Große, kleine Schwester

Buch von Peter Härtling

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Große, kleine Schwester

Privates und PolitischesDas Schicksal zweier Schwestern, in dem sich die Geschichte spiegelt: Lea und Ruth stammen aus einem Ort, der einmal Brünn hieß und in dem Deutsche und Tschechen, Juden und Christen zusammenlebten. Der Faschismus und die Folgen haben dieses Leben zerstört, die Schwestern aus ihrer bürgerlichen Welt gerissen und nach Schwaben verschlagen. »Härtling hält Zeitgeschichte und individuelles Familienschicksal in bewundernswerter Schwebe, Privates und Politisches verschmilzt zu einem exemplarischen Zeitbild ... Ein großer Roman, der durch seine Unaufdringlichkeit um so nachdrücklicher auf den Leser einwirkt.« Martina Gollhardt in der ›Welt am Sonntag‹. »Ein lesenswertes, gut gelungenes Zeitporträt mit zarten Zwischentönen.« Hildegard Lorenz im ›Münchner Merhur‹ »In diesem Buch stimmt alles: derTon, der Larmoyanz nie zuläßt, der Blick auf Figuren und Zeit, die Atmosphäre.« Klaus Bellin im ›Neuen Deutschland‹
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Bewertungen

Große, kleine Schwester wurde insgesamt 9 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Große, kleine Schwester

    Ein intensives Zeitzeugnis und zwei bissige Damen.
    Ruth und Lea stehen kurz vor ihren 80 ten. Geburtstag, gerade Mal zehn Monate trennen diese. Ruth ist die Ältere und fühlt sich auch noch mit 79 stark zurückversetzt, als diejenige, die ständig Rücksicht nehmen muss auf ihre etwas jüngere Schwester. Lea konnte als Kind nichts dafür, ihr wurde die Rolle des Nesthäkchens einfach in die Wiege gelegt, im Alter allerdings weicht sie keinen dieser Streitereien aus. Die einmal erworbenen Verhaltensmuster können die Schwestern nicht ablegen, aber ohne einander geht es auch nicht, und somit ist die Disharmonie ihr ständiger Begleiter.
    In Rückblenden erinnern sich die alten Damen an ihre Kindheit in Brünn, wo Deutsche, Tschechen, Juden und Christen eng beieinander wohnen und leben. Zu Beginn des I. Weltkriegs waren die Schwestern sieben und acht Jahre alt. Ihr Vater war der Direktor einer Fabrik, die einem Juden gehörte. Diese zwei Familien waren unzertrennlich, sogar die Ferien verbrachte man gemeinsam. Man sprach deutsch sowie tschechisch fließend, und pflegte gute Kontakte und Freundschaften zu den Einheimischen. Ein kleine Idylle, die auch noch nach diesen ersten Schrecken weiterbestand, bis dann der II. Weltkrieg über die Grenzen brach.
    Peter Härtling versteht es, den Lesern seine Figuren lebhaft und plastisch darzustellen. Auf unterschiedlichsten Ebenen, mal aus dieser Perspektive und dann wieder aus einer anderen, schildert er ihr Leben, ihre Ängste und Freuden, und setzt den Leser damit mitten in diese Handlung hinein. Die zwei zänkischen „Weiber“ werden zu unseren engsten Vertrauten, und ihre Konfliktbereitschaft versteht man auf Anhieb, da man ja eigene festgefahrene Verhaltensmuster mit sich trägt.
    Und so entwickelt sich ein Sog vom Buch aus, dem man nicht mehr entweichen kann. Die Geschichten sind brisant und spannend, tief und niveauvoll, aber auch humorvoll und unterhaltsam. Eine richtig gute Mischung denke ich.
    Einzig den Aufbau des Romans fand ich nicht ganz so gelungen. Das strenge Gerüst aus Gegenwart und Vergangenheit im ständigen Wechsel, ist nicht so meins. Mir gefällt es immer besser, wenn der Autor das geschickt verwebt, dann liest sich ein Werk meist runder und flüssiger.
    Über den Autor:
    Peter Härtling wurde 1933 in Chemnitz geboren. Nach dem II. Weltkrieg machte er sein Abitur und fing als Volontär bei einer Zeitung an. Seit 1974 arbeitet er als freier Schriftsteller. Bis heute liegen zahlreiche Gedichtbände und Romane von ihm vor.
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  • Rezension zu Große, kleine Schwester

    Seitenzahl: 341
    Inhalt:
    Der Roman handelt von zwei Schwestern in Gegenwart und Rückblick erzählt.
    Lea und Ruth wachsen in großbürgerlichem Elternhaus in einem Ort, der einst Brünn hieß und in dem Deutsche und Tschechen, Juden und Christen zusammenleben, auf. Sie sind nur ein Jahr auseinander, aber so unterschiedlich wie Tag und Nacht, dennoch hat sie das Schicksal zusammengeschweißt. Von klein auf lieben und hassen sie sich. Was in Kinderjahren so manchen Schmunzler hervorruft, steigert sich mit zunehmendem Alter auch zu Wut, Demütigungen und kleinen Gemeinheiten. Lea heiratet den Tschechen Jiri, gerät so zwischen die Fronten, Ruth, die belesene und klügere von den beiden behält ihre Unabhängigkeit. Durch den Faschismus werden sie aus ihrer bürgerlichen Welt gerissen. Es verschlägt sie nach Schwaben, wo Ruth zunächst mit der Mutter allein lebt bis Lea nach dem Tod ihres Mannes dorthin folgt....
    Peter Härtling erzählt ein Stück Zeitgeschichte in Verbindung eines Familienschicksals, in dem Lea Und Ruth die tragenden Rollen spielen.
    Autor:
    Peter Härtling geboren 1933 in Chemnitz, Gynasium in Nürthingen, danach Journalist - Redakteur bei der "Deutschen Zeitung", Mitherausgeber der Zeitschrift "Der Monat", Cheflektor und dann Geschäftsführer des S.Fischer Verlages. Seit 1974 freier Schriftsteller. Für sein Werk wurde ihm u. a. 2003 der Deutsche Bücherpreis und 2007 der Ehrenpreis der Internationalen Buchpreise Corine verliehen.
    Meine Meinung:
    Ein Roman ruhig und besonnen erzählt ohne die großen Emotionen, aber gerade das ist es was diese Geschichte so tief wirken läßt, nachdenklich macht, sensibilisiert.
    Im Vordergrund die beiden Schwestern, die sich stets bis ins hohe Alter als Konkurrenz empfinden, die aufeinander neidisch sind, zanken, streiten, sich gegenseitig beobachten, nach so vielen Jahren im Voraus die Schwächen kennen und ausspielen. Sticheleien sind an der Tagesordnung. Nach außen bilden sie aber von Kindesbeinen an eine Einheit, teilweise ungewollt und doch mit der Gewissheit ohne die andere nicht leben zu können. Im Alter wird der Gedanke unerträglich, ruft Ängste hervor - man belauert sich.
    Im Hintergrund der Wandel der Zeit von der Kaiserzeit, der Gründung der Tschechoslowakei, Anfang und Untergang Hitlers Macht, die Judenverfolgung, der Krieg, die Vertreibung der Deutschen aus wieder tschechischem Gebiet, der Neuanfang. Peter Härtling hält alles ein wenig an der Oberfläche, schildert sachlich, verurteilt nicht, hält sich mit der eigenen Meinung zurück. Deshalb wurde er von einigen Kritikern bei erscheinen dieses Buches angeprangert, doch ich bin ihm dankbar dafür. Um so mehr kann ich mich auf die Schwestern konzentrieren, hinter die Kulisse sehen, die Zwischentöne erkennen.
    Ein bewegendes Buch mit atmosphärischer Dichte und gar zu menschlichen Eigenschaften. Lesenswert!!!
    Gruß Wirbelwind
    Fanny Morweiser, Schwarze Tulpe
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Ausgaben von Große, kleine Schwester

Taschenbuch

Seitenzahl: 346

Hardcover

Seitenzahl: 346

Hörbuch

Laufzeit: 00:08:23h

Besitzer des Buches 14

Update: