Jedes Jahr verschwinden auf hoher See rund 20 Menschen spurlos von Kreuzfahrtschiffen. Noch nie kam jemand zurück. Bis jetzt ...
Martin Schwartz, Polizeipsychologe, hat vor fünf Jahren Frau und Sohn verloren. Es geschah während eines Urlaubs auf dem Kreuzfahrtschiff „Sultan of the Seas“ – niemand konnte ihm sagen, was genau geschah. Martin ist seither ein psychisches Wrack und betäubt sich mit Himmelfahrtskommandos als verdeckter Ermittler.
Mitten in einem Einsatz bekommt er den Anruf einer seltsamen alten Dame, die sich als Thrillerautorin bezeichnet: Er müsse unbedingt an Bord der „Sultan“ kommen, es gebe Beweise dafür, was seiner Familie zugestoßen ist. Nie wieder wollte Martin den Fuß auf ein Schiff setzen – und doch folgt er dem Hinweis und erfährt, dass ein vor Wochen auf der „Sultan“ verschwundenes Mädchen wieder aufgetaucht ist. Mit dem Teddy seines Sohnes im Arm …
"Passagier 23" ist mein erster "Fitzek". Spätestens hier im Forum war es nicht mehr möglich Fitzek "auszuweichen" und im Familienkreis lesen das auch die ein oder anderen. Mit einer Länge von 10 Stunden habe ich das Buch auch sehr schnell durchgehört - und was soll ich sagen? Es hat mir grundlegend gefallen.
Die Geschichte spielt zu 95% auf einem Kreuzfahrtschiff, irgendwie hatte ich ursprünglich angenommen, dass es ein Flugzeug wäre (Ich habe das Buch geschenkt bekommen, deswegen hatte ich auch nicht die Inhaltsangabe gelesen). Die Geschichte entwickelt sich recht rasch, erst werden die Hauptcharaktere vorgestellt und dann tappt man zusammen mit ihnen durch die Geschichte, man bekommt hier die Einsichten von Ermittlern, Opfern und "Dritten". Gerade letztere lockern die Geschichte auf, da diese Charaktere meist unfreiwillig mit reingerutscht sind oder ganz andere Motive und Ziele verfolgen und unwissentlich Einfluss auf die Ermittlungen nehmen.
Die Prämisse der Hauptstory, nämlich die häufig ungeklärt verschwindenden Kreuzfahrtteilnehmer ist ein spannender und gut ausgeführter Plothook und er verliert auch durch das gesamte Buch nicht an Reiz oder und wird auch nicht schnell von Herrn Fitzek abgelegt. Ich würde das Buch unter keinen Umständen mitnehmen auf eine Kreuzfahrt!
Das Ende hat mich allerdings ein bisschen frustriert. Also das Ende der eigentlichen Geschichte, nicht der Epilog. Den fand ich wiederum ganz amüsant. Das Ende wirkte dann doch ein bisschen aufgesetzt und Deus Ex Machina-mäßig, ein Ende "hinter" dem Ende. Es war okay, aber dann doch ein bisschen "Ist das jetzt euer ernst?"...
Und als Hörbuch lässt sich der Geschichte wunderbar folgen, auch wenn man es nebenbei hört, obwohl ich schon gelegentlich zurückspulen musste, weil ich dann doch eine Kleinigkeit verpasst hatte.
Was mich allerdings furchtbar gestört hat, war der Hauptcharakter Martin Schwartz. Ich kann meinen Finger nicht genau drauflegen was mich gestört hat. Ich vermute das Zusammenspiel aus seinen Charakterzügen und seinen "Anfällen" im genau richtigen Moment oder so manchem Geistesblitz... Er hat mich einfach irgendwie im Laufe der Geschichte genervt.
Eines der Opfercharaktere hat mich etwas stutzig zurückgelassen, weil diese Person doch vieles getan hat, was ich in meinem Kopf nicht gut mit mir selbst vereinen konnte und ich mich nur gefragt habe "Wieso? Das würde kein Mensch machen, das verkraftet kein Mensch - es ergibt keinen Sinn" - aber das ist ja auch so eine Gefühlssache.
Auch die anderen Charaktere die vorkommen bieten alle sehr starke Persönlichkeiten und stark polarisierende Persönlichkeiten aber das war auch meist gut so.
Was den Schreibstil und den Sprecher angeht: Der Schreibstil war äußerst flüssig und gut zu folgen. Es wurde nichts beschrieben, was dem Leser nicht ohnehin bekannt wäre, um dort etwas raum für die eigene Vorstellungskraft zu lassen, die Dialoge waren knackig, informativ und auf den Punkt gebracht und gerade die monologischen Gedankenwelten der Opfer wurden spannend Umgesetzt. Her Fitzek hat immer wieder mit der Auflösung angelockt um dann doch wieder einen Rückzieher zu machen, weil es dann doch zu früh wäre. Wer also nicht. gerne geärgert wird, der wird sich bei diesem Buch viel ärgern.
Simon Jäger, Sprecher dieses Hörbuches, hat mich auch hier wieder überzeugt. Seine Stimme ist klar und angenehm, die Österreicherin bekommt nen herrlich komischen Akzent und die Stimme passt auch gut zu dem Buch, obwohl Martin Schwartz vermutlich auch gut eine tiefere, kaputtere Stimme gestanden hätte, dafür vielleicht nicht so gut zum Rest des Buches.
Alles in allem habe ich dann aber doch nur Sterne vergeben.
Der Charakter Martin Schwartz hat für mich das Buch gekostet
Den anderen habe ich abgezogen, wegen dem Ende.
Also insgesamt hat es mir gut gefallen, wird auch nicht mein letzter Fitzek sein