Briefsteller

Buch von Michail Schischkin, Andreas Tretner

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Briefsteller

Eine Liebe über die Zeiten hinweg Eine Frau, ein Mann, eine Sommerliebe. Sascha und Wolodja werden durch einen Krieg getrennt und können sich nur Briefe schreiben. Sie erzählen einander darin von allem und jedem: von Kindheit, Familie, Alltag, von Freud und Leid. Ein normaler Briefwechsel zweier Liebender – bis sich beim Leser Zweifel regen und klar wird, dass die Zeit der beiden ver-rückt ist, dass sie durch Raum und Zeit getrennt sind. Sie lebt in der Gegenwart, er kämpft im Boxeraufstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegen chinesische Rebellen. Er stirbt in einem der ersten Gefechte dieses halb vergessenen Krieges, aber seine Briefe kommen weiterhin an. Sie heiratet, verliert ein Kind – und schreibt ihm unbeirrt weiter, als ob eine Parallelwelt bestünde, als ob die Zeit keine Rolle spielte, ebenso wenig wie der Tod. Ein großer, anrührender Liebesroman, der die grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz behandelt und der durch die Macht des Wortes die Gesetze von Zeit und Raum außer Kraft setzt.
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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Briefsteller

    Original : Письмовник (Russisch, 2010)
    Deutsche Übersetzung : Andreas Tretner (2012)
    INHALT :
    Eine Liebe über die Zeiten hinweg
    Eine Frau, ein Mann, eine Sommerliebe. Sascha und Wolodja werden durch einen Krieg getrennt und können sich nur Briefe schreiben. Sie erzählen einander darin von allem und jedem: von Kindheit, Familie, Alltag, von Freud und Leid. Ein normaler Briefwechsel zweier Liebender – bis sich beim Leser Zweifel regen und klar wird, dass die Zeit der beiden « ver-rückt » ist, dass sie durch Raum und Zeit getrennt sind. Sie lebt in der Gegenwart, er kämpft im Boxeraufstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegen chinesische Rebellen. Er stirbt in einem der ersten Gefechte dieses halb vergessenen Krieges, aber seine Briefe kommen weiterhin an. Sie heiratet, verliert ein Kind – und schreibt ihm unbeirrt weiter, als ob eine Parallelwelt bestünde, als ob die Zeit keine Rolle spielte, ebenso wenig wie der Tod.
    Ein großer, anrührender Liebesroman, der die grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz behandelt und der durch die Macht des Wortes die Gesetze von Zeit und Raum außer Kraft setzt.
    (Klappentext, deutsche Ausgabe)
    BEMERKUNGEN :
    Ich lasse einmal mit Vorbehalt die obigen Hinweise an einen puren Liebesroman stehen. Sicherlich stimmt es, dass es sich vom Rahmen her absolut um jene Zweierbeziehung zwischen Sascha (Diminuitiv von Alexandra) und Wolodja (Diminuitiv von Wladimir) handelt. In den anfänglichen Briefen zwischen den beiden nun getrennten Liebenden stehen die unmittelbar hinter ihnen liegenden Sommerwochen in einer Datscha an einem Fluß lebendig vor Augen, und man erinnert sich gegenseitig an die Schönheiten eines Augenblicks, die Entdeckung des anderen oder der Natur. In dieser ersten Periode steht der/die andere absolut im Mittelpunkt und eben das gemeinsame Erinnern. Alles wird in dieser gerade erlebten, noch frischen Liebe verklärt!
    Wenn ich aber oben von meinem « Vorbehalt » erzähle, dann nicht weil die Briefform, aber bald schon das Erzählte, das fast undurchdringlicher werdende Gemisch von Reellem und Traum, von Tod und Leben, Jetzigem und Vergangenem den Rahmen sprengen. Dabei finden wir in den Briefen selber immer wieder Beschreibungen von Situationen, inneren Zuständen, die nicht nur auf ein punktuelles Geschehen verweisen, sondern auch wie kleine Schlüssel zur Interpretation, oder zu Verständnismöglichkeiten, bieten. Dabei kann uns die Erfahrung von Liebenden z.B. ein Beispiel sein, wenn Zeit und Raum aufgehoben werden, einen anderen Wert erfahren. Oder die Nähe von Tod und Leben (auf dem Schlachtfeld). An vielen Stellen erreicht hier der Roman eine große, poetische Dichte. Es gilt sie noch zu verstehen und fast zu meditieren.
    Wolodjas Briefe stammen aus einer zeitlich eher gerafften Zeit seiner ersten Wochen und Monate in den Kämpfen in China zur Zeit des Boxeraufstandes (1900). Sie sind geprägt vom lebendigen Nachgeschmack der erlebten Zeit mit der Geliebten, den Versprechen bleibender Treue, aber andererseits auch seinem Wunsch, sich dort zu beweisen und andere Art von Erfahrung zu sammeln. Immer mehr prägen sehr eindringliche Schilderungen der kriegerischen Handlungen und Entbehrungen drumherum seine Briefe. Durch ihn bekommen wir einen realen und manchmal sehr gewaltsamen Einblick in den Kampf zwischen Alliierte und Chinesen im Boxeraufstand, Bilder der Massaker und gewaltsamer Tode. Hier fragte ich mich bei der Härte des Geschilderten manchmal, ob ein Liebender seiner Geliebten solche Greueltaten und Körperfetzen erzählen würde ? Eingewebt sind bei ihm Erinnerungen an seine Kindheit, Schulzeit, Familie, die Natur etc.
    Sascha geht zeitlich « voran » und durchgeht andere Phasen, circa 25 Jahre scheinen bei ihr zu vergehen : sie verbindet sich neu mit einem älteren Künstler (ohne zunächst ihre alte Liebe zu vergessen, die ja laut einer schon schnell und mitgeteilten Nachricht, bei einen der ersten Kampfhandlungen gestorben ist), muss mit einem Stiefkind leben, wird älter,... Benutzt sie hier die Briefform, die Aufzeichnungen, um innerlich Tagebuch zu halten ? Sie erinnert ebenfalls Episoden aus der Kindheit, ihren geliebten Vater, die wiederverheiratete und eher gemiedene Mutter, etc... Ihre Briefe scheinen sich einen längeren Zeitraum hinüber nicht mehr direkt an den (ja verstorbenen) Wolodja zu richten, und man könnte sich fragen, inwieweit hier noch der Bezug zum anderen bewahrt bleibt. Doch bei nachdenklicherem Hinschauen ist ihr Leben nur unter Einbeziehung des Verstorbenen, des Erlebten und in dieser Ausrichtung verstehbar. Letztlich bleibt sie allein... und ich erinnerte so viele Geschichten von Kriegerwitwen, die jung so stark von einem Verlust geprägt wurden und in einem inneren Dauerdialog blieben. (In meiner Kindheit konnte ich derer noch viele kennenlernen...)
    Zum Ende des Briefromans hin kommt diese Angewiesenheit zueinander, diese Ausrichtung auf den anderen hin erneut sehr lebendig und eindringlich zur Sprache. Hoffnung nahezu einer Wiederbegegnung, einer gewissen Art von Ewigkeit.
    Neben einigen doch sehr harten Szenen bei den Kriegsbeschreibungen finden wir eine oft sehr poetisch dichte und reiche Sprache. Manches überliest man leider, doch dann merkt man manchmal auf und sieht hier und da etwas Tiefes, uns Ansprechendes, ewig Schönes. Ich erlebte das Lesen dieses Romanes als « anders » als manch andere zeitgenössischen russischen Werke und dachte, dass er auch in Deutschland breiteres Echo finden könnte
    Eine Entdeckung wert !
    AUTOR :
    Michail Schischkin ist einer der meist gefeierten russischen Autoren der Gegenwart. Er wurde 1961 in Moskau geboren, studierte Linguistik, Germanistik und Anglistik an der Staatlichen Pädagogischen Universität Moskau. Nach seinem Studienabschluss arbeitete er drei Jahre als Journalist für die Jugendzeitschrift „Rowesnik“, danach unterrichtete er zehn Jahre Deutsch und Englisch an der „Schule Nummer 444“ in Moskau.
    Michail Schischkin heiratete eine Schweizerin und lebt seit 1995 mit seiner Familie in Zürich, wo er als Russischlehrer, Lehrer und Dolmetscher für das Migrationsamt arbeitet. Im Herbstsemester 2009 war Schischkin Lehrbeauftragter für Russisch an der Washington and Lee University in Lexington (Virginia).
    Seine Romane wurden national und international vielfach ausgezeichnet, u.a. erhielt er als Einziger alle drei wichtigsten Literaturpreise Russlands. 2011 wurde ihm der Internationale Literaturpreis Haus der Kulturen der Welt in Berlin verliehen. Für seinen neuesten Roman Briefsteller, der weltweit in über 20 Ländern erscheint, bekam er den hoch dotierten Bolshaja kniga ("Das große Buch") zum zweiten Mal.
    Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
    Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt; Auflage: 2 (1. Oktober 2012)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3421045526
    ISBN-13: 978-3421045522
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Ausgaben von Briefsteller

Hardcover

Seitenzahl: 384

E-Book

Seitenzahl: 384

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