Volker Kutscher - Moabit

  • Dieses kleine, feine Prequel zu Volker Kutschers Gereon-Rath-Krimiserie spielt 1927 im Dunstkreis des Gefängnisses Moabit, wo es zu heftigen Handgreiflichkeiten zwischen zwei Gefangenen gekommen ist, einer davon ein ranghohes Mitglied des berüchtigten "Ringvereins" Berolina. Wie genau sich alles zugetragen hat, ist unklar und etwas mysteriös.


    Oberaufseher im Gefängnis ist Christian Ritter, der Vater von Charlotte, die wir aus den Rath-Krimis kennen. Ihn beschäftigt der Vorfall sehr, was seiner Tochter nicht verborgen bleibt. Die hat gerade zum großen Stolz ihres Vaters erfolgreich das Abitur abgelegt und absolviert einen Sekretärinnenkurs. Dass sie sich heimlich mit ihrer Freundin in Tanzlokalen die Nächte um die Ohren schlägt, würde ihre Eltern wohl weniger freuen ...


    Es ist nur ein ganz schmales Büchlein und kaum mehr als ein Stimmungsbild in drei Akten, erzählt aus drei Perspektiven, aber auch in der Kurzform zeigt Kutscher sich als Meister der Atmosphäre. Und obwohl Charlotte erst relativ spät ins Bild kommt (was mich zu Beginn ein klein wenig enttäuscht hat), wird nach und nach klar, dass hier ein Schlüsselerlebnis erzählt wird, das ihr ganzes weiteres Leben prägt.


    Die geradlinigen, akkurat gezeichneten Illustrationen von Kat Menschik, vorwiegend in Orange-, Blau- und Brauntönen gehalten und oft angelehnt an alte Werbemotive, runden das hübsch in Leinen gebundene Buch mit dem orangefarbenen Buchschnitt sehr schön ab.


    Ein wunderschön gemachtes Schmuckstück, dessen voller Reiz sich aber wohl nur Leser*innen erschließen wird, die wenigstens den ersten Band der Rath-Krimis kennen.