Transit

Buch von Anna Seghers

Bewertungen

Transit wurde insgesamt 18 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Transit

    Dass Transit auf einem Erlebnis von Anna Seghers beruht, war mir vor der Lektüre nicht bekannt. Aber es erklärt, warum die Autorin die Atmosphäre in Marseille so gut beschreiben konnte.
    Der Erzähler erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Anfangs schaut er fast staunend auf die Abläufe, die zur Reise in ein sicheres Land nötig sind. Je länger er in Marseille verweilen muss und je mehr Behördengänge er selbst durchlaufen muss, desto mehr wird ihm die Absurdität seiner Lage klar. Auch wenn er nicht ausreisen will, so will er doch bleiben und so wird er vom Strom der Menschen mitgerissen, die sich täglich dem Kampf mit den Institutionen stellen. Gegen Ende des Buchs habe ich den Eindruck gewonnen, dass er fast schon zornig ist auf das, was er erlebt hat.
    Es ist schwer, in dieser Menschenmenge echte Freundschaften zu schließen. Alle haben schon zu viele Abschiede mitgemacht, um sich noch wirklich auf neue Menschen einzulassen. Gleichzeitig ist das Bedürfnis groß, seine Geschichte zu erzählen. So wird viel geredet, aber nicht unbedingt miteinander.
    Ich mochte den Erzählstil der Autorin. Sie lässt den Protagonisten keine unnötigen Worte machen. Die Beschreibungen sind knapp gehalten, aber es fehlte mir trotzdem nichts. Ich konnte mir die Lage der Menschen in Marseille und ihre Stimmung gut vorstellen.
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  • Rezension zu Transit

    Die Autorin: Anna Seghers
    Titel: Transit, erschien erstmals 1944
    Seiten: 416 Seiten, unterteilt in zehn Kapitel
    Verlag: Aufbauverlag
    ISBN: 9783746637877
    Die Autorin:
    Anna Seghers wurde am 19. Nov 1900 als Annette Reiling in Mainz geboren. 1924 promovierte sie in Heidelberg mit einer Dissertation über «Jude und Judentum im Werk Rembrandts». 1925 heiratet sie den ungarischen Soziologen Laszlo Radvanyi; gemeinsam haben sie zwei Kinder. 1933 müssen sie vor den Nazis aus Deutschland flüchten: über die Schweiz nach Paris, 1940 in den unbesetzten Teil Frankreichs, 1941 dann auf einem Dampfer von Marseille nach Mexiko. Dieses Erlebnis bildet den Hintergrund ihres Romans Transit.
    Nach dem Krieg kehrt sie 1947 nach Deutschland zurück, engagierte sich politisch in der SED, erhielt den Nationalpreis der DDR und wurde Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR. 1983 ist sie in Berlin gestorben und dort auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.
    Inhalt:
    Ein junger Mann entkommt zunächst aus einem deutschen Konzentrationslager, und kann später auch aus einem französischen Gefangenenlager entfliehen, und landet nach einem kurzen Aufenthalt in Paris schliesslich in Marseille. Es ist das Jahr 1940, die Stadt ist voller Menschen auf der Flucht, die mit einem der Schiffe Europa verlassen möchten. Sie hetzen von einer Behörde zur nächsten, beantragen Visa, Ausreisebescheinigungen, Tickets für die Überfahrt, Aufenthaltsgenehmigungen, etc – in der Hoffnung, den Nazis mit einem der letzten abfahrenden Schiffe zu entkommen. Inmitten dieses Chaos verliebt sich der Ich-Erzähler in eine Frau, die vor der Abfahrt noch unbedingt eine wichtige Person wiederfinden möchte…
    Meinung:
    Anna Seghers flüchtete ebenfalls aus Paris nach Marseille und nahm dort ein Schiff, um nach Mexiko zu flüchten. Diese Erfahrung und die Atmosphäre spürt man beim Lesen des Romans. Es ist eine Art Zwischenwelt: die Stadt ist übervölkert mit Menschen, die nur auf der Durchreise sind, die sich immer wieder bei Behörden, Reisebüros und Cafés begegnen und Tratsch austauschen, sich Hoffnungen machen, einander helfen oder bekämpfen.
    Der Erzähler möchte zunächst gar nicht auswandern, darf in der Stadt aber auch nur verweilen, wenn er Bemühungen nachweist, dass er eben doch weiterziehen möchte. Inmitten dieser Menschenmenge fällt ihm eine Frau auf, die täglich Cafés und Restaurants nach einem bestimmten Menschen absucht. Im Laufe des Romans stellt sich heraus, dass er mit ihrem Schicksal stärker verbunden ist, als es ihm lieb sein kann.
    Diese Verwicklung, dieses bunte Treiben der unzähligen Menschen auf der Jagd nach Visa, etc hat mir sehr gut gefallen. Gleichzeitig erlebt der Protagonist einen eintönigen Alltag, er fühlt sich nicht so recht zugehörig, hat keine Pläne, keine Ziele. Wir als Leser werden von diesem Erzähler direkt angesprochen, sitzen mit ihm an einem Tisch und beobachten das hektische Treiben. Mit einem sachlichen und doch stellenweise sarkastischen Humor erfahren wir seine Geschichte, seinem Bestreben das Leben zu leben, sich die Jugend nicht nehmen zu lassen, die geheimnisvolle Frau zu umwerben, ihr zu helfen und doch am Ende eine Entscheidung zu treffen.
    Persönlich hätte es für mich die Liebesgeschichte nicht unbedingt benötigt, sie macht den Erzähler zudem nicht unbedingt sympathischer. Aber diese Unsicherheit, diese Vergänglichkeit der Abreisehoffenden, deren Streben nach Stempel, Dokumenten, Formularen, die zahlreichen Rückschläge, Hoffnungen, - das ist grandios beschrieben und belastend zu lesen.
    Bleibt zu hoffen, dass Flüchtenden heutzutage unbürokratischer geholfen wird.
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Rezensionen zum Hörbuch

  • Rezension zu Transit

    Frankreich im zweiten Weltkrieg. Ein junger Deutscher flieht aus einem Konzentrationslager nach Paris, wo er zufälligerweise an die Hinterlassenschaften eines Toten gerät, zwischen denen sich unter anderem ein Einreisevisum nach Mexiko befindet. Er reist weiter nach Marseille, wo viele andere Flüchtlinge auf eine Möglichkeit warten, in ein anderes Land zu fliehen. Mit dem Einreisevisum nach Mexiko beginnt er, sich unter dem Namen des Toten die weiteren Transitpapiere zu beschaffen und lernt dabei Marie kennen, die Frau des Verstorbenen.
    Das Hörspiel (keine Lesung!) vermittelt überzeugend die Atmosphäre in der damaligen Hafenstadt. Der Ich-Erzähler berichtet nicht nur von seinen vergeblichen aber auch erfolgreichen Bemühungen, die notwendigen Papiere zu besorgen, sondern schildert auch manches Schicksal, das seinen Weg kreuzt. Menschen, die monatelang warten, der Wilkür der Behörden ausgeliefert sind, endlich ihre ersehnten Papiere in den Händen halten und dann doch nicht ausreisen können, weil der Tod schneller war. Oder die, die das letzte benötigte Dokument erst erhalten, wenn das erste schon wieder ungültig ist. Und alle wünschen sich nichts sehnlicher, irgendwohin zu gelangen, wo sie in Sicherheit sind - und vermissen trotzdem ihre Heimat.
    Dieses Hörspiel ist wirklich toll umgesetzt und man bekommt eine Ahnung davon, wie grausam es sein muss, auf der Flucht zu sein. Obwohl die Buchvorlage dazu vor fast 70 Jahren geschrieben wurde, glaubt man ein aktuelles Stück Literatur vor sich zu haben. Hörenswert!
    Einen halben Stern Abzug gibt es für die gelegentlichen zu lauten Hintergrundgeräusche (Kneipe, Straße), die manchmal die eigentlichen Stimmen beinahe völlig untergehen lässt.
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Ausgaben von Transit

Taschenbuch

Seitenzahl: 309

Hardcover

Seitenzahl: 416

E-Book

Seitenzahl: 299

Hörbuch

Laufzeit: 00:01:30h

Besitzer des Buches 44

Update: