Klappentext
Jens Leunich besitzt nur so viel, wie in zwei Koffer passt – und außerdem genug Millionen auf dem Konto, um sein ganzes Leben in den Luxushotels der Welt zu verbringen. Abgesehen davon tut er – nichts. Gar nichts. Denn nichts zu tun, hat er erkannt, ist der beste Weg, die Welt zu retten. Bloß ist nichts zu tun nicht so einfach, wie die meisten denken. Diese und andere schlaue Einsichten will er nun niederschreiben – doch ganz gegen seine Gewohnheiten muss er sich damit beeilen, denn er hat nur noch zehn Tage zu leben …
Meine Meinung
Zuerst kurz vorneweg: ich bin schon seit vielen Jahren ein Fan der Bücher von Andreas Eschbach! Ich mag seine Ideen und vor allem auch, wie er gesellschaftliche Themen in eine spannende Handlung packt und seine Botschaften manchmal zwar deutlich zu spüren sind, er es aber meist den Lesern überlässt, welche Schlüsse er aus der Geschichte zieht.
Ich hab jetzt gerade sein neues Buch "Der schlauste Mann der Welt" fertig gelesen und hab grade überhaupt keinen Plan, was ich davon halten soll bzw. welcher tiefe Sinn dahinter steckt.
Eigentlich erscheint es klar.
Denn das Buch könnte auch "Der faulste Mann der Welt" heißen
Wobei man schon differenzieren muss, was faul eigentlich ist. Was beinhaltet es?
Eschbach erwähnt hier einiges, aber immer nur am Rande ... z. B. was die Faulheit betrifft, die ja oft den sogenannten Sozialschmarotzern zugeschrieben wird. Aber tun diese Menschen wirklich den ganzen Tag nichts?
Und mit "nichts" meint der Autor wirklich nichts. Also auch kein Fernsehen, kein einkaufen gehen, kein rauchen, kein zocken, kein Musik hören - also keine Ablenkung von dem, was tatsächliches Nichtstun beinhaltet: nämlich Meditation.
Das ist nämlich gar nicht so einfach und sehr viele Menschen können das gar nicht lange aushalten: Still sitzen, nichts tun und vor allem: nichts denken. Das ist wirklich nicht einfach, ich hab es sehr oft versucht und bin jetzt, durch die Geschichte, wieder motiviert, neue Versuche zu starten.
Aber zurück zum Buch. Zu Jens Leunich.
Ein ganz normaler Typ würde man sagen in seinen jungen Jahren - nicht unbedingt vom Glück begünstigt schwimmt er so mit und weiß nicht recht viel mit seinem Leben anzufangen. Bis er plötzlich in einen kurzen Genuss des Luxus kommt - und diesen nie wieder missen möchte.
Seine Millionen hat er auf sehr unseriöse Weise bekommen und ist seither durch die Hotels der Welt getingelt mit dem Vorsatz, nicht produktiv zu sein.
Das könnte die Welt retten, sie ins Gleichgewicht bringen, denkt er. Wenn natürlich auch nicht durch ihn alleine, aber es kommt ihm mit seiner Lebensphilosophie auf jeden Fall sehr entgegen.
Das alles, erkannte ich, waren nur Ängste, nichts Wirkliches. Was mich würgte, waren meine Gedanken, die ich festhalten oder weiterziehen lassen konnte, ganz, wie ich mich entschied.
Zitat Seite 97
Einiges in diesem Buch wirkt sehr provokant. Aber gerade dadurch regt es zum Nachdenken an, zum Hinterfragen der vielen Selbstverständlichkeiten, die sich in unser Denken und Handeln eingenistet haben und manches sollte man mit einem Augenzwinkern betrachten. Jens Leunich wirkt nicht gerade sympathisch - er hatte einfach Glück und kann dadurch alles das genießen, was "uns normalen Menschen" verwehrt bleibt. Das weckt Neid und das Gefühl der Ungerechtigkeit all jenen gegenüber, die sich tagtäglich abrackern müssen, damit überhaupt was zum Essen auf dem Tisch steht.
Entdeckt hab ich auch wieder einige kleine Weisheiten, zumindest hab ich mir einige davon notiert, weil ich denke, dass sie einiges im Leben leichter machen.
Es gibt Momente, die sehr konstruiert wirken, aber ich hatte das Gefühl, dass das keine so große Rolle spielt. Es war einfach nicht wichtig. Wichtig war das zwischen den Zeilen, das, was man nicht so leicht "fassen" konnte und erst im Nachwirken dann klarer wird.
Von der Erzählweise her hätte ich mir etwas weniger Monotonie gewünscht (obwohl es vielleicht sogar bewusst so gewählt war, als Fingerzeig) und vielleicht ein paar kleine spannende Highlights oder besondere Einlagen gewünscht, die es noch etwas mehr aufgepeppt hätten.
Ich denke jedenfalls, dass dieses Buch die Meinungen sehr spalten wird.
Denn Egoismus wird ja irgendwie nicht gerne gesehen - es ist negativ behaftet, dieses Wort, obwohl es wieder im Kommen ist, allerdings unter anderen Namen. Denn was soll falsch daran sein, etwas für sich selbst zu tun. Auch wenn ich keiner Religion angehöre: aber sich selbst zu lieben ist alleine schon eine Pflicht um dem Leben, das einem geschenkt wurde, Respekt zu zollen und zu danken. Warum soll man sich dann nicht etwas gutes tun? Das Leben so leben, wie man möchte, wie es einem guttut?
Die Kernaussage, würde ich sagen, spiegelt dieses Zitat für mich jedenfalls perfekt wider:
Vergangenheit ist nur Erinnerung, Zukunft nur Erwartung, das wirkliche Leben dagegen findet in ewiger Gegenwart statt.
Zitat 214
Mein Fazit: gute 4 Sterne