Jeder stirbt für sich allein

Buch von Hans Fallada

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Jeder stirbt für sich allein

Die Briefträgerin Eva Kluge steigt langsam die Stufen im Treppenhaus Jablonskistraße 55 hoch. Sie ist nicht nur deshalb so langsam, weil ihr Bestellgang sie ermüdet hat, auch weil einer jener Briefe in ihrer Tasche steckt, die abzugeben sie haßt, und jetzt gleich, zwei Treppen höher, muß sie ihn bei Quangels abgeben. Vorher hat sie den Persickes in der Etage darunter den Schulungsbrief auszuhändigen. Persicke ist Amtswalter oder Politischer Leiter oder sonst was in der Partei - Eva Kluge bringt alle diese Ämter noch immer durcheinander. Jedenfalls muß man bei Persickes 'Heil Hitler!' grüßen und sich gut vorsehen mit dem, was man sagt. Das muß man freilich überall, selten mal ein Mensch, dem Eva Kluge sagen kann, was sie wirklich denkt. Sie ist politisch gar nicht interessiert, sie ist einfach eine Frau, und als Frau findet sie, daß man Kinder nicht darum in die Welt gesetzt hat, daß sie totgeschossen werden. Auch ein Haushalt ohne Mann ist nichts wert, vorläufig hat sie gar nichts mehr, weder die beiden Jungen noch den Mann, noch den Haushalt. Stattdessen hat sie den Mund zu halten, sehr vorsichtig zu sein und ekelhafte Feldpostbriefe auszutragen, die nicht mit der Hand, sondern mit der Maschine geschrieben sind und als Absender den Regimentsadjutanten nennen. Sie klingelt bei Persickes, sagt 'Heil Hitler!' und gibt dem alten Saufkopp seinen Schulungsbrief. Er hat auf dem Rockaufschlag das Partei- und das Hoheitszeichen sitzen und fragt: 'Wat jibt's denn Neues?' Sie antwortet: 'Haben Sie denn die Sondermeldung nicht gehört? Frankreich hat kapituliert.' Persicke ist durchaus nicht mit ihr zufrieden. 'Mensch, Frollein, det weeß ick natürlich; aber Se saren det so, als ob Se Schrippen vakoofen täten! Det müssen Se zackig rausbringen! Det müssen Se jedem saren, der keenen Radio hat, det überzeugt noch die letzten Meckerköppe! Der zweite Blitzkrieg, hätten wa ooch geschafft, und nu ab Trumeau nach England! In 'nem Vierteljahr sind die Tommys erledigt, und denn sollste mal sehen, wie unser Führer uns leben läßt! Denn können die andern bluten, und wir sind die Herren der Welt! Komm rin, Mächen, trink 'nen Schnaps mit! Amalie, Erna, August, Adolf, Baldur - alle ran! Heute wird blaujemacht, heute wird keene Arbeet anjefaßt! Heute begießen wir uns mal die Neese, und am Nachmittag gehen wa bei de olle Jüdische in de vierte Etage, und det Aas muß uns Kaffee und Kuchen jeben! Ick sare euch, die Olle muß, jetzt kenne ick keen Abarmen mehr!' Während Herr Persicke ...
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Bewertungen

Jeder stirbt für sich allein wurde insgesamt 52 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,7 Sternen.

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Meinungen

  • Welch ein Kummer, welch großartiges Werk, welch grässliche Zeit. Man möchte es nicht, es passierte trotzdem.

    SirPleasant

  • Fantastisch gelesen von Ulrich Noethen. Gekürztes Hörbuch, daher 0,5 Sterne Abzug.

    Petra Lustig

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Jeder stirbt für sich allein

    Eins meiner Highlights im Jahr 2011!
    Eine ganz einfache, fast stillose Sprache, ziert diesen Roman. Daran muss man sich zu Beginn gewöhnen. Dafür sind seine Figuren ebenso authentisch wie lebendig, die Schauplätze fast plastisch und der ganze Roman wird von einer sehr dichten Atmosphäre getragen.
    >>Die Vorübergehenden … vermieden es ängstlich, den im Dreck liegenden Unglücklichen anzusehen, denn sie wussten es ja, aus welchem gefährlichen Hause er hinausgeworfen war. Es war vielleicht schon ein Verbrechen, solchen Verunglückten mitleidig anzusehen, helfen durfte man ihm schon gar nicht.<<
    Als Auftragsroman für die „Neue Berliner Illustrierte“ ist dieser Roman entstanden. Ausgangspunkt ist das Ehepaar Hampel und dessen Geschichte, beide sind am 8.04.1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurden. Im Buch sind es dann die Quangels. Das Ehepaar verliert ihren einzigen Sohn an den Führer, und ein Standardschreiben unterrichtet sie – Ehre und Stolz für das Volk. Zorn und Wut bewegen das Paar zur Auflehnung gegen das Regime. Sie beschreiben Postkarten und legen diese in Treppenhäuser in ganz Berlin aus.
    >>Nieder mit der Hitler Regierung! Nieder mit dem Zwangselend Diktat in unser Deutschland. Eine Hitler Regierung dürfen wir nicht entlasten!!<<
    Einfache Leute aus der Arbeiterwelt lehnen sich gegen die „Schurkenbande“ auf. Fallada reißt damit ein Klischee aus den Angeln, denn die kollektiven Mitläufer werden zu Widerstandskämpfer.
    >>“Du wirst es nicht nur anhören, du wirst es auch aushalten müssen, Kluge, einen Tag, zwei, drei, fünf Tage – immer, Tag und Nacht, und dabei werden sie dich hungern lassen, dass dein Magen zusammenschrumpft wie eine Bohne, dass du vor Schmerzen innen und außen umzukommen meinst. Aber du wirst nicht umkommen; so leicht lassen die einen, den sie mal in ihren Fängen haben, nicht los.“<<
    Und heute bewegt dieser Aufstand gegen das Naziregime die ganze Welt, das Buch wird „zum internationalen Ereignis, zum Amazon-Toptitel und Spitzenreiter der einschlägigen Sellerlisten in zwanzig Ländern“.
    Die neue Ausgabe des Aufbau-Verlags erscheint nun in ungekürzter Länge. Warum vor 60 Jahren so viel aus dem Roman herausgestrichen wurde, kann heute nicht mehr eindeutig nachvollzogen werden. Fadenscheinige Ausflüchte wie „die objektive Kritik an Zeitromanen wurde überschritten“ oder „es sei ein Zuhälterroman mit politischen Aufputz“ werden angeführt.
    Fakt ist, dass der Aufbau-Verlag der bekannteste Verlag in der ehemaligen DDR war, und das nächste Regime wieder Grund zum kritisieren und zensieren hatte.
    >>Die aufgehobenen Streichungen verändern den Text nicht grundlegend, zeigen ihn aber rauher und authentischer, so wie Fallada ihn intendiert hatte.<<
    Meine Gedanken zur Lektüre: Die Menschen gleichen drei verschiedenen Marionetten-Typen, den Mitläufern, den Augen und Ohren-Zuhalter und den Sich-Wehrer, aber allesamt sind sie irgendwie am Faden aufgereiht, grau und düster, aber nicht wirklich lebendig, denn sie leben irgendwie unter einer Glasglocke. Das ist reine Authentizität, Fallada erzeugt ein wahres und getreues Bild. Die Angst ist überall präsent. Und dann gibt es diesen Funken Hoffnung …
    Oft wird Fallada als Trivialliterat bezeichnet, ich habe es in keinem Augenblick in diesem Werk so empfunden, sondern als echtes Zeitzeugnis aus einer ganz anderen Perspektive heraus. Das Buch hat mich tief bewegt hat – es ist mir ganz tief unter die Haut gegangen, und war so ein ganz besonderes Highlight in 2011!
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Ausgaben von Jeder stirbt für sich allein

Taschenbuch

Seitenzahl: 704

Hardcover

Seitenzahl: 736

E-Book

Seitenzahl: 658

Hörbuch

Laufzeit: 00:02:18h

Jeder stirbt für sich allein in anderen Sprachen

  • Deutsch: Jeder stirbt für sich allein (Details)
  • Englisch: Alone in Berlin (Details)

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