Die israelische Schriftstellerin Lizzie Doron, geboren 1953 in Tel Aviv, schreibt in diesem Erzählungsband über ihre Kindheit und ihre Mutter, eine Wiener Jüdin, die den Holocaust überlebt hatte und danach nach Israel eingewandert war. Als alleinerziehende Mutter gelang es ihr, mit viel Einfallsreichtum, Mut und Energie für sich und ihre Tochter eine Existenz in Israel aufzubauen.
Die Erzählungen sind chronologisch angeordnet - die erste spielt im Jahr 1960, die Mutter versucht vergeblich, möglicherweise in Israel lebende Verwandte auszumachen und gibt dies dann auf. In weiteren Erzählungen geht es darum, dass die Mutter andere, ebenfalls Überlebende des Holocaust, regelmäßig trifft bzw. sich um sie kümmert. Die Geschichte Israels, der Prozess gegen Eichmann, der Sechs-Tage -Krieg und der Yom-Kippur-Krieg, bilden den Hintergrund weiterer Erzählungen. Auch Religion ist ein zentrales Thema - die Mutter wandelt bestimmte religiöse Rituale, so die Sederfeier oder das Kol Nidre, das Abendgebet in der Synagoge am Fest Yom Kippur, ab, um der Ermordeten aus ihrer Familie zu gedenken oder auch, um Gott dafür anzuklagen, dass er nicht geholfen hat.
Das Buch entstand, als Lizzie Doron ihrer eigenen Tochter bei einer Schulaufgabe helfen wollte, in der es um die eigenen familiären Wurzeln ging, und feststellte, dass sie viele Fragen ihrer Tochter nicht beantworten konnte. Das Buch erschien 1998 in Israel und gehört dort heute zur Schullektüre.
Die einzelnen Geschichten haben mich sehr beeindruckt, ich werde auf jeden Fall weitere Bücher dieser Autorin lesen.