Eine souveräne Frau

Buch von Gabriele Wohmann, Georg Magirius

Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Eine souveräne Frau

    Klappentext:
    Würden alle Figuren plötzlich lebendig werden, die in Gabriele Wohmanns unzähligen Erzählungen vorkommen, könnte man wohl eine Kleinstadt mit ihnen bevölkern. Man hätte das alltägliche Welttheater vor sich, allerdings eines, bei dem hinter den banalen Verrichtungen und Problemen die Bruchlinien der Existenz ausgeleuchtet werden. Es wäre mit Nachsicht gegenüber Unzulänglichkeiten und einem Humor ausgestattet, der selbst dem Scheitern noch eine überraschende Leichtigkeit und Komik verleiht. Damit sich der Leser nicht verliert in diesem verlockenden Figuren- und Geschichtengewimmel aus fünf Jahrzehnten, wurden nun die schönsten Erzählungen ausgewählt und mit dem Bonus einiger neuer Geschichten versehen. (von der Verlagsseite kopiert)
    Zur Autorin:
    Gabriele Wohmann, 1932 in Darmstadt geboren, gehört zu den wichtigsten Schriftstellerinnen Deutschlands. Ihr umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Bremer Literaturpreis und dem Hessischen Kulturpreis, und sie erhielt das Große Bundesverdienstkreuz. Zuletzt erschienen die Erzählungsbände: "Scherben hätten Glück gebracht" (2006) und "Schwarz und ohne alles" (2008 ). (von der Verlagsseite kopiert)
    Der Herausgeber:
    Georg Magirius hat evangelische Theologie in Marburg, Münster und Heidelberg studiert. Seit 2000 ist er freier Schriftsteller und Hörfunkjournalist. Von Gabriele Wohmann und ihm ist das Buch erschienen Sterben ist Mist, der Tod aber schön. (von der Umschlagklappe kopiert)
    Allgemeine Informationen:
    Ein Sammelband mit 26 Erzählungen, geschrieben zwischen 1956 und 2010. Die meisten sind den Erzählungsbänden entnommen, die Wohmann in regelmäßigen Abständen veröffentlicht, z.B. „Paarlauf“, „Er saß in dem Bus, der seine Frau überfuhr“, „Verliebt, oder?“ u.a.
    Textnachweis im Anhang, sowie ein Nachwort von Georg Magirius, mit dem Wohmann im Laufe der Jahre viele persönliche Gespräche führte.
    Inhalt:
    DAS Thema in Wohmanns Erzählungen ist immer wieder das Problem der Beziehungen, sowohl der Liebesbeziehungen als auch das Geflecht der Familien. Auch wenn sie, wie in „Ein russischer Sommer“ die Atomkatastrophe von Tschernobyl aufgreift, liegt der Fokus auf Menschen und wie sie mit der Situation umgeht.
    Meist aus der Ich- oder personalen Perspektive geschildert, steht eine Figur im Mittelpunkt, von deren Standpunkt eine Begebenheit beleuchtet oder eine Bindung betrachtet wird. Dabei geht diese Figur meist mit sich selbst und ihrem Gegenüber streng ins Gericht, seziert Handlungsmotive, offenbart lästige Gefühle und hinterfragt Beweggründe.
    Eigene Meinung / Bewertung:
    Sie schreibt viel, und sie bedient jede literarische Gattung. Und das seit mehr als 50 Jahren. Und immer noch mit Biss, mit ironischem, manchmal bösem Blick auf Menschen, Zeit und Entwicklungen, mit einem Blick, der die kleinen Unehrlichkeiten, die alltäglichen Misserfolge und Verletzungen entdeckt.
    Gäbe man zehn Personen den Auftrag, ein „Best of“ eines Schriftstellers zusammenzustellen, kämen sicher zehn verschiedene Bücher heraus. Doch als Sammlung ist dies ein gelungener Band. Er verfolgt Wohmanns literarischen Weg durch die letzten 50 Jahre und enthält exemplarische Geschichten aus einigen ihrer über 20 Erzählungsbüchern.
    Während man in „Ein unwiderstehlicher Mann“ von 1956 der Autorin applaudiert, wie sie sich als damals 24jährige in eine ältliche, allein lebende Frau versetzt, die unter einer unglücklichen Schwärmerei für einen jüngeren verheirateten Mann leidet, schmelzen die Personen ihrer späteren Erzählungen eher zu einem „Typus“ zusammen, dem intellektuell Gebildeten, dessen Gedanken hauptsächlich um sich selbst, die eigene Befindlichkeit und (oftmals) seine missliche Lage kreisen. Ehrlich ist man vor allem sich selbst gegenüber – wenn man es erträgt. Partner, Freunde, Familie scheinen nur zu existieren, um das Leben der armen Protagonistin (nur in „Im Karijini-Park“ tritt ein Mann als Protagonist auf) schwer zu machen.
    Es gelingt Wohmann wie kaum einem anderen deutschen Autor, die Vielfältigkeit von Verletzungen, die man sich gegenseitig zufügt, zu beschreiben, und wie sich diese Verletzungen auf das Selbstwertgefühl und den alltäglichen Umgang miteinander auswirken. Dass manche Personen sich dabei mimosenhaft gebärden und ihre Verwundungen pflegen statt zu heilen, versteht sich von selbst. In unzähligen Variationen lässt sie ihre Figuren sich grämen, am Leben zweifeln - immer wieder anders und doch ähnlich, verpackt in unnachahmlicher Ironie.
    In jeder Geschichte muss sich ein Leser neu zurechtfinden: Wer spricht? Wer sind die Leute, die mit Namen eingeführt werden? Um was geht es eigentlich?
    Ebenso unvermittelt ist meist der Schluss: Eine Figur kehrt von einer Reise zurück, hat einen Entschluss gefasst, eine Arbeit beendet. Doch was hat sich geändert? Es sind herausgelöste Versatzstücke aus dem alltäglichen Leben konkreter Personen, die Wohmann in ihren Erzählungen präsentiert.
    Über Wohmanns Sprachstil sind Artikel, germanistische Betrachtungen und Aufsätze geschrieben worden. Vermutlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Man bewundert die ganz eigene Wohmann-Sprache als großartiges Können, aus Worten literarische Kunst zu schaffen. Oder man verleiht ihnen die Attribute „hochgestochen“ und „abgehoben“.
    Auf alle Fälle verleitet sie zum Staunen, wie punktgenau ein Wort einen Zustand oder eine Emotion treffen kann, und wie viele Möglichkeiten sie bietet, Ähnliches voneinander abzuheben und zu modifizieren.
    Fazit:
    Ein gelungener Querschnitt durch 50 Jahre literarisches Schaffen.
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Ausgaben von Eine souveräne Frau

Hardcover

Seitenzahl: 286

Besitzer des Buches 1

  • Mitglied seit 4. Juni 2004
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