George Saunders - Zehnter Dezember: Stories/Tenth of December : Stories (ab 5. März)

  • Farast, lieben Dank fürs Gedenken!

    Wir sind gestern erst vom Schnee-Urlaub zurückgekommen.


    Ich habe alle Eure Beiträge nachgelesen - das ist ja interessant, was Ihr zusammengetragen habt. Mir hat die Geschichte auch wegen der Erzählweise sehr gut gefallen: diese schnellen und abrupten Perspektivenwechsel und der ständige Gedankenstrom, und auch die polarisierende Charakteristik der beiden Jugendlichen. Sehr eigenwillig, finde ich.


    Sind Assoziationen und Gedankensplitter erlaubt? Dann:

    Eure Diskussion um das Ende der Geschichte hat mich nämlich sehr an Scott McClouds Comic-Theorie erinnert. Im Unterschied zu einem narrativen Text muss ein grafischer Text (also die Abfolge der Panels) ja Lücken aufweisen (sonst würde der Comic zu einer Art Film), und diese Lücken werden vom Leser gefüllt. Scott McCloud nennt dieses Gestaltungsprinzip closure, und mit der Füllung der Lücke wird der Leser aktiviert und wird zu einem "stummen Komplizen".


    Und genau das macht Saunders hier auch. Er lässt hier auch eine Lücke offen, und wir als Leser entscheiden, wie heftig der Schlag ist, ob gemordet wird oder nicht. Wir, die Leser, sind also der eigentliche Täter...


    Einer von Euch sagte ja auch, dass das Rückschlüsse auf einen selber zulässt. Das sehe ich auch so.


    Ich freue mich auf die nächste Geschichte und darauf, dass ich dann mitmischen darf.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Wenn der zweite Schlag stattgefunden hat, rettet er nicht auch den Entführer ? Immerhin phantasiert er von Harakiri und schliesst kategorisch ais, zurück ins Gefängnis zu gehen ...

    Die Passage habe ich mir nochmal durchgelesen. Anfangs redet der Entführer davon, dass er sich das Messer in die Brust stechen will, sofern er es findet. Doch als er das Polizeiauto hört, fällt ihm ein, dass seine Wunde genäht werden muss, was hoffentlich nicht weh tut. Demnach gehen seine Gedanken eindeutig in Richtung Zukunft. Als er sieht, dass Kyle den Stein hebt und gleich auf ihn niedersausen lässt, heißt es: "Er schloss die Augen und wartete, ganz und gar nicht im Frieden, er spürte, wie die ersten Anzeichen der Angst in ihm hochkamen, ..." (S. 32, Markierung von mir)
    Das ist für mich eindeutig: Er will nicht sterben. Was ihm vorher durch den Kopf ging, war Spinnerei oder Panikreaktion.

    Das kann man durchaus auch so wie du interpretieren, Marie

    Ich glaube, dass wir hier eine weitere Stelle der Saunderschen Erzählweise gefunden haben, den Leser in die Verantwortung zu nehmen (ähnlich wie die Frage: Gab es den zweiten Schlag oder nicht?).

    Er bietet dem Leser zwei Möglichkeiten an (der Entführer möchte so gedemütigt nicht weiterleben, er sieht den Tod als eine Erlösung von seinem Leben in Gefangenschaft der Zwänge etc ODER er hängt am Leben, er möchte nicht sterben etc.) und die Folge bzw. Entscheidung bleibt offen.


    Aus diesem Grund gefällt mir der "Gedankensplitter von drawe sehr gut und ich halte ihn für äußerst treffend:

    Sind Assoziationen und Gedankensplitter erlaubt? Dann:

    Eure Diskussion um das Ende der Geschichte hat mich nämlich sehr an Scott McClouds Comic-Theorie erinnert. Im Unterschied zu einem narrativen Text muss ein grafischer Text (also die Abfolge der Panels) ja Lücken aufweisen (sonst würde der Comic zu einer Art Film), und diese Lücken werden vom Leser gefüllt. Scott McCloud nennt dieses Gestaltungsprinzip closure, und mit der Füllung der Lücke wird der Leser aktiviert und wird zu einem "stummen Komplizen".


    Und genau das macht Saunders hier auch. Er lässt hier auch eine Lücke offen, und wir als Leser entscheiden, wie heftig der Schlag ist, ob gemordet wird oder nicht. Wir, die Leser, sind also der eigentliche Täter...


    Einer von Euch sagte ja auch, dass das Rückschlüsse auf einen selber zulässt. Das sehe ich auch so.

    Interessante Theorie, die der Herr McCloud da aufstellt. Und absolut treffend auch für Saunders Erzählweise. Vielen Dank für diese Theorie, die mir bis jetzt völlig unbekannt war.


    Ich mochte die erste Geschichte nach anfänglichen Verständnisschwierigkeiten auch recht gerne und bin gespannt, was die zweite hergibt. :lechz:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Danke, drawe für die Idee und Mojoh für den Link. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, aber jetzt werde ich Comics mit anderen Augen sehen. Und vielleicht gelingt es mir besser, sie mit meinen Enkeln zusammen zu lesen.


    Hier habe ich ein besonderes Exemplar der Gattung Comic, das Enkel 2 aus der Bücherei geliehen hat und das wir beide zusammen "gelesen" haben: Es kommt ohne Text aus, die Geschichte setzt sich im Kopf des Betrachters der Bilder zusammen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe übrigens im Netz einen Artikel gefunden, indem berichtet wird, dass die Geschichte >Sticks< mittlerweile an zahlreichen

    High Schools in Kalifornien sozusagen zum Pflichtprogramm gehört. Der Grund ist wohl, dass sie exemplarisch dafür steht, wie man

    auf wenigen Seiten (gerade mal zwei) eine immense inhaltliche Vielfalt erreichen kann. Da wird wochenlang diskutiert, in Gruppen

    gearbeitet, analysiert und spekuliert. Hört sich an als bekämen wir richtig was zu tun diese Woche..............:compress::study:

    Ich lese sie jetzt mal schnell durch.......... und dann wahrscheinlich noch ein paar mal ganz langsam.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • die Geschichte >Sticks<

    Entschuldige meine blöde Frage: Ist das die 2. Geschichte, auf deutsch "Gestell"?

    Meine Ausgabe hat nur die deutschen Titel.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich versuche mal eine Zusammenfassung:


    Ein Familienvater nutzt ein kruzifix-ähnliches Gestell im Vorgarten als skurriles Dekoobjekt für verschiedene typisch amerikanische Anlässe (Thanksgiving, SuperBowl, Independence Day, Veterans Day, Halloween). Nach und nach wird diese Vorrichtung zu seinem Fetisch und letztendlich zu seinem Kommunikationsmittel.


    Und eine erste Deutung:

    Gegenüber seinen Kindern scheint der Mann nur als geiziger, kontrollierender Vater in Aktion getreten zu sein, was diese jedoch nicht abschütteln können („Die Saat der Bosheit ging auch in uns auf“). Auch der Tod der Mutter bringt die restliche Familie nicht zusammen, die Trauer wird wieder nur durch das Objekt ausgedrückt.

    Am Ende versucht der Vater mit dessen Hilfe, seine Kinder um Verzeihung für sein früheres Verhalten zu bitten.

    Dass am Ende der Geschichte das Gestell auf dem Müll landet, lässt darauf schließen, dass diese zu einer Versöhnung nicht bereit waren. Denn, wie gesagt „die Saat der Bosheit“ ging auch in ihnen auf.


    Eine traurige Geschichte über Sprachlosigkeit im engsten Familienkreis, das war das erste, was mir dazu einfiel. Und vielleicht eine Geschichte über den verloren gegangenen amerikanischen Traum, dessen Symbole nurmehr als Abziehbilder taugen.

  • Armer Kerl, der Dad. Da ist er Zeit seines Lebens mit skurrilen Ideen kreativ, aber niemand applaudiert. Andere Leute sind schon mit weniger originellen Basteleien in die zeitgenössischen Etagen der Museen eingezogen.

    Man kann seine Installationen auch als vergeblichen Versuch betrachten, in eine Kommunikation zu treten; das beweisen besonders die letzten Jahre, in denen er emotional wird und über die Beziehung zu seinen Kindern nachzudenken scheint. Doch die verstehen nichts. --- Wie sollten sie auch? So etwas muss man von kleine auf lernen.


    Die Kürzest-Erzählung läuft im Grunde auf einen Satz hinaus: Was bleibt von uns außer ein paar vererbten Denk- oder Verhaltensmustern? Und gibt gleich die Antwort: Nichts.

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  • Also ich sehe das nicht so krass. Beim ersten Durchlesen ging mir spontan dies durch den Kopf : Der Vater dekoriert sein Gestell draussen, was eine Macke sein mag. Ich z.B. dekoriere auch je nach Jahreszeit in unserer Wohnung, hänge auch immer wieder mal neue Bilder von sämtlichen Familienmitgliedern oder Urlaubsfotos auf, je nach Stimmung. Daher hat mich das Gestell jetzt nicht schockiert.


    Und was man da jetzt als "Bosheit" bezeichnen kann und auf was sich dieses Wort genau bezieht, weiss ich nicht genau. Dass es z.B. an Geburtstagen nur Cupcakes und kein Eis gab ? Da habe ich in meiner Kindheit selbst so Einiges erlebt, hätte aber meine Eltern nicht unbedingt als boshaft bezeichnet.


    Aber ich werde mir den Text morgen nochmal durchlesen.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Wow, was für eine Frage des Vokabulars, die, hier teils schon besprochen wurde, aber auf die ich zurückkommen will (wie gesagt: ich lese auf Französisch).


    Sticks sind doch Stöcke, Stäne, Stangen. So ist es auch auf Französisch mit "bâtons". Wenn die deutsche Übersetzung schon Gestell verwendet, und zwar überall, dann ist das schon mE eine Intentionalisierung, bzw eine ganz konkrete Zielausrichtung von so und so zusammengefügten Stöcken, Stangen, Stäben. Oder auch Reduzierung. Was für ein Wort wird nun also im Deutschen gebraucht?


    Hier das Französische: da ist es nicht ein Gestell, sondern ein Krezu! Und tatsächlich hat SiriNYC auch von kruzifix-ähnlichem Gestell gesprochen. Warum, Siri? Steht das da? Und was steht da im Englischen? Würde mich ungeheur interessieren. Denn ich habe das ganze Stück auf diesem Hintergrund gelesen, und dann erhält es eine ganz andere Perspektive.


    Dazu später eventuell mehr. Ich warte auf Eure Rückmeldungen...

  • Ich bin nach dem Lesen wieder ein bisschen bei der Comic-Theorie, die uns drawe vorgestellt hat. Wir sehen hier fast gar nichts vom Vater, nur sein Gestell. Wir versuchen irgendwie von Gestell auf den Vater zu schließen, sogar auf die ganze Familie. Unsee Fantasie komplettiert das Bild von diesem Menschen. Ich war beim Lesen die ganze Zeit damit beschäftigt, mein Bild von diesem Menschen zurechtzurücken, vom knausrigen Vater, Spassbremse bis hin zum Zyniker, Künstler und am Ende tief einsamen Mann. Wer aber war er wirklich, und warum gibt uns der Sohn keine anderen Hinweise als das Gestell?

    :study: Junge mit schwarzem Hahn- Stefanie vor Schulte


    No two persons ever read the same book (Edmund Wilson)

  • warum gibt uns der Sohn keine anderen Hinweise als das Gestell?

    Die gibt er schon. Der Vater schien knauserig gewesen zu sein, geizig. Doch warum, das erfährt man nicht. Weil er ein alter Geizhals ist, der seinen Kindern nichts gönnt? Weil die Familie finanziell am Limit ist und sich einschränken muss? Weil er, wie der Sohn behauptet, boshaft ist?


    tom leo : Zunächst ist von einer "Art Kruzifix" die Rede, "das hatte er im Garten aus Metallstangen gebastelt." Gegen Ende heißt es "Im selben Winter bedeckte er es mit lauter Wattebäuschen, um es zu wärmen und sorgte auch für Nachkommen, indem er sechs Stangenkreuze in den Boden rammte. Er zog Bindfäden zwischen dem Gestell und den Kreuzen ..."

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  • „Die Saat der Bosheit ging auch in uns auf“

    Für mich ist dies eher ironisch gemeint. Wieso sollte der Sohn auch boshaft werden, das macht ja keinen Sinn. Und diese Saat könnte man ja ggf beseitigen und sich nicht darauf einlassen, oder ?


    Der Vater schien knauserig gewesen zu sein, geizig.

    Woraus schliesst Du das ? Weil er nicht möchte, dass zuviel Ketchup verwendet wird :wink:

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Ich bin nach dem Lesen wieder ein bisschen bei der Comic-Theorie, die uns drawe vorgestellt hat. Wir sehen hier fast gar nichts vom Vater, nur sein Gestell. Wir versuchen irgendwie von Gestell auf den Vater zu schließen, sogar auf die ganze Familie. Unsee Fantasie komplettiert das Bild von diesem Menschen. Ich war beim Lesen die ganze Zeit damit beschäftigt, mein Bild von diesem Menschen zurechtzurücken, vom knausrigen Vater, Spassbremse bis hin zum Zyniker, Künstler und am Ende tief einsamen Mann. Wer aber war er wirklich, und warum gibt uns der Sohn keine anderen Hinweise als das Gestell?

    Für mich wuchs die Frage, ob nicht jedes Gebilde da am Stangenkreuz eine Art Projektion ist, eben auch dessen, was den Vater bewohnt. Egal mal, wie wir das im Einzelnen interpretieren fände ich es interessant, auch hier wieder einen gewissen Spielraum zu entdecken, den Saunders uns Lesern gibt, so wie wir es auf leicht anderer Ebene doch auch in der ersten Geschichte sahen.


    Intregieren tut mich aber doch das "kreuzähnliche Gebilde". Ich denke da fast an ein Wegekreuz am Eingang alter Gehöfte (wir hatten eins vor der Abzweigung zu unserem Bauernhof in Ostpreußen. In gewissen Gegenden sind das Kruzifixe, woanders einfach zwei senkrechte Stäbe, Stangen. Was interpretieren wir in dieses "Kreuz" hinein? Darf es so stehen, oder projizieren wir eben nur unsere Bilder dadrauf? Dann kommt es mal so, mal so her. Und wird letztlich weggeschmissen, denn es hat keinen Bezug zu den anderen?


    Angesichts des us-amerikanischen Umfeldes und der allgegenwärtigen Religion dort, aber auch den Widerständen, die ich bei Saunders vermute und erahne, halte ich das für nicht ganz so abwegig. Und ist wiederum eine Projektion meiner eigenen Sichtweise...?!!! Haha!

  • tom leo , mich würde mal interessieren, wie das Wort "Übermut" in Deinem französischen Text lautet ?

    Hier der deutsche Satz: "Das Gestell war Dads einziges Zugeständnis an den Übermut."

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Die Übersetzung des Titels zu "Das Gestell" macht mir etwas Sorgen. Zuerst einmal baut der Vater ja einen kreuzähnlichen Metalpfahl

    auf. Erst später, nach dem Weggang der Kinder und dem Tod der Mutter kommen die "sticks" die Stäbe, die ja auch den Originaltitel

    bilden. Greift der Übersetzer da nicht zu sehr in die Geschichte ein?

    tom leo hat es ja auch schon erwähnt. Warum nimmt Saunders den Titel <sticks< für die story? Ich denke mal, dass hat eine Bedeutung,

    die der Übersetzer hier mal einfach ignoriert.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • "Gestell" Seite 35


    Bevor ich mir eure Interpretationen anschaue, schreibe ich noch meinen Eindruck auf. Ich verwette fast mein Auto drauf, dass unsere Interpretationen recht unterschiedlich ausfallen werden.


    Zwei Seiten Text und mit Sicherheit eine Menge Interpretationsmöglichkeiten! Der Autor gefällt mir immer besser. Obwohl er es einem Leser nicht gerade leicht macht. Man fühlt sich in seinen Geschichten irgendwie unwohl, immer leicht ertappt. Es ist düster, aber trotzdem scheint da irgendwo ein Lichtlein durch.

    Ein Ich-Erzähler (in diesem Fall stelle ich mir einen Mann vor, keine Ahnung bis jetzt warum), der im Rückblick von seinem Dad erzählt. Das Kreuz, das im Garten steht und den Gegebenheiten entsprechend "geschmückt" wird, stellt für mich seine "Götter" vor, die für ihn wichtig sind. Super-Bowl-Wochen (Sport), 4. Juli (Unabhängigkeitstag), Veteranentag (da wusste ich noch gar nicht, dass es so einen Tag in den USA auch gibt: Klick mich - wieder was gelernt), zu Halloween das obligatorische Gespenst und schon zu Thanksgiving wird der Anzug vom Weihnachtsmann drüber gestülpt. Alleine schon bei der Aufzählung könnte man wunderbar interpretieren, was es das alles an Assoziationen freisetzt.


    Das Gestell "war Dads einziges Zugeständnis an den Übermut". Alles reicht. Nur nichts mehr geben als notwendig. Ein karger Mann in allem.


    Seine Kinder ziehen aus. Und jetzt kommt der bombastische Satzteil "(...), dass die Saat der Bosheit auch in uns aufging." Noch mehr Möglichkeiten um diese Lücke gedanklich zu füllen. Das Verhalten des Dads verändert sich. Man könnte sagen, dass sich sein "Weltbild" verändert, vergrößert? Er menschlicher wird. Trauert, als seine Frau stirbt. Nachdenkt. Sich an familäre Dinge erinnert. Er wird "liebevoller" mit seinem Gestell, seinen Gefühlen. Er wärmt es mit Wattebäuschen. Seine Gefühle vermehren sich wie die Gestelle (Kreuze) im Garten. Letzten Endes bleibt "Liebe" und "Vergebung". Er stirbt.


    Das Haus wird verkauft. Ein neues Paar zieht ein. Entfernt das Gestell. Bedeutet für mich es muss seine eigenen Wege gehen. Seine eigenen Erkenntnisse lernen. Wie auch immer diese Menschen es machen werden.


    Boah! Tolle Geschichte! Nicht ganz positv, aber auch nicht negativ.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Warum nimmt Saunders den Titel <sticks< für die story? Ich denke mal, dass hat eine Bedeutung,

    die der Übersetzer hier mal einfach ignoriert.

    :shock: Mit dem Titel wirkt die Geschichte ja noch mal anders auf mich. Ja, das hat sehr wohl eine Bedeutung in meinen Augen. Das setzt einiges an Interpretationsmöglichkeiten frei.


    taliesin Ich habe gerade die Geschichte überflogen. Ab wo genau taucht das Wort "sticks" im Original auf? Entweder bin ich zu schnell oder es lässt sich in der Übersetzung nicht richtig rausfinden.

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  • Da mich das gerade interessiert versuche ich mal so eine Art Auflistung, wann welches Wort benutzt wurde. Ich habe sowas noch nie gemacht, aber irgendwie habe ich das Gefühl, das es nicht unwichtig ist im Vergleich zum Original. tom leo , ich glaube dich hatte das auch interessiert.


    - Anzug vom Weihnachtsmann wird über eine Art Kruzifix drapiert, das aus Metallstangen gebastelt wurde

    - Gestell beim Super-Bowl usw.

    - Gestell als einziges Zugeständnis an den Übermut

    - "Was ist denn mit deinem Dad und diesem Gestell da los?, und ich saß blinzelnd da.

    - Nach Auszug Kinder "(...)schmückte Dad das Gestell aufwändiger"

    - weiterhin ist vom "Gestell" die Rede bis er "sechs Stangenkreuze in den Boden schlug"

    - "Er zog Bindfäden zwischen dem Gestell und den Kreuzen und klebte Briefe daran (....)"

    - An das Gestell kam noch ein Schild mit "Liebe" und "eines mit "Vergebung".

    - junges Paar riß Gestell heraus


    Ich hoffe, ich habe nichts überlesen.

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  • taliesin Ich habe gerade die Geschichte überflogen. Ab wo genau taucht das Wort "sticks" im Original auf? Entweder bin ich zu schnell oder es lässt sich in der Übersetzung nicht richtig rausfinden.

    Im englischen Text taucht das Wort >sticks< nur zweimal auf. Im Titel und hier:

    Zitat


    He covered it with cotton swabs that winter for warmth and provided offspring by hammering in six crossed sticks around the yard.

    Da ist mit noch aufgefallen, dass offspring ja Nachkommen bedeutet. Kann es sein, dass diese >sticks< die er dazustellt, ein Symbol für seine

    Nachkommen, seine Kinder sind?

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