Helene Demuth, genannt Lenchen, wuchs als Bauerstochter in recht ärmlichen Verhältnissen in Sankt Wendel auf. Nach dem Tod des Vaters sucht sich das 10-jährige Lenchen eine Stelle als Dienstmädchen im nahen Trier und landet so im Haushalt der Westphalens, wo sie nach einiger Zeit neben ihrer dienstlichen Tätigkeiten auch zur Vertrauten von Jenny, der Tochter des Hauses, wird. Auch Karl Marx hat Lenchen schon kennengelernt, diesen in sich gekehrten und recht düster wirkenden Mann, dem sich Jenny immer mehr annähert und schließlich heiratet. Lenchen begleitet das Ehepaar Marx nach Brüssel und erlebt dort als Freundin von Jenny die Höhen und Tiefen der Ehe mit. Aber dann wendet sich das Blatt, denn Lenchen sieht sich auf einmal den Werbungen von Karl gegenüber, was ihre enge Freundschaft zu Jenny ins Wanken bringt.
Claudia und Nadja Beinert haben mit ihrem Buch „Revolution
der Herzen“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman rechtzeitig zum 200.
Geburtstag des Philosophen Karl Marx vorgelegt, der Tatsachen und Fiktion sehr
schön und vor allem gekonnt miteinander vermischt. Der Schreibstil ist flüssig
und fesselnd zugleich, der Leser taucht schon mit der ersten Seite in eine
vergangene Zeit und darf hautnah Lenchens Werdegang miterleben sowie auch die
schillernde Persönlichkeit von Karl Marx besser kennenlernen. Da die Geschichte
aus der Sicht von Lenchen erzählt wird, wirkt die Handlung realitätsnah und
gibt dem Leser das Gefühl, ihrer Stimme zu lauschen. Der historische
Hintergrund wurde von den Schwestern Beinert wie immer hervorragend
recherchiert und mit ihrer Geschichte verwebt. Sie lassen den Leser nicht nur an
der Zeit der Industrialisierung und ihre Folgen teilhaben, sondern malen auch
ein menschliches Bild des Philosophen Karl Marx, der sich als Protagonist der
Arbeiterbewegung sowie als Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft einen Namen
gemacht hat und zum einflussreichsten Theoretiker des Kommunismus wurde.
Gleichzeitig bieten sie dem Leser während der Lektüre eine Reise durch Europa,
so findet man sich mal in Brüssel, mal in Paris, London oder Köln wieder.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken durchweg lebendig und authentisch, wie aus dem richtigen Leben. Lenchen wird während der Handlung erwachsen. Zuerst erlebt der Leser sie als Kind, doch im weiteren Verlauf darf er die Entwicklung als Frau miterleben. Sie ist verantwortungsbewusst, intelligent und weiß, die ihr Anvertrauten zu schützen. Lenchen musste schon als Kind Verzicht lernen, wuchs sie doch in Armut auf. Der Einblick in eine wohlhabendere Familie trübt ihren Blick nicht für die ärmliche Bevölkerung. Der Leser kann sehr schön ihre Gedanken und Gefühle verfolgen, ihren Zwiespalt gegenüber ihrer Freundin und ihre Sehnsüchte. Jenny Westphalen ist Lenchen schnell eine Vertraute und später eine noch engere Freundin. Dass sich durch das enge Zusammenleben das Verhältnis zwischen den Freundinnen bald ändert und es zu einem Zerwürfnis kommt, ist zwar nicht vorhersehbar, aber die Konsequenz. Karl Marx ist ein eher düsterer Mann, der ganz in seinen politischen Thesen aufgeht und regelrecht für sie lebt. Gleichzeitig ist er aber auch ein normaler Ehemann und Vater, der auch gegenüber seinen Freunden und Weggefährten großzügig ist, obwohl er es sich gar nicht leisten kann. Aber er ist auch ein Mann, der sich die Gelegenheit, die sich ihm bietet, nutzt.
„Revolution im Herzen“ ist eine wirklich gelungener und
fesselnder historischer Roman beruhend auf Tatsachen, die gekonnt mit fiktiven
Elementen vermischt wurden. Der Leser bekommt hier eine Geschichtsstunde par
excellence, denn den Beinert-Schwestern ist es wieder einmal gelungen, Historie
lebendig werden zu lassen. Absolute Leseempfehlung!
Hervorragende .