Stadt der Steine

Buch von Xiaolu Guo, Anne Rademacher

Bewertungen

Stadt der Steine wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Stadt der Steine

    Original : Shitouzhen (Chinesisch) - Stadt der Steine
    Man kann den Fred nach acht Jahren mal wieder hervorholen und andere darauf aufmerksam machen?! Meine französische Version spricht auch von « La ville des pierres » (= Der Stadt der Steine), und es ist verständlich, da diese Bezeichnung auf den ersten Seiten dauernd mit dem für uns ungleichlich schwerer auszusprechendem Stadtnamen und Originaltitel (auf Chinesisch) verbunden wird : Shitouzhen. Ich googelte diesen Ort um ihn geographisch genauer auszumachen, und landete dabei dann sehr überraschend auf folgender Seite, die auch noch übertitelt wird mit "Von Tätern und Opfern", und sich auf was scheinbar ganz anderes bezieht : https://books.google.fr/books?…page&q=shitouzhen&f=false , wo diese Stadt in einer Legende auftaucht, und dort ebenfalls in Verbindung mit einer Familie Jiang ! Nun, weiter reicht da mein Durchblick auch nicht, aber man erkennt, dass Xiaolu Guo hier anscheinend auf traditionelle, legendenhafte Elemente aufbaut, UND auch autobiographische Elemente einfließen lässt. Ist sie doch ebenda 1973 geboren.
    Dieser Geburtsort der Ich-Erzählerin Jiang Coral war wirklich einer von Steinen : auf dem Boden, am Meer, die Häuserwände, ja, und selbst auf den Dächern. Die Ich-Erzählerin versucht sich an was « Grünes » zu erinnern, und ihr fällt nichts ein (bei näherem Hinsehen erst kommen einige Assoziationen hoch, wie es halt öfter so ist...). Es sei denn die Algen auf den Netzen. Sind die aber Zeichen des Lebens, oder nicht fast schon von Tod und Zerfall? Von Buchanfang an herrscht eine solche Stimmung über dieser Stadt, berufen, quasi ein « Lebensgefängnis » zu sein. Und von Anfang an ist klar, dass etwas passierte, was Coral die Stadt verlassen ließ als sie 15 Jahre alt war. Ist am wirklichen Ursprung einer Randexistenz (und das steht relativ am Anfang), nicht tatsächlich das Kommen und Leben der Großmutter als Fremde in eine « geschlossenen Gesellschaft » der Hauptgrund ?
    @Marie schreibt : Auch wenn die Familientraditionen und religiösen Bräuche einem Leser aus der westlichen Welt fremd erscheinen, versteht man, dass und warum sie den Bewohnern der Stadt der Steine so viel bedeuten.
    Die empfundene Ablehnung nehmen wir teils kopfschüttelnd wahr und denken eventuell an die « Primitivität » des Rahmens. Bei näherer Betrachtung können wir uns aber auch fragen, inwieweit wir auch in unseren Gesellschaften Menschen für ihr Anderssein, oder ihr tatsächlich unmögliches Wissen um unsere Tabus und Traditionen ausstossen und definieren. Für mich ist es bei solchen Büchern immer interessant sich zu fragen, wie wir nicht nur von anderen Sitten, Welten und Zeiten sprechen können, sondern uns wiedererkennen.
    Ich werde nicht weiter darauf eingehen, was noch an Schrecklichem in diesem jungen Leben passiert und so lange traumatisch und wie ein « Erbe, ein Fluch, eine Schande » auf ihr lastet. Es mag erstaunen, dass nach all diesem doch recht Düsterem die letzten zwei, drei Kapitel versöhnlich stimmen, ja eine andere Perspektive öffnen. Zu schön um wahr zu sein ? Oder doch auch Erfahrung von vielen Menschen, wie dunkelste Elemente umgeschmiedet werden können ? Ich finde, dass dies der Autorin überzeugend gelingt.
    Was übrigens den Vater anbetrifft gibt es doch versteckte Hinweise : ist er selber laut einer kleinen versteckten Bemerkung den Säuberungen im Rahmen der kulturellen Revolution (die bis 1975 ging, mE) zum Opfer gefallen, oder aber war sein Weggang aus eben jener feindlichen Stimmung her motiviert, die auch er als Leidtragender der Geschichte seiner Eltern, bzw Schwiegereltern zu erdulden hatte ???
    Ein starkes Buch.
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  • Rezension zu Stadt der Steine

    In der Tat ein sehr empfehlenswertes Buch, aber auch tief traurig. Beim Erlebnis mit dem Stummen standen mir die Haare zu Berge, das "Zusammenleben" der Großeltern erzeugt Depressionen, auch die merkwürdige Beziehung zum Lehrer und das Resultat schneidet mir ins Herz.
    Das Auftauchen des Vaters viel später fand ich fast ein bißchen zuviel. Hätte zu gerne gewußt warum er sich nie um seine Tochter gekümmert hat, nie ein Lebenszeichen von sich gab. Erstaunlich Corals Verständnis, wo eigentlich Hass hätte sein müssen oder zumindest eine Art von Kälte. Die Distanz macht das Erzählte noch intensiver und aufwühlender. Jede Menge Aberglaube und alte Traditionen, eine für den Europäer völlig fremde Welt.
    Bei "Ein Ufo, dachte sie" wird alles mit mehr Leichtigkeit erzählt, für "Unwissende" leichter verständlich.
    Der Schluß ist tröstlich, bietet Hoffnung auf eine bessere Zukunft, auf Liebe und Zuneigung - läßt mich aufatmen.
    Schön möchte ich das Buch nun nicht unbedingt nennen, eher beklemmend, aber es setzt sich beharrlich in meinen Gedanken fest, wird sicher nicht in Vergessenheit geraten und darum bekommt es von mir ebenfalls
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind
    Helmut Krausser, Eros
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  • Rezension zu Stadt der Steine

    Zunächst in chinesischer Sprache erschienen in Zusammenarbeit mit der Autorin ins Englisch übersetzt unter dem Titel "Village of Stone"
    ins Deutsche übersetzt von Anne Rademacher
    255 Seiten in 23 Kapiteln, Coda und Danksagung
    Inhalt (von Amazon kopiert):
    Als die junge Chinesin Coral eines Tages einen getrockneten Aal aus ihrem Heimatdorf zugeschickt bekommt, bricht die Vergangenheit mit Macht über sie herein. In ihrer winzigen Wohnung im lärmenden Beijing erscheint er ihr wie ein Bote aus einer längst vergessenen Welt: das Fischerdorf an der ostchinesischen Küste, in dem sie aufwuchs, die gewaltigen Stürme, die wortkargen Menschen, gefangen in ihren strengen Traditionen. Und Coral erinnerst sich an die tief in ihrem Inneren vergrabenen Erlebnisse, die damals in dem Mädchen nur einen einzigen Wunsch wachsen ließen – diesem Ort zu entkommen und sich weit fort in der pulsierenden Metropole ein neues Leben aufzubauen.
    Coral, die von allen nur "Kleiner Hund" genannt wird, wächst bei ihren Großeltern in der Stadt der Steine an der Ostküste Chinas auf. Ihre Mutter starb bei der Geburt, ihr Vater verschwand. Die Großeltern reden kein Wort miteinander, leben in getrennten Stockwerken im Haus, kochen, essen und schlafen getrennt. So lernt auch Coral nie, mit jemandem über das zu sprechen, was sie bewegt, was sie ängstigt und welchen Bedrohungen sie ausgesetzt ist. Weil die Großmutter als Fremde in die Stadt kam und deren Gebräuche und Sitten nicht kannte, wird die Familie auch heute noch von allen gemieden.
    Inzwischen lebt Coral mit ihrem Freund Red zusammen in Peking im Erdgeschoss eines 25stöckigen Hochhauses. Sie arbeitet in einer Videothek, Red beschäftigt sich vor allem mit Frisbeesport. Sie hat ihre furchtbare Kindheit und Jugendzeit "vergessen", als sie ein Paket bekommt mit unleserlichem Absender. Inhalt ist ein getrockneter Aal, und mit dessen Geruch, Zubereitung und Geschmack brechen die Erinnerungen über sie herein.
    Das Buch fesselt, wühlt auf, bewegt. Es bestärkt mich in meiner Ansicht, dass die Bücher, in denen es um ein schweres Lebensschicksal geht, dann am meisten berühren, wenn sie in einer ruhigen, sachlichen, beinah distanzierten Sprache verfasst sind, die es dem Leser erlaubt, seine eigenen Reaktionen und Emotionen zu entwickeln (statt vom Autor zu bestimmten Gefühlen gezwungen zu werden).
    Corals Erinnerungen leben vom Gegensatz zwischen dem lebhaften Mädchen und der Kälte und Trostlosigkeit seiner Umgebung. Auch wenn die Familientraditionen und religiösen Bräuche einem Leser aus der westlichen Welt fremd erscheinen, versteht man, dass und warum sie den Bewohnern der Stadt der Steine so viel bedeuten.
    "Wie weit und wohin wir auch reisen, es ist wichtig, dass wir immer genau wissen, woher wir kommen," lässt die Autorin Coral sagen (S. 252). In diesem Sinne hat die Protagonistin sich mit ihrer Vergangenheit versöhnt. Am Ende ist es tröstlich zu erfahren, dass man trotz der zugefügten Schmerzen und trotz des lodernden Hasses einen Weg zum Frieden mit anderen und sich selbst finden kann.
    Es gibt niemand, dem ich das Buch nicht empfehlen würde.
    Zur Autorin:
    Xiaolu Guo wurde 1973 in einer kleinen Stadt am chinesischen Meer geboren. Mit achtzehn ging sie nach Beijing, studierte dort an der Filmhochschule. und schrieb fünf Romane. Im Jahr 2002 zog sie nach London. Sowohl in China als auch in ihrer britischen Wahlheimat machte sie sich als Filmemacherin und Schriftstellerin einen Namen.
    Nach dem Vorwort und der Biographie der Autorin zu urteilen ist "Stadt der Steine" ein Roman mit autobiographischen Zügen.
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Ausgaben von Stadt der Steine

Taschenbuch

Seitenzahl: 256

Hardcover

Seitenzahl: 256

Stadt der Steine in anderen Sprachen

  • Deutsch: Stadt der Steine (Details)
  • Englisch: Village of Stone (Details)

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