Kathy Reichs - Totenmontag / Monday Mourning

  • Diese neue Tempe Brennan-Geschichte geht auf einen realen Fall aus der Praxis der Autorin zurück und ist in seiner Form, in seiner Unmittelbarkeit und in seinem Aktualitätsbezug zu den Kinderschänderprozessen im frankophonen raum sehr verstörend - und auch sicherlich in einer düsteren Art und Weise faszinierend.


    HIER BEGINNT DIE AUSFÜHRLICHERE BESCHREIBUNG - LINKTEXT IST NOCH NICHT RAUS (sandammeer.at veröffentlicht diese Besprechung erst, wenn die deutsche Übersetzung da ist:-) ):


    Nach einige Wartezeit erreicht uns nun ein neuer Pathologie-Thriller aus dem Hause Reichs. Wie die Leserinnen und Leser aus dem Nachwort erfahren können beruht die hier erzählte Geschichte zunächst auf den realen Fall einer Reihe von Skeletten, die in einem Keller eines Mietshauses durch einen Klempner gefunden wurden. Mrs. Reichs musste diesen Fall damals selbst bearbeiten und fand schließlich heraus, dass diese Knochen irgendwann vor 1955 in diesem Keller gelandet sein mussten und so wurden die polizeilichen Ermittlungen eingestellt, da kaum eine Wahrscheinlichkeit bestand, dass bei einem vorliegenden Verbrechen der oder die Täter noch über der Erde sein würden.


    In diesem Roman geht es allerdings etwas turbulenter zu. Auch Tempe Brennan wird zu ei-nem Keller unter einer Pizzeria gerufen und auch hier ist das Alter der gefundenen Skelette zunächst fragwürdig. Claudel, dem dieser Fall gehört, ist unwillig, allzu viel Zeit und Geld in eine archäologische Ermittlung zu stecken, weswegen Tempe zunächst auf eigene Faust – und aus eigener Tasche – weiterforschen muss. Dabei bekommt sie unverhofft Hilfe von ihrer alten Freundin Anne, die sich von ihrem Mann Tom getrennt hat und nun für einige Zeit bei Tempe unterschlüpfen will. Dies macht Tempes Privatleben etwas komplizierter, in dem nun auch nach einigen Monaten intensiver Ermittlungsarbeit auch wieder Detective Ryan auf-taucht, der Tempes Hormonhaushalt wieder vollständig aus der Bahn wirft.


    Mit Hilfe ihrer Freunde spürt Tempe nun sowohl den Knochen wie auch den ehemaligen Mie-terinnen und Mietern des Ladenlokals über dem fraglichen Keller nach, wodurch Anne ganz unerwartete Einblicke in die Tätigkeit von Ermittlern bekommt. So in das Seelenleben eines älteren Herrn, der die beiden Damen zunächst nackt auf seiner Türschwelle empfängt und sie mit einem nicht erigierten Penis bedroht.


    Nachdem ein Einbrecher nicht nur Tempes Wohnung verwüstet, sondern auch noch Annes Laptop gestohlen hat, merken die beiden Frauen – und Ryan, dass sie irgendjemanden offen-sichtlich mit ihren Ermittlungsarbeiten eindeutig zu nah kommen. Ein Tatsache die auch De-tective Ryan und seine Kollegen aufmerken lässt. Als dann auch noch Anne eines Tages spur-los verschwindet, kurz nachdem eine ältliche Informantin tot in ihrem Bett vorgefunden wur-de, wo ihr offensichtlich jemand ein Kissen ins Gesicht gedrückt hatte, ist es mit Tempes See-lenruhe endgültig vorbei.


    Gegen Ende kommt unsere Heldin – mal wieder – in eine extrem lebensbedrohliche Situation aus der sie nur mit Müh und Not gerettet werden kann. Dies mag ja gelegentlich ganz interes-sant sein, aber Mrs. Reich sollte diesen speziellen Plotschritt nicht in nahezu jedem Buch verwenden, da sich sonst schnell das Gefühl des Formelschreibens einstellt.


    In dieser Geschichte lassen sich viele Parallelen zu den belgischen Kinderschänderprozessen finden und auch – in sehr erstaunlicher Weise – zu dem neuesten Prozess in Frankreich. Eini-ge Dinge lesen sich genau, wie die Ermittlungsergebnisse, die man in der letzten Woche in den Nachrichten hören konnte. Manchmal sind Leben und Kunst wirklich sehr unangenehm nah beieinander.

  • So nun habe ich auch den letzen Teil gelesen.


    Originaltitel: Monday Mourning
    382 Seiten


    7.Fall Tempe Brennan


    Autor:
    Kathy Reichs, geboren in Chicago, lebt in Charlotte und Montreal.


    Sie ist Professorin für Soziologie und Anthropologie und u.a. für das gerichtsmedizinische Institut der Provinz Quebec tätig. Zuletzt stürmte ihr Roman "Mit Haut und Haar" die Bestsellerlisten.



    Inhalt:
    Monday, Monday, can't trust that day...", mit dieser Melodie im Ohr steigt Tempe Brennan in den Keller einer schmierigen Pizzeria hinab, und mit jedem Schritt sinkt ihre Laune weiter auf das Niveau der subarktischen Temperaturen. Unten angekommen verfliegt ihr morgendlicher Missmut jedoch schlagartig und weicht Entsetzen. Denn hier liegen, von einer dünnen Erdschicht bedeckt, die Skelette dreier Mädchen. Außer ein paar antiken Schmuckstücken finden sich keinerlei Hinweise. Ihr Gespür sagt Tempe jedoch, dass es sich hier nicht um eine Aufgabe für Archäologen handelt.


    Leider hält Luc Claudel, zuständiger Beamter der Mordkommission, weder viel von weiblicher Intuition noch von Brennans Untersuchungen und legt den Fall zu den Akten. Wider männliche Ignoranz stellt Tempe ihre eigenen Nachforschungen an. Und dank neuester Messverfahren gelingt der Kriminologin der Durchbruch: Die drei Frauen wurden nicht etwa vor ewiger Zeiten beerdigt, sondern erst vor ein paar Jahren ermordet und beseitigt. Wenig später wird Brennans Wohnung verwüstet, und ihre beste Freundin Anne, auf Besuch aus den USA, verschwindet spurlos. Soll sie das nächste Opfer des Unbekannten werden?


    Was Kälte wirdklich bedeutet, erfährt Tempe schließlich, als sie ihren Gegner in einem düsteren Haus abseits des vorweihnachtlichen Glanzes der Stadt stellt. Was sie dort erwartet, lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren, und sie muss all ihren Mut aufbringen, damit ihr verflixter siebter Fall nicht ihr letzter beibt.



    Anmerkung:
    Ein sehr interessanter Fall um die Skelette dreier junger Frauen, der in üblicher Kathy Reichs Manier sehr detailliert beschrieben wird, wie z.B. die Radiokarbon-Datierung (C-14) zur Altersbestimmung von Knochen. Und natürlich gab es auch immer wieder die üblichen französischen Einwürfe, die aber nicht wirklich stören.


    Der Geschichte kam mir auch etwas in die Länge gezogen vor, mit einigen Abschweifungen, wie Beschreibungen von Gebäuden, die Architekur und vielen Alltagsgeschichten, wobei es natürlich auch wieder in der Beziehung zwischen Tempe Brennan und Andrew Ryan, mit einigem hin und her, weitergeht.


    Sehr gut gefallen haben mir die immer wieder eingeworfenen witzigen Wortspielerein. Dieser trockene Humor ist wirklich äußerst unterhaltsam, obwohl der Fall selbst sehr sehr schlimm und traurig ist.


    Die Personen sind vielleicht nicht so stark gezeichnet, außer das engere Umfeld von Tempe, welches man ja schon kennt. Die Geschichte z.B. mit ihrer Freundin Anne, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen und passte nicht so ganz hinein.


    Es war aber wieder ein spannendes und vor allem sehr interessantes Buch und ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Ich habe es auch der Bücherei geliehen. So toll fand ich es nicht. Bei den Vorgänger-Bänden waren wesentlich bessere dabei.


    Was mich genervt hat: Die Liebesgeschichte zwischen Tempe und Ryan. Da taucht doch plötzlich eine junge Frau in Ryans Leben auf. Aber anstatt ihn mal zu fragen, wer das sein könnte und was es mit dieser Frau auf sich hat, leidet Tempe still vor sich hin und fühlt sich schon verlassen. Das erinnert an Groschenheftsheldinnen.


    Das, was passiert ist, hat natürlich einen grässlichen Hintergrund, aber es ist mir zuwenig Fallgeschichte im Buch und zuviel drumherum. Was das ganze Hin-und-her mit Freundin Anne soll, ist mir nicht klar. Und dann natürlich wieder dieses Bedrohungsszenarium im letzten Kapitel ... man kennt es.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich tu mich noch ein wenig schwer mit Kommentaren im Forum, dennoch habe ich mich dazu entschlossen meinen Senf über dieses Buch abzugeben. :D


    Also ich fand Totenmontag nach den letzten beiden Büchern mal wieder richtig gut.


    Manche Stellen sind zwar wirklich nervig ( wer ist die Frau bei Ryan und warum fragt Tempe ihn nicht einfach ), aber im großen und ganzen ist es ein muß für Kathy Reichs Fans.


    Liebe Grüße
    Sabsi


    " Ich lese gerade : Jeffrey Deaver - Der faule Henker "

  • Also ich habe bisher alles Kathy Reichs Bände gelesen. Bei "Totenmontag" warte ich wie immer aufs Taschenbuch und dann gehts los :D .


    Es gibt ja mittlerweile schon zwei Bände von ihr die noch nicht als Taschenbuch erschienen sind. :-(

    Liebe Grüsse
    Wonneproppen
    ;-)


    Ich lese gerade "Im Dunkel der Wälder" von Brigitte Aubert
    Es gibt nur ein Leben für jeden von uns: unser eigenes. Euripides

  • Hallo Klaus,
    der Link ins alte Forum klappt irgendwie nicht. :scratch:


    Ich habe Totenmontag als Hörbuch gehört und war doch begeistert. Ich kannte den Fall noch nicht vorher und wurde schnell in den Bann gezogen. Ich fand es spannend und habe mitgefiebert.


    Ich fand Tempe Breannan allerdings ein bisschen naiv, ich wäre da durchaus misstrauischer gewesen. Und auch ich fragte mich auch, warum sie bei ihrem Freund nicht den Mund aufmachte und Klartext sprach.


    Vielleicht war es auch ganz gut, dass ich nicht das Buch gelesen habe, das nach Maries Einschätzung zu viel "Drumherum" und "Hin-und Her" enthielt, in der Hörbuch-Version wurde das wohl weggekürzt.


    grüße von missmarple

  • missmarple, ich habe hier noch einmal die ausgeschriebene Adresse: http://www.buechertreff.de/thread.php?threadid=2750. Vielleicht klappt es, wenn Du die Adresse direkt nach oben kopierst. Bei mir funktionierte das Link allerdings gerade einwandfrei.


    Viel Erfolg,


    Klaus

  • Der Roman beginnt viel versprechend: eine sympathische, muntere Heldin mit einem faszinierenden Beruf, ein düsterer Skelettfund, ein tiefverschneites, eisig kaltes Montreal, ein humorvoller Schreibstil. Aber die Geschichte kommt einfach nicht richtig in die Puschen. Es dauert lange, bis sie konkreter und damit spannender wird. Und dann geht die besondere Scheußlichkeit des Falles zu sehr in den teeniehaften Querelen zwischen der Heldin und ihrem ach so männlich-attraktiven Lover Andy unter. Auch die ungeschickt eingebaute Episode mit Tempes Freundin Anne lenkt eher vom Geschehen ab als dass sie die Spannung erhöht. Dass Tempe am Schluss sich und andere unüberlegt in Lebensgefahr bringt und dafür auch noch gelobt wird, ist nichts Neues, aber immer wieder ärgerlich.


    Das Ende zeigt auch wieder, wie sich Autoren ihre Geschichte zurechtbiegen können.



    "Totenmontag" ist mein erster Krimi von Kathy Reichs und hat mich nicht überzeugt. Aber die ersten Tempe-Bände sollen ja besser sein.


    mofre

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















  • Nach einer längeren Kathy Reichs-Pause hab ich nun Totenmontag beendet.


    Die Geschichte ansich ist wirklich spannend - ich würde fast sagen, auch vom Inhalt her eine der besseren Geschichten aus Reichs Feder.


    Was die Nebenhandlung samt allerlei Mißverständnisse zwischen Tempe und Ryan betrifft, so stimme ich teilweise den anderen zu. Beide sind erwachsen und schaffen es doch nicht so richtig, Klartext zu reden. Andererseits: geht es uns nicht auch oft so, daß manches einfach unausgesprochen bleibt und sich dadurch auswächst?


    Die Geschichte ansich ist, wie gesagt, ausgesprochen fesselnd. Vor allem der Hintergrund mit den Mädchen im Keller, die Information zum Stockholm-Syndrom usw. Zeitweise mußte ich irgendwie sogar an Natascha Kampusch denken, die ja auch angeblich mehrere Fluchtmöglichkeiten hatte, diese aber nicht wahrnahm.


    Interessant auch der Verweis im Buch auf die (wahre) Begebenheit von Colleen Stan. Hier habe ich übrigens vor einigen Jahren das True Crime Buch "Die Leibeigene" gelesen - insoweit hat mich nun Totenmontag inspiriert, wieder das Buch mal hervorzuholen und zu lesen, auch wenn der Inhalt ziemlich harter Lesestoff ist.



    Einzig einen Teil der Geschichte würde ich bemängeln, nämlich:


  • Ich habe mir letztens das Hardcover gekauft, weil's runtergesetzt war - um dann zu Hause festzustellen, dass ich das Taschenbuch bereits hatte. :-? Das kommt, wenn man ohne Bücherliste losgeht. ](*,) Und da ich das letzte Buch, das ich von ihr gelesen habe (Bare Bones) ziemlich langweilig fand hab ich die drei anderen erstmal auf Eis bzw. auf den SUB gelegt. Na ja, ich werde mal sehen, ob ich mich demnächst mal an Totenmontag mache. Die Rezensionen sind ja nicht ganz so vielversprechend... :(

  • Ich fand Tempe Brennans 7. Fall wieder sehr spannend und interessant. 3 Skelette junger Mädchen in einem Keller und die Suche nach ihrer Identität - die Wahrheit schockierte! Die wissenschaftlichen Erklärungen sind durchaus interessant, allerdings für meinen Geschmack an manchen Stellen für einen Laien zu umfangreich. Es war jedoch für mich interessant, zu erfahren, dass man aufgrund der Knochenzusammensetzung die geografische Herkunft der Opfer eingrenzen kann.


    Die Beziehung zwischen Tempe und Ryan erwies sich wieder als ein Auf und Ab der Gefühle. Die Geschichte um die Beiden macht Tempe für mich noch lebendiger, wobei beide umeinander strolchen wie die Katze um den heißen Brei.
    Was jedoch die Geschichte um ihre Freundin Anne anbelangt, so empfand ich diese auch etwas fehl am Platz.

  • Ich habe jetzt gute 100 Seiten gelesen, und finde den Fall mit den drei weiblichen Skelette sehr spannend, besonders in Verbindung mit der C-14 Methode. :thumleft:


    Putzig hingegen finde ich zum einen, die Beziehung zwischen Tempe und Ryan - wo bitte ist das Problem?! - und noch viel mehr die Reaktion von Tempe und Anne

    :scratch:[-(


    Na, ich werde mal weiter lesen. :study:

    Das Missliche an neuen Büchern ist, dass sie uns hindern, die alten zu lesen.
    J.Joubert

  • Ich habe mir letztens das Hardcover gekauft, weil's runtergesetzt war - um dann zu Hause festzustellen, dass ich das Taschenbuch bereits hatte. :-? Das kommt, wenn man ohne Bücherliste losgeht. ](*,) Und da ich das letzte Buch, das ich von ihr gelesen habe (Bare Bones) ziemlich langweilig fand hab ich die drei anderen erstmal auf Eis bzw. auf den SUB gelegt. Na ja, ich werde mal sehen, ob ich mich demnächst mal an Totenmontag mache. Die Rezensionen sind ja nicht ganz so vielversprechend... :(


    Mein Gott, über zwei Jahre hat dieses Buch jetzt in meinem SUB gedümpelt, bis ich es endlich mal gelesen habe. Dafür hatte ich es aber auch in einem Tag durch - gut, ist ja jetzt auch nicht so dick.


    Anfangs war ich etwas irritiert, weil mir die Handlung doch extrem bekannt vorkam, und ich schon fürchtete, es schonmal gelesen zu haben, aber offenbar habe ich nur mal reingelesen, denn spätestens das Ende war mir definitiv unbekannt. Insgesamt hätte ich mir ein wenig mehr Hintergrund zu dem Fall gewünscht, da hat sich die Autorin in anderen Büchern schonmal länger drüber ausgelassen. Was mich, zumindest in der ersten Hälfte des Buches, gestört hat, waren die Gedankensprünge von Tempe. Ständig kreisten ihre Gedanken um den Fall, um Anne, um Andrew, um ihre Tochter, wieder um den Fall, um ihren Kater, um den Fall, um den Einbruch... Irgendwann war ich selbst schon gerädert. Ich gehöre selbst zu den Menschen, deren Gedankengänge leider oft so sind wie die von Tempe, aber dann sowas lesen zu müssen war etwas anstrengend. :wink:


    Die zweite Hälfte des Buches fand ich dann hingegen deutlich besser, als die Handlung endlich ein wenig an Fahrt aufnahm. Und bis zum Ende wurde es ja dann noch richtig spannend. Obwohl ich dachte, Unterwäsche mit Leo-Print wäre auch zur Zeit, als dieses Buch entstanden ist, schon out gewesen. :mrgreen:


    Ist für mich mit Sicherheit nicht eines der besten Bücher der Reihe, aber es gibt auch deutlich schlechtere. Wenn man die ersten hundert Seiten geschafft hat liest es sich recht flüssig.