von der Justiz an Leib und Seele gerettet . . .
    Eine junge Frau tötet ihren Bruder. Aus Liebe. - Lauter unglaubliche Geschichten, doch sie sind wahr.



    Meine Meinung zum Buch:
    Es war interessant zu sehen was ein Strafverteidiger in seiner beruflichen Laufbahn so alles erlebt. Ich möchte die 11 Kurzgeschichten nicht alle einzeln aufführen, aber so viel ist gesagt, jede hat ihre eigene Wirkung auf mich gehabt.
    Ihr müsst euch das so vorstellen: Ihr seid dabei eine Geschichte zu lesen und bekommt mit wie verdorben die Welt ist und am Ende der Kurzgeschichte bekommt diese noch einmal eine ganz eigene Anziehungskraft, weil erst das Ende das Wahre Gesicht des Täters zum Vorschein bringt. Die Einleitung bis dahin ist so eine Art “Vorbereitung“ darauf, was auf euch letztendlich zukommt.
    Mir sind beim lesen mehrere Gedanken durch den Kopf gegangen. Zum Beispiel: Warum machen Menschen sowas? Die Erklärung darauf wird nicht immer mitgeliefert, was mich zu den wildesten Spekulationen trieb. Und, wie kann man diesen Beruf wählen? In den 11 Geschichten kommen so viele unterschiedliche Menschen vor, wie auch so viele verschiedene Taten, dass mir nach den kurzen Einblick ein wenig der Glaube an die Menschheit abhanden gekommen ist. Wie die Strafverteidiger sowas mit ansehen können, ohne den Verstand zu verlieren, ist mir ein Rätsel.



    Mein Fazit:
    >Verbrechen< hat mir einige nachdenkliche Minuten, manchmal Stunden beschert, so dass ich das Buch mit guten Gewissen weiterempfehlen kann. Wegen der kurzen Kapitel kann man es auch als zweit-Buch nehmen.


    Das Buch bekommt von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne.