Jo Nesbø​ - Das Nachthaus / Natthuset

  • Kurzmeinung

    dYna
    Gute Idee, spannend umgesetzt.
  • Kurzmeinung

    Marie
    Nach Horror und potenziertem Horror schlägt die Realität zu - genial konstruiert
  • Überraschend anders (Hörbuch-Version)


    Mit: - Das Nachthaus - gesellt sich eine weitere spannende Geschichte zu denen, des bekannten Autoren Jo Nesbø.


    Veröffentlicht am: 19.10.2023 durch den Hörbuch Hamburg HHV.

    Erzähler: David Nathan

    Deutsche Übersetzung: Günther Frauenlob


    Zum dem Schriftsteller brauche ich wahrscheinlich wenig berichten. Ist er doch im Bereich des Spannungs-Genres, eine europaweit bekannte Größe.

    Ich habe viele seiner Romane in der Vergangenheit gelesen und meistens haben sie mir sehr gut gefallen,

    Ich mag seinen Erzählstil und auch deren Twists & Wendungen, welche er regelmäßig in seine Stories mit einbindet.


    Zu der Geschichte:

    Es handelt in einer kleinen Ortschaft in Norwegen. Tom ist von einem Moment auf den anderen verschwunden. Sein Freund Richard ist sofort verdächtig. Es scheint egal, was er erzählt, keiner glaubt an seine Unschuld. Da gesellt sich Karen, das schönste Mädchen im Ort, überraschend an seine Seite...


    Nun zu meinem Hörerlebnis seines neuen Romans.

    Dieses Hörbuch ist für mich das Erste von Jo Nesbø gewesen und den Erzähler kannte ich vorab ebenfalls nicht.


    Gleich zu Beginn wird klar, dass das Buch in mehrere Teile unterteilt ist. Dies ist gerade bei einem Hörbuch für mich eine wichtige Info. So kann ich das Gehörte besser einordnen.

    Ich habe bewusst den Erzähler als solchen betitelt. David Nathan liest das Buch nicht. Er gibt jedem Charakter spezifische, sprachliche Erkennungsmodalitäten.

    Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. So fallen mir die Verknüpfungen beim Hören leichter und die Story gewinnt an Leben. :thumleft:


    Nun zu der gesamten Story:

    ich finde, dass diese Geschichte sich in ihrer Art von anderen, dieses Schriftstellers absetzen.

    Das Geschehen ist nicht unbedingt dem Krimi oder Thriller Genre zuordnungsbar. Einiges ist eher im Bereich einer "Erzählung "angesiedelt. Ihren Protagonisten und deren Schicksale mangelt weder an Spannung noch Rätseln.

    Zur Unterteilung:

    der erste Teil war für mich eine Zeit des mitgerissenen Zuhörens. Hier wurde echte Spannung aufgebaut & auch gehalten.

    Im 2. & 3. Teil wurde etwas das Tempo gedrosselt & ich fragte mich wiederholt, wie sich diese Story schlussendlich auflösen würde. :scratch:

    Durch den wirklich guten Sprecher hatte ich kontinuierlich die Motivation, die gesamte Geschichte zuhören. :!:

    Das Finale wurde durch das Zusammenfügen der Erzählstränge beendet.

    Die gelieferten Erklärungen konnten mich jedoch nicht zu 100% überzeugen. In einigen Passagen hätte ich mir mehr Klarheit erhofft. :-k


    Zusammenfassung:


    Manchmal vergesse ich, dass es alles fiktive Stories sind. :) :wink:

    Im Moment ist der vorrangige Erzählstil & deren Erklärungen im Thriller - & Krimi-Genre, meist sehr nah an der Realität angelehnt.

    Somit war ich es gewohnt, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion in den Büchern und ihren Endungen, meist sehr fließend sind.

    In dieser Geschichte ist das nicht so. Hier bleiben einige der finalen Erklärungen dann doch etwas hinter meiner Erwartung, zurück. :!: :idea:

    Allerdings ist es ein wirklich gut gesprochenes Hörbuch mit ungewöhnlicher Handlung.

    Und, dass machte dann doch einiges für mich wieder wett.


    Fazit:

    Eine absolut ungewöhnliche Geschichte von Jo Nesbø, die sicher die meisten von uns, so nicht erwartet hätten. :arrow:

    Somit liegt der Bonus dieses Hörbuchs, in dem Überraschungseffekt und Unvorhersehbarkeit.

    Ich gebe dem Hörbuch gute 3,5 :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Lesesterne. Es wird sicher viele Fans im Bereich des fiktiven Spannungs-Genres erreichen und begeistern können.


    Die exzellente Darbietung lässt meine Kritik definitiv milder ausfallen. :dance:

    Sicherlich ist es eine gute Idee, an jedes Buch unvoreingenommen heranzugehen.

    In diesem Fall ist es meines Erachtens besonders wichtig.


    Bekannte Schriftsteller, wie Nesbø haben mit jedem Buch größere Hürden zu bezwingen.

    Ihre Leser wollen mehr von dem, was sie kennen und lieben. Der Schriftsteller jedoch muss aber weiterhin überraschen und fesseln. Ein echter Spagat. :!:


    ISDN: B0CJJVFRNZ

    Hördauer: 7 Stunden & 5 Minuten

  • Überraschend anders (Hörbuch-Version)

    Deshalb hab ich deine Rezension in einen eigenen Thread bei den Hörbüchern eingesetzt :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Squirrel

    Hat das Label Horror hinzugefügt.

  • Klappentext:


    Als in einer Kleinstadt ein Jugendlicher verschwindet, steht der Schuldige schnell fest: Hat Richard seinen Freund Tom im Wald von einer Brücke in den reißenden Fluss gestoßen? Richard wehrt sich gegen die Anschuldigungen, doch er verstrickt sich dabei in Lügen. Niemand glaubt ihm. Dabei ist Toms Abwesenheit so ungeheuerlich, dass Richard selbst kaum noch zu atmen wagt. Seine Suche nach dem Freund führt ihn auf die dunkle Seite von Ballantyne. Dort steht das Nachthaus. Was geschah in jener Nacht?



    Mein Hör-Eindruck:


    Herr Nesbo, Sie treiben da ein irres Spiel mit meinen Vorstellungen von Wirklichkeit!


    Zwei Jungen, einer davon der Ich-Erzähler Richard, treiben Unfug am Telefon und rufen eine willkürlich herausgesuchte Nummer an – und zum Schrecken des Ich-Erzählers und auch des Lesers wird der Freund in den Telefonhörer hineingesogen und verschwindet. Soll man als Leser diese Geschichte glauben? Sicher nicht. Erzählt Nesbo uns hier einen Horror-Roman?


    Ein zweiter Freund verschwindet ebenfalls auf eine unwirkliche Art: er mutiert zum Käfer. Aha, denkt der Leser, das ist eine Kafka-Adaption! Hatte Nesbo nicht vor Jahren bei dem sog. Shakespeare-Projekt mitgemacht und eine geniale Adaption von „Macbeth“ geschrieben? Wo er den düsteren mittelalterlichen Stoff in das genauso düstere zeitgenössische Kriminellen-Milieu von Edinburgh verlegte? Also wäre das hier eine Adaption von Kafkas „Die Verwandlung“? Richard, der Ich-Erzähler schlägt zwar mit einem Kafka-Band nach dem Insekt, aber damit ist diese Parallele schon erschöpft. Keine Adaption. Was dann?


    Ein Jugendroman mit Horror-Elementen? Der Leser gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich das Geschehen auf irgendeine Weise real und glaubhaft auflöst. In dieser Hoffnung wird er auch immer wieder vom Erzähler bestärkt – bis der nächste verwirrende Dreher kommt. Was ist denn nun wahr? Kann ich Richards Erzählung glauben? Der Leser erlebt die Handlung ausschließlich aus Richards Sicht, und sogar Richard zweifelt gelegentlich, ob seine Wahrnehmungen der Realität oder Alpträumen entstammen. Dazu kommt, dass man meistens in Romanen dieser Art durch die Reaktionen und Handlungen der anderen Figuren eine Fremdperspektive auf den Protagonisten erhält. Und das vermeidet der Autor. Er sorgt dafür, dass der Leser keinerlei Außenperspektive erhält, weder durch Beschreibungen noch durch die Gespräche Richards mit anderen. Damit entfällt ein mögliches Korrektiv, und die Verwirrung des Lesers hält an. Der Leser bleibt quasi gefangen in Richards Kopf und in dessen Wahrnehmung der Wirklichkeit.


    Nesbo spielt hier souverän ein Katz-und-Maus-Spiel mit seinem Leser! Stimmungsvolle Naturbeschreibungen, Aufbau von Spannung, das Erstellen dreidimenionaler Figuren - das alles beherrscht Nesbo, und das setzt er gekonnt ein. Trotzdem: der 3. Teil hat einige Längen, aber immerhin: das Verwirrspiel wird gelöst.

    Der Sprecher David Nathan erzählt diese verwirrende Geschichte sehr ansprechend. Allerdings störte mich häufiger seine Satzmelodie, die am Ende des Satzes nach oben ging, was dem Satz einen unpassenden ironischen Unterton verleiht. Wen das nicht stört, wird Vergnügen haben an der sinnbetonten, temporeichen Lesung.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).