John Christopher - Die Feuerkugel / Fireball

  • Inhalt (Klappentext):

    Zitat

    Die Feuerkugel, dieser riesige gleißende Ball aus Licht, verändert die Ferien, die Brad und Simon miteinander verbringen, mehr als ihnen recht ist. Als das Unbekannte auf sie losrast, stürzen sie zu Boden; nachdem sie wieder zu sich gekommen sind, stellen sie fest, daß sie in einer Welt sind, in der alles anders ist. Eine Parallelwelt, in der die Macht des Römischen Reichs ungebrochen ist. Dort ist die Geschichte anders verlaufen, als die beiden Jungen sie in der Schule gelernt haben. Der Islam hat sich nie als Religion entwickelt, es gab keine Renaissance, keine Industrielle Revolution. Simon bekommt das ganz deutlich zu spüren. Er wird von Reitern gefangengenommen und als Sklave verkauft. Nach einer Ausbildung als Gladiator soll er im Circus sein Leben verteidigen. Brad dagegen trifft es besser - er wird von einer christlichen Patrizierfamilie wie ein Sohn aufgenommen. Schließlich interessiert sich der Bischof von Londinium für die beiden und es entsteht ein Plan, wie die rechtlosen Christen das Römische Reich aus den Angeln heben können.

    Bewertung:

    Im ersten Teil dieser Trilogie konstruiert John Christopher einen spannenden Einblick in das Leben im Römischen Reich. Das Buch ist relativ dünn (154 Seiten, nicht allzu dicht bedruckt) und daher bleiben die Darstellungen an der Oberfläche. Teils haben sich nach meiner Ansicht bzw. Internet-Recherche kleine Fehler eingeschlichen. Andererseits glaube ich nicht, dass es dem Autoren darum ging, einen historischen Roman abzuliefern. John Christopher bearbeitet vielmehr, wie in vielen seiner anderen Romane auch, erneut die Frage, was und wie stabil Zivilisation ist. Es wird hier nicht nur eine Gesellschaft beschrieben, die sich von der unsrigen, aktuellen unterscheidet. Die Inhaltsangabe verrät es bereits: Es geht auch darum, diese Gesellschaft zu ändern, sogar "aus den Angeln (zu) heben". Unterwegs macht Simon, aus dessen Sicht heraus die Geschichte erzählt wird, eine Entwicklung durch. Wieder einmal ist John Christophers Held ein Junge, der sehr von sich überzeugt ist. Der sich hervortun möchte und leicht gekränkt wird. Sein Cousin Brad dagegen ist von vornherein erwachsener und hochintelligent. Beide machten sich bei mir etwas unsympathisch durch ihre Rivalität, die glücklicherweise jedoch keine tragende Rolle spielt. Und Simon wird recht schnell erwachsen. Eben war er noch ein Schuljunge und dann macht ihm die Kampfausbildung in der Gladiatorenschule Spaß und er bekommt einen Bart. Insgesamt hat die Geschichte viel Tempo, auch wenn der Einstieg einen anderen Eindruck macht. Obwohl sich der Autor zu Beginn viel Zeit läßt, um Simons Situation in England 1981 zu beschreiben, überschlagen sich nach der Teleportation ins Römische Reich die Ereignisse. Immer wieder geschieht etwas und das ist nötig, denn die Geschichte hat Großes vor. Wer John Christopher kennt, weiß, dass sein Stil kurz und bündig ist. Das klingt oft sehr nüchtern und sachlich. Was das Seelenleben der Hauptfigur betrifft, wird es jedoch auch diesmal wieder dargestellt. Ich finde dies für einen Autoren seiner Zeit (John Christopher lebte zwischen 1922 und 2012) eigentlich einen lobenswerten Ansatz, der Jungen oder jungen Männern einerseits Gefühle erlaubt und andererseits zeigt, dass es zur persönlichen Reifung beiträgt, wenn man bestimmte Dinge, die als männlich gelten wie Rivalität und Kränkbarkeit, überwindet. Manchmal geht das Ganze aber etwas schnell:

    Insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen und ich gebe ihr vier Sterne.