Nahe Jedenew

Buch von Kevin Vennemann

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Nahe Jedenew

Kevin Vennemanns suggestive Prosa zieht uns mitten hinein in einander über- und umstürzende Ereignisse: nahe Jedenew, einem Kindheitsort und gedachten, vielleicht polnischen Dorf, zerbricht mit einem Schlag jene funktionierende Zweckgemeinschaft, die Juden und Katholiken dort über die Jahre verbunden hatte. Der Ort wird zum Kriegsschauplatz, deutsche Soldaten und polnische Bauern plündern die Höfe zweier Familien. Für die Kinder fallen im Moment der Gefahr ihre Erinnerungen an die zurückliegenden Kindersommer, -abenteuer und Familiengeschichten in einer unerhört eindringlichen Bündelung der Wahrnehmungen mit den akuten Bedrohlichkeiten in eins.
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Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Nahe Jedenew

    Original : 2005, Deutsch
    ZUM BUCH:
    Kevin Vennemanns suggestive Prosa zieht uns mitten hinein in einander über- und umstürzende Ereignisse: nahe Jedenew, einem Kindheitsort und gedachten, vielleicht polnischen Dorf, zerbricht mit einem Schlag jene funktionierende Zweckgemeinschaft, die Juden und Katholiken dort über die Jahre verbunden hatte. Der Ort wird zum Kriegsschauplatz, deutsche Soldaten und polnische Bauern plündern die Höfe zweier Familien. Für die Kinder fallen im Moment der Gefahr ihre Erinnerungen an die zurückliegenden Kindersommer, -abenteuer und Familiengeschichten in einer unerhört eindringlichen Bündelung der Wahrnehmungen mit den akuten Bedrohlichkeiten in eins. (Kurzbeschreibung, bei Amazon kopiert)
    ANMERKUNGEN:
    Die Ich-Erzählerin entstammt mit ihrer Schwester einer jüdisch assimilierten Familie, die nicht mehr praktiziert. Ihr Bruder hat sich durch Fälschung der Papiere als Katholik ausgeben können und in der Ferne die Nachbarstochter heiraten können. Zusammen praktizierten die beiden Familien als Veterinäre und Notschlächter, wie nun gerade, wo die Schweinepest ausgebrochen war. Eine schreckliche Vermutung durchzieht aber die Nachbarschaft...
    Nun, kurz nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen - irgendwo im plnischen Osten, wie man annimmt - werden diese Mädchen Zeugen des Überfalls polnischer Bauern – ihrer Nachbarn, oft bis neulich noch unterstützt und nahestehend! - und deutscher Soldaten auf ihren und der Nachbarn Hof (wo der Bruder eingeheiratet hat) in der Nähe von Jedenew. Die beiden Schwestern können sich auf ihr Baumhaus flüchten und bleiben länger unentdeckt.
    In der Erzählung werden Elemente der Vergangenheit (Erinnerungen an vergangene Sommer in den Feldern und am See, Gespräche und Berichte ihrer Verwandten etc), das gerade Geschehene (der Überfall auf das Haus, das Einrücken der Soldaten) als auch das Leben im Baumhaus in einer meisterhaft geführten Weise quasi zeitgleich erzählt. Es gibt keine unterscheidbaren grammatikalischen Zeiten: alle Ebenen werden im Präsenz dargestellt, was ein konzentriertes Lesen verlangt. Oft ändert sich die erzählte Zeitebene innerhalb ein und desselben Satzes!
    Doch ist diese Vorgehensweise sicherlich nicht eine Laune des jungen Autors, sondern ein Stilmittel, das eben die Auflösung der Zeitunterschiede bewirkt, bzw. ausdrückt und alle Handlungen auf einem Niveau darstellt. Dazu finde ich kaum Worte: es ist ein unglaublich intensives Lesen! Gleichermaßen finden wir aufs Intensivste die Anwendung von teils stakkatohaften, kurzen Sätzen, oft strikt der Subjekt-Verb-Objektreihung folgend, dann auch lange Reihungen. Manche Wörter tauchen innerhalb einer Seite wie ein Mantra ein Dutzend Mal auf. All dies gibt dem Buch eine Atemlosigkeit, eine kaum zurückgehaltene Dringlichkeit, die ihresgleichen sucht.
    Anstrengend, aber überaus lesenswert. Von deutscher Sicht her eins der besten Bücher zum Thema Krieg und Pogrom, das ich gelesen habe!
    Ausgezeichnet!
    ZUM AUTOR:
    Kevin Vennemann, geboren 1977 in Dorsten, ist ein deutscher Schriftsteller. Er studierte Germanistik, Anglistik, Judaistik und Geschichte in Köln, Innsbruck, Berlin und Wien. 2002 debütierte er mit dem Erzählungsband Wolfskinderringe, im Herbst 2005 erschien sein erster Roman Nahe Jedenew, der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Im Juni 2006 war er Teilnehmer des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und las den Auszug „Im Komponierhäuschen“ aus einem neuen Romanprojekt. Dieser Roman wurde unter dem Titel Mara Kogoj im Frühjahr 2007 veröffentlicht. Seit Sommer 2009 ist Vennemann Doktorand der Literaturwissenschaften an der New York University. Er lebt in Brooklyn, New York. (Quelle und mehr unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Kevin_Vennemann )
    Taschenbuch: 144 Seiten
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Ausgaben von Nahe Jedenew

Taschenbuch

Seitenzahl: 144

Besitzer des Buches 3

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