Tod auf Kredit

Buch von Louis-Ferdinand Celine, Werner Bökenkamp

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Tod auf Kredit

Célines Sprache übt eine Faszination aus, der man sich nicht entziehen kann. Der junge Ferdinand erlebt um die Jahrhundertwende «fast eine Kindheit» in einer stickigen Pariser Passage, wo die kranke Mutter ein kleines Modegeschäft führt. Der Vater ist ein cholerischer Versicherungsangestellter, der seinen Sohn für einen Versager hält. Als Ferdinand keine Arbeit findet, wird er nach England geschickt. Doch auch dort ist ihm kein Glück beschieden. Zurück in Paris scheint alles verloren, bis ein kleines Wunder geschieht. «Céline ist ein poetischer Filou.» (Verena Auffermann im Focus)
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Bewertungen

Tod auf Kredit wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Tod auf Kredit

    Hallo!
    […]
    Mehr noch als Lust löst Nungessers Rezension bei mir akute Panik aus, weil ich von Céline sowohl "Tod auf Kredit" als auch "Von einem Schloss zum anderen" im Bücherschrank stehen habe und nicht weiß, wann ich das alles lesen soll. Ach Gott, ach Gott, wenn wirklich jemand dringend der Unsterblichkeit bedarf, so sind es wir Leser.
    […]
    Da kannst Du Dich auf etwas freuen. "Reise ans Ende der Nacht" gehört zu den besten Romanen, die ich je gelesen habe.
    […]
    Ich sehe schon, ich muss hier missionarisch tätig werden. Liebe Farast, Brechreiz hin oder her, Céline musst Du lesen. Fang vielleicht erstmal mit "Reise ans Ende der Nacht" an. Der Roman gilt als sein bedeutendster, und es wird, soweit ich mich erinnern kann, darin auch wenig gekotzt.
    […]
    Célines Antisemitismus ist bedauerlich, aber auch in der "Reise" habe ich keinen antisemitischen Ton entdecken können. "Freigesprochen" wurde Céline ja auch schon längst von dem amerikanischen Schriftsteller und Juden Philip Roth, der über ihn sagte:
    […]
    Man könnte sagen, Célines Werk legt Zeugnis ab wider seinen Autor. Ja, es ist pessimistisch, zynisch und meinetwegen auch menschenverachtend, es ist aber auch melancholisch, witzig und ironisch. Vor allem ist es schonungslos ehrlich, sowohl was den Inhalt als auch was die Darstellung betrifft. Céline beschreibt, was der Mensch dem Menschen antut, er beschreibt das existentielle und soziale Elend, das auf der Welt herrscht, und er beschreibt es in einer sehr kunstvollen Mischung aus Jargon und Hochsprache. Dabei "verabscheut" er, wie Nungesser sagt, tatsächlich alles und jeden. Denn Machtgier, Egoismus, Brutalität und Grausamkeit sind in jedem Menschen angelegt, und ob man Täter oder Opfer wird, hängt zum größten Teil von Zufall und Gelegenheit ab. Das Werk ist unbequem und bestimmt kein Lesevergnügen im üblichen Sinn, trotzdem macht mich das Lesen solcher Bücher glücklich. Denn es ist - wie Philip Roth sagt - befreiend, der menschlichen Ungerechtigkeit und Bösartigkeit ins Angesicht zu sehen, denn das Verbergen, Verharmlosen, Verschweigen, Verdrängen, mit dem wir leben, beseitigen die inneren Ängste nicht, sondern verstärken sie nur noch. Befreiend ist das Aussprechen des Elends auch deswegen, weil nur darin überhaupt ein Keim von Hoffnung liegt, Hoffnung auf Veränderung, auch wenn es vielleicht eine Illusion bleibt, während all die Lügen und Schönfärbereien an sich schon Hoffnungslosigkeit bedeuten.
    Wer das Leid dieser Welt genau beobachtet, es benennt und in einer Sprache ausdrückt, die dem Leser nicht erlaubt auszuweichen, es sei denn, er schlägt das Buch zu, ob der tatsächlich ein Menschenverächter ist, darüber habe ich meine Zweifel.
    Gruß
    mofre
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  • Rezension zu Tod auf Kredit

    Über den Autor:
    Louis-Ferdinand Céline (eigentlich Louis-Ferdinand Destouches) wurde am 27. Mai 1894 in Courbevoie geboren. Als Sohn armer Eltern musste er bereits mit zwölf Jahren arbeiten. 1914 meldete er sich freiwillig; er wurde schwer verwundet und mit hohen Orden ausgezeichnet. Aus dem Militärdienst entlassen, nahm er seine durch den Krieg unterbrochenen medizinischen Studien wieder auf und erwarb den Doktortitel. Danach arbeitete er als Armenarzt und an verschiedenen städtischen Kliniken. In den Jahren 1921 bis 1925 bereiste er im Auftrag des Völkerbundes als Schiffsarzt die Küsten Afrikas und Amerikas. Von 1926 bis 1936 war er in leitender Stellung an der Staatsklinik in Clichy tätig.
    Sein erster Roman "Reise ans Ende der Nacht" ( 1932 ) machte ihn mit einem Schlag berühmt; Céline galt fortan als literarischer Neuerer von der Bedeutung eines James Joyce. Dies Urteil bestätigt sein zweiter Roman "Tod auf Kredit" ( 1936 ). Nach einer Reise in die Sowjet-Union veröffentlichte Céline "Mea Culpa" ( 1937 ), eine Absage an seine kommunistischen Ideale. Mit zwei extrem antisemitischem Büchern "L'École des cadavres" und "Bagatelles pour un massacre" (beide 1938 ), geriet er ins Fahrwasser des Faschismus und musste deshalb der Vichy-Regierung 1944 nach Sigmaringen folgen. Er schilderte das Ende Hitler-Deutschlands in der Roman-Trilogie "Von einem Schloss zum anderen" ( 1957 ), "Norden" ( 1960 ), und "Rigodon" ( 1969 ) als makabre, grausige Farce. Nach der deutschen Niederlage floh Céline nach Dänemark; Frankreich forderte seine Auslieferung vergebens. Später wurde er amnestiert und kehrte in seine Heimat zurück, wo er als Armenarzt ein kümmerliches Dasein fristet. Louis-Ferdinand Céline starb am 01. Juli 1961. (Klappentext)
    Inhalt:
    "Wieder sind wir allein. All das ist so träge, so schwer, so traurig...Bald werde ich alt sein. Und es wird endlich zu Ende sein." Bereits die ersten Worte des Romans verraten die Grundstimmung: Krepieren ist hier eine Erlösung aus einer durch und durch beschissenen Welt. Entschuldigt bitte die Wortwahl, aber das Buch ist nun mal nichts für zarte Gemüter!
    Auf den nächsten Seiten erfährt man, was der Arzt Ferdinand von seinem Beruf, den Patienten und der Gesellschaft im Allgemeinen hält: er lässt kein gutes Haar an irgendetwas. Im Prinzip ist das Leben ein ewiger Kampf, jeder gegen jeden. Wem jetzt schon die ersten fünfzig Seiten nicht gefallen, wie Céline über die Kranken schimpft, der sollte das Buch besser abbrechen. Ich hingegen war sofort gefesselt.
    Weiter gehts mit der Beschreibung seiner Kindheit und Jugend: Paris zur Zeit der Weltausstellung. Allerdings durchlebt die Familie schwere Zeiten: die grossen Warenhäuser verdrängen die kleineren Läden, wie sie Ferdinands Mutter betreibt. Der Vater als Büroangestellter ist mit dem Siegeszug der Schreibmaschine überfordert. Ferdinand beginnt diverse Lehren, bricht sie wieder ab, geht nach England in den Sprachurlaub, sucht Arbeit...Tausend kleine Geschichten über die Nachbarn, Besuch auf dem Markt, einen Ausflug mit dem Onkel,...
    Im Buch geht es somit um nichts anderes als das Leben im Allgemeinen, allerdings aus der Sicht eines Faulpelzes im Armenviertel, der eine überaus zynische Sicht auf die Welt hat.
    Meine Meinung:
    Hoppla...da geht es rund...Verkackte Hintern...Wichsen...Fluchen...Pissen...Keine Zeit zum Erholen...oder Sätze auszuformulieren...Man muss sich gegen das Leben verteidigen...Verdammt!...da darf man nicht zimperlich sein...Der Roman erzählt auf mehreren hundert Seiten...im Tempo des gehetzten Affen...lediglich anhand von Satzfetzen...das Leben des jungen Ferdinand in Paris des frühen 20. Jahrhunderts...
    Meine Ausgabe hat "nur" 439 Seiten. Ich glotze nicht schlecht, als ich sehe, dass neuere Ausgaben bei Amazon über 700 Seiten ausweisen!...habe ich hier eine gekürzte Ausgabe?...kein Hinweis darauf...dafür ist in meinem Buch Schriftgrösse 7, Arial...ich lese und lese...mir treten gleich die Augen über...wieder nur zehn Seiten geschafft...unglaublich...ich bin nicht faul...aber was Céline hier auf zehn Seiten knüppelt, das schaffen andere nicht in einem Buch!...wie kann man soviel Inhalt auf so wenigen Seiten unterbringen?...das geht nur in dieser einzigartigen Erzählweise...der hohe Sprachwitz...die unflätige Wortwahl...garantiert spaltet dieses Buch die Gemüter...man wird es lieben oder verabscheuen...
    Céline ist umstritten, nicht nur aufgrund seiner antisemitischem Bücher. (In diesem Buch ist mir nichts Antisemitisches aufgefallen, Ferdinand verabscheut einfach Alles und Jeden gleichermassen) Seine deutliche, unanständige Ausdrucksweise hat wohl nicht nur zur damaligen Zeit Anstoss erregt.
    Ich fand es super und "Tod auf Kredit" ist mit das Beste, was ich in den letzten Monaten gelesen habe. Die Verlockung ist gross, jetzt "Reise ans Ende der Nacht" zu lesen (wurde zwar früher geschrieben, zeitlich schliesst die Handlung aber an "Tod auf Kredit" an), allerdings brauche ich jetzt erst etwas Abwechslung, bevor ich noch Ferdinands Lebenseinstellung adaptiere...
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Ausgaben von Tod auf Kredit

Taschenbuch

Seitenzahl: 704

E-Book

Seitenzahl: 191

Hardcover

Seitenzahl: 192

Besitzer des Buches 20

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