Der Unberührbare

Buch von Mulk Raj Anand, Joseph Kalmer, Dieter Riemenschneider

Bewertungen

Der Unberührbare wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Unberührbare

    Inhalt (Quelle Klappentext):
    Bakha lebt in einer von Kloaken umgebenen Lehmhüttensiedlung am Rande der Stadt. Dort, wo all die aus der Hindugesellschaft Ausgestoßenen wohnen: die Lederarbeiter, die Wäscher, die Barbiere, Wasserträger, Schinder, Grasmäher.
    Wenn er in der Stadt seiner Arbeit nachgeht, apürt er auf Schritt und Tritt die Erniedrigung. Aus Versehen berührt er einen Hindu hochgestellter Kaste. Diese Katastrophe und ihre Folgen lasten nun wie ein Fluch über allem, was er tut – bis am Abend eine riesige Menschenmenge zusammenströmt. Mahatma Gandhi spricht von den Kindern Gottes, wie er die Ausgestoßenen nennt, und verlangt die Aufhebung der Unberührbarkeit. In Bakha wird eine Hoffnung wach.
    Zum Autor (Quelle wikipedia):
    Mulk Raj Anand: * 1905 † 2004 in Indien
    Mulk Raj Anand war einer der ersten indischen Schriftsteller, der seine Romane und Kurzgeschichten in englischer Sprache verfasste. Laut dem Nachwort zum Buch von Dieter Riemenschneider hat Anand den Unberührbaren, seinen ersten Roman, 1935 in London veröffentlichen können, erst nachdem er seiner derben Sprache wegen von 19 Verlagen abgewiesen worden war.
    In seinen Werken bemüht sich Anand um eine realistische Darstellung der armen Bevölkerung in Indien. Er ist schonungslos in seiner radikalen Gesellschaftskritik und plädiert für die Enttabuisierung zentraler, sozio-religiöser Vorstellungen des Hinduismus, so Riemenschneider.
    Eigene Meinung:
    Im Roman Der Unberührbare wird ein Tag im Leben des Bakha, eines jungen Bhangi, also eines Latrinenreinigers, beschrieben. Da dieser Tag irgendwo in den 1920er Jahren in einer indischen Stadt anzusiedeln ist (im Buch steht Indien noch unter britischer Herrschaft und Gandhi wurde wenige Zeit zuvor aus dem Gefängnis entlassen, wo er 1922 – 24 einsaß), erklärt sich die für uns vielleicht nicht nachvollziehbare Notwendigkeit des Berufes der Bhangi damit, dass es in jener Zeit noch keine Spülklosetts in Indien gab.
    Als Leser reagiert man mit entschiedener Empörung, wenn man liest, mit welcher Reihe von endlosen Demütigungen, Beschimpfungen und Übervorteilungen diese Beschäftigung einhergeht. Die Latrinenreiniger sind nicht nur der Gruppe der Parias, der „Kastenlosen“ im Hinduismus zuzuordnen, sie stellen auch innerhalb der Gruppe der Parias die unterste soziale Stufe dar.
    Bhaka ist ein junger Mann, dem aufgrund der sozialen Stufe seiner Familie keine Schulbildung zuteil wird, und der deshalb ein fast naives Bild von der Gesellschaftsordnung und der Behandlung, die man ihm zuteil werden lässt, besitzt. Wenn auch das Schicksal ihn durch seine Geburt sehr tief eingestuft hat, träumt Bakha davon, einmal etwas Besseres zu sein, er schwärmt für die britischen Sahibs und ihre europäische Kleidung, er würde gerne Englisch sprechen können, er wäre gern ein „Gentleman“. Seine Träume nützen ihm jedoch nichts, er muss begreifen, dass er seinem gesellschaftlichen Los nicht wird entrinnen können.
    Beim Lesen, als ich mich über die ungerechte Behandlung der „Ausgestoßenen“ empörte und die religiöse Begründung dafür doch sehr ungerecht schien, überkam mich sofort die Frage, wie denn die Menschen dort den christlichen Religionen gegenüberständen. Mulk Raj Anand hat anscheinend denselben Gedanken gehabt, denn Bakha wird im Buch kurzfristig mit einem Missionar aus der Heilsarmee konfrontiert.
    Ich muss zugeben, dass ich zwar schon etwas vom Kastensystem im Hinduismus gehört hatte, doch was das für das Leben der Kastenlosen bedeutet, davon hatte ich keine Ahnung. Den Film, der vor vielen Jahren über Gandhi entstanden war, hatte ich auch nur bruchstückhaft gesehen. Mich hat die kurze und schlichte Darstellung von Gandhi beeindruckt, die in Der Unberührbare von ihm gegeben wird, nämlich dass sich jemand aus einer der oberen Kasten im System freiwillig und mit Überzeugung gegen die tief im hinduistischen Glauben verwurzelten Standesunterschiede auflehnt.
    Wie die gesellschaftliche Situation für die Hindus heute in Indien aussieht, darüber weiß ich allerdings nichts. Auf der wikipedia-Seite über Indien heißt es allerdings wörtlich:
    […]
    Das klingt für mich nicht so, als hätte sich da allzuviel getan in Sachen Eliminierung der Standesunterschiede …
    Mulk Raj Anands Der Unberührbare hat sich sehr leicht gelesen; dies liegt wahrscheinlich an seiner emotionalen Greifbarkeit genauso wie an der gut verständlichen Sprache, der kaum anzumerken ist, dass das Buch vor mehr als achtzig Jahren veröffentlicht wurde und die Übersetzung ins Deutsche aus dem Jahr 1954 stammt.
    Für den äußerst interessanten Einblick in das Leben der kastenlosen Parias und die gut lesbare Darstellung der Thematik gibt es von mir Sterne.
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Ausgaben von Der Unberührbare

Taschenbuch

Seitenzahl: 208

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