1970 Surrey/England. Rose Martineau lebt mit ihrem Ehemann Robert und zwei Töchtern ein harmonischen Familienleben, bis ihr Mann plötzlich im Mittelpunkt eines Skandals steht, der Rose erheblich zu schaffen macht und ihr bisheriges Leben völlig auf den Kopf stellt. Fast gleichzeitig erhält sie die Nachricht, dass ihre Großtante Edith ihr ein Haus in den Wäldern von Sussex vermacht hat, um das sich ein Geheimnis rankt. In einem Brief erläutert Edith, dass ihre 10 Jahre jüngere Schwester Sadie, eine Künstlerin, 1934 spurlos verschwand. Rose hat noch nie von Sadie gehört und wird neugierig. Um Abstand von ihrer Ehe und dem Skandal zu bekommen, widmet sich Rose Ediths Nachlass und findet ein altes Foto, das ihre Tante gemeinsam mit ihrer Schwester Sadie zeigt. Rose möchte unbedingt mehr über Sadie erfahren und begibt sich auf Spurensuche. Dabei verändert sich Rose und stellt ihr Leben, so wie es jetzt ist, in Frage…
Judith Lennox hat mit ihrem Buch „Das Haus der Malerin“
einen sehr unterhaltsamen, atmosphärisch dichten und fesselnden Roman
vorgelegt, der den Leser mit der ersten Seite in den Bann schlägt und das Buch
nicht mehr aus der Hand legen lässt, bis die letzten Zeilen gelesen sind. Der
Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser wird regelrecht in die
Geschichte hineingesogen und folgt Rose Schritt auf Tritt bei der Entblätterung
des alten Familiengeheimnisses. Gleichzeitig kann er Roses privates Dilemma
mitverfolgen, sieht sich ihren Gedanken und Gefühlen ausgesetzt und wünscht
sich nur, dass sie die richtigen Entscheidungen für sich treffen wird. Die Handlung
wird in zwei Zeitebenen erzählt, die eine gibt das Leben von Rose und ihrer
Spurensuche in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder, die andere
lässt den Leser 40 Jahre weiter zurück in die Vergangenheit von Sadie
eintauchen, die in den 30er Jahren stattfand. Durch die wechselnden Erzählperspektiven
steigert die Autorin nicht nur geschickt den Spannungslevel ihrer Geschichte,
sondern gibt dem Leser auch die Möglichkeit, die einzelnen Protagonisten gut
kennenzulernen und sich eigene Gedanken über die Lösung des Rätsels zu machen.
Die Autorin bedient sich einer sehr bildhaften Sprache, die dem Leser ein
wunderbares Kopfkino beschert und das alte Haus sowie die schöne Landschaft in
Surrey vor dem inneren Auge entstehen lässt.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und mit
Leben versehen worden. Sie alle besitzen facettenreiche Eigenschaften, was
ihnen Individualität und Authentizität verleiht. Der Leser kann sich gut in sie
hineinversetzen, fühlt und leidet mit ihnen. Rose ist eine freundliche Frau,
die mit einem Schlag so einiges zu verdauen hat. So recht zufrieden war sie mit
ihrem beschaulichen Familienleben nicht, aber bisher gab es für sie keinen
Anlass, daran etwas zu ändern, vielleicht fehlte ihr auch der Mut dazu. Sadie
war eine talentierte junge Frau, die für die Kunst lebt und sich in Gegenwart
anderer Künstler wohl fühlt. Sie wirkt geheimnisvoll und irgendwie rastlos, aber
auch stark und mutig. Die weiteren Charaktere sind ebenfalls sehr durchdacht
inszeniert und während der Lektüre darf der Leser eine kontinuierliche
Weiterentwicklung bei allen erleben, was die Spannung der Geschichte noch mehr
hervorhebt.
„Das Haus der Malerin“ ist ein Roman mit Familiengeheimnissen, kriminalistischen Elementen, aber auch mit Liebe und Lebensreflexionen. Alle, die gern spannende Bücher über mehrere Zeitebenen lesen, werden hier fündig. Absolute Leseempfehlung für eine tolle Geschichte!
Spannende