Das Haus der zwanzigtausend Bücher

Buch von Sasha Abramsky, Bernd Rullkötter

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Das Haus der zwanzigtausend Bücher

Jetzt auch als Taschenbuch! Ein Haus voller Bücher, in dem Abend für Abend eine illustre Gästeschar lebhaft diskutierte. Als Kind kam Sasha Abramsky dies ganz selbstverständlich vor. Erst viel später wurde ihm bewusst, welcher Schatz sich hinter der unauffälligen Fassade dieses Londoner Reihenhauses verbarg: Sein Großvater Chimen, der 2010 hochbetagt starb, hatte im Laufe seines Lebens geschätzte zwanzigtausend Bücher zusammengetragen und eine der bedeutendsten Privatsammlungen Englands geschaffen – zugleich ein Spiegel der großen gesellschaftspolitischen Debatten des 20. Jahrhunderts. Voller Zärtlichkeit erinnert sich Abramsky an seinen Großvater und dessen unvergleichliche Sammlung – ein einzigartiges Vermächtnis. Die Taschenbuchausgabe wurde um das Vorwort von Sasha Abramsky erweitert, der im September 2016 erfuhr, dass seine Großeltern vom britischen Inlandsgeheimdienst überwacht wurden. ORF-Bestenliste Dezember 2015. Mit einem Nachwort von Philipp Blom und einem farbigen Bildteil.
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Bewertungen

Das Haus der zwanzigtausend Bücher wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Meinungen

  • Interessante Lektüre voller Fakten & Informationen, daher auch fordernd. Spannend, wenn man sich darauf einlässt.

    Lavendel

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Haus der zwanzigtausend Bücher

    Chimen Abramsky war ein bemerkenswerter Mann. Klein an Statur, dafür umso größer an Wissen und Gelehrsamkeit. Geboren Anfang des letzten Jahrhunderts in Minsk, erlebte er als Sohn des berühmten Rabbis Yehezkel die Verwerfungen des letzten Jahrhunderts besonders deutlich. Als sein Vater in eines von Stalins Arbeitslagern deportiert wurde, flüchtete die Familie nach London, wo sie nach der Haftzeit wieder zusammenfanden. Yehezkel wurde Vorsitzender des Londoner Rabbinatsgerichtes (Beit Din), einer sehr konservativ ausgerichteten Institution, während Chimen eines der führenden Mitglieder der Kommunistischen Partei Englands wurde, trotz der Erfahrungen in seiner Familie. Doch in den 60er Jahren gelingt es auch ihm nicht mehr, über die Greueltaten und den Antisemitismus der Sowjetunion hinwegzusehen. Er verlässt die Partei schweren Herzens und der neue Schwerpunkt seines Interesses ist nunmehr die Judaica und die jüdische Geschichte.
    In dieser gesamten Zeit, also fast sein ganzes Leben, las Chimen nicht nur Alles, was er zu diesen Themengebieten finden konnte, er sammelte auch sämtliche Ausgaben, Manuskripte und Dokumente, deren er habhaft werden konnte. Das Haus von ihm und Mimi, seiner Ehefrau, quoll über von Gedrucktem - und dennoch war immer Platz für Gäste, die jeden Abend zahlreich erschienen und von Mimi verköstigt wurden; Gäste, die von der Aussicht auf geistreiche Diskussionen und Streitgespräche angelockt wurden, aber auch von Mimis guter Küche.
    Ein wirklich außergewöhnlicher Mensch, über den sein Enkel Sasha Abramsky, der Autor, dieses Buch geschrieben hat. Es ist keine chronologische Erzählung, stattdessen durchschreitet Sasha A. das Haus Zimmer für Zimmer und berichtet, welche Bücher dort verwahrt wurden. Doch für eine Biographie wäre das etwas wenig und so werden anhand der jeweiligen Bücher Situationen und Abschnitte aus Chimens abenteuerlichem Leben erzählt.
    Sasha A. hat einen wirklich schönen Schreibstil, es ist eine Freude seine Worte und Sätze zu lesen. Doch was das Vergnügen deutlich trübt, sind diese endlosen Namen, Fremdwörter und Geschehnisse, die teilweise wie Perlen an einer Kette aufgereiht werden. Beispielsweise auf Seite 143: In 15 Zeilen werden 12 Personen namentlich aufgeführt, von denen 10 nicht wieder im Buch erscheinen. Oder Seite 165: Jarmulkes, Haggadot, Seder. Irgendwo weiter vorne wurden die Begriffe kurz erklärt, aber bei der Vielzahl konnte ich sie mir leider nicht merken. Zudem liebt es der Autor, thematisch hin- und herzuspringen: Von privaten zu geschichtlichen Ereignissen, von kulturellen zu politischen Erklärungen - und das teilweise mit einer solchen Menge von Namen und Jahreszahlen, dass ich die betreffenden Passagen nur noch quer gelesen habe.
    Schade, denn so empfinde ich dieses Buch über diesen wirklich interessanten Menschen als lediglich durchschnittlich. Sein Enkel hätte mehr über ihn als beispielsweise über den Kommunismus schreiben sollen ;-)
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  • Rezension zu Das Haus der zwanzigtausend Bücher

    Marie hat eine derart hervorragende und genau den Punkt treffende Rezension geschrieben, da bleibt mir nicht mehr viel zu sagen. Ich kann mich ihr nur anschließen und danken für diese tolle Besprechung.
    Die besondere Art, mit der uns Sasha Abramsky durch das Haus seines Großvaters leitet und uns an dessen Leben, Gedanken, Ideen und Überzeugungen, aber auch seinen Irrtümern, seinem Wirken und Lehren und Lernen teilhaben lässt, hat mir extrem gut gefallen. Warum immer nur einfach chronologisch, warum nicht direkt am Leben und Zuhause eines Menschen entlang erzählen - ein sehr schöner Weg, einen besonderen Menschen vorzustellen.
    Ich hatte ja auch schon geschrieben, dass ich es mag gefordert zu werden. Ich habe auch den roten Faden immer wiedergefunden, wenn ich ihn mal kurz verloren hatte. Und verloren ging er schon ab und an mal, v.a. wenn ich unter der Woche abends nur ein paar Seiten lesen konnte - das ist kein Buch für nur ein paar Minuten Lesezeit.
    […]
    Diese überbordende Fülle an Material ist auch wirklich der Knackpunkt des Buches. Jeder Leser muss gewillt sein, seinen Kopf einzubringen, mitzudenken und immer wieder mal zurück zu blättern bzw, selbst zu recherchieren. Jetzt, nachdem ich dieses Buch gerade eben beendet habe, glaube ich aber, dass ein bisschen mehr Struktur an manchen Stellen bzw. etwas weniger extreme Zeitsprünge das Buch zugänglicher machen würden und so mehr Leser gewillt sein könnten durchzuhalten. Verdient hat es diese Lebenseschichte, hat es der Gelehrte und Mensch Chimen Abramsky, auf jeden Fall.
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  • Rezension zu Das Haus der zwanzigtausend Bücher

    Klappentext:
    Ein Haus voller Bücher, in dem Abend für Abend eine illustre Gästeschar lebhaft diskutierte. Als Kind kam Sasha Abramsky dies ganz selbstverständlich vor. Erst viel später wurde ihm bewusst, welcher Schatz sich hinter der unauffälligen Fassade dieser Londoner Doppelhaushälfte verbarg: Sein Großvater Chimen, der 2010 hochbetagt starb, hatte im Laufe seines Lebens geschätzte zwanzigtausend Bücher zusammengetragen und eine der bedeutendsten Privatsammlungen Englands geschaffen – zugleich ein Spiegel der großen gesellschaftspolitischen Debatten des 20. Jahrhunderts. Diese Erstausgaben, Manuskripte und Dokumente sind eng mit Chimen Abramskys bewegter Biografie verknüpft und zugleich ein Spiegel der großen gesellschaftspolitischen Debatten des 20. Jahrhunderts, mit denen er seinen Enkel nach und nach vertraut machte. Raum für Raum schreitet Sasha Abramsky dieses bemerkenswerte Haus ab, das nicht nur eine außergewöhnliche Bibliothek beherbergte, sondern auch eine Enklave für Denker war – aber beileibe keine unzugängliche, denn Chimens Frau Mimi war eine begnadete Gastgeberin. Ihr ist es zu verdanken, dass der Hillway Nr. 5 zu einem Salon in bester Tradition wurde, in dem die linksorientierten jüdischen Intellektuellen Londons ein- und ausgingen.
    Liebevoll erzählt Sasha Abramsky aus dem Leben seines Großvaters und dessen einzigartigem Vermächtnis: dem Haus der zwanzigtausend Bücher. (von der dtv-Verlagsseite kopiert)
    Zum Autor:
    Sasha Abramsky, geboren 1972 in England, wuchs in London auf und studierte Politik, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften in Oxford. Anschließend nahm er an der New Yorker Columbia University Graduate School of Journalism ein Journalistik-Studium auf. Er arbeitet als freier Journalist und Autor. Seine Artikel erscheinen im ›Guardian‹, ›Observer‹, ›Independent‹ und ›Sunday Telegraph‹ ebenso wie im ›New Yorker‹ online. Sein jüngstes Buch, ›The American Way of Poverty: How the Other Half Still Lives‹ wurde von der ›New York Times‹ in die Liste der hundert wichtigsten Bücher des Jahres 2013 aufgenommen. Sasha Abramsky lebt mit seiner Familie in Kalifornien. (von der dtv-Verlagsseite kopiert)
    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: The House of Twentythousand Books
    Erstmals erschienen 2014 bei Halban Publishers, London
    Aus dem Englischen übersetzt von Bernd Rullkötter
    Aufgebaut nach den Zimmern, denen die Bücher thematisch zugeordnet waren
    Danksagung, Nachwort von Philipp Blom „Bibliomanie und Emigration, Familienstammbäume
    382 Seiten
    Persönliche Meinung:
    Zweierlei spricht aus jedem Abschnitt des Buches: Sasha Abramskys Hochachtung vor dem Wissen des Gelehrten Chimen Abramksy und seine Liebe zum Großvater, doch er stellt ihn nicht auf einen Sockel, sondern erzählt auch von Chimens Irrtümern, Fehlern und Schwächen.
    Chimen, geboren 1916 in Russland als Sohn eines der bedeutendsten Rabbiner der Neuzeit, emigrierte mit seiner Familie nach London. Zunächst studierte er in Jerusalem, wurde aber vom Ausbruch des 2. Weltkriegs bei einem Besuch in England überrascht und blieb. Zunächst arbeitete er in einer jüdischen Buchhandlung, heiratete die Tochter, und beide traten der Kommunistischen Partei bei. Abramsky, der ein fotographisches Gedächtnis besaß, studierte und sammelte die politische Literatur seiner Weltanschauung, verkehrte mit den Linksintellektuellen aus Politik und Gesellschaft; sein Haus wurde zum politisch-literarischen Salon, und Miriam bewirtete die zahlreichen Gäste mit koscheren Speisen.
    Nach dem Bekanntwerden der stalinistischen Pogrome wandte Abramsky dem Kommunismus den Rücken. Fortan galten seine Studien und seine Sammelleidenschaft der jüdischen Literatur quer durch alle Jahrhunderte.
    Sein Enkel nimmt sich der Biographie des Großvaters nicht chronologisch an, sondern geht in Gedanken von Zimmer zu Zimmer, wo die 20 000 Bücher unordentlich nach Themen sortiert stehen und liegen. Das macht das Lesen der Biographie zwar mühsamer, gleichzeitig aber interessanter. (Erläuternd muss man dazu sagen: Abramsky besaß ausschließlich Sach- und Fachbücher aus Politik, Geschichte, Philosophie, Soziologie und jüdischer Religion; ein kleines belletristisches Regalbrett gehörte Miriam.)
    Anhand der Bücher rollt Sasha das Leben seiner Großeltern auf, erzählt von ihrer Begeisterung für den Kommunismus und ihrem Glauben daran, dass die Zukunft kommunistisch wird. Chimen schreibt glühende Artikel pro Sowjetunion, will die politischen Zustände dort zunächst nicht wahr haben; erst als die Judenverfolgungen unter Stalin publik werden, ändert er seine Meinung. In späteren Jahren vernichtet er seine sämtlichen zu diesem Thema geschriebenen Artikel.
    Chimens Tätigkeit als Gelehrter, als ewig Studierender und zugleich als Lehrer beschränkt sich nicht auf das akademische Leben. „Er schüttet mehr Wissen aus, als selbst die fortgeschrittensten Studenten verarbeiten konnten“ (S. 303) Sein offenes Haus bietet ein Forum für Mitstreiter, Studenten, Wissenschaftler und Politiker. Enkel Sasha nennt unzählige Namen, die auch über Englands Grenzen bekannt sind.
    Um in Chimens Haus akzeptiert zu werden, muss man Neugier und Intelligenz mitbringen; er gibt sich nicht mit Alltagsgeplauder ab, sondern schätzt geistig anspruchsvolle Diskussionen und Auseinandersetzungen um philosophische Themen, politische Zustände und jüdisch-religiöses Leben. Interessant, dass Chimen und Miriam sich ihr Leben lang nicht so sehr auf den jüdischen Jahwe-Glauben konzentrieren, aber dennoch die Bräuche, Rituale und Gesetze einhalten, „Sie waren jüdisch bis ins Mark“ (S. 232)
    Sasha lässt Chimens Bücher lebendig werden: „Wenn man die Bücher aufschlug, erwachten die Menschenrechte zum Leben; traten die Grausamkeiten, …, zutage.“ In der zweiten Hälfte seines Lebens richtet Chimen den Fokus auf jüdische Literatur und sammelt nicht nur bibliophile Kostbarkeiten aus vergangenen Jahrhunderten, sondern auch Manuskripte, Handschriften oder Bibelausgaben, dazu Talmud-Kommentare und Thorarollen. Daneben hält er Vorträge in der ganzen Welt, ist anerkannter Experte für alte Schriften und kommt seinem Lehrauftrag bis zur (ungewünschten) Pensionierung nach.
    Eine überbordende Fülle an Material hat Sasha Abramsky zusammengetragen, mit ungezählten Menschen gesprochen und Recherchen betrieben. Bis zur Grenze der literarischen Belastbarkeit fordert er den Leser heraus, sich mit historischen Persönlichkeiten, mit politischen Strömungen und jüdischer Kulturgeschichte auseinander zu setzen.
    Bringt man die nötige Konzentration und die Freude an dem ganz besonderen Schicksal eines ganz besonderen jüdischen Intellektuellen der Zeitgeschichte auf, hat man eine der zweifellos besten Neuerscheinungen des Jahres 2015 gelesen.
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Ausgaben von Das Haus der zwanzigtausend Bücher

Hardcover

Seitenzahl: 408

E-Book

Seitenzahl: 362

Taschenbuch

Seitenzahl: 408

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