"500 Stufen über Leipzig" von Tino Hemmann

  • Als der dreizehnjährige Sebastian auf der Brüstung der Aussichtsplattform des Leipziger Völkerschlachtdenkmals steht um seinem Leben ein Ende zu bereiten, wird er von Stolle, einem Sechzigjährigen, nach dem WARUM gefragt.
    Beide Menschen beschliessen,, sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Zwei Monologe, die einen tiefen Einblick in die Probleme unserer Gegenwart gestatten und sich mehr und mehr zum Dialog entwickeln.
    Währenddessen suchen Kommissar Hinrich und sein Assistent Engler nach einem Kind, dass längst vor seinem Verschwinden aus der Gesellschaft verschwunden war.
    Klappentext


    Dies war ja nun mein drittes Buch von Tino Hemmann, und auch diese, durchaus reale Geschichte hat mir gut gefallen! :thumleft:
    Wieder einmal wird ein aktuelles Thema (in diesem Fall das der Strassenkinder) vom Autor aufgenommen, und gekonnt warmherzig, liebenswert erzählt.
    Wie beim "Unwerten Schatz" "Und wenn die Stunde kommt" fällt mir wohltuend sein Einfühlungsvermögen in Kinder und Jugendliche auf, die in seinen Büchern einen ganz besonderen Raum einnehmen.
    Auch scheut er sich nicht soziale oder politische Fragen anzusprechen, die er in seiner eigenen, frischen Sprache zu erzählen weiss.
    Ein schönes, aber auch berührendes Buch, das ich gerne an interessierte Leser weiter empfehlen möchte.


    Gruss Bonprix ;)

  • ICh schliesse mich an...habe das Buch auch gleich auf meine Wunschliste gesetzt. Schion deswegen weil ich Leipzig liebe und schon oft auf dem Völkerschlachtdenkmal war.
    :thumleft: :thumright:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Nun habe ich auch diesen "Krimi" von Tino Hemmann gelesen und ich würde zunächst einmal behaupten wollen, dass dieses Buch wesentlich besser in die Ecke "Erzählungen" passt, als in die "Krimi"-Ecke, weswegen es ganz gut ist, dass der Roman hier eingestellt wurde.
    Wenn man den dreizehnjährigen Sebastian so über Politik und Gesellschaft reden hört - und dass, obwohl er eigentlich kaum eine formale Bildung genossen hat - müsste man eigentlich alle Kinder von der Schule nehmen, damit sie einen bessseren Durchblick bekommen. So redet und denkt ein Dreizehnjähriger kaum, wenn er eine Eliteschule besucht, noch weniger, wenn er minimal hausbeschult wurde. Insofern ist die Geschichte ein wenig unrealistisch, was das angeht.
    Ich muss meiner Vorrezensentin insofern widersprechen, als dass ich zur Situation von Straßenkindern in diesen Seiten nur sehr sehr wenig gefunden habe. Die Lebensgeschichte des Jungen ist dafür durchaus interessant und berührend, aber einen größeren Anspruch würde ich daran nicht stellen. Die gegengestellte Geschichte "Stolles" hat mich weniger interessiert, aber diese soll wohl auch nicht so sehr den Kern des Buches darstellen. Die "Ermittlungen" im Hintergrund sorgen für ein wenig Ausgleich, so dass nicht der Eindruck von übertriebenem Pathos entsteht und so ist dieser Roman - eine deutsche Umsetzung der Strukturidee von "A Long Way down" sicherlich der Beste der drei Leipzig-Krimis, wenn auch er unter einigen handwerklichen Mängeln leidet, wie die schwache Zeichnung aller Charaktere außer dem jungen Sebastian. Aber dieses Buch ist durchaus lesbar.