Lesemonat für Bücher von Autor/innen, die ihre Wurzeln in Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung haben.

  • Angeregt durch die Threads von Sarange über den jährlichen Black-History-Month und die ‚Asienchallenge‘ im April, habe ich mir vorgenommen, einen Monat lang vermehrt Bücher von Autor/innen, die aus Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung stammen, zu hören/lesen. Dazu habe ich den August vorgesehen, falls nichts dazwischenkommt.


    Hauptsächlich kommen da zentral- und vorderasiatische Länder, die arabische Halbinsel und Nordafrika in Frage – aber auch Länder wie Sansibar (als halbautonomer Teilstaat von Tansania), der Kosovo oder Albanien haben überwiegend muslimische Bevölkerung.


    Wie beim BHM und dem Asienmonat interessieren mich auch hier Familiengeschichten im historischen Kontext, Bücher über die Situation der Frauen und das Leben von Emigranten/Immigranten in ihren neuen Heimatländern. Beim Asienmonat waren das z.B. Geschichten über indischstämmige Frauen/Familien, die in UK leben oder ‚Boatpeople‘ in den USA/Kanada.


    Ich denke, hier werden mich die Schicksale von in Afghanistan, dem Iran und den arabischen Ländern lebenden Frauen und Familien beschäftigen, die Geschichten der Flüchtlinge aus Nahost und Nordafrika in Europa/Deutschland und nicht zuletzt die Erzählungen von türkischen Gastarbeitern, die in Deutschland ihre neue Heimat fanden (oder auch nicht).


    Aus meinen diversen Merklisten habe ich mir nun eine entsprechende Liste erstellt, durch weitere Recherchen erweitert und hier hochgeladen. Vielleicht findet Ihr ja das eine oder andere interessante Buch – wobei die von mir schon gelesenen Bücher natürlich fehlen (sehr empfehlenswert ist Hosseinis ‚Tausend strahlende Sonnen‘; nicht so begeistert war ich von ‚Ich bin Malala‘). Wie immer, werden es Bücher bei mir schwerer haben als Hörbücher, und leider gibt es für Bücher außerhalb des Mainstream selten Hörbücher. Ich werde über die gehörten/gelesenen Bücher hier berichten und fände es prima, wenn der eine oder andere von Euch im August auch zum Thema berichten würde, zumal ich mich über Eure Bücher, die ich noch nicht auf dem Schirm habe, freuen würde.


    In die nähere Auswahl kamen bei mir 12 Hörbücher und 4 Bücher aus 10 verschiedenen Ländern. Aber ich fürchte, dass diese Auswahl dann nicht unbedingt das ist, was ich dann wirklich höre bzw. lese.

  • Dieses Hörbuch habe ich vorgezogen, da es im Juni in der Onleihe auslaufen wird und ich den Autor gerne testen wollte, und diesen Test hat er bravourös bestanden. Sein Roman ‚Ein Lied für die Vermissten‘ bleibt daher auf meiner Merkliste weit oben.


    Pierre Jarawan wurde 1985 in Amman (Jordanien) geboren, weil sein libanesischer Vater und seine deutsche Mutter vor dem Krieg im Libanon geflüchtet waren. Drei Jahre später siedelten sie nach Deutschland um. Jarawan ist ein bekannter Poetry-Slammer; ‚Am Ende bleiben die Zedern‘ ist sein Debütroman.


    Der Roman ist eine wunderbare Liebeserklärung an das Land seiner Vorfahren, auch wenn der Inhalt eher traurig als fröhlich ist; sein Titel ist sehr passend gewählt. Wie der Vater in seinem Roman, ist Pierre Jarawan ein guter Geschichtenerzähler.


    Ich weiß nicht viel über den Libanon, außer, dass er ein Land ist, in dem immer wieder Kämpfe stattfinden. Ich habe gelernt, dass ein Viertel der Wohnbevölkerung Flüchtlinge sind und es 18 anerkannte Religionsgemeinschaften gibt – die gegenseitig alles andere als friedlich agieren.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Ich werde über die gehörten/gelesenen Bücher hier berichten und fände es prima, wenn der eine oder andere von Euch im August auch zum Thema berichten würde, zumal ich mich über Eure Bücher, die ich noch nicht auf dem Schirm habe, freuen würde.

    Ich freue mich sehr, dass du den Thread eröffnet und auch gleich mit so vielen Titeln bestückt hast, und werde bestimmt, wenn nichts dazwischenkommt, im August mit dabei sein! :winken:


    Eine Liste erstelle ich vorher nicht, sondern lasse mich einfach treiben bzw. vom SuB, meinen Merklisten und den hier geposteten Büchern inspirieren. Nur dieses schonmal als Hörbuch begonnene Buch nehme ich mir fest zum Weiterlesen vor. (Mir geht's umgekehrt, Bridgeelke, ich kann mich schlecht auf Hörbücher konzentrieren.)


    Von der IS-Sklavin zur Trägerin des Friedensnobelpreises 2018: Das bewegende Schicksal der Jesidin Nadia Murad und ihr Kampf um Gerechtigkeit.

    Am 3. August 2014 endet das Leben, wie Nadia Murad es kannte. Truppen des IS überfallen ihr jesidisches Dorf Kocho im Norden Iraks. Sie töten die Älteren und verschleppen die Jüngeren. Kleine Jungen sollen als Soldaten ausgebildet werden. Die Mädchen werden verschleppt und als Sklavinnen verkauft. An diesem Tag verliert Nadia Murad 44 Angehörige. Für sie beginnt ein beispielloses Martyrium: Drei Monate ist sie in der Gewalt des IS, wird Opfer von Demütigung, Folter, Vergewaltigung. Nur mit Glück und unvorstellbarem Mut gelingt ihr die Flucht vor ihren Peinigern. Sie schafft es in ein Flüchtlingslager und kommt von dort aus nach Deutschland.

    Tausende andere junge Frauen befinden sich bis heute in der Gewalt des IS. Deren Stimme zu sein und sie zu befreien hat Nadia Murad sich zur Aufgabe gemacht. Heute kämpft sie dafür, dass das Verbrechen des IS als Völkermord anerkannt wird und die Verantwortlichen vor den Internationalen Strafgerichtshof gestellt werden.

    Die Vereinten Nationen ernannten Nadia Murad zur Sonderbotschafterin, darüber hinaus wurde sie mit dem Vaclav-Havel-Preises für Menschenrechte ausgezeichnet. 2018 wurde sie mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Hier erzählt sie ihre bewegende Geschichte.

    Quelle: amazon.de

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Rita Mae Brown - Für eine Handvoll Mäuse (Mrs. Murphy Bd. 21)





  • Tolle Initiative, Bridgeelke . Ich lese ja gerade ein Buch von Gurnah, "Ferne Gestade", den Du ebenfalls erwähnst, ganz toll! Mein drittes Buch von ihm.

  • Ich lese ja gerade ein Buch von Gurnah, "Ferne Gestade"

    Wie Du bei den Bewertungen sehen kannst, hat 'Ferne Gestade' :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: von mir bekommen. Und Gurnah ist neben Hosseini mit ein Grund, mal einige Bücher über die Welt der muslimischen Bevölkerung lesen zu wollen.


    Nur dieses schonmal als Hörbuch begonnene Buch nehme ich mir fest zum Weiterlesen vor

    Das Hörbuch ist eines meiner in die engere Wahl gekommenen Hörbücher, ich möchte gerne hören, was diese Frau zu sagen hat.


    auch gleich mit so vielen Titeln bestückt

    das ist aber keine ausschließlich-zu-Lesen-Liste; ich bin gespannt, was Ihr anderen so ausgrabt zum Thema.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Ja, und ich hatte auch gesehen, dass Du von Sansibar sprachst. Danke!


    Bei mir kommt der screenshot recht kleingedruckt raus. Ich sehe nicht, ob Ihr den SAKIN bemerkt habt. Habe gerade entdeckt, dass es eine deutsche Übersetzung gibt eines Buches, das ich vor Längerem rezensierte. Nachschauen...?!

  • Tolle Challenge! Ich bin auch gerne dabei, wenn es im August für mich passt.

    Auf dem SUB hätte ich derzeit vier passende Bücher; auf der Merkliste noch einige mehr.

    gelesene Bücher 2023: 35 (+20 Hörbücher)

    SUB: 30 (Jahresanfang: 76)

  • Ja, und ich hatte auch gesehen, dass Du von Sansibar sprachst. Danke!


    Bei mir kommt der screenshot recht kleingedruckt raus. Ich sehe nicht, ob Ihr den SAKIN bemerkt habt. Habe gerade entdeckt, dass es eine deutsche Übersetzung gibt eines Buches, das ich vor Längerem rezensierte. Nachschauen...?!

    Den Sudan hatte ich nicht auf meiner Liste. Ich habe das Buch jetzt meiner Sammlung hinzugefügt, der Klappentext gefällt mir. Allerdings finde ich es nicht ganz billig und die Stadtbibliothek in Köln hat es nicht, man kann aber einen Anschaffungswunsch äußern.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Ich habe bereits am Samstag mit meinem Vorhaben angefangen und mit Fatma Aydemir und "Dschinns" begonnen. Fatma Aydemir, Jahrgang 1986, ist Deutsche mit türkischen Wurzeln. Sie gehört zur dritten Generation einer türkischen Einwandererfamilie. In der Türkei sind 99% der Bevölkerung muslimischen Glaubens - die größte Gruppe sind Sunniten, eine nicht unbedeutende Minderheit sind Aleviten. Allerdings kenne ich mich im Islam nicht gut aus und kann nichts über die Unterschiede dieser Gruppen sagen. Vielleicht erfahre ich im Laufe dieses Lesemonts ja mehr.


    Ich habe das Hörbuch gehört und :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: vergeben.

    Was mir nicht gefiel und zum Abzug geführt hat ist zum einen die Hörbuchsprecherin, deren Satz- und Wortbetonungen ich öfter nicht nachvollziehen konnte und die mir den Eindruck einer abgehackten Erzählweise vermittelte. Zum anderen hat mir der Sprachstil nicht so gut gefallen (obwohl in vielen Rezensionen die Sprache der Autorin gelobt wird).

    Inhaltlich bemängele ich, dass zu viele Themen angesprochen und mir manches zu knapp abgehandelt wurde; beispielsweise hätte ich mir gewünscht, dass die Kurdenproblematik etwas ausführlicher thematisiert worden wäre.

    Nicht zuletzt wurde meine Wertung wohl auch von meiner Antipathie der Mutter gegenüber beeinflusst - ich fand sie ganz schrecklich, besonders ihr Verhalten ihrer ältesten (lebenden) Tochter gegenüber. Klar, sie hat in jungen Jahren einen sehr harten Schicksalsschlag erfahren - aber das verzeiht nicht das Verhalten ihren Kindern gegenüber.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Hauptsächlich kommen da zentral- und vorderasiatische Länder, die arabische Halbinsel und Nordafrika in Frage – aber auch Länder wie Sansibar (als halbautonomer Teilstaat von Tansania), der Kosovo oder Albanien haben überwiegend muslimische Bevölkerung.

    Ergänzen möchte ich hier noch einige westafrikanische Länder mit hohem Anteil an muslimischer Bevölkerung: Senegal, Mali, Gambia, Burkina Faso, der Norden Kameruns usw. - hier möchte ich in diesem Monat ein Buch lesen, das sich u.a. mit der im Islam für Männer ja erlaubten Polygamie beschäftigt:


    Drei Frauen, drei Geschichten, drei miteinander verbundene Schicksale. Dieser mehrstimmige Roman schildert das Leben von Ramla, Safira und Hindou, die im Norden Kameruns als muslimische Fulben aufwachsen. Die junge Ramla, die von einer Zukunft als gebildete Frau träumt, wird als Zweitfrau mit Safiras viel älterem, polygamen Mann zwangsverheiratet, während ihre Schwester Hindou gezwungen wird, ihren Cousin zu heiraten. »Munyal! Geduld!«, ist der einzige Rat, den die drei Frauen immer wieder von ihrem Umfeld erhalten und der sich durch ihr Leben zieht. Doch sie sind ungeduldig und beginnen, jede auf ihre eigene Weise, sich gegen die Konventionen und die Gewalt, die sie erfahren, zu wehren. Zwangsheirat, häusliche Gewalt und Polygamie: Dieser Roman ist das Zeugnis einer traurigen Realität. Amadou Amal bricht Tabus, indem sie nicht nur die Lage der Frauen in der Sahelzone anprangert, sondern ihre starke Stimme gegen das universelle Problem der Gewalt gegen Frauen erhebt. Ein wichtiger Beitrag für die Rechte von Frauen.

    Quelle: amazon.de


    Bei meinen Vorabrecherchen habe ich gelernt, dass "munyal" nicht nur "Geduld" bedeutet, sondern im Sinne von "Selbstbeherrschung" eine der drei Grundsäulen des strengen Moralkodex der weitgehend islamisierten Fulbe / Fulani / Peulh darstellt. Wer diesen nicht befolgt, wird aus der Gemeinschaft ausgestoßen.


    Auch die senegalesische Schriftstellerin Mariama Bâ war eine Fulbe und hat sich in "Ein so langer Brief" kritisch mit dem Thema Polygamie auseinandergesetzt. Dieses Werk ist ein afrikanischer Klassiker und ich bin schon gespannt, ob und was sich inzwischen eventuell getan hat...

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Rita Mae Brown - Für eine Handvoll Mäuse (Mrs. Murphy Bd. 21)





  • Ergänzen möchte ich hier noch einige westafrikanische Länder mit hohem Anteil an muslimischer Bevölkerung: Senegal, Mali, Gambia, Burkina Faso, der Norden Kameruns usw.

    Ja, das habe ich inzwischen durch die Einlassungen von tom leo auch gemerkt. Diese Länder rangierten bisher bei mir unter dem BHM-Monat.


    Bei mir ging es von Deutschland/der Türkei nach Afghanistan/Italien zum Leben von Enaiatollah Akbari. Er wurde als Junge von 10 Jahren von seiner Mutter nach Pakistan gebracht, um ihm ein Leben als 'Sklave' zu ersparen. Von dort floh er nach Italien und wurde als Flüchtling anerkannt. Das Buch schildert, wie er, nachdem er in Italien Fuß gefasst hat, seine Familie in Afghanistan sucht und wie sein weiteres Leben verläuft. Erst während des Hörens merkte ich, dass es ein 'Vorgängerbuch' gibt, das seine Flucht von Pakistan nach Italien schildert - das ist gleich auch auf meine Liste gewandert. 'Im Winter Schnee, nachts Sterne' habe ich mit knapp 4 Sternen bewertet und ich könnte mir vorstellen, dass mir der Vorgänger 'Im Meer schwimmen Krokodile' noch besser gefällt.


    Da Enaiatollah oft auf seine ethnische Herkunft eingeht - er gehört zu den Hazara - habe ich mal recherchiert und erfahren, dass Afghanistan ein Vielvölkerstaat und die Bevölkerung zu 99% muslimischen Glaubens ist. Der Anteil der Hazara liegt bei unter 10% und sie sind Schiiten, während die Mehrheit der Bevölkerung Sunniten sind. Da gab es für mich eine Anknüpfung zur Türkei, wo es eine größere Minderheit - die Aleviten - gibt, die zur Gruppe der Schiiten gehören.

    In den 1890er Jahren gab es einen Genozid durch den damaligen Emir Abdur Rahman Khan, dem zwei Drittel der Hazara zum Opfer fielen.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Von Afghanistan nach Saudi-Arabien: Rajaa Alsanea wurde 1981 in Kuwait geboren und hat die saudi-arabische Staatsbürgerschaft.

    Die Girls von Riad ist 'Tabu-Roman und Bestseller-Sensation zugleich! ' Ich habe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: vergeben.

    Da der Computer zur vollen Stunde wieder gleich runterfährt, in einigen Tagen mehr

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

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    Nicht zuletzt wurde meine Wertung wohl auch von meiner Antipathie der Mutter gegenüber beeinflusst - ich fand sie ganz schrecklich, besonders ihr Verhalten ihrer ältesten (lebenden) Tochter gegenüber. Klar, sie hat in jungen Jahren einen sehr harten Schicksalsschlag erfahren - aber das verzeiht nicht das Verhalten ihren Kindern gegenüber.

    Mich hat daran massiv gestört, dass politische und religiöse Gründe für die Existenz von Parallelgesellschaften ausgeblendet werden und mit dem persönlichen Schicksalsschlag überdeckt werden. Andere Mädchen, die ebenso aufgewachsen sind, haben auch ohne diese Familienkonstellation vergleichbare Lebensverhältnisse.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :study: -- Landsteiner - Sorry, not sorry

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • So, ich habe jetzt einen neuen Computer, der gar nicht aussieht wie ein Computer mit seinen Maßen von ca. 12x11x6 cm :wink:


    Die Girls von Riad spielt in Saudi-Arabien und Dubai. In Saudi-Arabien sind mehr als 90% der Bevölkerung muslimischen Glaubens, die Mehrheit von 85-90% sind Sunniten, der Rest sind Schiiten.

    Erzählt wird aus dem Leben von vier jungen Frauen. Alle stammen aus der Oberschicht und ihre Probleme sind ganz andere als die von z.B. den Töchtern aus ''Dschinns". Ihre Lebensinhalte sind Kleidung und Aussehen und die Frage, wen sie heiraten bzw. an wen sie verheiratet werden. Zugegebenermaßen ein Leben im 'Goldenen Käfig' - aber Empathie konnte ich für sie nicht empfinden. Warum dieser email-Roman so gehypt wurde, erschließt sich mir nicht.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Als nächstes gehe ich von Saudi-Arabien in den Iran. Geschrieben wurde 'Hinter dem Mond' von Wäis Kiani, die in der Nähe von Frankfurt geboren wurde und in Deutschland und Teheran aufgewachsen ist. Im Iran sind 98,5% der Bevölkerung muslimischen Galubens, aufgeteilt in 90-95% Schiiten und 5-10% Sunniten (Stand 2011)

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Da ich wegen eines Problems 'Hinter dem Mond' nochmal ausleihen muss, bin ich in der Zwischenzeit nach Ostafrika weitergezogen.

    Der Autor Abdulrazak Gurnah stammt von der Insel Sansibar, die zu Tansania gehört; ich gehe davon aus, dass diese Region auch Schauplatz des Buches ist - auf jeden Fall ist es Ostafrika unter deutscher Kolonialherrschaft.

    Vorweg: Ferne Gestade hat mir besser gefallen - bei 'Das verlorene Paradies' war ich öfter mal ratlos, besonders bei den Beschreibungen der Handelsreise. Eine mir fremde Welt und manchmal fand ich es etwas rätselhaft und mythisch und ich meine, ich musste mir einiges zusammenreimen - wobei ich nicht sicher bin, ob ich mir das richtig zusammengereimt habe. Das Ende ist offen, das gefällt mir in der Regel nicht so gut; ich würde den Lebensweg von Yussuf als Mann gerne weiterverfolgen.

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    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Ich bin von Ostafrika zurück nach Teheran und konnte 'Hinter dem Mond' zu Ende streamen.


    Ich weiß nicht, wie viel Autobiographisches in dem Buch steckt - die Protagonistin des Buches finde ich jedenfalls :puker:. Egoistisch bis zum Geht-nicht-mehr und sehr empathielos - wenn ich an die Szene mit der stillenden Mutter denke, könnte ich ihr für ihre Beschreibung eine reinhauen.


    Schauplatz ist Teheran zur Zeit des Schahs und dem Umbruch bzw. der Revolution. Leider wird über die politischen Gegebenheiten nicht so viel erzählt, aber genau das hätte mich interessiert, da ich diese Zeit ja miterlebt habe.

    Hauptaugenmerk wird auf die Protagonistin gelegt und ihre Entwicklung vom 9jährigen Kind in Deutschland, das nach dem Iran verfrachtet wird und der Entwicklung dort zum Teenager. Alles spielt sich in der Oberschicht ab und es geht darum, wie schrecklich die Eltern sind, wie man an westliche Kleidung kommt usw. - das erinnert mich an die 'Girls von Riad'.

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    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Ich höre momentan ‚Ich bin Eure Stimme‘ der Jesidin Nadia Murad und das kann ich nur in kleinen Portionen ertragen. Unglaublich, was Menschen Menschen antun können.


    Zur Abwechslung wollte ich dann etwas Leichteres dazwischen hören und habe mir ‚Tausendundein Granatapfelkern‘ aus dem Regal geholt. Aber ich wurde positiv überrascht, denn das Hörbuch ist meiner Meinung nach keineswegs so seicht, wie der Klappentext vermuten lässt und ich habe die 310 Minuten fast in einem Rutsch angehört. Was ich bei ‚Hinter dem Mond‘ vermisste – die Verbindung von politischen Gegebenheiten und Leben der ‚normalen‘ Iraner – wird hier sehr schön erzählt. Die Geschichte spielt 1996, 15 Jahre nachdem die Familie der Protagonistin Mina vor der Revolution in die USA geflohen ist. In der Rückschau wird die Zeit vor der Flucht (als Mina noch Grundschulkind war) und der Neuanfang in den USA sehr glaubwürdig erzählt. Um ihr Leben auf die Reihe zu kriegen, fliegt Mina 1996 mit ihrer Mutter zur iranischen Familie und sie stellt fest: die im Iran verbliebenen Freundinnen wissen mehr über die amerikanische Hitparade, schauen Oprah Winfrey, haben die neuesten Filme gesehen, kleiden sich hipper, trinken mehr Alkohol und feiern ausgelassener, als Mina sich vorstellen konnte. Aber alles nur hinter verschlossenen Türen: sie führen wahrlich ein ‚Doppelleben‘ und ich stelle mir das sehr nervenaufreibend vor, ständig auf der Hut sein zu müssen.
    Die iranischstämmige Autorin Marjan Kamali ist in der Welt herumgekommen: geboren in der Türkei, aufgewachsen in Kenia, Deutschland und dem Iran, lebt sie heute in den USA. Ich denke, dass das Buch einige autobiographische Züge aufweist, denn sie ist im selben Alter wie die Protagonistin Mina.
    Vorgelesen wird das Hörbuch von Jasmin Tabatabai, die das sehr gut macht. Auch sie gehört zu den Frauen, die als Kind mit den Eltern geflohen sind. Ihr Buch 'Rosenjahre – Meine Familie zwischen Persien und Deutschland' habe ich auf die Merkliste in meinem Konto bei der Stadtbibliothek Köln gesetzt.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Weiter ging es mit einem Hörbuch von Tahar Ben Jelloun (geb. 1944), einem marokkanischen Schrifsteller, der überwiegend in Frankreich lebt. Er gilt als der bekannteste Schriftsteller des Maghreb.

    Dieses Buch ist seiner verstorbenen Mutter Yemma gewidmet, deren Lebensende er beschreibt und mit der er liebevoll in ihren lichten Momenten ihr Leben vorüberziehen lässt. Ja, Alzheimer ist eine schreckliche Krankheit und die Pflege erfordert viel Geduld. Yemma hat das Glück (?), in ihrem eigenen Zuhause dem Lebensende entgegengehen zu können und nicht ins Heim abgeschoben zu werden. Aber zwischen den Zeilen hatte ich den Eindruck, dass die langjährigen Bediensteten nicht gerade mit Engelsgeduld Yemma versorgt haben.

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    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).