Richard Osman - Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt/The Last Devil To Die

  • Kurzmeinung

    easymarkt3
    Einsamkeit, Demenz, Sterbehilfe neben dem typischen englischen Humor
  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Rasanter Kriminalfall wie gewohnt mit ergreifender Nebenhandlung


  • Klappentext:


    Ein Jahr ohne Mord haben sich Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim zu Weihnachten gewünscht, doch nur wenig später ist der fromme Wunsch dahin. Der Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar wurde getötet. Wie es scheint, war er in ein Drogengeschäft verstrickt. Aber von dem wertvollen Paket, das er aufbewahren sollte, fehlt jede Spur. Was eine teuflische Brut von Dealern, Betrügern und anderen Ganoven aus ihren Höhlen lockt. Und mittendrin: der Donnerstagsmordclub, entschlossener denn je, den Mörder zu stellen. Woraus sich für die Verdächtigen die Frage ergibt, ob nicht die Hölle doch der angenehmere Ort ist …

    Mein Hör-Eindruck:


    Die Seniorenresidenz „Coopers Chase“ im ländlichen Kent: ein idyllischer Schauplatz für ganz und gar nicht idyllische Handlungen!


    Richard Osman legt hier den 4. Band seiner Reihe „Donnerstagsmordclub“ vor, und auch wenn man wie ich die vorhergehenden Bände nicht gelesen/gehört hat, hat man keinerlei Verständnisschwierigkeiten.


    Vier recht robuste, teilweise recht skurrile Senioren vertreiben sich ihre Zeit mit Mördersuche und bilden ein sehr originelles Ermittlerteam, das mit der örtlichen Polizei mehr oder weniger vertrauensvoll zusammenarbeitet. In dieser Folge wollen sie dafür sorgen, dass der Mörder eines befreundeten Antiquitätenhändlers gefunden wird. Dabei geraten sie in einen Strudel von Kunstfälschungen, Heroinschmuggel, Drogendeal, Antiquitätenschmuggel, polizeilichen Zuständigkeitskollisionen, und – last, but not least – auch Heiratsschwindel. Dieser Strudel bringt es mit sich, dass recht viele, zu viele Leichen den Gang der Handlung pflastern, was aber der guten Stimmung der vier Senioren keinen Abbruch tut.


    Der Roman lebt von dem sprichwörtlichen unterkühlten britischen Humor. Er rutscht aber niemals ins Banale oder Flapsige ab. Dafür sorgt der Autor, wenn er seine Ermittler auch die schweren Seiten des Altwerdens erleben lässt. Die zunehmende Demenz ihres Ehemannes bürdet Elizabeth, einer der Vier, eine schwere Verantwortung auf, die sie schließlich nur mit Hilfe ihrer Freunde tragen kann. Und auch die anderen leiden unter der Einsamkeit nach dem Tod ihrer Partner, dem sie sich immer noch verbunden fühlen. Diese tiefe Verbundenheit hat nichts Kitschiges an sich; sie stellt einen behutsamen Kontrapunkt zu den Liebesirrungen und -wirrungen der jüngeren Handlungsträger dar. So wie der Autor seinen Humor niemals ins Flapsige abrutschen lässt, genauso wahrt er hier den Spagat zwischen Ernst und Heiterkeit.


    Das Hörbuch lebt von seinen beiden Sprechern, und hier vor allem von Johannes Steck. Die Wandlungsfähigkeit seiner Stimme ist einfach nur phänomenal. Jede Person hat ihre Stimme, ohne dass sich die Sprecher-Stimme verzerrt oder peinlich unnatürlich wird. Ein Vergnügen!


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Sehr sentimental dieser Band...


    Für mich wieder ein richtig toller Band, wie schon die ersten beiden (Band drei fand ich, war etwas schwächer...).

    Wir haben es hier sogar eigentlich mit zwei Fällen zu tun, die der Donnerstagsmordclub auflösen muss - und die sich so verschachtelt anfühlen, dass es auch fünf verschiedene hätten sein können. Hier werden die kleinen grauen Zellen richtig beansprucht, wenn man dranbleiben und miträtseln möchte.


    Außerdem ist es der bisher emotionalste Band, ja, man möchte fast schon meinen, dass er sentimental ist. Ohne zu spoilern: Es passiert etwas, was ich schon von Band eins an befürchtet habe, immerhin sind die Hauptpersonen ältere Menschen... Gegen Ende wird das Buch dadurch ziemlich traurig und auch philosophisch, nachdem es - wie üblich für diese Bücher - humorig gestartet war.

    Was nicht heißt, dass der Witz verschwindet, er ist trotzdem noch da, wird aber durch dramatische Ereignisse in den Hintergrund gedrängt.

    Ich hoffe, dass die Reihe dennoch weitergeführt wird, weil mir die ermittelnden Senior:innen mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind und weil Richard Osman hier gezeigt hat, dass er auch aus dem Worst Case noch ein gutes Buch zaubern kann.