Sammlung Dieterich: ...alle Bitternis der Welt

Buch von Wsewolod Garschin, Valerian Tornius, Karlheinz Kasper

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Sammlung Dieterich: ...alle Bitternis der Welt

    Übersetzung : Valerian Tornius, Nachwort : Karlheinz Kasper (Deutsch, 1982)
    Erzählungen
    Ich las auf Französisch einen ersten Band der Gesammelten Erzählungen Garschins, so dass die von mir besprochenen Stücke aus dieser Fassung stammen, aber nicht alle Erzählungen der deutschen Gesamtausgabe von mir hier besprochen werden...
    Originale : Russisch, zwischen 1877 und 1880
    INHALT :
    Четыре дня/Vier Tage , 1877, publ.1877 ; 16 Seiten
    Eine auf tatsächlichen Begebenheiten beruhende Schilderung : Der Ich-ErzählerIwanow wird während des türkisch-russischen Konfliktes (ca 1877) verletzt und liegt halb wachend, halb bewußtlos neben dem von ihm verwundeten, verstorbenen Gegner. Was geht in ihm vor, während der vier Tage, in denen er auf das Kommen von Hilfe wartet ?
    Происшествие/Eine Begebenheit, 1878, publ.1878 ; 23 Seiten
    Eine junge Frau von 17 Jahren flüchtet in Alkohol und Sinnenfreuden, arbeitet im « Kabarett ». Einige wollen sie bekehren. Und unser Iwan ? Was geht in ihm vor ? Abwechselnde Erzählerperspektiven...
    Трус/Der Feigling, 1875, publ.1879 ; 29 Seiten
    Vier Monate nach Kriegsbeginn ist der Ich-Erzähler gegen dieses unvorstellbare Schlachten. Was ist schon der Unterschied zwischen einem einzelnen Opfer eines Mordes, eines Todes eines Nächsten und andererseits den Gefallenen auf beiden Seiten des Krieges ? Ein Toter kann derart zählen. Und doch zieht er dann in den Krieg...
    Встреча/Eine Begegnung/Une rencontre, 1879, publ.1879 ; 25 Seiten
    Wassili Petrowitsch kommt in einer Hafenstadt an und soll einen Posten als Lehrer antreten. Lisa, seine Verlobte, ist in St.Petersburg zurückgeblieben. Zufällig, und erst herzlich erfreut, trifft er auf einen alten Kameraden. Der aber hat sich zum schlimmsten Opportunisten gemausert, und ist nur auf Profit aus, nimmt aber Wassili mit Freuden und Klopfen auf. Wie reagiert unser aufrechter Held?
    Художники/Les peintres/Die Maler(Künstler) 1879 ; 26 Seiten
    Elf Minikapitel, von zwei Ich-Erzählern : den Malern Dedow und Riabinin. Sie sind wie zwei Repräsentanten unterschiedlicher Mal- Und Kunstverständnisse zwischen Ästhetik und Realismus, unschuldiger Landschaftsmalerei und engagierten Zeugnissen... Wie leben, künstlerisch tätig sein ? Seine Kunst rechtfertigen ? Verschiedene Wege und Ziele...
    Attalea princeps, 1880, publ.1880 ; 10 Seiten
    Berechtigter Untertitel der Originalfassung : « Ein Märchen ». In einer Orangerie einer großen Stadt zieht es eine Palme in die Höhe : welcher ungebundene Wunsch, durch die Glaskuppel zu stossen, die Sonne freier zu genießen und Raum zu haben! Aber wer zieht mit ? Wen interessieren solche Freiheitsdränge ?
    Ночь/Eine Nacht, 1880, publ.1880 ; 25 Seiten
    In sechs Minikapiteln wird von einer letzten Nacht der Zweifel, Niedergeschlagenheit und Depression erzählt. Aleksei scheint zum Äußersten entschlossen, besorgt sich bei einem Freunde klammheimlich einen Revolver. Wie verbringt er innerlich diese Stunden zwischen Anklage, kleinsten Begegnungen, Einladungen durch Andere oder gar nur durch einen Ton oder Erinnerungen ? Wohin wird sich die Waage neigen?
    BEMERKUNGEN :
    Von den ersten Textzeilen an ist klar, dass hier einer mit tiefen inneren Fragen und gar Nöten, kurz:mit seinem Herzblut schreibt. Viele Sätze sind auch wirklich als Fragen formuliert ! Es erinnert mich an sehr existenzielle, tiefgehende Texte, die ich in dieser Form und zu dieser Epoche noch nicht viel gelesen habe. Für mich ist spürbar, dass da ein Meister, aber auch ein tragischer Mann am Werke ist. Und es ist dann kein Wunder, dass er trotz der Dünne seines Gesamtwerkes solch ein immenses Echo in Russland gefunden hat, dass Menschen in Begeisterungsstürme übergingen und sich einige große Namen der russischen Literatur auf ihn beziehen.
    So gilt er als Vorreiter der Ausarbeitung von Kurzgeschichten, deren Meister Tschechow dann ein, zwei Jahrzehnte später wurde. Erinnert haben mich Teile seines Schreibens (Eine Nacht) auch an Dostojewski, der ja zur Abfassungszeit in St.Petersburg quasi eine lebendige Ikone war. Oder einem Leonid Andrejew, einem Stig Dagerman. Dieser Garschin hat spürbar die Tiefen des Menschseins ausgelotet und schreibt, möchte ich sagen, mit unglaublicher Autorität und Intensität. Man muss wohl bereit sein, sich ganz schön durchrütteln zu lassen.
    Berühmt wurde Garschin durch seine Kriegserzählungen, denen seine Erlebnisse aus dem Russisch-Türkischen Krieg Grundlage waren. Die schonunglose, in objektiv berichtendem Stil abgefasste Darstellung seines bitteren Erlebens, sowie die Darstellung der Ohnmacht des Einzelnen gegen brutale und autoritäre Gewalten, lässt dieses Werk als eine große Anklage gegen Krieg und Völkermord erscheinen und ist ein Klassiker der Anti-Kriegs-Literatur. Seine psychische Verfassung, die besonders durch die Erlebnisse im Kriege schwer erschüttert wurde, wurde in den 80er Jahren immer bedenklicher. (wikipedia)
    AUTOR :
    Wsewolod Michailowitsch Garschin (russisch Всеволод Михайлович Гаршин, * 14. Februar 1855 in Prijatnaja Dolina im Gouvernement Jekaterinoslaw/Russland; † 5.April 1888 in Sankt Petersburg) war ein russischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Garschin war der Sohn eines Offiziers und einer Gutsbesitzertochter. Seine Vorfahren entstammten tatarischem Adel. Die Ehe der Eltern scheiterte und seine Mutter zog mit dem Knaben 1863 nach Sankt Petersburg. Von 1864 bis 1874 besuchte er hier das Realgymnasium. Als Absolvent eines Realgymnasiums konnte Garschin allerdings nicht nach seinen Neigungen, nämlich geisteswissenschaftliche Fächer, studieren, sondern nahm 1874 ein Studium an der Bergakademie auf, das er 1877 abbrach, um als Freiwilliger am Russisch-Türkischen Krieg von 1877/1878 teilzunehmen. Er nahm nach seiner Entlassung aus dem Militär sein Studium nicht mehr auf.
    Garschin heiratete Nadeschda Michailowna, eine Ärztin, und nahm die Stellung eines Sekretärs bei der Eisenbahnverwaltung an. Zwar publizierte er seit 1876, aber er konnte von den Erträgen nicht leben.
    Am 31. März 1888 stürzte sich Garschin in einem Zustand tiefster Depression in seiner St. Petersburger Wohnung in den Treppenschacht. Am 5. April 1888 erlag er seinen Verletzungen.
    Garschin löste teils Begeisterungsstürme im russischen Publikum aus, siehe diesen interessanten Artikel auf Englisch : http://books.google.fr/books?i…essling%20garshin&f=false
    In der verlinkten deutschen Übersetzung handelt es sich anscheinend schon um eine Gesamtausgabe der Prosatexte Garschins, während ich im Französischen « nur » einen ersten Band der Erzählungen las, die ich oben im Einzelnen angegeben habe.
    Gebundene Ausgabe: 465 Seiten
    Verlag: Dieterichsche Verlagsbuchhandlung; Auflage: 2. (1. Januar 1982)
    ASIN: B0025KZGSE
    Auf dieser Seite findet man Verlinkungen zu den russischen Originaltexten :
    http://ru.wikisource.org/wiki/…0%D1%80%D1%88%D0%B8%D0%BD
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Ausgaben von Sammlung Dieterich: ...alle Bitternis der Welt

Hardcover

Seitenzahl: 465

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