Georges Simenon - Maigret und Pietr der Lette / Pietr le letton

  • In diesem Roman, der in Fécamp, Paris und Bremen spielt, soll Maigret
    eigentlich nur einen Mann am Bahnhof abholen, der ihm aber schon bei
    der Ankunft entwischt. Minuten später wird im selben Zug die Leiche eines
    anderen Reisenden gefunden....,
    und der sieht dem ersten Reisenden zum Verwechseln ähnlich.
    Es beginnt ein Verwirrspiel um ein Zwillingspaar zu dessen Lösung Maigret
    sich an die Fersen des ersten Reisenden heftet.


    Es ist das erste Buch mit dem Kommisar Maigret und führt uns in das Paris
    der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.


    Der Krimi fliesst in seinem Erzählstrom hin ohne dass die Spannung dabei
    mal zum zerbersten gross würde. Der Krimi gefällt nicht wegen seiner Action,
    dafür aber wegen dieser schönen Erzählweise die den Leser durch die Geschichte begleitet.
    Es lässt sich gut lesen und unterhält ebenso. Simenon erzählt ruhig,
    dass wirkt souverän und ich finde es fesselnd.

  • Kommissar Maigret soll einen Verdächtigen beschatten, der bei der Polizei als "Pietr der Lette" bekannt ist und in die organisierte Kriminalität verstrickt sein soll. Am Gare du Nord entwischt er ihm im Gedränge, doch trotzdem bekommt Maigret zu tun: in einem gerade angekommenen Zug liegt ein erschossener Mann - der demjenigen, der ihm gerade durch die Lappen gegangen ist, zum Verwechseln ähnlich sieht.


    Somit beginnt eine ziemlich gefährliche Ermittlung, die Maigret von Paris in die Normandie und wieder zurück sowie in ein Pariser Grandhotel führt ...


    Nun habe ich es auch endlich einmal mit der Kult-Krimi-Reihe um Maigret versucht. Gänzlich überzeugen konnte mich der knorrige Kommissar allerdings nicht. Die Handlung war mir zu sprunghaft, die Zusammenhänge der geschehenen Straftaten wurden mir nicht immer richtig klar und Maigrets Schlussfolgerungen kamen für meinen Geschmack zu oft aus dem Nichts.


    Nett fand ich das Lokal- bzw. Zeitkolorit, das Buch ist bereits 1929 entstanden, was man natürlich immer wieder spürt, wenn Maigret sich etwa ein paar Krüge Bier aufs Präsidium kommen lässt oder sein Assistent das bullernde Öfchen im Büro anheizen muss.


    Was mich oft gestört hat, aber wahrscheinlich auch in der Entstehungszeit begründet liegt, war die häufige Verwendung des Wortes "Jude" als (klischeehaftes) Charakteristikum.


    Spannung kam bei mir nicht im Übermaß auf, weswegen ich die Reihe wohl nicht unbedingt weiterverfolgen werde.


    Einen Pluspunkt bekommt der Diogenes-Verlag allerdings für die hübsche Gestaltung der gebundenen Neuauflage der Reihe mit rotem Lesebändchen und einer Paris-Karte auf dem Vorsatzblatt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Georges Simenon (1903-1989) war ein belgischer Schriftsteller, der vor allem durch seine 75 (!) Kriminalromane und 28 Erzählungen um Kommissar Maigret bekannt wurde. "Pietr, der Lette" ist der erste Roman um den Pariser Ermittler: er soll am Pariser Gare du Nord den international gesuchten Verbrecher Pietr beschatten. Allerdings wird dort ein Toter gefunden, der dem Gesuchten zum Verwechseln ähnlich sieht...


    Die Geschichte hat mir nicht sonderlich gefallen und ist nicht gerade ein geeigneter Einstieg in die Maigretbücher. Die Schlussfolgerungen des Kommissars waren nicht nachvollziehbar und sollten wohl Maigret als besonders cleveren (oder besser intuitiven) Ermittler darstellen - dabei war es eher verwirrend. Dennoch war das Ende für den Leser vorhersehbar, und daher kam auch kaum Spannung beim Lesen auf. Zudem ist die Geschichte - im Vergleich zu anderen Maigretromanen - besonders actiongeladen.


    Glücklicherweise habe ich bereits andere Erzählungen und Romane mit dem Kommissar gelesen, die mir auch richtig gut gefallen haben. Aber als Einstieg in die Reihe kann ich diesen ersten Maigretroman leider nicht empfehlen. Eine spezielle Einführung des Kommissars und anderer Figuren findet ohnehin nicht statt, sodass man die Bücher beruhigt in loser Reihenfolge lesen kann.

  • Hallo Nungesser. Was ich an Maigret so toll finde: er löst die Fälle nicht einfach mit Indizien sondern er taucht ein in die Welt der Menschen die mit dem Verbrechen in Verbindung stehen - und löst den Fall dann mit der Erkenntnis, was ihn an diesen Menschen berührt. Für mich einer der grössten Kommissare. Und ich stimme da zu: ab Band 30 oder 35 legt die Serie nochmal richtig zu.

  • Kommissar Maigret hat Suchtpotential. Die Figur selbst, ihr ganzes Wesen, das Büro im Polizeirevier erschließt sich erst im Laufe der vielen Bücher.
    Es ist so ähnlich wie bei den Sherlock - Holmes - Romanen: Im Laufe der Geschichten fühlt man sich bei den Figuren regelrecht zu Hause ...


    :winken: Andreas

  • Eine Pfeife , Melone und Mantel, massiger Körper, ein Fels von einem Mann, intensiver Blick. Das ist Maigret. Ein Mann, der nicht zu viele Worte macht, sich auf sein Gespür verlässt und einen untrüglichen Instinkt hat. Ein Menschenkenner, Auge in Auge mit seinem Gegenüber, nicht überheblich sondern ein Mann der kleinen Leute.

    Diese Eigenschaften zeichnen ihn aus.

    So gelingt es Maigret in diesem ersten Fall die Ruhe zu bewahren und Schritt für Schritt dem Geheimniss eines Mordes in einem in Paris endenden Zug auf die Spur zu kommen. In dem selben Zug , in dem ihn durch Interpol die Ankunft des Verbrechers Pietr der Lette angekündigt wird. Und nicht genug : Dieser ankommende Pietr und das Opfer sehen sich zum Verwechseln ähnlich.

    Es bleibt nicht der einzige Mord.

    Schritt für Schritt, kommt der Leser zusammen mit Maigret der Lösung immer näher.

    Auch wenn am Ende keine große Überraschung wartet, so ist es doch eine Geschichte die man in einem Rutsch durchliest und die an keiner Stelle langweilig ist. Man lernt den Kommissar vieler weiterer Romane kennen und schätzen. Seine beruhigende Art, seine Menschlichkeit und seine Fähigkeit sich in Menschen hineinzuversetzen.

    All das macht ihn sympatisch und Lust auf mehr von Kommissar Maigret.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Georges Simenon: Maigret und Pietr der Lette“ zu „Georges Simenon - Maigret und Pietr der Lette / Pietr le letton“ geändert.