Das Kind, das nicht fragte

Buch von Hanns-Josef Ortheil

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Das Kind, das nicht fragte

Eine Luft voller Aromen, ein Duft von Orangen, Zitronen und Kräutern. Benjamin Merz, Ethnologe und jüngstes Kind einer Familie mit fünf Söhnen, überwindet seine Hemmungen und entwickelt ungewohnte Fähigkeiten darin, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Während einer Forschungsreise auf Sizilien beginnen die Frauen des Städtchens Mandlica diese Fähigkeit zu entdecken und zu schätzen. Nach dem Roman »Die große Liebe« und »Die Erfindung des Lebens« hat Hanns-Josef Ortheil einen weiteren hellen und lichten Roman über das Leben im Süden Italiens und die Nähe, die dieser magische Raum zwischen Menschen ermöglicht, geschrieben.
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Bewertungen

Das Kind, das nicht fragte wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Kind, das nicht fragte

    Ein ganz tiefes Buch!
    Denn der Autor lässt uns ganz tief in die Seele des Protagonisten blicken, die die Traumen der Kindheit noch nicht verarbeitet hat und bis in die Mitte des Lebens verzweifelt versucht sich zu öffnen.
    Direkt zu Beginn bekommt man ein gutes Bild davon wie der Protagonist tickt. Anders eben – und er weiß auch nicht so recht, wie er sich unter anderen Menschen verhalten soll, denn das, was er gerne macht, wird anders gedeutet als es von ihm gewollt ist. So bleibt er beispielsweise länger im Flugzeug sitzen als die anderen Passagiere, weil er die Eindrücke des Fluges noch nachklingen lassen möchte, und er auch Sizilien langsam betreten möchte. Er sieht dabei die besorgten Blicke der Stewardessen, die ihn loswerden wollen, da sie Feierabend haben möchten, und vielleicht denken, dass es ihm nicht gut geht. Solche Konflikte führen bei ihm zur Unsicherheit. Und so kommt es dann, dass eine von ihnen mitbekommt, wie er nach einer Marzipanorange greift, sie allerdings mit einer echten verwechselt, viel zu sehr zudrückt und das Zuckerding ihn an den Fingern klebt. Ganz große Verunsicherung – er muss machen, dass er wegkommt …
    Unser >Held< steckt in einer misslichen Lage – er möchte leben, seinen Dingen nachgehen, das Leben genießen – doch er kann es nicht! Überall stößt er auf die Grenzen seiner traumatisierten Seele. Doch jetzt ist er auf Sizilien, an einem fremden Ort, mit fremden Menschen, die ihm alle anders begegnen als er es gewohnt ist. Das ist seine Chance sein Leben selber in die Hand zu nehmen und zu leben. Seine Brüder sind meilenweit entfernt, und er beginnt zu atmen. Er durchforscht bei seiner Arbeit als Ethnologe nicht nur die Insel, die Dolcis und ihre Bewohner, sondern auch sich selber. Verliebt sich in eine Frau, im Grunde eine aussichtslose Liebe, doch zwei verletzte Seelen finden sich und gehen langsam aufeinander zu.
    Mir hat dieser etwas zu emotionale Roman sehr gut gefallen, weil ich nach und nach den Menschen gesehen habe und seinen Weg sehr gut nachvollziehen konnte. Wunderbare Geschichte.
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  • Rezension zu Das Kind, das nicht fragte

    […]
    Jetzt habe ich das Buch doch noch durchgelesen (durch meine Vergesslichkeit war es das einzige, das ich zur Hand hatte bei einer längeren Wartezeit), aber so fange ich das Jahr wenigstens nicht gleich mit einem Abbruch an.
    Leider bleibt es bei einer 1 -Bewertung von meiner Seite: den Plot fand ich nur banal und flach, und die monströse Selbstgefälligkeit des Ich-Erzählers hat mich endlos genervt. Alle Personen im Buch, mit Ausnahme des Ich-Erzählers und seiner geliebten und perfekten Paula, haben irgendwelche verwerflichen ethischen Mängel (klingt für mich alles total ramschig) und sind nur dazu da, um die beiden in ein noch besseres Licht zu rücken.
    Furchtbar, wie die heißbegehrten Super-Frauen in der sizilianischen Kleinstadt niemanden an sich 'ranlassen, aber unserem Erzähler können sie natürlich nicht widerstehen, sie schmeißen sich ihm zu Füßen und betteln geradezu, er möge sie beschlafen, und zwar sofort!
    Überall und immer ist man total von ihm begeistert, er ist ja so ein toller Hecht!
    Geld-Probleme hat der Autor nie, auch das scheint ihm praktisch genauso einfach und ohne Zutun zuzufliegen, genau wie die Frauen.
    Die kulinarischen Kommentare zur regionalen Küche empfand ich als abgedroschen und unoriginell.
    Die Probleme, die angeblich aus seiner Kindheit resultieren, kommen für mich 'rüber wie die eines eingeschnappten Bübleins, der dauernd fand, er müsse ständig und immerzu im Mittelpunkt stehen.
    Über den Nobelpreisträger habe ich auch nicht viel gelernt, außer dass am Anfang der drei Teile jeweils ein ganz kurzes Zitat aus dessen Werk angeführt ist, dass dessen Haus ein kleines Museum ist und dass der Erzähler und Paula beim ach so großartigen Beischlaf Zitate aus dessen Gedichten gestöhnt haben - kann ich nichts mit anfangen.
    Fazit: ich fand das Buch einfach grässlich.
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  • Rezension zu Das Kind, das nicht fragte

    Nach seinen beiden wunderbaren Romanen „Die Erfindung des Lebens“ und „Die Moselreise“ legt der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil mit seinem neuen Roman „Das Kind, das nicht fragte“ einen weiteren Versuch der literarischen Annäherung an die Erfahrungen seiner eigenen Kindheit und seines eigenen Lebens vor. Beides waren Bücher über die heilende Kraft der Musik und die lebensrettende Wirkung des Schreibens und der Literatur. Bücher in denen Ortheil auf eine besondere Weise, die schon in seinen ebenfalls autobiografisch geprägten Liebesromanen "Die große Liebe" und "Das Verlangen nach Liebe" aufschien, mitfühlend vom Leben und der Liebe geschrieben hat. Ortheils Romane sind ohne jeden Kitsch und ohne jedes Pathos Werke, deren wahre Geschichten noch das härteste Leserherz erweichen konnten.
    So ist es auch in dem neuen Roman „Das Kind, das nicht fragte“, in dem er seinen Protagonisten Benjamin Merz seine Geschichte erzählen lässt. Ein Leben, das in der Kindheit geprägt war von Schweigen, denn Benjamin ist der jüngste in einer Familie, in der die vier viel älteren Brüder den Ton angeben, nicht nur bei den Mahlzeiten, die Benjamin meist unter dem Tisch verbringt. Benjamin ist zurückhaltend und schüchtern, traut sich nicht zu fragen, wo sein Kopf und Geist doch voll ist von Fragen. Wie Ortheil selbst in seiner Kindheit, gelingt es ihm lange nicht, zur Sprache, und damit richtig auf die Welt zu kommen. Ortheil selbst hat, wie er in „Die Erfindung des Lebens“ eindrücklich beschrieb, über die Musik und das Schreiben zur Sprache und zur Welt gefunden.
    Seinem Alter Ego Benjamin Merz ist das über seine Berufswahl gelungen. Als Ethnologe kann er sich in der „teilnehmenden Beobachtung“ selbst zurückhalten, und mit seinen Fragen die Menschen zum Reden bringen. Sein neues Projekt führt ihn nach Sizilien (der Traumort Ortheils) in die Stadt Mandlica. In Wahrheit heißt die Stadt Modica und war die Geburts- und Heimatstadt des Literaturnobelpreisträgers Salvatore Quasimodo, dessen Gedichte in diesem Buch eine wichtige Rolle spielen.
    Benjamin Merz mietet sich in einer Pension ein und lernt dort die beiden aus Deutschland stammenden Schwestern Maria und Paula kennen. Mit seiner in seiner in der Kindheit erworbenen Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen (weil er ja nicht fragen konnte) gelingt es ihm in dem Städtchen bald, nicht nur die beiden Schwestern, sondern auch den Buchhändler und den Betreiber eines Restaurants und bald auch den Bürgermeister und viele Frauen für sich einzunehmen. Seine ruhige Art und seine Intuition verschaffen ihm innerhalb weniger Wochen den Ruf eines Hellsehers.
    Ortheil gelingt es mit der Schilderung von Benjamins Forschungsmethode und deren Praxis ein sensibles und eindrückliches Sozialporträt einer sizilianischen Stadt, ihrer Kultur und Traditionen zu zeichnen und das feine, genau austarierte Netzwerk von Beziehungen und Abhängigkeiten deutlich machen. Man kann den ganzen Roman als eine Hymne nicht nur an den Lyriker Salvatore Quasimodo lesen , sondern auch als eine Liebeserklärung an Sizilien, ein Land , in dem das Licht anders ist.
    Natürlich geht es auch wieder um die Liebe. Denn Benjamin nähert sich über die lange Zeit seines Aufenthaltes in Mandlica der zunächst zurückhaltenden und mit ihrer eigenen Geschichte beschäftigten Paula an. Eine zarte Liebe entwickelt sich, die es Benjamin gegen Ende ermöglicht, zum ersten Mal einem richtigen Menschen seine Geschichte zu erzählen.
    Die Grundlage hierzu hatte, als Benjamin in dem Alter war, das erste Mal zur Beichte zu gehen, ein Priester gelegt, dessen einfühlsames Gespräch mit Benjamin Ortheil ausführlich schildert, und das ich wie ein kleines Zentrum des ganzes Romans gelesen habe. Ein Gespräch, in dem der junge Benjamin lernt, dass er Gott fragen stellen kann und dass er die Antworten darauf in sich selbst finden kann. „Diese Stunde im Beichtstuhl war die Geburtsstunde meiner Frage- und Antwortspiele, die ich in schwarze linierte Schulhefte eintrug. Heute glaube ich, dass sie zugleich der Beginn meiner Leidenschaft für das ethnologische Fragen und Antworten waren.“
    „Das Kind, das nicht fragte“ ist ein weiterer Baustein in einem Haus voller wunderbarer Lebens- und Liebesgeschichten, das Hanns-Josef Ortheil seit langer Zeit für sich baut, in dem wenigstens zeitweise zu wohnen er die Leser seiner Bücher einlädt.
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Ausgaben von Das Kind, das nicht fragte

Taschenbuch

Seitenzahl: 427

E-Book

Seitenzahl: 433

Besitzer des Buches 13

Update: