Stephen King - Todesmarsch / The long walk

  • Klappentext


    Einhundert 17-jährige Amerikaner brechen jedes Jahr am 1. Mai zum Todesmarsch auf. Für neunundneunzig von ihnen gilt das wörtlich – sie werden ihn nicht überleben. Der Sieger dagegen bekommt alles, was er sich wünscht ...


    Meine Meinung


    Wir befinden uns hier in einer Zukunft, in der die Rahmenbedingungen der Gesellschaft nicht näher beschrieben werden. Man weiß nur, dass es den Menschen nicht so gut geht. Allerdings haben wir hier ein Oberhaupt, den "Major", der eine allgemeine Achtung erhält. Er startet auch den Marsch der 100 Jugendlichen, von denen nur einer überleben wird. Der Preis: ein sorgenfreies Leben.

    Garratty ist die Nr. 47. Aus seiner Sicht erleben wir den Start, zu dem viele schon sehr nervös sind, andere ihre Ängste durch arrogantes Gehabe überspielen. Jeder der Jungen hat sich eine Strategie überlegt, den Marsch zu überstehen, denn es winkt eine reiche Belohnung am Ende.
    Doch das Ziel zu erreichen ist nicht so einfach, denn viele Meilen laufen ohne stehen zu bleiben ist schwieriger als es sich anhören mag. Dazu kommt die psychische Belastung, als die ersten "roten Karten" verteilt werden und die ersten Toten die Straße säumen.

    Es startet auch direkt mit dem Marsch, von einem Auswahlverfahren erfährt man nichts - aber es gibt ein Regelbuch, in dem Hinweise und Tipps stehen, wie man sich am besten verhält und am sichersten durchhalten kann.
    Garratty kommen diese Regeln immer wieder in den Sinn und er versucht, sich daran zu halten.

    Ein bisschen erinnert es an Die Tribute von Panem - Jugendliche die bis zum Tod etwas durchstehen müssen, doch hier ist es keine groß aufgezogene Show, sondern eher ein einsames Kämpfen. Immerhin gibt es aber immer wieder Zuschauer am Straßenrand,die die Kids anfeuern. Dennoch wirkt es dadurch düsterer, noch erschreckender und
    Obwohl natürlich jeder für sich den Sieg erhofft, bilden sich kleine Gruppen; auch wenn sie sich nicht sympathisch sind, fühlt man sich den anderen ja doch irgendwie verbunden, die das gleiche Schicksal teilen wie man selbst.

    Auch Gedanken um den Tod tauchen natürlich auf. Jeden kann es treffen, wenn man müde wird oder anderes einen am weitergehen hindert, oder man einfach schlicht zu langsam wird. Zum einen fühlen sie mit den anderen mit, zum anderen kommt aber natürlich auch der Wunsch, dass andere scheitern werden. Was ja ein Muss ist, wenn man gewinnen will und ein grausamer innerer Konflikt, dass man den Tod der anderen in Kauf nimmt, um am Ende selbst als Sieger dazustehen.

    Dazu kommt die ständige Beobachtung durch die Soldaten, die nebenher fahren und messen, wie schnell sie sind und eine tödliche Geleitschaft bieten. Allerdings können auch die "Mitspieler" Angst machen, denn in dieser Ausnahmesituation, bei der es ums nackte Überleben geht, können
    Natürlich wissen alle, worauf sie sich einlassen. Aber darüber zu hören und es dann tatsächlich durchzumachen sind zwei völlig verschiedene Dinge.

    Interessant natürlich, wie sehr sich die Wahrnehmung ändert. An sich sind es "nur" ein paar Tage,
    wie manche gehässig sind und gemein, um die anderen "rauszukicken" - aber wie auch kleine Gemeinschaften entstehen und man sich gegenseitig hilft; auch wenn man weiß, dass nur einer übrig bleiben wird. Ich denke, darin liegt auch die Botschaft dahinter: wie wir unseren Weg gehen. Dabei ist nicht wichtig ob wir ankommen, sondern ob wir ihn "mit reinem Gewissen" gehen.

    David Nathan liest übrigens wie immer absolut klasse.
    Er gibt den jeweiligen Figuren ihren ganz eigenen Charakter, ohne zu sehr ins überspitzte abzudriften.


    Mein Fazit: 4 Sterne

    Weltenwanderer