Lorenzos Reise

Buch von Andrea Bajani, Pieke Biermann

Bewertungen

Lorenzos Reise wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Lorenzos Reise

    Ich hatte gestern das Glück, dass @Marie mir dieses wunderbare Buch mit zum Bücherbasar brachte!
    Am Abend wollte ich nur mal so reinschauen u heute morgen war ich durch (das passiert mir wirklich selten).
    Dieses Buch ist wirklich ein wertvolles Stück Literatur, das mich sehr beeindruckt hat, aber dazu gleich mehr.
    […]
    Ist es wirklich Briefstill? Nicht direkt, würde ich sagen. Zwar spricht Lorenzo seine verstorbene Mutter immer wieder an, so in der Art "..als du dann wieder abgeflogen warst"..., allerdings hätte ich mir unter "Briefstil" etwas anderes vorgestellt, aber vielleicht hat Marie doch Recht.
    […]
    Das Buch enthält keine Abrechnung, es benennt nicht "richtig" oder "falsch", auch weidet sich Lorenzo nicht an den Seelenqualen, die er (u auch sein "Vater") zweifellos erlitten haben müssen. Es war halt einfach so u weil er nicht anklagt, nicht hadert, fragte ich mich oft, wie die Geschichte wohl aus der Perspektive dieser Mutter erzählt worden wäre, woran sie gelitten hat. Er berichtet ganz leise u zart, ohne Effekt. Ich würde wetten, Andrea Bajani hat jeden Satz unendlich oft wieder angesehen u daran geschliffen. So steht auch unendlich viel zwischen den Sätzen u es kam eine Erzählung heraus, die mit ihrer Bescheidenheit u ihrer sprachlichen u bildhaften Brillanz mich tief beeindruckt hat.
    Ein junger Autor mit einer erstaunlichen Reife!
    […]
    Genau das!
    Danke @Marie  , das war der berühmte Nagel auf den Kopf! Natürlich 5 leuchtende Sterne!!
    LG Susanne
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  • Rezension zu Lorenzos Reise

    Klappentext:
    Eigentlich will Lorenzo sich nur rasch seiner Sohnespflicht entledigen: Er ist nach Bukarest gereist, um an der Beerdigung seiner Mutter teilzunehmen. Angesteckt von der Goldgräberstimmung der Neunzigerjahre hatte sie auf der Suche nach dem schnellen Geld ihren kleinen Sohn in Rom zurückgelassen, um in Rumänien mit ihrem Liebhaber eine Firma aufzubauen. Als Lorenzo erfährt, dass sie beruflich wie privat gescheitert war, will er mehr über ihr Leben erfahren. Er bleibt und stellt sich endlich seiner Vergangenheit.(von der Verlagsseite kopiert)
    Zum Autor:
    Andrea Bajani, 1975 in Rom geboren, lebt in Turin. Nach dem großen Erfolg seines Romans ›Mit herzlichen Grüßen‹ ( dtv 24793) beschließt er 2005, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Daneben ist er für Theater und Radio tätig und schreibt für die Tageszeitungen ›La Stampa‹, ›L'Unità‹ und ›Il Sole 24 ore‹. 2008 wurde er für seinen Roman ›Lorenzos Reise‹ mit dem Premio Mondello, dem Premio Recanati und dem Premio Brancati ausgezeichnet. 2011 erhielt er den renommierten Premio Bagutta. (von der Verlagsseite kopiert)
    Allgemeines:
    Originaltitel: Si consideri le colpe
    Aus dem Italienischen übersetzt von Pieke Biermann
    216 Seiten in unbetitelten Kapiteln + Danksagung
    Inhalt:
    Lorenzo, Anfang 30, lebt in Rom. Er wuchs bei seinem Stiefvater auf, weil die Mutter die Familie verließ, um nach ein paar Kurzaufenthalten für immer in Bukarest zu bleiben. Dort starb sie jetzt, und Lorenzo macht sich auf zur Beerdigung und um den Nachlass zu ordnen. Er erfährt, dass sie nicht das erhoffte große Geld und Glück machte, sondern vereinsamt und abhängig von Alkohol und Nikotin ihre letzten Jahre fristete.
    Eigene Meinung:
    Ein Roman im Briefstil, demnach einer Perspektive, die oft gekünstelt klingt; hier passt sie und verstärkt die realistische Wirkung (jeder führt bisweilen Dialoge im Kopf). Woran man sich stilistisch gewöhnen muss: Streckenweise wird das Perfekt statt des Imperfekts verwendet, ähnlich also wie in der gesprochenen Sprache, und die strikte Vermeidung des Konjunktivs, sogar in der indirekten Rede. Beides ein Hinweis darauf, dass es dem Autor eher darum geht, dem Leser eine Geschichte zu erzählen als Literatur zu verfassen. Obwohl ihm auch das exzellent gelingt.
    Die Handlung umfasst nur einen Zeitraum von drei Tagen von Lorenzos Ankunft in Bukarest bis zu seinem Entschluss, nach Hause zurückzufliegen. Doch gleichzeitig umfasst sie seine Kindheit, die er in wenigen Episoden bündelt und in der „Ankommen“ und „Weggehen die wichtigsten Themen sind. Es hatte damals so ausgesehen, als wollte die Mutter zu einem ihrer vielen kurzen Besuche nach Rumänien aufbrechen, aber sie war nicht zurückgekehrt, und die Kontakte wurden spärlicher und spärlicher und beschränkten sich schließlich auf einen Anruf pro Jahr zu Weihnachten.
    Warum? Lorenzo weiß es bis heute nicht, und der Leser erfährt es auch nicht, kann allenfalls spekulieren. Denn sie war, solange sie mit ihrer Familie zusammenlebte, eine gute Mutter, die sich für ihren Sohn Zeit nahm. Waren es die kriselnde Ehe und der neue Liebhaber? Die Jagd nach Geld? Am Ende spielt es keine Rolle mehr, denn die Tote, deren Lebensumfeld Lorenzo nahe kommt, hat nur noch wenig mit der Mutter gemeinsam, die er in seiner Erinnerung bewahrt.
    Wer, ausgehend vom Klappentext, eine innere Auseinandersetzung Lorenzos mit der Mutter erwartet, wird enttäuscht; es scheint eher, als habe er die Kämpfe hinter sich gelassen und brauche die Tage vor und nach der Beerdigung vor allem, um einen endgültigen Strich unter die Schmerzen und Verzweiflungen seiner Kindheit zu ziehen.
    Trotz des schicksalsschweren Themas und trotz der Ich-Erzähler-Perspektive ist das Buch in einem ruhig-sachlichen, sogar leicht distanzierten Ton erzählt, der den Leser berührt ohne ihn zu bestimmten Emotionen zu drängen. Ein Buch, das einen während des Lesens zur Ruhe kommen lässt und dennoch die Gedanken wachhält.
    Fazit:
    Für Leser, die leise Erzählungen mögen, die ohne spektakuläre Handlungen berühren, eine uneingeschränkte Empfehlung.
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Ausgaben von Lorenzos Reise

Taschenbuch

Seitenzahl: 224

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