Der Beweis des Jahrhunderts

Buch von Masha Gessen, Michael Müller

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der Beweis des Jahrhunderts

Im Jahr 2000 wurde eine Liste mit sieben Rätseln der Mathematik veröffentlicht, mit einem Preisgeld von jeweils einer Million US-Dollar. Eines dieser berühmten »Millennium-Probleme« war der Beweis der Poincaré-Vermutung, an dem sich bereits die klügsten Köpfe die Zähne ausgebissen hatten. 2002 wurde der Beweis erbracht – von Grigori Jakowlewitsch »Grischa« Perelman, einem exzentrischen russisch-jüdischen Mathematiker. Aber Perelman lehnte ab – nicht nur das Geld, sondern zunehmend auch die Welt. Heute lebt er ohne Festanstellung und völlig zurückgezogen bei seiner Mutter in St. Petersburg. Warum war gerade er in der Lage, das Problem zu lösen – und was ist danach mit ihm geschehen? Masha Gessen begibt sich auf Perelmans Spuren, von seinen Anfängen als Wunderkind bis zu seinem Rückzug. Nach und nach entsteht das Bild eines Mannes, dessen fast übermenschliche gedankliche Strenge ihn zu mathematischen Höchstleistungen befähigt, aber auch immer stärker von der Welt entfremdet.
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Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Beweis des Jahrhunderts

    Inhalt
    Im Jahr 2000 benannte das Clay Mathematics Institute im Rahmen einer Konferenz in Paris sieben mathematische Probleme, die sich einer Lösung bisher am erfolgreichsten widersetzt hatten. Für jedes einzelne setzte das Institut, gegründet vom Bostoner Geschäftsmann Landon Clay und seiner Frau Lavinia, ein Preisgeld von einer Million Dollar aus.
    Zu einem der berühmtesten dieser Millennium-Probleme gehörte der Beweis der Poincaré- Vermutung, an der sich seit seiner Formulierung vor rund 100 Jahren bereits die klügsten Köpfe die Zähne ausgebissen hatten.
    Der 1966 geborene russisch-jüdische Mathematiker Grigori Jakowlewitsch "Grischa" Perelman erbrachte den Beweis und stellte ihn im November 2002 ins Internet.
    Die Autorin
    Masha Gessen wurde 1967 in der Sowjetunion geboren und hat sich in ihrer Jugend intensiv mit Mathematik beschäftigt. 1981 emigrierte sie mit ihrer Familie in die USA, kehrte aber 1994 nach Russland zurück und lebt heute hauptsächlich dort, aber auch in den USA.
    Sie schrieb u. a. für die New York Times, Slate, Vanity Fair und The New Statesman, ist feste Mitarbeiterin der Zeitschrift Itogi sowie politische Kolumnistin der Zeitung Matador; außerdem arbeitet sie als Russlandkorrespondentin für New Republic und hat mehrere Bücher verfasst.
    Meine Meinung
    In ihrem bemerkenswerten Buch macht sich die Autorin auf die Spur des Mannes, der diese mathematische Höchstleistung vollbringen, und dennoch völlig unkonventionell damit umgehen sollte. Er hielt sich nicht an die Regel, sein Ergebnis in einer renommierten Fachzeitschrift zu veröffentlichen, und lehnte das Preisgeld genauso rigoros ab, wie er zuvor auch jede andere Anerkennung zurückgewiesen hatte. Welche Gründe ihren Protagonisten zu dieser Handlungsweise veranlassten, erörtert Masha Gessen sehr ausführlich.
    Mehr als die Hälfte des etwas über 300 Seiten umfassenden Buches befasst sich mit dem Werdegang Perelmans, dem Schüler und Studenten. In diesem Zusammenhang erhält der Leser sehr viele Informationen über das sowjetische Schulsystem zur Zeit des Kommunismus, in dem Perelman aufwuchs.
    Über das Leben Grischas kann die Autorin nur aus zweiter Hand berichten und sich auf die Erinnerungen von Lehrern, Kollegen und Freunden berufen, die bereit sind, Auskunft über das Ausnahmetalent zu geben. Eine persönliche Kontaktaufnahme mit Grigori Perelman ist nicht möglich, da er völlig zurückgezogen lebt und keine Interviews gibt.
    Hinsichtlich dieser Umstände hat Masha Gessen meiner Meinung nach Beeindruckendes geleistet, um sich vor allem der Persönlichkeit des Genies möglichst anzunähern. Ihm in seine Gedanken- und Vorstellungswelt zu folgen, ist ohnehin nur einer Handvoll Mathematikern möglich. Und selbst die wenigen Kollegen, die dazu in der Lage sind, benötigten annähernd zwei Jahre um seinen Beweis der Poincaré-Vermutung zu bestätigen. Erschwerend kam hinzu, dass Konkurrenten aus dem Fernen Osten auftauchten, die behaupteten, Perelman habe nur den Weg bereitet, während sie sich den Ruhm des Beweises selbst auf die Fahnen zu schreiben gedachten.
    Die Autorin hat äußerst akribische Recherchearbeit betrieben und sogar Unterricht bei einem Mathematiker genommen. Erfreulicherweise handelt sie die Grundbegriffe dieser schwierigen, für den Laien ohnehin unbegreiflichen Materie in nur einem Kapitel ihres Buches ab. Der Leser wird dabei nicht mit Fachwissen strapaziert, und erhält dennoch eine Ahnung von den unendlichen Weiten eines mathematischen Universums, das jedem Normalsterblichen verwehrt bleibt.
    Nach dieser Einführung in die Thematik wird jedoch umso klarer, welcher beinahe übermenschlichen gedanklichen Anstrengung Perelman fähig gewesen sein muss. Wie er bei der Problemlösung der Poincaré-Vermutung vorging, ist unbekannt, doch bereits in der Schule nahm er Aufgaben anders in Angriff als seine Mitschüler.
    […]
    Ohne eine Ferndiagnose erstellen zu wollen, verweist die Autorin auf die Möglichkeit, dass Grischa, wie so viele andere Genies, eventuell unter dem Asperger-Syndrom, einer Variante des Autismus, leidet. Sein einseitiges, beinahe ausschließlich auf die Mathematik ausgerichtetes Interesse, sein Sozialverhalten, mit dem er Weggefährten immer wieder vor den Kopf stößt, seine Ansichten zur Körperpflege (Perelman lehnt es als unnatürlich ab, sich die Haare und Nägel zu schneiden) oder seine extrem asketische Lebensweise könnten als typische Symptome angeführt werden.
    Vor dieser Lektüre hatte ich weder von der Poincaré- Vermutung noch deren Bezwinger jemals etwas gehört oder gelesen. Mit ihrem Buch hat mir Masha Gessen die Persönlichkeit dieses exzentrischen Mathematikers auf sehr einfühlsame Weise nahegebracht.
    Abgesehen von seiner unglaublichen geistigen Leistung habe ich mit Grigori Perelman einen Zeitgenossen (vielleicht den einzigen?) kennengelernt, der mit hundertprozentiger Sicherheit das Prädikat "nicht käuflich" verdient.
    Beeindruckende
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Ausgaben von Der Beweis des Jahrhunderts

Taschenbuch

Seitenzahl: 317

Besitzer des Buches 1

  • Mitglied seit 27. September 2014
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