Der Kopflohn
Buch von Anna Seghers, Sonja Hilzinger
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Buchdetails
Titel: Der Kopflohn
Anna Seghers (Autor) , Sonja Hilzinger (Nachwort)
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 193
ISBN: 9783746651576
Termin: November 1995
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Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Der Kopflohn
Am Vorabend der Katastrophe
Sein Steckbrief hängt öffentlich in der Kreisstadt aus, als Johann Schulz bei Verwandten in einem rheinhessischen Dorf Zuflucht sucht. Man beschuldigt ihn, bei einer Demonstration einen Polizisten getötet zu haben. Der ausgesetzte Kopflohn wird für die Dorfbewohner zur Versuchung, und es ist eine Frage der Gesinnung, wer den Polizistenmörder schließlich denunziert. Denn im Dorf werben die Nazis.
„Man wird Augenzeuge des ersten Wachstums der Hitlerbewegung im Dorf. Die Dichterin hat keine These, die sie illustrieren will. Sie schildert nicht aus einem politischen Willen heraus, obwohl sie genau weiß, wohin sie gehört. Man gewinnt großes Vertrauen zu ihrem Bild, weil man Zeuge eines Naturprozesses zu sein glaubt. Die alten Bauern wollen nicht recht ran. Die Jungen werden verlockt von Uniformen, Autofahrten, Abenteuern und Keilereien. Es ist bei den Alten nicht viel Widerstand da, bei den Jungen ein vielfältiger Betätigungsdrang. Das sind einige Tendenzen des Prozesses, der viele Wurzeln hat, wie alles Lebende.
Anna Seghers erzählt herb, schweigsam, mit seltener, bezaubernder Konzentration. Kein überflüssiges Wort, kein Sentiment, keine Reflexion der Erzählerin. Jedes Gespräch ist sparsam auf seine Grundlage gebracht.“
„Das Neue Tagebuch“,
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Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Der Kopflohn
- Nungesser
Die Autorin: Anna SeghersWeiterlesen
Titel: Der Kopflohn, erschien erstmals 1933 im niederländischen Exilverlag Querido
Seiten: 230 Seiten, unterteilt in acht Kapitel
Verlag: Aufbauverlag
ISBN: 9783351034528
Die Autorin:
Anna Seghers wird am 19. Nov 1900 als Annette Reiling in Mainz geboren. 1924 promoviert sie in Heidelberg mit einer Dissertation über «Jude und Judentum im Werk Rembrandts». 1925 heiratet sie den ungarischen Soziologen Laszlo Radvanyi; gemeinsam haben sie zwei Kinder. 1933 müssen sie vor den Nazis aus Deutschland flüchten: über die Schweiz nach Paris, 1940 in den unbesetzten Teil Frankreichs, 1941 dann auf einem Dampfer von Marseille nach Mexiko.
Nach dem Krieg kehrt sie 1947 nach Deutschland zurück, engagiert sich politisch in der SED, erhält den Nationalpreis der DDR und wird Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR. 1983 stirbt sie in Berlin und wird dort auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.
Inhalt:
Roman aus einem deutschen Dorf im Spätsommer 1932, so lautet der Untertitel. Und tatsächlich steht wohl das rheinhessische Dorf Oberweilerbach stellvertretend für die Bevölkerung auf dem Land, die Anfang der 1930er Jahre soziale Not leiden. Kleinbauern können ihre Kredite nicht zurückzahlen, die Industrie musste im Zuge der Weltwirtschaftskrise Massen entlassen, und glücklich kann sich schätzen, wer überhaupt noch einen Job hat, auch wenn man dabei ausgebeutet wird. Die Versprechungen der NSDAP fallen hier auf fruchtbaren Boden.
Plötzlich taucht Johann Schulz bei seinen entfernten Verwandten im Dorf auf. Er sucht Unterkunft und Arbeit, und fleissig wie er ist, wird er bleiben. Allerdings hängt in der nächstgrösseren Stadt ein Steckbrief aus, dass der Kommunist Johann gesucht wird, wegen Mordes an einem Polizisten während einer Demonstration. Wird jemand im Dorf «einen der ihren» anschwärzen, um den Kopflohn zu kassieren?
Meinung:
Es ist einfach beeindruckend, wie Anna Seghers hier 1933 anhand eines Bauerndorfs den Aufstieg von Hitlers Partei erklärt. Die Einwohner, so unterschiedlich sie auch sein mögen, stecken in Not, und wie in ihrem späteren Roman «Das siebte Kreuz» wird die Geschichte nicht so sehr anhand des Protagonisten erzählt, sondern durch die Vielzahl an Bewohnern, deren Sorgen, Gedanken und Pläne, die wir als Leser mitgeteilt bekommen. So entsteht ein Panorama, ein detailliertes, vielstimmiges Bild des ländlichen Lebens in seiner Härte, scheinbaren Ausweglosigkeit und dem Nährboden, auf den die Versprechungen des NSDAP fällt: Zusammenhalt der Bauern, Abschottung vor Fremden, Wut auf den Kapitalismus, Stolz auf die eignen Kräfte, die man selbstbewusst auch in Strassenkämpfen mit den Kommunisten beweist.
Und doch werden die Personen nicht schwarz-weiss dargestellt, sondern Seghers beschreibt die Menschen sehr differenziert. Sogar der derb-ungehobelte Zillich, dessen Aufstieg wir hier sehen - und der im «Siebten Kreuz» nochmals als Scharführer auftritt, bis er schliesslich in «Das Ende» ebenjenes findet – auch er wird eigentlich in allen Texten menschlich dargestellt, mit seiner Familie und Freunden, mit seiner Motivation, seinen Ängsten und Hoffnungen.
Mein viertes Buch mittlerweile, das ich dieses Jahr von Anna Seghers las – und alle waren sie hervorragend und sehr empfehlenswert, wenn man sich für die Exilliteratur und ihre Themen der damaligen Zeit interessiert. Von ihren späteren Werken als «DDR-Schriftstellerin» kenne ich noch nichts, werde mich aber noch ein wenig mit ihrer Biographie und den Texten auseinandersetzen.
Ausgaben von Der Kopflohn
Besitzer des Buches 4
Update: