Sigrid Nunez - Die Verletzlichen / The Vulnerables

  • Laut Klappentext geht es bei diesem Buch um eine Geschichte über eine Frau, einen jungen Studenten und einen wunderschönen Papagei - aber während des Lesens stellte ich fest, dass es in diesem Roman eigentlich um Nichts geht. Eine namenlose Erzählerin schweift in diesem Buch durch ihre Gedanken während sie sich in der Pandemiezeit in New York um einen vereinsamten Papageien kümmert, deren Frauchen aufgrund der Pandemie in Kalifornien festsitzt. Und sie schweift wortwörtlich durch ihre Gedanken - als Leser muss man aufpassen, dass man sich nicht verirrt - im einen Moment ist man in New York in der Wohnung mit dem Studenten und dem Papageien und einen Gedanken später in der Vergangenheit in der Grundschule.


    Die Autorin webt in die Erinnerungen der namenlosen Erzählerin Zitate von berühmten Schriftstellern und reale Ereignisse mit ein. Es ist ihr auch sehr gut gelungen, das Thema Pandemie mit einzubringen - aufzuzeigen was der Lockdown mit den Menschen gemacht hat. Dieses Buch ist stilistisch sehr sicher und interessant geschrieben und als Leser möchte ich es gerne weiterlesen um mehr über die Gedanken der Erzählerin zu erfahren.


    Wer eine durchgehende Geschichte mit einem roten Faden erwartet, kann von diesem Buch nur enttäuscht werden. den das gibt es nicht. Die Erzählerin hangelt sich wirklich an ihren Gedanken durch das Buch - lässt den einen fallen und nimmt den anderen auf.


    Mein Fazit, dieses Buch ist nicht schlecht, wenn man sich darauf einlassen kann durchaus lesenswert. Die drei Sterne gibt es dafür, dass der Klappentext etwas völlig anderes vorgaukelt als ich als Leser nachher bekommen (danach hätte ich mir eine zusammenhängende Geschichte über das Zusammentreffen einer Frau, eines Studenten und eines Papageis in der Pandemiezeit erwartet).

    "Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten." Aldous Huxley

  • Vielen Dank, sandrar72, dass du deine Gedanken zu diesem Buch so aufrichtig mit uns teilst.

    aber während des Lesens stellte ich fest, dass es in diesem Roman eigentlich um Nichts geht.

    Genau das finde ich an der Gegenwartsliteratur oft so schwierig ...

    Wer eine durchgehende Geschichte mit einem roten Faden erwartet, kann von diesem Buch nur enttäuscht werden.

    ... dass man eigentlich oft gar nicht weiß, was einem der Autor denn gerne mitteilen möchte. :-k


    Meine Onleihe hat das Buch bereits angekündigt, und ich war am Überlegen, ob ich es vormerken soll. Das mach ich jetzt sicher nicht, wäre mir schade um die Lesezeit.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Sigrid Nunez - Die Verletzlichen“ zu „Sigrid Nunez - Die Verletzlichen / The Vulnerables“ geändert.
  • dass es in diesem Roman eigentlich um Nichts geht. Eine namenlose Erzählerin schweift in diesem Buch durch ihre Gedanken

    Danke für diese Einschätzung, Sandrar! :D Das Cover hat mich angesprochen, doch nach deiner Rezension kann ich mein Interesse an diesem Buch streichen, denn für mich gibt es nichts Schlimmeres als ein Roman, in dem es letztendlich um nichts geht oder um Belanglosigkeiten. Davon gibt es bedauerlicherweise immer mehr auf dem Markt.

    2024: Bücher: 100/Seiten: 43 976

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    Adrian, Lara - Hüterin der Ewigkeit

  • Vom Hölzchen aufs Stöckchen


    Zunächst hatte der Leser ja durchaus Veranlassung, vom unorthodoxen Erzähleinstieg verblüfft bis entzückt zu sein: von den unangenehmen Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie über recht beliebige Kindheits- und Jugenderinnerungen bis hin zu dem emotionalen Gehalt der Bezeichnungen für Blumen, die diese zu geeigneten Mädchennamen machen.

    Wenn aber dann doch endlich die tatsächliche Romanhandlung einsetzt, kommt es bei der Lektüre zunehmend zu Abwehrreaktionen. Ein Reigen von Frauengestalten bevölkert die Seiten, deren vorherrschende Merkmale darin bestehen, vorwiegend in Kreativberufen tätig, finanziell mehr als gut gestellt und als Charaktere weitgehend ununterscheidbar zu sein. Ausgestattet mit mehreren Wohnsitzen, kommt eine existentielle Bedrohung kaum zum Tragen. Wenn alles Denken und Trachten einer dieser Frauengestalten sich auf den in New York zurückgebliebenen Papagei richtet, dann ist das angesichts der Hunderttausenden von Toten während dieser Pandemie ein Beispiel für Privilegien, weniger für die im Romantitel angesprochene Vulnerabilität.

    Im weiteren mäandert die Handlung zwischen allen Fährnissen dieser mittelalterlichen Frauen aus der Intellektuellenschicht herum: von später Mutterschaft bis zur Distanz zu den erwachsen werdenden Kindern. Zwischendurch schwenkt die Autorin unvermittelt um zu ihren Streifzügen durch literarische Gefilde: ein wildes name dropping, bei dem kaum je mehr als ein paar Zeilen einem Gedankenschnipsel gewidmet werden.


    Fazit: eine mit Neugier und Elan begonnene Lektüre, die allzu bald in reine Verärgerung mündete.


    Bewertung: 2 Sterne

  • Anders als erwartet



    Das Cover mit dem Papagei passt hervorragend, da es in dem Buch ein ebensolches Tier mit dem Namen Eureka gibt, das eine große Rolle spielt. Die Gestaltung ist sehr schön, das Format gut lesbar und mit einem Lesebändchen ausgestattet. Der Schreibstil von Sigrid Nunez ist mitreißend. Auch wenn die Geschichte anders war, als erwartet, so hat die Autorin es doch geschafft, dass man als Leser unbedingt weiterlesen wollte. Angekündigt war das große Thema "Freundschaft", das jedoch - außer man sieht von der entstehenden Beziehung zum Papagei ab - doch erst unerwartet spät Form in dem Roman annimmt. Es beginnt mit dem Treffen von Freundinnen auf einer Beerdigung und dem Auseinandersetzen mit der Vergangenheit. Im weiteren Verlauf spielt die Corona-Pandemie eine große Rolle und die Freundschaft zu dem jungen Mann, der auf dem Cover erwähnt wird, gestaltet sich als schwierig. Dennoch sind die Figuren absolut authentisch und der Roman, wie erwähnt, sehr interessant und lesenswert.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • So schade, wie sie sich hier verzettelt


    Da ich ein großer Fan von Sigrid Nunez bin und etliche ihrer Bücher mit Freude gelesen habe – u. a. „Der Freund“ (5 Sterne, überaus empfehlenswert) bin ich nun so bitter enttäuscht von „Die Verletzlichen“, dass ich dafür höchstens 2 Sterne vergeben kann.


    Ein roter Faden fehlt absolut, hier wurde ein Leipziger Allerlei gekocht, so dass ein großes (nicht schmackhaftes) Durcheinander entstanden ist. Sozusagen aneinandergereihte Intermezzi. Es ist nun nicht so, dass ich die einzelnen Aussagen so schrecklich finde, aber ich wollte einen Roman lesen und keine Wortschnipsel, bzw. Puzzlestücke von hier, da und dort. Aus ihrer Jugend, aus dem Freundinnenkreis zu ganz anderer Zeit und ja – manchmal auch – tatsächlich doch aus Papageienhausen. So wie es eigentlich bei diesem Roman sein sollte.


    Die wenigen Versatzstücke, wo es um die eigentliche Geschichte geht, die gefielen mir gut und das sollte auch so sein. Ein Papagei ist ein kluges Tier und Eureka (ein Männchen?) scheint besonders intelligent zu sein. Auch der junge Mann, der ursprünglich auf Eureka aufpassen sollte, ist ein besonderes Exemplar seiner Gattung. Davon hätte man gerne mehr gehabt. Hier wäre sicher eine Kurzgeschichte, die beim Thema blieb, bei Weitem gefälliger gewesen.


    Zwischenzeitlich, als ich vom „Roman“ noch nicht so genervt war, hatte ich mir noch von SN „Sempre Susan“ bestellt, da ich ansonsten alle auf Deutsch erschienenen Romane von ihr kenne. Okay, „Sempre Susan“ werde ich noch lesen, aber ansonsten werde ich mich in Zukunft von dieser Autorin verabschieden. Vielleicht hat sie auch bereits einfach ihr Pulver verschossen?


    „Seit Jahren entmutigte mich die zunehmende Verschandelung: die brutalen Wolkenkratzer, die Müllberge und der Höllenlärm, grelle Werbung, wohin man blickte.“ Seite 112. Die Rede ist hier von New York, meine Frage dazu: Warum wohnt sie dann da? (Im Klappentext steht, dass sie in New York City lebt.)


    Noch ein paar Worte zum Cover: für mich das scheußlichste Cover meiner umfangreichen Leseliste 2023. An die Designer: Das könnt ihr doch besser, siehe „Der Freund“.


    Fazit: Von Politik über Bratkartoffeln – oder aus jedem Dorf ein Hund – das muss man echt nicht haben. Zudem teile ich ihre politischen Ansichten so was von gar nicht. Politik hat auch in Belletristik m. E. nach nichts zu suchen. Dafür gibt es Sachbücher, Punkt.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • lose Gedanken während Pandemie - 3 Sterne


    Worum geht es?

    Die Erzählerin hütet in einem Apartment den Papagei einer Freundin, welche hochschwanger bei der Familie gestrandet ist, als der Lockdown kommt. Die Erzählerin erzählt lose Geschichten über Feminismus, Schreiben und andere Menschen.


    Worum geht es wirklich?

    Unsicherheit, tröstende Gedanken und Veränderungen.


    Lesenswert?

    Ja, wenn auch nicht richtig überzeugend.

    Gefallen hat mir die Sprache des Buches und wie die Erzählerin, zu der man gar nicht so viel erfährt, von einzelnen Dingen berichtet. Sie sitzt während des Lockdowns zusammen mit einem jungen Mann in einem großen Apartment fest, gemeinsam passen sie auf einen Papagei auf. Und zwischen Streitigkeiten in der Küche und Beschäftigungsstunden mit dem Vogel, erzählt die unbekannte Protagonistin von vielen verschiedenen Dingen.

    Diese einzelnen Sequenzen sind zwar sehr schön erzählt und haben meinen Geschmack getroffen, mir ist jedoch die Aussage hinter diesem Roman absolut nicht klar. Alles plätschert so dahin, in der Rahmenhandlung passiert trotz (oder wegen?) der Pandemie nicht viel. Die Geschichten sind zwar teilweise bewegend oder interessant, verlaufen sich jedoch dann wieder in der Nichtigkeit.

    Das hat bei mir das Gefühl ausgelöst, als hätte ich große Teile nicht verstanden oder als wäre mir etwas entgangen. Denn auch zurückblättern bringt nicht viel, weil doch fast jede Erzählung eine andere Zeit behandelt und ein ganz anderes Thema.

    Der Roman lässt mich ratlos und etwas unwissend zurück, obwohl ich ihn sprachlich echt gerne gelesen habe.

  • Dieses Buch führt uns in die Anfangszeit der Pandemie und spielt in New York. Die namenlose Erzählerin kümmert sich um den Papagei ihrer Freundin in deren Wohnung. Dort trifft sie eines Tages auf einen jungen Mann, der psychisch nicht stabil ist und aus dem gleichen Grund da ist wie sie. Nichts verbindet die beiden Personen, welche die Umstände in dieser Wohnung mit dem Papagei zusammengebracht haben.


    Die Autorin Sigrid Nunez springt in ihrer Geschichte, die eigentlich gar keine ist, von Gedanken zu Gedanken und von einer Erinnerung zur nächsten. Auch wenn die Personen in einer Wohnung zusammentreffen, so dauert es doch eine ganze Zeit, bis eine Annäherung stattfindet. Es werden die unterschiedlichsten Themen behandelt, wie Gesellschaft und Politik, psychische Krankheiten und Alter, die Umwelt und einiges mehr, das alles aber immer nur bruchstückhaft. Immer wieder geht es auch um Literatur und die Kunst des Schreibens, was mit vielen Zitaten unterlegt ist. Diese Gedanken und Gespräche sind nachdenklich und tiefgründig, auch wenn immer wieder Humor durchscheint.


    Der Roman lässt sich nicht einfach weglesen, der Schreibstil ist anspruchsvoll, aber gut zu lesen. Dennoch konnte mich diese Erzählung nicht wirklich überzeugen, da mir der rote Faden fehlte.


    Es ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: