Ein winziger Makel

Buch von Nancy Huston

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ein winziger Makel

«Ein raffinierter Familienroman.» BRIGITTE Sol und Erra sind beide sechs Jahre alt, doch zwischen ihnen liegen Welten. Sol, verwöhnt, altklug und öfter im Internet unterwegs, als seine Mutter erfahren darf, lebt in jenem Land, in dem «Gott mit Bush befreundet ist». Erra, das glückliche Mädchen mit der Wunderstimme, das in Trümmern spielt, salutiert noch vor Adolf Hitler. Erra ist Sols Urgroßmutter. Über Generationen sind die beiden verbunden, und über Generationen wurde in der Familie ein düsteres Geheimnis weitergereicht. Was ist etwa mit dem hässlichen Muttermal an Sols Schläfe, das er sich wegoperieren lässt? Was mit dem grenzenlosen Hass seines Vaters? Es bleibt den Kindern überlassen, die Brüche und Verwerfungen in den Erzählungen ihrer Eltern zu deuten.
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Bewertungen

Ein winziger Makel wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ein winziger Makel

    Ein interessantes Buch, das vor allem durch seinen Aufbau besticht, aber auch durch eine geschicktere, anspruchsvollere Geschichte als es die ersten Seiten anzukündigen scheinen. Denn in jenen war ich wie Serjena etwas überrascht und enttäuscht über die Sprache, den Stil.
    Es war von den vier Generationen die Rede : wir gehen jeweils um eine Generation zurück in die Vergangenheit und entdecken so vielleicht, inwieweit wir als Einzelne eben nicht nur separat und losgelöst von Geschichte, sei es der « großen » oder der Familiengeschichte, stehen, sondern wie in einem Strom. Dabei sind die Personen des Romans sowohl in einer Fortsetzung wie auch in Brüchen zu dieser Vergangenheit. Tatsächlich handelt es sich im Original beim Titel nicht nur (zumindest als Möglichkeit) um einen Makel, der hier als vererbbar dargestellt wird, sondern auch um Brüche (faille). Und so gibt es sowohl Fortschreibung und Kontinuität als auch Auflehnung und Änderung. Und dies gilt sowohl in der Folge der Generationen als auch bei einer Person selbst, zwischen z.B. Kindheit und Erwachsenenalter (besonders sichtbar bei Randall).
    Wenn vom merkwürdigen Stil der ersten Seiten die Rede war will ich nicht verbergen, dass ich von Kapitel zu Kapitel eine Qualitätssteigerung empfand, gerade dann im bewegenden letzten Kapitel.
    Den erwähnten Mangel an Differenzierung oder Einseitigkeit, Schwarz-Weißmalerei halte ich persönlich für ein Stilmittel in diesem Roman, hinter dem die Autorin so nicht etwa steht ! Bei genauem Hinschauen entlarvt man gewisse Übertreibungen als Verteidigungsmittel von verletzten Menschen und anderem mehr. Dies betrachtet man von außen zu Recht kritisch, kann aber durchaus die gelebte, empfundene Realität treffen.
    Nancy Huston hat etwas zu sagen, und hier im französischen Sprachraum tauchen auch essayhafte Artikel hier und da in Zeitschriften auf. In Interviews, auf die ich zufällig stieß, erlebte ich eine überaus interessante Frau und Denkerin !
    Sie ist entdeckungswürdig !
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  • Rezension zu Ein winziger Makel

    Nancy Huston beherrscht die Fähigkeit jedem dieser Kinder, so unterschiedlich wie sie sind, mit vielen kleinen Details eine Stimme zu geben. Sol ist ein verdorbenes Kind, rechthaberisch, eingebildet, sehr rotznäsig und dem Trend unserer Zeit folgend magersüchtig. Ein Experte des WWW, Zuschauer von Pornovideos und Liebhaber von blutigen Szenen. Randall welcher eine besondere Verbundenheit zu Mutter und Vater hat, feinfühlig und empfindsam ist. Sadie immer sehr beschäftigt, unsicher und sehr obsessiv. Erra mit der alles beginnt, in dessen Leben ein Geheimnis verborgen ist, das Generationen geprägt hat.
    Wenn man aufmerksam liest stellt man fest dass sich immer die gleichen Muster wiederholen, wie das Verhalten der Erwachsenen die Kinder beeinflusst. Es ist auch ein Buch über die Suche nach Identität und den eigenen Wurzeln.
    Das Buch liest sich flüssig, ist jedoch recht anspruchsvoll welcher im Leser sehr verschiedenen Empfindungen hervorruft, von Ekel zu Unverständnis bis hin zu Trauer und Wut. Und nach jeder Geschichte gelingt es die Zusammenhänge besser zu verknüpfen. Dennoch ganz glücklich bin ich nicht mit dieser Lektüre. Ich mag Bücher welche offen und ehrlich sind, der jeweiligen Epochen in der sich die Handlung abspielt angepasst. Hier war es mir, besonders bei der Geschichte von Sol etwas zu viel und allgemein zu wenig differenziert zwischen „Gut und Böse“.
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  • Rezension zu Ein winziger Makel

    Jedes der vier Kapitel dieses Buches ist einer Generation gewidmet – beginnend mit Sol, im Amerika des Jahres 2004 gerade 6 Jahre alt. Die übertriebene Fürsorge und hysterische Angst der Mutter tyrannisiert das ganze Familienleben. Sol ist altklug, verhaltensauffällig und hinterlistig. Sein Vater Randall ist phlegmatisch und nimmt diese Situation als gegeben hin, er hat den innerfamiliären Kampf bereits aufgegeben. Ihn beschäftigt vielmehr die Thematik von 9/11 und lässt er seinen Hass gegen die arabische Welt freien Lauf. Ihm ist das zweite Kapitel gewidmet, das im Jahr 1982 spielt, Randall ist 6 Jahre alt. Seine ursprünglich nichtjüdische Mutter Sadie besteht auf eine jüdische Erziehung, und hat auch ihr Leben ganz dem Judentum und dessen Schicksal (v.a. im 2. Weltkrieg) verschrieben. Sadies traurige, einsame Kindheit wiederum wird im 3. Kapitel beschrieben, Sadies Mutter Erra, eine erfolgreiche Künstlerin, ist Hauptperson im vierten Kapitel, das im Jahr 1944 spielt.
    Nicht nur die Familienbande verbinden diese 4 Personen, auch hat jede der Personen einen „Makel“ zu tragen. Von einem – laut seiner Mutter – unästhetischen Muttermal an der Schläfe bis zum System Lebensborn im Dritten Reich. Die Schauplätze reichen von Deutschland bis Kanada, von New York bis Israel. Es geht um Heimat, um Religion, um gegenseitige Toleranz , um Hass und Liebe in diesem Buch und durch die Verknüpfung der einzelnen Protagonisten entsteht zuletzt ein vollständiges Bild einer sehr turbulenten Familiengeschichte.
    Das Buch liest sich flüssig, wenn auch die plakative Schwarz-Weiß-Malerei und die hin und wieder doch sehr plumpe Kulturkritik zuweilen etwas nerven. Die außergewöhnliche Erzählweise verleiht diesem Buch ein gewisses Etwas und ist es für alle, die nicht-chronologische Bücher und verstrickte Familiengeschichten mögen, zu empfehlen.
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  • Rezension zu Ein winziger Makel

    Titel der französischen Originalausgabe: Lignes de faille
    Seitenzahl: 365
    Klappentext:
    Der sechsjährige Sol, die sechsjährige Erra: In wie unterschiedlichen Lebenswelten wachsen sie auf! Sol, verwöhnt, altklug und öfter im Internet unterwegs, als seine gluckenhafte Mutter erfahren darf, lebt in jenem Land, in dem "Gott mit Bush befreundet ist". Erra, das glückliche Mädchen mit der Wunderstimme, das in Trümmern spielt, salutiert noch vor Adolf Hitler. Erra ist Sols Urgroßmutter. Über Generationen sind die beiden verbunden, und dennoch liegt in dieser Genealogie ein unentdecktes Geheimnis verborgen. Was ist etwa mit dem hässlichen Muttermal an Sols Schläfe, das er sich wegoperieren lässt? Was mit dem grenzenlosen Hass seines Vaters?
    Niemand setzt sich auf dieselbe Weise an den Tisch der Geschichte und Lüge, Untreue und Verrat bestimmen die Art, wie sie in dieser Familie von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es bleibt den aufmerksamen Kindern überlassen, die Brüche und Verwerfungen in den Erzählungen ihrer Eltern zu deuten. Und so, mit Hilfe ihrer klaren, nur scheinbar naiven Stimmen, führt uns Nacy Huston über vier Generationen und durch mehrere Kontinente ins Zentrum des diesem Roman zugrundeliegenden Rätsels.
    Meine Meinung zum Buch:
    Das Buch gliedert sich in vier Abschnitte. Im ersten Abschnitt kommt Sol zu Wort, Sohn eines patriotischen Vaters und einer überbesorgten und überfürsorglichen Mutter. Sol ist wissbegierig, er dürstet nach Informationen und hat schnell entdeckt, dass ihm das WWW unbegrenzte Möglichkeiten eröffnet. Besonders faszinieren ihn dabei die grauenvollen Bilder getöteter Soldaten oder vergewaltigter Frauen. Sein Vater lebt ihm den Hass auf Ausländer vor und Sol ergibt sich in die Rolle des Sohn eines amerikanischen Vaters, der für die Regierung Kriegs-Roboter baut.
    In den drei verbleibenden Teilen des Buches lernen wir die Vergangenheit von Sols Vater Randall, dessen Mutter Sadie und deren Mutter Kristina kennen. Jedes dieser Familienmitglieder kommt dabei im Alter von 6 Jahren zu Wort. Viele Dinge, die die "Erwachsenen" in dieser Zeit sagen und machen, ergeben zunächst keinen Sinn, werden aber spätestens bei dem Bericht der vorhergehenden Generation verständlich. Dabei ziehen sich die Themen Religion, Drittes Reich und Suche nach den eigenen Wurzeln sowie Vergangenheitsbewältigung wie ein rotes Band durch das Buch.
    Besonders gereizt hat mich an diesem Buch die Idee der Autorin, das Geheimnis um eine Familie auf diese Art von Generation zu Generation zu erklären. Dabei entwickelt sich die Geschichte rückwärts. Der Leser befindet sich zunächst im Jahr 2004, reist mit Sols Vater ins Jahr 1982, begibt sich mit dessen Mutter ins Jahr 1962 um schließlich in den Jahren 1944/45 die Auflösung einer tragischen Familiengeschichte zu erfahren.
    Von mir gibt es 4 .
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Ausgaben von Ein winziger Makel

Hardcover

Seitenzahl: 368

Taschenbuch

Seitenzahl: 368

Ein winziger Makel in anderen Sprachen

  • Deutsch: Ein winziger Makel (Details)
  • Französisch: Lignes de Faille (Details)

Besitzer des Buches 11

Update: