Fatma Aydemir - Dschinns

  • Kurzmeinung

    Bartie
    spannend, brisante Thematik, interessante Charaktere
  • Kurzmeinung

    Conor
    Etwas überfrachtet mit den vielen Themen, dennoch lesenswert
  • Das Buch beginnt mit Hüseyin, der in Istanbul seine soeben gekaufte Wohnung einrichtet und nächste Woche seine Familie erwartet. Doch dazu wird es nicht kommen, denn er stirbt unerwartet. Überstürzt reist die Mutter mit den beiden jüngeren Kindern an; die beiden älteren kommen zur Beerdigung zu spät. Diese Reise wird für jedes Familienmitglied eine Gelegenheit, vom eigenen Leben zu erzählen. Emine, Hüseyins Frau, kommt im letzten Kapitel zu Wort. In ihrer Geschichte fließt die ganze Tragik zusammen.


    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Als ich mit dem Buch beginne, kommen mir Erinnerung an den Roman „Streuchlicht“ von Deniz Ohde zurück, den ich letztes Jahr gelesen, rezensiert, veröffentlicht und dann aus meinem Blog gestrichen habe. Das sind nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für diesen Roman. Doch recht schnell nimmt mich die Geschichte mit zur Familie Ylmaz und erzählt aus der Perspektive jedes einzelnen Familienmitglieds das eigene Leben.

    Es ist ein lebendiges, aufwühlendes Buch, das mich nicht traurig stimmt, aber nachdenklich macht. Es geht um wichtige Themen wie Identität, Tradition, Integration, Weiterentwicklung und wie jedes Familienmitglied damit umgeht. Ab und an werde ich etwas überdrüssig mancher Klischees und manchmal nervt mich die Umgangssprache, die ich eigentlich in Romanen nicht so mag. Dennoch kann ich diesem Roman einiges abgewinnen und er kann mich als Zeitzeugnis am Ende überzeugen.


    Fazit

    Dschinns von Fatma ist ein Roman, der den Leser abholt und zur Familie Ylmaz mitnimmt. Es ist eine Erzählung von familiärer Tradition und familiärem Zwang, von Gesellschaft und Kultur des eigenen und des fremden Landes, in denen sich Eltern und Kinder zurechtfinden müssen. Und es ist ein desolates Resümee nicht nur über die Unfähigkeit sondern vor allem über die enorme Schwierigkeit jedes einzelnen, sich aus der elterlichen Kultur zu befreien und sich einer anderen Kultur zuzuwenden und darin zurechtzukommen.

    Man muss dieses Buch bis zum Ende lesen und darf sich nicht an den in Umgangssprache geschriebenen Textstellen stören.

  • Wahres Kleinod :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :cheers:

    Dieser emotionale Familienroman ist von der deutschen Journalistin Fatma Aydemir geschrieben worden. Sie wurde 1986 in Karlsruhe geboren. Ihre eigene Familiengeschichte ist auch durch Migration und der Auseinandersetzung mit 2 Heimatländern geprägt worden. In ihrem Debutroman: "Ellbogen" 2017,nahm sie eben diese Geschichte zum Anlass und machte auch soziale Abgründe erfolgreich zum Thema.

    Mit "Dschinns" folgt nun der zweite Roman aus ihrer Feder.


    Veröffentlichung: 14.Februar 2022

    Formate: E-Buchformate, Hardcover und Audiobook

    Verlag: Hanser

    Seitenzahl: 368

    ISBN:978-3446269149


    Gestaltung:

    Dieses Buch ist ein visueller Schatz & wurde offensichtlich mit viel Liebe zum Detail kreiert. Die Hardcover-Ausgabe kommt mit einem roten, leinenartigen Einband, der Titel "Dschinn" wurde mit einem lilafarbenen Schriftzug auf den Buchrücken geprägt. Außen wurde eine Schutzbanderole um das Buch gelegt. Diese ist mit ihrer Farbgebung "Lila-Rot" ein absoluter Hingucker.

    Ein farbiges Einlegeband fungiert als Lesezeichen.

    Meine Achtung vor diesem Buch und seiner Schöpferin steigt noch mehr, ich bin beeindruckt.


    Zum Inhalt:

    Der gebürtiger Türke Hüseyin, hat sich aufgrund seiner langen harten Arbeit, selbst ein Geschenk gemacht. Ein Appartement mitten in Istanbul. Gerade als er sich so richtig darüber freut und Stolz verspürt: fällt er tot um.

    Seine Angehörigen müssen sich mit seinem Tod abfinden & sich damit auseinandersetzen.


    Mein persönlicher Leseeindruck


    Schreib-& Erzählstil, Spannungsbogen

    Die gesamte Erzählung ist in einem wirklich gut lesbarem Stil verfasst. DIe Kapitel werden durch die Namen des entsprechenden Familienmitgliedes gekennzeichnet. Dessen Gedanken, Selbstgespräche, Emotionen und physischen Erleben wird daraufhin klar und einfühlsam aber auch knallhart, wiedergegeben.

    Ich kann mich den selbst gestellten Fragen, Zweifeln und Verletzungen nicht entziehen. Die Geschichte beginnt in mir zu arbeiten. Dieser Roman kommt ohne übliche Spannungsbogen aus. Der Tod des Vaters, dessen Auswirkungen auf sein familiäres Umfeld & sowie auf die Leserschaft, ergeben ein Gesamtes.

    Geradlinig führt die Autorin mich durch die emotionale Familien-Galerie. Einblicke, die ich so noch nicht hatte, wurden mir nahe gebracht und ich fühle mich etwas näher an meinen Mitmenschen, die außer Deutschland noch ein anderes Land als Heimat betrachten.

    Zusammenfassung:

    Ein sehr gut geschriebener, emotional berührender Familienroman.

    Die Herausforderungen, Verletzungen, Sinnfragen und unsere menschliche Endlichkeit, - ich fühle mich berührt und genieße ein Buch, das mehr als nur eine Geschichte erzählen kann.

    Fazit:

    Diese detaillierte Buch-Kreation ist ein wahres Kleinod. Mit Begeisterung bewerte ich dieses Buch mit ausgezeichneten 5*Sternen. :applause:


    Ich bedanke mich beim Hanser Verlag für mein Leseexemplar.

  • Berührend und mitreißend.


    Worum geht es?

    Als Hüseyin überraschend verstirbt müssen sich die anderen Familienmitglieder mit sich selbst, mit den anderen und mit ihrem Leben auseinander setzen.


    Worum geht es wirklich?

    Familie, eigene Wege und Schmerz


    Lesenswert?

    Absolut, ein wundervolles Buch. Alles beginnt mit Hüseyins spontanem Tod in der frisch erworbenen Istanbuler Wohnung, während der Rest der Familie noch in Deutschland weilt. Zur Beerdigung reist nun aber die ganze Familie an - oder sollte es zumindest.

    Die Vergangenheit und eigene Entscheidungen haben bei den Familienmitgliedern Wunden hinterlassen und die Familie ist sehr brüchig. Nach und nach wird jede*rm der fünf anderen Mitglieder ein Kapitel gewidmet und man erfährt die Hintergründe. Alle fünf sind grundverschieden, haben identische Situationen anders erlebt und interpretiert und anders verarbeitet.

    Es gab wirklich keine Perspektive, die mich nicht gepackt hat, die mich nicht hat schlucken lassen, die nicht nach meinem Herz gegriffen hat. Nach jedem Kapitel habe ich damit gerechnet, dass ich die kommende Perspektive nicht nachvollziehen kann oder mir die Person im Mittelpunkt unsympathisch sein wird. Und dann war einfach alles so berührend, so aufwühlend und so mitreißend.

    Ich habe Aydemirs Schreibstil sehr genossen, fand die Art des Erzählens interessant, gut lesbar und passend. Sie hat wunderbar lebendige Protagonist*innen geschaffen voller Leben und Emotionen. Sehr faszinierend, wie man auf nicht vielen Seiten Personen so viel Leben einhauchen kann, soviel Gefühl vermitteln kann und anhand weniger ausgewählter Szenen so lebendige Charaktere erzeugen kann. Vieles wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet, viel Feinheit schwingt in den einzelnen Kapiteln mit.

    Die große ganze Geschichte empfand ich als stimmig und interessant, fand die kurzen Einblicke in die unterschiedlichen Leben sehr authentisch.

    Es ist schwierig in Worte zu fassen, was dieses Buch auslöst. Es ist schön und auch oft berührend, es birgt viel Trauer und schmerzt beim Lesen oftmals. Und dennoch (oder deshalb?) habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, mich davon fesseln lassen und kann es wirklich empfehlen.

  • Die inneren Ungeheuer


    Im Roman „Dschinns“ erfahren wir eine Sicht türkischer Gastarbeiter
    auf Deutschland. Das arme Deutschland, das kalte und herzlose Land
    (Seite 9) kommt dabei nicht besonders gut weg. Hier wird das Geld
    verdient, was in der türkischen Heimat nicht zu verdienen ist und
    dazu muss man eine fremde Sprache lernen, was der älteren
    Gastarbeitergeneration meist nicht besonders gut gelingt. (Allen
    anderen älteren Generationen natürlich auch nicht.)


    Da sowohl die Arbeit am Buch, wie auch der Aufenthalt der Autorin hier
    gefördert wurde, hätte ich mir an manchen Stellen gewünscht, dass
    unser Land besser dabei weg gekommen wäre. Zwar: Ob das dann noch
    realistisch gewesen wäre, sei dahingestellt. Das Obligatorische: Bin
    ich Männlein oder Weiblein? Kommt auch, aber ohne das wohl keine
    Förderung.


    Aber: Worum geht es? Hüseyin, das Oberhaupt dieser Familie, die hier
    beschrieben wird, stirbt plötzlich
    und unerwartet nach
    dreißig Jahren Arbeit in Deutschland in der lange erträumten und
    frisch erworbenen Eigentumswohnung in Istanbul. Jetzt müssen Frau
    und die vier Kinder zur Beerdigung von Deutschland in die Türkei
    fliegen. Und schnell muss es gehen. Sevda, die älteste Tochter und
    Hakan, der älteste Bruder, schaffen das nicht pünktlich.
    Emine, die Mutter, gerät bei der Beerdigung mit ihrer Schwägerin
    aneinander, die sie zutiefst verabscheut. Emine
    verabscheut Ayşe
    schon fast ihr ganzes Leben lang. Warum
    erfahren wir im Lauf der Handlung.


    Jedes Familienmitglied bekommt ein Kapitel für sich, auch Perihan, die
    jüngere Schwester, und Ümit, der jüngere Bruder. Jeder von ihnen
    trägt seine „Dschinns“ mit sich herum. Die belastenden Dinge,
    die inneren Ungeheuer, die nicht verarbeiteten Traumata. Es ist ein
    schwieriges Leben ohne die Wurzeln,
    die man irgendwo eingraben kann. „Weil
    man nur dort zuhause war, wo man jemanden hatte, der einen verstand.“
    (Seite 275)


    Der Roman liest sich extrem flüssig, ist sehr, sehr
    gut geschrieben, Respekt. Die Autorin ist in Deutschland geboren und
    dies ist keine Übersetzung. Also: Deutsch ist ihre Muttersprache,
    wenn sie auch türkischer Abstammung ist. Inwieweit der Roman
    autobiographisch sein könnte,
    weiß die Leserin nicht.


    Worüber die Leser auch durchaus mal nachdenken sollten, das ist die
    „Sinnlosigkeit“ unserer deutschen Vorgärten, in denen nur
    getrimmtes Gras steht und nichts Nahrhaftes wächst. (Seite 95)

    Oder weiterhin
    Nachdenkenswertes:
    „[…] wie in Deutschland, wo jeder allein in seinem Zuhause sitzt
    und jede Geldmünze dreimal umdreht und alle immer nur bei der Arbeit
    oder im Bett sind.“ (Seite 300)


    Fazit:
    Interessante Lektüre, genauso
    empfehlenswert,
    wie zwiespältig. Durchaus spannend, bei mir läuft es auf vier Sterne
    hinaus. Den einen Stern muss ich (leider!)
    abziehen, da mal wieder ein
    Protagonist nicht weiß, ob er lieber
    Männlein oder Weiblein ist. Wenn
    auch genial eingeflochten. Nicht
    schlimm das, aber es geht ja im
    Genderland kaum
    noch "ohne".

  • ninchenpinchen Bitte nutz beim Einfügen vorformulierter Texte den BBCode, indem Du auf das Rechteck links oben in der Befehlszeile klickst ehe Du den Text einfügst. Damit werden solch unschöne Zeilenumbrüche vermieden. Danke :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Das Buchcover ist recht einfach und schlicht gehalten und würde mir im Buchhandel gar nicht direkt ins Auge fallen. Der Klappentext hat mir von Anfang an sehr gut gefallen und mein Interesse geweckt. Das ganze Buch fertig gelesen, fande ich die Story von Hüseyin und seiner Familie gut gelungen und geschrieben. Der Hauptprotagonist möchte nach seinem verdienten Ruhestand ein Haus in Istanbul kaufen und dort seinen Lebensabend mit seiner Familie verbringen. Doch recht unerwartet stirbt er kurz bevor seine Familie in die Türkei kommt an einem Herzinfarkt. In den weiteren Kapiteln spricht jedes seiner Kinder nd die Witwe einzeln aus der Vergangenheit, von Problemen Gefühlskälte und anderen Tragödien. Der schreibt die die war sehr flüssig und sehr gut zu lesen. Auf keiner Seite kam Langeweile auf und manchmal wurde man fast sprachlos bei den Biografien der Kinder und der Mutter. Ein wirklich gelungener Roman um und mit einer Großfamilie und die alltäglichen Höhen und Tiefen.

  • Berührend und eindrucksvoll


    Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der sechs Familienmitglieder, was ein schöner und spannender Erzählstil ist, den die Autorin gekonnt einzusetzen weiß. Es ist interessant, die Geschehnisse aus den unterschiedlichen Wahrnehmungen zu erleben. Die Charaktere sind dabei so authentisch und intensiv gezeichnet, dass ich mich ihnen gleich ganz nah fühle. Jedes Kapitel ist dabei einem Familienmitglied gewidmet, beginnend mit dem Vater und endend mit der Mutter.


    Es geht um den Vater der Familie, Hüseyin, der sich nach einem langen und harten Arbeitsleben in Deutschland endlich den Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt. Die Frührente macht es möglich, in sein Heimatland zurückzukehren. Er fährt schon einmal vor und möchte den Rest seiner Familie nachholen, stirbt jedoch kurz nach seiner Ankunft. Die Familie macht sich auf den Weg zu seinem Begräbnis, der nicht ganz ohne Zwischenfälle verläuft. Es geht auch um Rassismus und damit einhergehende alltägliche Bedrohungen, um Familie und die manchmal schmerzhaften Beziehungen untereinander, um Wurzeln und Identität in der heutigen Gesellschaft.


    Fatma Aydemir erzählt diese berührende Geschichte ganz behutsam und mit gekonnten Zwischentönen. Sie spielt mit Klischees und Vorurteilen und beleuchtet diese sehr differenziert.


    Ich kann dieses sprachgewaltige und beeindruckende Buch nur jedem ans Herz legen und uneingeschränkt empfehlen. Es hat mich berührt und noch einige Zeit zum Nachdenken angeregt.

  • Als ich dieses Buch das erste mal in die Hand nahm, wusste ich nicht so recht, was mich erwarten würde. Das Cover verriet eher wenig und der Titel lies eine Verbindung zur islamischen Mythologie erwarten. Der Inhalt des Buches konnte dann aber überrschen und aufzeigen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde.

    Inhaltlich geht es um den Arbeiter Hüseyin, der ein Leben lang gearbeitet hat, um seine Familie zu ernähren und sich eine Wohnung in der Türkei leisten zu können. Kurz nachdem es soweit ist stirbt er und die Leser_inne erfahren nun aus Sicht der Angehörigen viel über die Familiendynamiken und den Umgang mit Tod und Sterben. Im Mittelpunkt steht dabei die Identitätsfindung, die sich im Zwischenraum zwischen individuellen Wünschen und gesellschaftlich - kulturellen - religiösen Normen entwickeln dufte / musste.
    Durch die einfühlsame Sprache der Autorin können die Leser_innen tief in die verschiedenen Lebensentwürfe und-realitäten eintauchen und werden geradezu dazu aufgefordert, sich mit ihnen auseinander zu setzen.

    Ein gelungenes Buch, das ich gerne empfehle.

  • All die Jahre hat Hüseyin Yilmaz daraufhin gearbeitet, dass er seiner Familie etwas bieten konnte. Das war nicht einfach für ihn, denn in der Türkei reichte das Geld kaum. Also ist er als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen und hat malocht und ständig Geld zurückgelegt für später. Doch nun steht die Rente bevor und er hat sich eine Eigentumswohnung in Istanbul geleistet. Er ist zunächst alleine nach Istanbul gekommen, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Doch dann stirbt er gleich am ersten Tag in der neuen Wohnung am Herzinfarkt. Die Familie kommt zusammen, um ihn zu Grabe zu tragen. Doch jeder von ihnen hat seine eigenen Probleme, Verletzungen und Träume.


    Fatma Aydemirs Roman „Dschinns“ ist so ganz anders, als ich es erwartet habe. Wir erleben mit, wie glücklich Hüseyin ist, aber nur für einen Moment, denn dann stirbt er auch schon. Die Familie will den Toten gemeinsam beerdigen, doch Sevda vermasst mit ihren Kindern den Flug und Hakan wird auf seiner Anreise aufgehalten. Peri und Ümit müssen erleben, wie ihre Mutter vor lauter Trauer nicht mehr ansprechbar ist.


    Jedem Familienmitglied ist ein Abschnitt gewidmet. Die Kinder Ümit, Sevda, Peri und Hakan sind sehr unterschiedlich. Sevda ist bei den Großeltern in der Türkei aufgewachsen und kam erst als Jugendliche nach Deutschland. Sie wurde von der Mutter in eine Rolle gedrängt, die nicht die war, die sie sich erträumt hat. Ihre jüngere Schwester Peri hatte viel mehr Freiheiten, sie studiert und ist immer noch auf der Suche – nach was, weiß sie wohl selbst nicht so genau. Hakan wollte seinen Vater nicht enttäuschen, aber er wollte auch nicht so werden wie er. Er hat zwar Träume, doch überall sieht er Schwierigkeiten, die ihn hemmen. Der jüngste Sohn Ümit muss seine sexuelle Orientierung verbergen. Am Ende erfahren wir, was Emine zu der Frau gemacht hat, die sie ist.


    Es ist eine bewegende und erschütternde Geschichte. In der Familie ist jeder für sich alleine. Man erfüllt Erwartungen und ist unglücklich. Da ist eine Sprachlosigkeit in der Familie, die keinem guttut.


    Ich konnte miterleben, wie es sich anfühlt, zwischen den Kulturen zu leben, nirgendwo wirklich zu Hause zu sein. Wie kann man sich unter solchen Umständen selber finden?


    Ein wirklich lesenswerter Roman, der mich sehr beeindruckt hat.

  • Bewegende Familiengeschichte


    Hüseyin hat sein ganzes Leben hart in Deutschland gearbeitet. Er kam vor 30 Jahren von Istanbul nach Deutschland. Jetzt freut er sich, endlich seinen Traum einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllen zu können. Leider stirbt er dort. Seine Familie kommt aus Deutschland zur Beerdigung. Sie besteht aus seiner Frau Emine, seinen beiden Töchtern Sevda und Perihan und seinen beiden Söhnen Hakan und Ümit. Sevda verpasst zuerst den Flug. Emine ist sehr in ihrer Trauer gefangen.


    Dieser Roman hat mich sehr bewegt und berührt. Der Schreibstil ist sehr einfühlsam. In jedem Kapitel wechselt die Autorin die Erzählperspektive. Die Handlung wird in der Perspektive der einzelnen Familienmitglieder erzählt. Das hat mir sehr gefallen. Denn so lernt man die Familienmitglieder besser kennen und bekommt ihre Sicht geschildert. Es werden Konflikte in der Familie offenbart. Man erfährt, dass jeder seine eigenen Probleme hat und nicht jeder über seine Probleme sprechen kann.


    Sehr zu empfehlende berührende und erschütternde deutsch-türkische Familiengeschichte.

  • Ein Buch, durch das man Vieles über Gastarbeiterfamilien nun besser verstehen kann


    Mit dem Titel “Dschinns“ konnte ich zunächst so gar nichts anfangen. Hatte ich doch gerade erst meiner Tochter Aladdin vorgelesen, dachte ich beim Titel von Fatma Aydemirs Roman an ein Märchen über einen Flaschengeist. Wie ich nun aber durch die Lektüre des Buches weiß, kann ein Dschinn ganz unterschiedliche Dinge sein. In anderen Kulturen würde man ihn vermutlich als (bösen) Geist oder Schicksal oder Ähnliches ansehen.

    Hier ist er auch für jeden der Figuren etwas anderes. Denn alle beschriebenen Personen sind zwar Teil der selben Familie, jedoch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. So beginnt die Geschichte mit Hüseyins Tod kurz nach Eintritt in seinem wohlverdienten Ruhestand. Anschließend werden die Schicksale seiner Kinder und Frau nacheinander aus deren jeweiliger Sicht geschildert.

    Aydemirs Schreibstil ändert sich mit jeder Person ein wenig, was wirklich gut passt. Aber auch sonst gefällt mir ihr Stil und das Thema sehr gut: gesellschaftskritisch, jedoch auch immer wieder recht humorvoll. Dazu habe ich viel Neues über Kultur und muslimische Religion lernen dürfen, was ich sehr gelungen fand.

    Ein wirklich tolles Buch, das es sehr lohnt, gelesen zu werden. Viele Einblicke in die türkische Kultur und das Leben von türkisch-deutschen Einwanderern und ihren (Kindes-) Kindern.

  • Inhalt:

    Ein ganzes Leben hat Hüseyin in Deutschland geschuftet, immer mit dem Ziel, sich eines Tages mit dem Geld eine eigene Wohnung in Istanbul leisten zu können. Nun endlich hat er sich seinen Traum verwirklicht. Und dann stirbt Hüseyin einfach so. An einem Herzinfarkt, in eben dieser Wohnung. Zurück bleibt seine Familie. Ein zusammengewürfelter Haufen Menschen. Vier Kinder, mehr oder weniger erwachsen, und eine Ehefrau, die alle ihre eigene Geschichte zu erzählen haben.

    Meine Meinung:

    Ich habe Dschinns von Fatma Aydemir an einem einzigen Wochenende gelesen. Es ist ein Buch mit unglaublicher Sogwirkung und wird allein deshalb seinen zum Teil hymnischen Besprechungen gerecht. Hüseyin und seine Familie lassen einen Lesenden unmöglich kalt.

    All die Hoffnungen, all die Träume, all die Missverständnisse, all das Ungesagte. Es tut weh, man leidet. Der Autorin gelingt es, eine emotionale Bindung zu ihren Figuren entstehen zu lassen.

    Jede dieser Figuren hat in „Dschinns“ ihr eigenes Kapitel, in dem aus dem Leben dieser Figur erzählt wird. Immer wieder ein individueller Tonfall, eine individuelle Sprache, Gedankengänge und ein Schicksal. Dabei zeigt das Buch auf, inwiefern sich diese so unterschiedlichen Schicksale gegenseitig bedingen, ohne sich zu berühren. Wie das eben so ist in Familien: Man formt sich, auch wenn man es vielleicht nicht immer spürt.

    Fatma Aydemir spricht in diesem Zusammenhang sehr viele Themen an, die in unserem aktuellen Zeitgeschehen von großer Relevanz sind: Rassismus, Sexismus, Feminismus, Emanzipation, Queerness, Polizeigewalt. Das wirkt dabei nicht aufgesetzt oder belehrend. „Dschinns“ erzählt einfach, eine Familie erzählt, und ich glaube, das ist die große Stärke dieses ganz besonderen Buchs, das aus der Masse der Neuerscheinungen hervorsticht.

    Es hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen, diese Geschichte zu lesen und ich kann sie nur jedem wärmstens ans Herz legen. Einzig mit dem Ende habe ich gehadert. Das war mir irgendwie ein Schuss zu viel. Vielleicht ist es Melodramatik, vielleicht Konstruiertheit, vielleicht war ich auch bloß sauer, weil ich mir etwas anderes vorgestellt oder gewünscht habe. Immerhin waren da so viele Menschen in diesem Buch, denen ich wirklich alles Gute gewünscht habe. So wie man Freunden alles Gute wünscht.

    Fazit:

    „Dschinns“ ist auf so vielen Ebenen einzigartig und wichtig, nicht um sonst, eines der meist besprochenen Bücher der letzten Monate. Es gibt Menschen ihre Stimme, die in der Literatur im Alltag viel zu selten zu Wort kommen und ich finde, gerade dann ist Literatur häufig am besten. Wenn sie von denen erzählt, die sonst zu wenig gehört werden. In letzter Instanz, bleibt für mich ein Funken Bedauern, über die Ereignisse der letzten Seiten. Nichtsdestotrotz großes Kino.

  • Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne.

    Eine eindrucksvolle und bewegende Familiengeschichte oder auch besser gesagt, eine Geschichte der Migration.


    In dem Roman geht es um eine türkische Familie, wo der Vater vor vielen Jahren nach Deutschland, um zu arbeiten, kam. Und dies auch über Jahrzehnte durchgezogen hat, nur mit einem einzigen Traum im Hinterkopf, eine Wohnung in der Türkei zu kaufen. Dabei blieb ihm keine Kraft für den Familienalltag, die Frau oder Kinder. Die Frau des Familienvaters litt an der erlernten Hilflosigkeit und Integrationsproblemen. Die Kinder waren, durch die unterschiedlichen kulturellen Einflüsse, desorientiert und in einem Konflikt mit der Familie. Also nichts anderes, als man das aus allen möglichen Quellen kennt.


    Doch der Roman ist sehr gut erzählt worden. :thumleft: Die Autorin hat es geschafft so einen starken Sog zu erzeugen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte und habe sehr gern immer weiter gelesen. Ein bewegendes Porträt einer türkischen Familie, nicht frei von Klischees, die sich jedoch harmonisch in die Erzählung einfügten. Ich fand den Einblick in das Leben einer Migrantenfamilie durchaus authentisch.


    Sehr gut hat mir dabei gefallen, dass alle Protagonisten zum Wort kommen. Der Roman widmet sich in gesonderten Kapiteln allen Familienmitgliedern.

    Ich fand es insgesamt sehr interessant und finde das Buch empfehlenswert. :thumleft:

    2024: Bücher: 99/Seiten: 43 438

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Macdonald, Helen/Blaché, Sin - Prophet

  • Inhalt

    Hüsein Yilmaz wird nach Jahrzehnten der Fabrikarbeit in Deutschland in Rente gehen und nach Istanbul ziehen. Doch wenige Tage vor Rentenbeginn stirbt er überraschend; Frau und Kinder reisen zur Beerdigung an, die innerhalb von 24 Stunden stattfinden muss. Gleich zu Beginn wird deutlich, dass Hüsein sich für den Kauf der Wohnung abgerackert hat, damit seine Familie hier glücklich ist. Der Kauf war allein sein Projekt, und er hat vermutlich keine Vorstellung davon, was seine Frau Emine und die erwachsenen Kinder glücklich machen würde. Ein Wohnung in der Türkei ja, aber warum ausgerechnet Istanbul? Die Yilmaz stammen aus einem kurdischen Dorf. Kurdisch durfte jedoch nicht gesprochen werden, aus Gründen, über die Hüsein sich erfolgreich ausschwieg, die jedoch wie ein Schatten über der Familie hängen.


    Sechs Kapitel wenden sich jeweils einem Familienmitglied zu. Emine und Hüsein werden in der Du-Form angesprochen, über die Töchter Perihan und Sevda, die Söhne Hakan und Ümit erfahren wir von einer allwissenden Erzählerstimme. Die älteste Tochter Sevda blieb für 10 Jahre bei den Großeltern irgendwo an der Grenze zu Armenien zurück, ehe die Eltern sie als 15-Jährige endlich zu sich nach Deutschland holten. Als sie sehr jung an den erstmöglichen Landsmann verheiratet wird, könnte man aus heutiger Sicht auf die Idee kommen, dass Sevda möglichst schnell aus dem Haus sollte, damit ein anderer Mann sie vor der bösen Welt außerhalb der Wohnung beschützen wird. Sevda wird ihren Eltern ihr Leben lang übelnehmen, dass sie weder in der Türkei noch in Deutschland zur Schule gehen durfte. Ihrem Traum, eine erfolgreiche Geschäftsfrau zu werden, wurden so alle denkbaren Steine in den Weg gelegt.


    Die jüngere Schwester Peri kam mit 3 Jahren nach Deutschland, studierte, kokste und kiffte sich durch ihre Epoche; der Kontakt zum Vater war seit Jahren abgerissen. Peri scheint die einzige zu sein, die ihren Bruder Ümit versteht und unterstützt, den soften Nachzügler, der gewiss die Vorstellungen seines Vaters von Männlichkeit nicht erfüllen kann. Auch der ältere Sohn Hakan macht Scherereien. Er hat seine Ausbildung geschmissen und könnte sich ein Leben als Rapper, Sprayer oder Breakdancer vorstellen. Hakan verübelt seinem Vater dessen Unterwürfigkeit gegenüber deutschen Amtsträgern und schiebt die Schuld an seinem Scheitern auf Hüseins fehlendes Vorbild ab. Als Emine, die Kinder und Enkel abgehetzt und auf verschiedenen Wegen in Istanbul ankommen, verschlägt Emine eine Nachricht die Sprache: auch ihre Schwägerin Ayse wird kommen, um Hüsein zu betrauern. Wie konnte sie nur!? Die Kinder setzen sich in der kurzen Zeit bis zur Trauer in Gedanken mit ihren Eltern auseinander und ihren persönlichen „Dschinns“. Das letzte, an Emine gewandte Kapitel deckt mehr als nur ein Familiengeheimnis auf. Es gibt Sevda die Gelegenheit, Emine vorzuwerfen, sie wäre die Frau gewesen, die Hüsein stets vorschob, weil sie ihren Kindern kein freieres Leben gönnte als sie sich für sich selbst vorstellen konnte.


    Fazit

    Mein Urteil über das Buch fällt gespalten aus. Auf den ersten 200 Seiten habe ich nichts, gar nichts erfahren, das ich in den 80ern nicht aus Erzählungen türkischer Kolleginnen erfahren und miterlebt hätte. Auch der Kontrast zu Lebensbedingungen deutscher Arbeitertöchter schien mir gering, die nicht selten noch in den 80ern hart gegen die Einstellung zu kämpfen hatten, dass Mädchen sowieso heiraten und sich eine Ausbildung für sie nicht lohnt. Der Roman schien sich allein an die Generation Y und Z zu wenden, die das Entstehen von Parallelgesellschaften nicht bewusst miterlebt hatten. Kurz bevor ich abgebrochen habe, nahm die Handlung jedoch noch unerwartete Wendungen.


    Wenn Frauen wie Emine andere Frauen unterdrücken, bräuchten patriarchalische Gesellschaften dazu keine Männer, sondern allein die Deutungshoheit - könnte das Motto dieses Romans sein. Abgesehen davon, dass die Familiengeschichte der Yilmaz dicht, empathisch und intelligent erzählt wird, zeigt sie beispielhaft, welchen Einfluss Sprache als Werkzeug hat, und welch zerstörerische Wirkung Sprachlosigkeit erzielt. Die Thematik von Sprache als Werkzeug verbindet „Dschinns“ mit Mitbewerbern um den Deutschen Buchpreis 2022.


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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Das Buch erzählt die Geschichte der türkischen Migrantenfamilie Yilmaz.

    Dreißig Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach.

    Das Buch besteht aus 6 Kapiteln . Sie sind jeweils mit dem Namen überschrieben aus dessen Sicht erzählt wird. Die Kapitel aus Sicht der Eltern sind in der Du Perspektive geschrieben. Das hat mich etwas gestört.

    Das Buch greift viele Probleme aber auch Klischees auf. Trotzdem haben mich die verschiedenen Sichten auf den Konfliktzwischen der Tradition, aus der die Elterngeneration nicht ausbrechen kann, obwohl sie schon viele Jahre in Deutschland lebt und dem modernen Leben. Die Kinder haben ihren eigenen Weg gefunden, auch wenn sie damit mit ihren Eltern brechen. Auch das Fremd sein in beiden Gesellschaften wird glaubhaft geschildert.

    Mich hat das Buch gefesselt und ich habe mit den Personen mit gefiebert. Die einzelnen Episoden hätten gern länger sein können.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Ein vielschichtiger Roman über eine kurdisch-türkische Migrantenfamilie in Deutschland


    Fatma Aydemir erzählt in ihrem Roman „Dschinns“ die Geschichte einer kurdisch-türkischen Familie, die in den siebziger Jahren nach Deutschland kam. Während die Eltern, Hüseyin und Emine, ihr Leben in Deutschland nach den alten Mustern, geprägt von ihrer Erziehung in der alten Heimat und dem Koran, weiterführen, versuchen ihre Kinder die Chancen zu ergreifen und ihr Leben nach westlichen Vorbildern zu gestalten. Es kommt zu Konflikten und Missverständnissen innerhalb der Familie, die sich langsam auseinanderlebt.


    Erst nachdem Hüseyin eine Wohnung in Istanbul gekauft hat, um in der Türkei sein Rentnerdasein zu genießen, treffen alle Familienmitglieder dort zusammen. Der Anlass dafür ist tragisch und traurig zugleich: Hüseyin ist am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt gestorben, sie kommen zu seiner Beerdigung.


    Fatma Aydemir erzählt diese Familiengeschichte aus sechs unterschiedlichen Perspektiven und lässt alle Familienmitglieder nacheinander zu Wort kommen. Interessant fand ich die Betrachtungsweise der Kinder, zwei Söhnen und zwei Töchtern, die unterschiedliche Wege in ihrer neuen Heimat eingeschlagen haben. Um ihre Ziele zu erreichen müssten alle von ihnen einige Hürden überwinden, sowohl in der Gesellschaft wie auch in der eigenen Familie. Die Konflikte, die dabei entstanden beziehen sich vor allem auf die „strenge“ Mutter, der sie Schuld für ihre Lage, für die Entwurzelung geben. Besonders die ältere Tochter Sevda, die zuerst von den Eltern in der Türkei gelassen wurde, hat enorme Wut auf ihre Mutter, die sie nach alten Traditionen erziehen wollte und ihr sowohl die Schulbildung wie auch die Selbstbestimmung untersagt hatte.


    Emine, die Mutter, erzählt als Letzte ihre Geschichte, in der sie ein Familiengeheimnis enthüllt, das ein neues Licht auf das Leben der Familie wirft. Dieser Kapitel der Geschichte ist mir sehr nah gegangen, das tragische Schicksal der Mutter hat mich innerlich erschüttert.


    Die Familie, all ihre Mitglieder sind wie Dschinns:


    „Dschinns sind alles, was wir komisch finden, anders, unnatürlich. (…)


    Dschinns sind weder gut noch böse. …. Sie können beides sein oder nichts davon. Wie Menschen eben.“
    (Zitat S.146)


    Fatma Aydemir gewährt in ihrem Roman tiefe Einblicke in das Leben einer Gastarbeiterfamilie, die sich oft fremd fühlt in einem Land, dessen Sprache sie nicht spricht. Ansonsten kommen solche Themen wie Entwurzelung, Homosexualität, Identität, Emanzipation, Selbstbestimmung, Nichtakzeptanz – alle mit der Migration im Hintergrund - in dem Roman zur Sprache. Diese vielfaltige Thematik trägt dazu bei, dass die Geschichte manchmal überladen wirkt. Auch das tragische Finale hat bei mir diese Empfindung verstärkt.


    Fazit: Eine Familiengeschichte mit den spannenden, schonungslosen Einblicken in ein bewegendes Leben einer Migrantenfamilie, meisterhaft von der Autorin erzählt. LESENSWERT!

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