Frühherbst in Badenweiler

Buch von Gabriele Wohmann

Bewertungen

Frühherbst in Badenweiler wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Frühherbst in Badenweiler

    Inhalt:
    Der Komponist Hubert Frey, Mitte vierzig, verbringt ein paar Wochen zur Kur in Badenweiler. In einer ogenannten „schöpferischen Pause“ will er sich darüber klar werden, wie es weitergehen soll mit ihm selbst, mit seiner Arbeit und mit seiner Ehe. Hubert gibt vor, ein Buch über Schubert zu schreiben und erwägt einen Essay über den Regen. Genießerisch unterwirft er sich statt dessen dem betäubend gleichförmigen Tagesablauf des Hotels mit Essen im Speisesaal, Kaffee in der Halle und abendlichem Fernsehen in seinem Zimmer. (Quelle: Klappentext)
    Meine Meinung:
    Das Buch stammt aus dem Jahr 1978, und man merkt ihm seine 35 Jahre deutlich an. Gabriele Wohmann beschreibt einen Komponisten in seinen 40ern, der sich selbst und allen anderen vormachen will, dass er sich in einer Umbruchsphase seines Lebens befände, in der er seine Zukunft dringend überdenken müsse. Statt jedoch die Zeit seines Kuraufenthaltes produktiv für Behandlungen und gedankliche Entscheidungen oder entsprechenden Aktionen zu nutzen, lässt er sich in extrem hypochondrischer, nörglerischer und egozentrischer Manier einfach vor sich hintreiben: er hängt in übersensibler Manier Nichtigkeiten nach, verwendet viel Zeit aufs Essen und schaut viel fern. Hätte Frau Wohmann das Buch in der Aktualität geschrieben, würde ich sagen, sie macht sich über selbstmitleidige Burnout-Männer lustig (damals hieß das wohl eher "Midlifecrisis"). Die zwei Frauen, die im Buch vorkommen, seine Ehefrau und seine Ärztin, stehen dagegen mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Realität. Es gibtweiterhin seine Schwester, von der er glaubt, sie verstünde ihn viel besser, doch stellt sich heraus, dass sich die Schwester an die Vorlieben von Männern besser anpassen kann als ein Chamäleon an sein Umfeld.
    Leider trudelt das Buch viel zu lange vor sich hin mit wiederkehrenden Abwandlungen des Selbstmitleids, dasselbe hätte die Autorin auf einem Drittel der Seitenzahl genauso gut darstellen können. Auch die konkrete Situation für das Ende im Buch hat mir überhaupt nicht zugesagt, obwohl mir die darin übermittelte Nachricht darin sehr gut gefällt.
    […]
    Ich bin mir absolut noch nicht darüber im Klaren, ob ich die Sprache mag oder nicht, aber es gab Punkte in der Charakterisierung ihrer Figuren, die traf Gabriele Wohmann wirklich sehr gut, und das finde ich doch erstaunlich bei einem Buch wie diesem, weil es komplett am Zeitgeist der 70er Jahre ausgerichtet zu sein scheint. Immerhin wirkt die Autorin auf mich in ihren Beobachtungen unverkrampft. Da sie jedoch alles aus der Sicht ihres egozentrischen und selbstmitleidigen Protagonisten schildert, muss die Sprache meiner Meinung nach ein bisschen komisch wirken, denn dieser Hubert Frey ist in sich eine mehr als lächerliche Figur.
    Ich habe vor, mir noch ein Buch der Autorin zuzulegen, eines, das weniger Jahre auf dem Buckel hat (aber auf eines über Tod und Sterben habe ich momentan keine Lust).
    Jetzt, wo ich Gabriele Wohmann zum ersten Mal gelesen habe, überkommt mich der Eindruck, dass ihr Sprachstil genau die Sprache ist, auf die Ursula Krechel in Landgericht abgezielt hat, was ihr meiner Meinung nach jedoch nicht geglückt ist, denn Frau Krechels Sprache wirkt auf mich prätentiös und verkrampft, sie trifft immer daneben, wenn sie auf den leicht amüsierten Ton zielt, den Frau Wohmann mit Leichtigkeit in die Seiten zu legen scheint, und das "knappe Danebentreffen" ist eben oft das, was für die Ohren am schlimmsten klingt.
    Schade, dass ich so ein altes Buch mit einem Zeitgeist erwischt habe, für den ich anscheinend nicht allzuviel Geschmack aufzubringen scheine, und dass mir die Ausarbeitung im Buch zu langwierig vorkam. Aber ich werde versuchen, daran zu denken, mir bei Gelegenheit ein Werk jüngeren Datums zu besorgen, um Frau Wohmanns Schreibe näher kennenzulernen, denn alles in allem könnte ich nicht behaupten, dass mich Frühherbst in Badenweiler irritiert hätte, eher hat es mich neugierig auf die Schriftstellerin gemacht.
    Zur Autorin: Gabriele Wohmann, geborene Guyot (* 21. Mai 1932 in Darmstadt), ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie ist Verfasserin von Erzählungen, Romanen, Gedichten, Hörspielen, Fernsehspielen und Essays. Die Autorin, die sich selbst als „Graphomanin“ einschätzt, schuf seit den 1950er Jahren ein umfangreiches Werk, in dem sie anfangs – in durchaus satirischer Form – die Problematik der herkömmlichen Paarbeziehung und traditioneller Familienstrukturen aufzeichnet. Sie gilt als scharfe Beobachterin.
    Sie hat beinahe unzählige Werke veröffentlicht (darunter über 600 Kurzgeschichten). Wohmann wurde mit fast ebenso unzähligen Preisen ausgezeichnet, darunter auch das Bunderverdienstkreuz I.Klasse. (Quelle: alles aus wikipedia zitiert)
    Eigentlich lohnt sich ein eigener Rezensionsthread nicht zu so einem älteren Werk, das sicherlich zu den weniger guten Büchern der Autorin zählt, aber ich wollte es der Vollständigkeit halber in der Listung der Rezensionen nicht an den Thread eines anderen Wohmann-Titels hintan hängen.
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Ausgaben von Frühherbst in Badenweiler

Hardcover

Seitenzahl: 242

Taschenbuch

Seitenzahl: 172

Besitzer des Buches 3

Update: