Ungläubiges Staunen: Über das Christentum

Buch von Navid Kermani

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ungläubiges Staunen: Über das Christentum

Was geschieht, wenn einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller, der selbst ein Muslim ist, sich in die christliche Bildwelt versenkt? Navid Kermani sieht staunend eine Religion voller Opfer und Klage, Liebe und Wunder, unvernünftig und abgründig, zutiefst menschlich und göttlich - ein Christentum, von dem Christen in dieser Ernsthaftigkeit, Kühnheit und auch Begeisterung nur noch selten sprechen. Es ist ein Wagnis: Offenen Herzens, mit einer geradezu kindlichen Neugier, aber auch mit all seinen eingestandenen Zweifeln versenkt sich Navid Kermani in die christliche Bildwelt. Und es wird zum Geschenk: Denn seine berückend geschriebenen Meditationen geben dem Christentum den Schrecken und die Schönheit zurück. Kermani hadert mit dem Kreuz, verliebt sich in den Blick der Maria, erlebt die orthodoxe Messe und ermisst die Größe des heiligen Franziskus. Er lehrt uns, in den Bildern alter Meister wie Botticelli, Caravaggio oder Rembrandt auch die Fragen unserer heutigen Existenz zu erkennen – ohne kunsthistorische oder theologische Attitüden, dafür mit klarem Blick für die wesentlichen Details und die untergründigen Bezüge auch zu entfernt scheinenden Welten, zur deutschen Literatur genauso wie zum mystischen Islam. Seine poetische Schule des Sehens macht süchtig: süchtig nach diesem speziellen Blick auf das Christentum, süchtig überhaupt nach großartiger Kunst und sehnsüchtig danach, selbst so sehen zu können.
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Bewertungen

Ungläubiges Staunen: Über das Christentum wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Meinungen

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ungläubiges Staunen: Über das Christentum

    Ich habe das Buch gerade beendet; man kann es schlecht auf einen Rutsch lesen, es bietet sich an für tägliche kleine Portionen an "Erbauungsliteratur".
    Mein Leseeindruck:
    Kermani nähert sich dem Christentum über dessen Bilderwelt an, er wählt also einen ästhetischen Ansatz. Ein Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom brachte ihn offensichtlich in Kontakt mit der Farbenpracht der barocken Bilder der Gegenreformation, die ihn gewissermaßen zu einer geistigen Rundfahrt durch das Christentum animierten.
    Dieser ästhetische Ansatz ist ausgesprochen originell. Kermani betrachtet ausgewählte Bilder, Skulpturen und Bauwerke und nimmt sie als Ausgangspunkt für sehr subjektive Reflexionen über katholische Gebräuche, Ansichten, Riten und dergleichen. Gelegentlich geht seine Subjektivität recht weit, z. B. bei dem Bild „Tod Mariens“ von Caravaggio. Hier liegt Maria so, als wäre sie bei einem Arbeitsunfall gestorben, und diese Alltäglichkeit bewegt Kermani zu Gedanken über den (möglichen?) Tod seiner Mutter.
    Dennoch sind seine Überlegungen generell recht erfrischend, teilweise überraschend. Z. B. erkennt er völlig ungeniert sexuelle und/oder erotische Anspielungen in den Heiligendarstellungen. Wieso er allerdings die evangelischen Kirchentage als „unerotisch“ bezeichnet, weiß ich nicht, aber diese Aussage zeigt seine subjektive Sichtweise. Und auch sonst geht er ungeniert zu Werke, und gerade durch seine neugierige und unvoreingenommene Herangehensweise kann er die Lebensnähe der Werke (daher wohl auch seine deutliche Vorliebe für Werke von Caravaggio), auf ihre Darstellung der alltäglichen Lebenswelt und menschlicher Grunderfahrungen herausarbeiten.
    […]
    Das sehe ich auch so. Allerdings wurde Kermani in Deutschland sozialisiert, so dass das Christentum für ihn vielleicht nicht so das ganze Andere war?
    Interessant fand ich, dass er das meiner Meinung nach wesentliche, direkt revolutionäre Element des Christentums auf dem Umweg über die Kunst erkennt: die caritas, die Sorge für den Mitmenschen, egal ob Freund oder Feind.
    Nicht immer ist Kermani jedoch fasziniert vom Christentum. Es finden sich auch deutliche Stellen, wo er sich distanziert, z. B. bei der Kreuzesthematik. Und es finden sich sehr versöhnliche Stellen am Schluss des Buches: seine Ausführungen zu Franziskus von Assisi, in der er dessen Liebe zum Islam hervorhebt.
    Man muss allerdings sagen, dass diese ästhetische Annäherung das Christentum sicher nicht zur Gänze erfassen kann.
    Das scheint mir jedoch auch nicht in der Absicht des Verfassers zu liegen, ebenso wie es nicht seine Absicht zu sein scheint, dem Leser einen kunsthistorischen Erkenntniszuwachs zu vermitteln.
    Hatte er überhaupt eine Absicht…?
    Fazit: ein sehr subjektives, originelles Buch, das Glauben mit Leben erfüllen kann.
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  • Rezension zu Ungläubiges Staunen: Über das Christentum

    Navid Kermani ist ein 1969 in Siegen geborener deutsch-iranische Schriftsteller und Publizist. Er promoviert und habilitiert im Fach Orientalistik. Für sein literarisches und akademisches Werk erhält er viele herausragende Preise:
    2011 Buber-Rosenzweig-Medaille
    2011 Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken
    2012 Heinrich-von-Kleist-Preis
    2015 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
    2016 Marion Dönhoff Preis
    Navid Kermani wird als „Brückenbauer zwischen Islam und Christentum“ und als „Versöhner zwischen den Kulturen“ bezeichnet. Martin Schulz sagt über ihn in seiner Laudatio bei der Verleihung des Marion Dönhoff Preises am 7.Dezember 2016 im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg: „In einer Zeit, in der unsere so tief gespaltenen Gesellschaften vor enormen Herausforderungen stehen und wir deshalb Brückenbauer brauchen, ragt Navid Kermani wahrlich heraus und nimmt als das, was er wirklich ist, als Versöhner und moralische Instanz, eine Sonderstellung ein.“
    Ich empfehle seine Rede zur Feierstunde „65 Jahre Grundgesetz“ 23. Mai 2014:
    https://www.youtube.com/watch?v=hj_7dZO3pSs und seine Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Oktober 2015
    https://www.youtube.com/watch?v=5_JAGn74-do
    Zum Buch:
    Navid Kermani widmet sich in vierzig Bildbeschreibungen Schlüsselwerken der christlichen Kunst. Offen und neugierig, aber auch zweifelnd nähert er sich der christlichen Bilderwelt. Gerade durch seinen muslimischen Blickwinkel gibt Kermani dem christlich orientierten Leser einen Anstoß, die Augen neu zu öffnen für die Grundlagen der eigenen Religion. Er findet wertvolle Einsichten, tiefe Wahrheiten, Gemeinsamkeiten mit dem Koran, aber auch Abstoßendes und Irritierendes. Eine gewisse Distanz zur christlichen Kunst bleibt spürbar – es sei ihm erlaubt und er bringt diesen Sachverhalt durch den Titel „Ungläubiges Staunen“ ja auch selber zum Ausdruck.
    Als Religionspädagoge habe ich mich seit meinem Studium immer wieder mir unterschiedlichen Sichtweisen und Auslegungen biblischer Geschichten beschäftigt. Unter diesem Gesichtspunkt ist dieses Buch unbedingt eine Bereicherung.
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Ausgaben von Ungläubiges Staunen: Über das Christentum

Hardcover

Seitenzahl: 303

E-Book

Seitenzahl: 303

Taschenbuch

Seitenzahl: 303

Besitzer des Buches 18

Update: